Auch das Zeitempfinden ist an den Wahrnehmenden gebunden.
Der Wahrnehmende ist auch nicht konstant. Er kann sich in unterschiedlichen Zuständen befinden, die sich dann auch auf die Zeitwahrnehmung auswirken.
Ich kontemplierte einmal über die Viskosität von fettreicher Milch, die ich mir zum Zwecke des Genusses in ein Glas gefüllt hatte. Ihr Fettgehalt war ziemlich hoch, was mir an den Wellenbewegungen im Glas auffiel. Ich setzte mich in einen Sessel und betrachtete das Wellenspiel im Glas, und versuchte zu erspüren, wieviel langsamer sich die Wellen im Vergleich zu Wasser verhielten.
Als ich das Glas abstellte, bewegte sich mein Körper in Zeitlupe. Eine leichte Aufregung stieg in mir hoch, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Mit dieser kurzen, kleinen Kontemplation in einen anderen Wahrnehmungszustand zu fallen.
Ich wusste, dass im Nebenzimmer meine Freundin saß und ein Buch las. In Zeitlupe begab ich mich ins Nebenzimmer und fragte sie, ob sie mich verstehen könne, oder ihr irgendetwas komisch vorkäme.
Sie lächelte mich an, und meinte, es sei alles ganz normal. Wieso ich fragen würde. Ich winkte in Zeitlupe ab und blieb bei ihr sitzen, bis das Zeitempfinden eine mir gewohnte Vertraulichkeit zurückgewann.
Ich erzähle das, um zu verdeutlichen, dass zwei Menschen völlig unterschiedliche Wahrnehmungen haben können, obwohl sie im selben Raum sitzen.