Unsere Arbeitswelt

esoterix

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23. März 2009
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Rhein-Main-Gebiet
Effektives Wirtschaften war offiziell schon immer angesagt, aber in der Praxis nur selten der Fall. Kostenbewusstsein wird auch heute überall verlangt, aber das gilt natürlich nur für die Anderen. Die Sparparolen werden fast immer von Leuten formuliert, die neben ihrem unanständigen Gehalt und perversen Boni auch noch die Kosten für die Miete ihrer Villa und die Privatschule ihrer Kinder vom Arbeitgeber erstattet bekommen. Nicht selten werden ihre "Vergütungen" sogar brutto-für-netto gezahlt, also die fälligen Steuern trägt auch noch die Firma, vom privat genutzten Oberklasse-Pkw erst gar nicht zu reden. Selbst der Gärtner und das Kindermädchen sind für diese Leute keine Privatsache, jedenfalls nicht deren Entlohnung. Auch in dem Fall, dass sie , warum auch immer, in Ungnade fallen, ist vorgesorgt: Bis zum Ende der Vertragslaufzeit laufen die Bezüge weiter, dann gibt es noch Übergangsgelder und Abfindungen, damit der arme Mensch nicht ins Bodenlose fällt. Wer nun glaubt, diese Herrschafen würden für ihr exorbitantes Einkommen auch Gewaltiges leisten, der irrt: Arbeiten wollen sie selbstverständlich auch nicht, dafür haben sie ihre Assistenten, alles loyale Mitarbeiter, die genau wissen, wem sie ihren Posten verdanken. Da auch diese in ihrer erhabenen Position am Tisch des Herrn mehr die Früchte dieses Umstands genießen wollen, denn etwas zu leisten, hat jeder von ihnen wiederum mindestens einen Adlatus, u.s.w. So kommt es, dass in Zeiten des lean-management, wo eigentlich jede Dienstleistung outgesourct wird, Unternehmen aus vielen Häuptlingen und kaum noch Kriegern bestehen. Lediglich in der untersten Ebene, welche die Vergabe und Ausführung der anfallenden Arbeiten managt und überwacht, wird wirklich gearbeitet. Und wie! Da bereits ab dieser Ebene die neoliberale Effektivitätspresse wirkt, leben bereits die Mitarbeiter dort unter gewaltigem Leistungsdruck, denn bereits sie werden als notwendiges Übel angesehen, aus dem herauszuholen ist, was immer geht. Wozu ist klar: Um den o.g. Wasserkopf weiter aufzublasen. Dabei kann es sein, dass die Geschäftsleitung 2/3 der Personalkosten verschlingt, während sich die arbeitende Minderheit in den Burnout wurstelt.

In den Unternehmen, die für sie arbeiten, sieht es freilich anders aus. Sie können sich so etwas nicht leisten. Dort arbeiten alle an der Kotzgrenze, Chefs, wie Angestellte und Arbeiter. Dort ist das Verlangen nach Arbeit, die nichts kostet, sehr gefragt. Also arbeiten die Meisten unbezahlt mehr, verzichten auf Lohn und Urlaub, oder machen für 325€ im Monat fast einen vollen Job. Irgendwie ist das alles total krank.
 
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