Uranus, Neptun und Pluto im Gespräch.

Arnold

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Uranus, Neptun und Pluto im Gespräch.


Hohe, duftende Bäume und ein unablässig springender Brunnen geben dem Garten eine ganz eigene Atmosphäre. Auch die hinter Rhododendron und Mimosen versteckte Mauer lässt die drei um einen marmornen Tisch sitzenden Männer ganz persönlich in ihrer Eigenart sprechen. Der schwere Wein aus Samos ist vielleicht schuld daran, dass das Gespräch so mühelos fließen kann und dass jeder den anderen von INNEN versteht. Schlank, mit reicher Gestik und gewitzten Augen stellt Uranus sich vor…

Uranus: Welch göttlicher Zufall, dass ich euch hier treffe, denn nur selten kann ich bleiben an einem Ort. Heute verweile ich mal länger als einige Stunden, bis ein neuer Einfall mich woandershin treibt. Ich bin – so sagt man – die Intuition, also das Rasche, das unvorhergesehen da ist. Dabei schütze ich mich vor bösen Geistern, die reinkommen könnten, damit aus dem Einfall nicht ein Unfall wird.

Genüsslich langsam mit verträumten Augen den Wein genießend sagt Neptun dazu:

Ich selber rieche, höre und empfinde von weitem bereits, was sich später abspielt. Das macht mich oft traurig, denn ich kann es nicht sagen, bleibe in der nebeligen Wiese alleine. Dann weiß ich nicht, ob ich mich täusche, oder ob die Welt selber die Täuschung ist! Man nennt mich ganz einfach übersensibel, sagt aber auch, dass ich gerne helfe.

Elegant sieht er aus, jener Mann mit schwarz gekräuseltem Haar, wie er den diamantenen Edelstein betrachtet, ihn dabei immer drehend. Es ist Pluto, der folgendes sagt: Schaut euch den Stein an, ganz genau, und ihr seht ihn in immer anderer Farbe, anderer Form, in anderen Maßen, je nach euerer eigenen Perspektive, eben so, wie ihr hinschaut! Viele Menschen haben Angst ihre Sichtweise zu ändern und darum fällt ihnen ihre eigene Wandlung so schwer. Ich selber versuche ihnen die Kraft dazu zu verleihen.

Uranus: Um uns besser kennen zu lernen, möchte ich an euch beide je eine Frage stellen, die ihr mir dann beantworten sollt. Seid ihr mit diesem Fragespiel einverstanden?

Neptun und Pluto: Wir finden darin einen sehr glücklichen uranischen Einfall und bitten dich lieber Uranus, frage uns gleich in kurzen Worten!

Uranus: Worin, Neptun siehst du den Sinn, dass sich die Menschen erst täuschen müssen, bevor sie die hintergründige Wahrheit erfahren? Und von dir Pluto, möchte ich hören, was jene Angst bedeutet, die der inneren Wandlung vorausgeht?

Neptun: Im Täuschen vertauscht der Mensch seine Sichtweise so lange, bis er erkennt, dass die Liebe viel umfassender ist, als sein kleines irdisches Sein.

Pluto: Erst in der Beengung, in der dunklen Höhle, wird es hell im Menschen, von einem Licht, das größer scheint als er selber – und von da an wandelt sich alles Bisherige um.

Neptun: Ich frage dich Uranus, warum du so vieles zerschlägst, bis erst NACHHER die göttliche Einsicht herein kann? Und von dir Pluto, möchte ich wissen, warum die Menschheit alles Schreckliche auf dich projeziert?

Uranus: Erst wenn die saturnische Grenze, wie beim Ei die Schale zerbröckelt, erst dann ist der Weg frei für die sich erneuernde Frucht. Im Zerschlagen liegt also Freiwerden!

Pluto: Menschen die lieber beim Alten bleiben, werden immer ihre eingefrorenen Sünden auf das projizieren, was sie nicht hereinlassen wollen. Darum bin ich nur schrecklich für jene, die mich von dieser Seite aus sehen! Mein lieber Uranus, sage mir bitte, was für dich der Einfall bedeutet. Und von dir vielschichtiger Neptun will ich wissen, was in deinen Augen die Sucht im Grunde hervorbringt!

Uranus: Einfall ist angenommener Zufall, der mit meiner inneren Verantwortung übereinstimmen muss. Den Einfall sehe ich als göttliches Resultat einer langen persönlichen Erfahrung.

Neptun: In der Sucht liegt ein Suchen nach göttlicher Erkenntnis. Doch kommt sie nur dann, wenn der Mensch seine selbst geschmiedeten Bilder loslassen kann.

Alle drei stoßen mit den Weingläsern an und schauen sich ganz tief in die Augen. Sie wissen, dass sie jenseits der saturnischen Mauern, oder der begrenzenden Körperlichkeit eine Aufgabe haben. Sie sind dazu da den Menschen seinen göttlichen Lebenssinn wieder zurück zu geben…..
 
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Lieber Arnold,

ich beschäftige mich selbst ja noch nicht soo lange mit Astrologie, ich spür zwar die Energie der Planeten, bzw. Sternzeichen (von manchen mehr, von manchen weniger, mit den Häusern tu ich mir da überhaupt noch ein bissi schwerer), kann sie aber nur schwer in Worte fassen. Dieses "Gespräch" gefällt mir wirklich sehr gut, man kann sich die "Persönlichkeiten" so richtig vorstellen. Gerade diese 3 Planeten habens mir irgendwie "angetan" und genau so erleb ich sie auch.
Wenn diese "Geschichte" aus einem Buch stammt und dort auch die anderen Planeten auf ähnliche Weise beschrieben sind, würdest du mir dann verraten, wie das Buch heißt? Und gibts vielleicht ein Buch, das auf ähnlich bildhafte Weise die Häuser beschreibt? Ich denke, daß ich damit mein Verständnis mehr vertiefen könnte.

Ich wünsch dir einen wunderschönen Tag!
Alles Liebe
blue dolphin
 
Hallo Blue Dolphin, :)

Dieses Interview stammt aus der Feder von Fritz Gehre, einem Freund und Astrologen von mir, den ich 1992 beim API kennengelernt hatte. Leider ist Fritz letztes Jahr mit über 80 Jahren sanft eingeschlafen. Er war Berater und Lehrer bei der Huber-Schule und ein wahrer Lebenskünstler. Einmal war er zufällig auf einer Hochzeit eingeladen und "zog" sage und schreibe an einen Tag 54 Beratungen "an Land", welche er im Laufe der folgenden Wochen tätigte.

Fritz war vom zweiten Weltkrieg gezeichnet, er hatte in Stalingrad ein Bein verloren, sowie eine Kopfverletzung erlitten. Trotzdem strotzte er förmlich vor Lebensfreude, war immer freundlich und hilfsbereit. Er hatte zudem das Aussehen eines Faun mit seinem weißen Bart. Leider hat er kein Buch geschrieben aber in den 80iger Jahren fleissig in der API Zeitschrift "Astrolog" sein ungemein großes Wissen in zahlreichen Artikeln veröffentlicht.

Ich setze gerne in Zukunft ab und zu einen Artikel von ihm hier rein, weil diese es wirklich wert sind gelesen zu werden!

Mit lieben Grüßen!

Arnold
 
Das muß wahrlich ein bemerkenswerter Mensch gewesen sein, freu mich für dich, daß du ihn gekannt hast! Schade, daß er kein Buch geschrieben hat, das hätt ich gerne gelesen. Aber ich freu mich, wenn du zukünftig ein paar Artikel von ihm hier reinstellst. :) .......Kennst du vielleicht Bücher, die so ähnlich bildhaft geschrieben sind und die du mir empfehlen könntest? Dein Beitrag von Fritz Gehre hat mich sozusagen "hungrig" gemacht ;)

Alles Liebe
blue dolphin
 
Lieber Arnold,

ich weis nicht ob du neugierig auf Feedback bist.

Ich finde die Geschichte super und toll von dir das du sie reingeschrieben
hast.Mir ist es auch sehr hilfreich wenn ich mir das bildlich vorstellen kann.

Danke und alles liebe Helga :kiss4:
 
Hallo ihr Lieben, :)

Hier noch etwas vom alten Fritz über Merkur im Folgegespräch mit Jupiter...

Liebe Grüße!

Arnold

Merkur – der geflügelte Götterbote – Hermes.


Hermes Trismesgistos ist der dreimal große Götterbote, der im Merkur als einzigem Planeten im Halbkreis, Kreis und Kreuz diese Dreiheit symbolisch abbildet: ein seelisches Aufnehmen, das geistig verarbeitet sich körperlich verwirklichen soll. Wenn wir sagen, am Anfang war das Wort, so bedeutet das den ersten Atemzug, den Odem, den Hauch. Zugleich bedeutet es aber auch ein dreifaches Bewusstwerden unserer eigenen Existenz. Wenn ich im folgenden mit dem Bewusstmachen beginne, dann wird damit die dem Kreis entsprechende geistige Grundlage angesprochen, jene Mitte, aus der das Merkurische entsteht. Im Boten, dem zweiten Kapitel, wird analog dem Halbkreis dieser Mitte weitergegeben in die dafür offene Welt. Der Verstand letztlich ist die abgrenzende, sichtbare Form, das Kreuz als endliches Resultat, dass, was ich nicht nur weiß, sondern zugleich verstehe.


Bewusstmachen.


Die in Stein eingeritzte Schrift der Sumerer geht auf 3600 vor Christus zurück, eine Keilschrift, die in dichterischen, religiösen und kaufmännischen Fragmenten zeigt, was damals bewusst gemacht wurde. Später waren es Tontafeln und noch später bei den Ägyptern der Papyrus, unser Papier. Doch zuerst war es Stein: die Darstellung des Hermes als Grenzstein oder Grabstein, eine Abgrenzung also. Die Hermes – Säulen stellen den Gott mit ausgemeisseltem Kopf dar, er Körper ist unausgemeisselt mit einem hervorstehenden männlichen Glied. Symbolisch zeigen diese vor den Häusern aufgestellten Totemfiguren die Fruchtbarkeit der religiösen und dichterischen Worte und setzen zugleich die eigenen Grenzen fest. Ein anderes Totem war in Ägypten der verwandelte Gott Horus als Falke, der durch die Lüfte flog, um täglich das Reich zu beaufsichtigen. Im Mittelalter wurde daraus das Todessymbol, wie wir es im Raubvogel Habicht finden.

Wer spürt nicht die verwandelnde Kraft, spürt nicht wie jede Schlangen, die sich um den Hermesstab winden, Erkenntnisse vermitteln? So stieg aus der Stirne des ägyptischen Königs der Uraeus oder die Schlange sinnbildlich die magischen Tugenden von Weisheit und Leben. Genauso begegnen sich die beiden Schlangen, die sich um den phallischen, fruchtbaren Stab des Hermes winden. Sie schauen sich an, und der unentwirrbare Knoten wird zur Erkenntnis, das Wissen wandelt sich also um in Verstehen! Im Stab ob im Aaronstab oder im Hirtenstab des Hermes ist eine Zauberkraft drin, die eine symbolisch magische Kraft ausstrahlt, eben die der inneren Wandlung; ich erinnere an den Krummstab der Bischöfe oder an die Engel, die den Botenstab in der byzantinischen Kunst tragen.

„Was ist Sünde?“ – so fragten die Babylonier ihren Gott Nabu, der dem Merkur entspricht. Obwohl das Bewusstsein der Sündhaftigkeit nie in babylonischen Menschen vorwaltete, lebte es doch in den klagenden, religiösen Gesängen und Liturgien: „Herr, meine Sünden sind viele, groß sind meine Missetaten…. ich versinke in Trauer….“. Das sechste Haus, die Jungfrau, das Dienende, fällt mir dazu ein, das Einordnen in den höheren Kosmos.

Jetzt möchte ich die Geschichte vom Hermaphroditen erzählen. Der Sohn des Hermes und der Aphrodite, Eros, begegnete als Jüngling der Nymphe Salmakis, die sich in ihn verliebte. Eros wies die Nymphe zurück, bis sie mit ihm in die Quelle ging und ihn dort umarmte. Daraus, aus diesem Einssein, entstand der Hermaphroditos, ein weiblicher Knabe. Eine durch die Weigerung des Jünglings ganz bewusste Vereinigung von Männlich und Weiblich in einer Gestalt, was wir ausdrücken mit dem Wort androgyn! Dahin gehört auch, um es bewusst richtig zu verstehen, der Sohn von Hermes, der groß-phallische Gott mit Bockshörnern und Bocksbeinen, Pan. Dies Wunderkind der Nymphe Dryope trug Hermes aus dem Olymp und stellte es den Göttern vor. Alle – und Pan heißt als Wortspiel auch alle – hatten Freude an ihm, an seinem Lachen, das dunkel war und schreckenserregend, doch nicht bösartig – vor allem freute sich Dionysos. Wiederum ein Bewusstmachen unserer eigenen Tiefe, unserer uralten, archetypischen Bilder.

Überall spiegelt sich ab, was uns den Götterboten bewusster macht, so dies noch: Kurz nachdem Hermes geboren wurde, fand er die Schildkröte und machte ein tönendes Instrument aus ihrem Schild, die Leier. Mit ihr besingt er die Liebe von Zeus und Maia, von seinen Eltern. Apollon hört ihm zu, so lange, bis Hermes ihm diese Leier schenkt. Die Schildkröte symbolisiert die Stütze des Universums, der Panzer den Himmel, in ihr ist Alter und göttliche Weisheit. Sie versinnbildlicht das All und macht uns unsterblich, denn wir können uns zurückziehen, in eine andere, in unsere innere Welt! Aus dieser kleinen Perspektive bereits sehen wir, was alles Merkur uns bewusst macht, wenn wir immer mehr verstehen lernen, was die Bilder eigentlich aussagen.


Der Bote.


Die Sumerer dachten sich den Luftraum mit Geistern erfüllt, es gab damals schon wohltätige Engel so wie Dämonen und Teufel. Auch die israelischen Nomaden fürchteten sich vor den Geistern in der Luft und opferten deshalb Lämmer und Stiere. Und schließlich gehört ja auch der Falke in die Luft, welcher als geistiges Wendigkeit dem Merkur zugeordnet wird. Was bedeutet Botschaft von hier aus gesehen? Es sind die Hymnen, die Psalmen, die Gesänge und Tänze.

Der homerische Hymnos, auch Hermes, bezeichnet die Moiren, die weissagenden Göttinnen, als Bienen ein Symbol der unermüdlichen Arbeit und Beredsamkeit. Die Psalmen Babylons werden einzeln oder im Wechselgesang vorgetragen, oft in fremder, in sumerischer Sprache gleichsam konserviert. Nicht anders wie heute das Ritual und die Liturgie der Römischen Kirche! Aber auch die heiteren Tänze Apollons mit phallischen Symbolen müssen als magischer Zauber, der frei macht, verstanden werden. Bevor ich mitteile, was unser Götterbote, der Hermes, alles getan hat, um seine Vielseitigkeit uns allen zu zeigen, möchte ich kurz auf die römische Götterwelt eingehen. Da gab es den Gott Abeona, der als Geist dem Kind zu Hilfe kam und seine ersten Schritte leitete. Und Fabulina lehrte es sprechen – Luftzeichen, wenn man so will, die das selbstständige Sprechen und Gehen, wie im dritten Haus, in der Schule beeinflussen. In Rom gab es 30000 Götter, ja in Babylon waren es sogar 65000, was analog gesehen einem Heiligen in jedem Dorf gleichkommt.

Maia, jede Nymphe, gebar einen Sohn von großer Schlauheit, einen listigen Schmeichler, einen Räuber und Rinderwegtreiber, einen Traumgeleiter und nächtlichen Späher, wie diejenigen sind, die auf der Strasse, vor dem Tor lauern. Er ist auch der Garant von Maßen und Gewichten, ein Schutzheiliger der Meineidigen; er trägt die Verordnungen und Briefchen von Gott zu Gott oder zu den Menschen mit geflügelten Schuhen, so schnell wie der Sturmwind. Aus dieser Fülle der Eigenschaften kann er – unser Hermes – Aphrodite durch die Luft zu Anchises befördern. Zeus brachte er die in einem Ledersack verborgenen Fuß- und Handsehnen zurück, die ihm der Drache abgeschnitten hatte. Ares befreite er von dem Zwillingspaar, den Aloaden, die ihn in einem Gefäß 13 Monate gefangen hielten. Seine List zeigte sich, als er einen Tag nach seiner Geburt die 50 Kühe des Apollon stahl und „rückwärts“ trieb er sie auf sandigen Boden, so dass die hinteren Hufe vorne waren und die vorderen hinten…..Und er konnte auch zaubern, indem der die Weidenzweige Wurzeln fassen ließ, im Boden sie über Kühe wachsen ließ, so dass er die sich sitzende Aglauros mit einem Schlage seines Zauberstabes in ein Steinbild; jetzt konnte er hingehen in den Raum, wo Herse wohnte, in die er verliebt war. Seine Lügen gegenüber Apollon waren eigentlich keine, denn er sagte zu Zeus: „Vater Zeus, dir sag ich die Wahrheit, denn ich bin wahrhaftig und kann nicht lügen.“ Was war es anderes als ein Überlisten, eine Freude am Wort, in dem so sehe ich es, der uranische Einfall darin steckt? Und Apollo macht ihn zum Gott der Diebe, und beide lachen aus innerer Freude am Wortspiel.

Dass Hermes Persephone aus der Unterwelt befreit, indem er Hades mit milden Worten überredet, das macht seinen Wirkungsraum noch umfassender. Persephone wollte aus dem Dunkel zum Licht, um zu ihrer Mutter zu gelangen – und Hermes sprach mit dem Gott der Toten, dem Gott mit den „dunklen Locken“. Damit verbindet dieser geflügelte Gott die unbewusste, die dunkle Seite mit unserem hellen Bewusstsein. Als Hephaistos ein sehnsuchtserweckendes, schönes Mädchen schuf, das den unsterblichen Göttinnen gleich ist, da befahl Zeus dem Hermes, dem Geschöpf hündische Schamlosigkeit und Betrügerei einzuflössen. Der Bote der Götter pflanzte in ihre Brust Lügen und Schmeicheleien und nannte das Weib Pandora, das verborgene Übel. Schließlich beschwichtigte Hermes Apollon mit der Leier und der wunderbare Ton durchdrang Apollons Herz, süße Sehnsucht ergriff ihn, als er aus seiner Seele zuhörte. Die Leier symbolisiert Frohsinn, Liebe und süßen Schlaf. Und Hermes schenkte sie ihm. Von Apollon erhielt er dafür den Hermesstab und die Gabe des Wahrsagens, nicht aber die höhere Weissagung; letztere entspricht Zeus dem Jupiter.


Unser Verstand.


Die Priester waren es in Sumer, die die Erziehung übermittelten, sie wollten nicht nur herrschen, sondern vor allem belehren. Den meisten Tempeln waren Schulen angeschlossen, wo Knaben und Mädchen im Schreiben du in Arithmetik unterwiesen wurden; eine Vorbereitung bis zum Schriftgelehrten. Schon 2700 vor Christi Geburt wurden in Sumer große Bibliotheken gegründet; man entdeckte mehr als 30000 Tafeln sauber und in logischer Anordnung übereinander geschichtet. Ja bereits 2000 vor Christus wurde von sumerischen Historikern die Geschichte rekonstruiert. Das Gilgamesch – Epos finden wir in seiner Urform auf einer in Nippur aufgefundenen Tafel. Die babylonische Schöpfungsgeschichte besteht aus sieben in den Ruinen der Bibliothek Assurbanipals gefundenen Tafeln. Tontafeln stellen praktisch Handbücher über Astrologie dar, ebenso Abhandlungen über Traumdeutungen, die übrigens mit den fortgeschrittenen Erkenntnissen der modernen Psychologie konkurrieren können. Die Astrologie war eine Spezialwissenschaft, die die Babylonier in der Alten Welt berühmt machte; die Astrologie – die Mitte der Wissenschaft – sollte das zukünftige Schicksal der Menschen anzeigen.

Der Schluss dieser Reise in unsere Bildwelt bezieht sich auf die Vervollkommnung der Sterblichen, auf Prometheus = der zum voraus Wissende. Dieser Prometheus hatte einen wunderschönen ersten Menschen geschaffen und verborgen gehalten. Dies wurde Zeus verraten, der Hermes ausschickte, um den Schönen zu holen. Das Geschöpf erhielt den Trank der Unsterblichkeit – Ambrosia und Nektar als Götterspeise – und glänzt seither am Himmel als Phainon, der Scheinende, wie in Griechenland der Planet Jupiter hieß.

Merkur bereitet ihn vor, den Jupiter, denn keiner von beiden kann alleine bestehen. Merkur und Jupiter gehören in das Kreuz der Veränderung, sie machen bewusst, was wir – so scheint es – in uns lange schon „wissen“!


Jupiter und Merkur im Gespräch.


Wie wir wissen, gehört sowohl der Jupiter wie der Merkur in den Kontaktbereich, und wie wir ebenfalls wissen, will Merkur möglichst viel wissen, um dies so oder so in seiner Vielfältigkeit zu verwenden! An den Jupiter glauben wir fast blind, denn seine überzeugt vorgebrachten Ideale können eigentlich gar nicht falsch sein – wozu darüber nachdenken! – Diese beiden sitzen sich nun gegenüber, Merkur mit leuchtender Krawatte, gut gebügelter Hose, sauberem Hemd und ein kleines Notizbüchlein zur Hand. Jupiter lässig in einen blauseidenen Umhang gehüllt, die Beine übereinander geschlagen und statt des Notizbüchleins ein Kelch Spätburgunder. Da Jupiter in seiner Art großzügig ist, lässt er Merkur den Vortritt im Gespräch:

Merkur: „Ich habe viele Bücher gelesen – noch dazu in verschiedenen Sprachen -, meine Aufzeichnungen dazu gemacht, und möchte heute Abend einen Vortrag in Astrologie halten. Bisschen Angst habe ich schon, denn wie soll ich die vielfache Kombinatorik der Aspekte zueinander auf zwei Stunden Vortrag zusammenpressen?“

Jupiter: „Nimm ein paar Aspektbilder als Beispiel, gehe gleichsam in sie hinein, empfinde sie, lass die Zuhörer miteinander sprechen, und siehe da, auf einmal wird die Kombinatorik lebendig und erklärt sich als eigene Wahrheit! Noch was; trinke davor etwas Wein, das beschwingt, denn was soll der Vitaminstoss von Orangensaft, den du jetzt zu dir nimmst?“

Merkur: „Du hast leicht reden! Wo bleibt die Gründlichkeit, die begriffliche Auseinandersetzung? Die hörenden Menschen wollen doch lernen! Andernfalls wäre mein Vortrag nichts anderes als eine groß angelegte Wiedergabe meiner eigenen womöglich ethischen Empfindung. Mir erscheint dein Rat nur für Fortgeschrittene brauchbar.“

Jupiter: „Ob das ein so genannter Anfänger ist oder einer, der schon 102 Jahre Astrologie betreibt, das dürfte gleichgültig sein! Ich gehe ganz einfach vom Lebendigen aus, vom Lebenssinn, und der zeigt sich in jedem Horoskop, sonst wäre die betreffende Person ja nicht am Leben. Der Glaube an eine höhere Macht ist für die Astrologie Voraussetzung und dies sollen wir uns bewusst machen.“
Merkur: „Ich kann doch keinen Glauben voraussetzen, wenn das Wissen nicht zuvor da ist -, das klingt mir überheblich, entschuldige, da sagen wir – der gibt ganz schön an - . Mit dem Kleinen beginnen, dass verlangt die menschliche Bescheidenheit. Und noch was: Der Merkur ist der Hermes trismegistos, das heißt: ihm stehen alle drei Bereiche des Lebens offen, und das trifft nur auf Merkur zu!“

Jupiter: „Einen kräftigen Schluck trinkend und mit einer großzügigen Geste sich die nächste Zigarette anzündend: Zu Anfang, ob bei den alten Kulturen oder beim Kind war alles ein Bild, und diese Bilder soll der Merkur eben in allen Ebenen bewusst machen. Macht sich dieser kleine Hermes selbstständig, dann vergisst er, woher er kommt. Dies nenne ich Bescheidenheit, wenn er also weiß, woher er kommt. Und dann entsteht daraus die persönliche Freiheit im Denken!“

Merkur: „Ja, du hast schon recht, aber nur von dir aus, ganz subjektiv; aber ich muss jetzt zu meinem objektiven Vortrag schreiten, ich möchte ja, dass mich jeder versteht!“

Jupiter: „Auf Widersehen, wichtig ist für mich, dass wir noch ein paar Mal miteinander sprechen, doch so, dass jeder freie mittlere Kreis das Menschliche dabei ist. Wir haben ja alle sowohl das Merkurische wie das Jupiterische oder Joviale zugleich in uns…“
 
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