Unser Sozialstaat in der Praxis

Ich kann Arno Gruen auch nur weiterempfehlen. Durch ihn fand ich auch eine Bezeichnung für das, was mir immer wieder auf den Geist geht => "Unsere Nation ist ja die Beste...". In dem Buch "Der Fremde in uns" verwendet er für dieses überhebliche Gehabe den Begriff "Gruppennarzissmus".

Schade, das Bücher von ihm nicht zur Pflichtlektüre in Schulen zählen. Vielleicht würde dann die Hoffnung bestehen, das der Homo sapiens seinem Namen irgendwann doch noch gerecht werden würde.

Falls Interesse an diesem Thema vorhanden ist: ich habe vor kurzem gesehen, das bei "scobel" vor einigen Monaten das Thema Empathie behandelt wurde. Das 12-minütige Interview mit Arno Gruen ist in der Mediathek zu sehen.

http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/138689/index.html

Danke für den link.
 
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GräfinJo;2679329 schrieb:
Ja, das ist interessant, wobei ich allerdings tatsächlich - ist aber nur ein Gefühl, noch nicht verifiziert - den Eindruck habe, daß mit Begriffen wie Burnout und Mobbing recht viel verknüpft wird, wo man vor 10 oder 20 Jahren nicht ganz so viel Aufhebens drum gemacht hätte.

Der ICD-10-Schlüssel wird in den USA gepfegt und hier nur übernommen - wobei die Amerikaner uns auch hier wieder einmal voraus sind. Das Bewusstsein dafür, dass die wirtschaftlich/gesellschaftlichen Bedingungen uns systematisch krank machen ist in den Köpfen der Fachleute längst vorhanden. Die Systemgeier weigern sich aber partout, aus rein finanziellen Gründen, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, denn sie müssten die Profiteure belasten, was sie aber nicht wollen. Deshalb werden auch die "wissenschaftlichen" Definitionen schon verbogen, damit sie ihre Ziele erreichen. Das Pferd wird immer von hinten aufgezäumt. Wir sind in der Pflicht, den Druck steigen zu lassen. Durch Aufklärung und Anklage. Darum geht es mir hier. :)

Es ist halt wirklich so, dass die menschliche Komponente in einer Wett-Streit-Gesellschaft zu kurz kommt, und wer das nicht (mehr) mitspielt oder mitspielen kann "untergeht". Sowohl die Tatsache, dass man u.U. kaputtgemacht wird, als auch die, dass man dann alleinegelassen wird, zumindest oft, spricht Bände über eine zu tiefst unmenschliche Entwicklung oder ein state of mind, der sich seit x Jahren nicht geändert hat.

Das ist der selbe Geist übrigens, der entweder aus Angst oder zum eigenen Vorteil Juden vergaste, schwarze versklavte usw. Neue Maske altes Muster..

Ja,ja,ja, so ist das heute. Es ist so gewollt von Leuten die Vorteile daraus ziehen, zu Lasten der Allgemeinheit und dabei naturgemäß besonders der Schwächsten. Dieser Geist wird heute bereits der Jugend in die Köpfe gehämmert, dass sie es für völlig normal und richtig halten - jedenfalls so lange, bis sie durch eigene Betroffenheit eines Besseren belehrt werden. Dann: viele hier glauben auch, dass der Geist der Mehrheit wirklich etwas ändern könnte. Könnte er auch! Allerdings sorgen die Agitatoren der Gegenseite mit List und Intrige geschickt dafür, dass dieser Geist nicht reifen kann. Außerdem haben sie im Notfall auch noch die Waffengewalt und können ihren Staat gegen das eigene Volk retten. So halten spirituelle Kleingeister ganze Riesenvölker in Schach - oft jahrhundertelang durch geistige Fesseln oder Gewalt. Auch unter diesen Bedingungen immer noch der Masse die Schuld zuzuschieben, halte ich für zwar nicht falsch, aber in der Praxis unfair. Das ist eine Sichtweise, die sich immer wieder gut eignet um auch das erbärmlichste und niederträchtigste Verhalten der Machtcliquen zu rechtfertigen. "Die haben es ja zugelassen" so die scheinbar logische Botschaft. Hitler hat gesagt: "Ein Volk, das nicht stark genug ist, hat nichts anderes verdient, als vernichtet zu werden" - nachdem er und seine Spießgesellen es fast schon ausgerottet hatten.

Was mich daran so stört: Sie tun es in dem Geiste, dass sie alles bestens geregelt hätten, wir unter Super-Lebensbedingungen hier eigentlich nur jubeln müssten ("Leiden auf hohem Niveau"), ja ihnen dankbar sein müssten dafür, dass sie so Großartiges für uns leisten. Dass der Mensch auch eine Perspektive braucht, ein Mindestmaß an Sicherheit und Luft zum Atmen, wird völlig negiert. Die neoliberalen Einpeitscher haben es sogar mittlerweile geschafft, die ihrer Philosophie zugrundeliegende Gier als urchristlich, weil eben menschlich, umzudefinieren.

Arno Gruen - habe ich noch nie gehört. Werde googlen

lg esoterix
 
Hi esoterix,

weil das alles so ist ist es umso wichtiger, dass es Menschen gibt, die einen Unterschied machen. Ich würde Lügen, dass man damit immer gut fährt, aber auch nicht nur schlecht.

Das beginnt schon damit, dass man in seinem Umfeld nicht blind alles nachquatscht sondern andere Sichtweisen aufzeigt auch bei ganz kleinen alltäglichen Sachen. Vis a vis sind die Leute oft auch ehr für wirkliche Argumentation zugänglich, als im Net.
Oder nur mal ein freundlicher Blick, ein nettes Wort... Ich weiß, dass das vllt. dumm klingt, aber bereits da fängt es eben an, dass man selber eben das Gegenteil macht von Ellenbogen ausfahren. Änderungen entstehen oft im Kleinen... und man beginnt ein Gefühl für die Menschen zu entwickeln, was auch oft nützlich sein kann.:)

Fromm sagte, dass sich der,der einen Schmerz fühlt glücklich schätzen kann, weil der Schmerz ein Indikator dafür ist, dass etwas nicht stimmt, von daher sehe es als Chance für Wachstum, ganz konkret.


l.g.
 
Hoi Esoterix,

ich hatte das ganz zu Anfang meiner Aktivität in diesem Forum öfters mal geäußert, m.M.n. ist das Problem im menschlichen Geist und damit in der Gesellschaft, denn tatsächlich, der Staat sind wir. Das Problem ist eine bestimmte "Denkweise", auf die man auch hier im Forum immer wieder trifft. Klar gibt da Ausnahmen. Dieser Geist, sage ich mal ist genauso in Ö vorhanden, wird aber, denke ich, allgemein weniger "brutal" gelebt. Diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Ich komme aus D habe ber öfters in Ö zu tun gehabt, nichtsdestotrotz das ist subjektiv.

Über diese Hintergründe, falls sie dich interessieren sollten schreibt z.B. Arno Gruen wirklich sehr gut und nachvollziehbar. Kann ich nur empfehlen.:)

Es ist halt wirklich so, dass die menschliche Komponente in einer Wett-Streit-Gesellschaft zu kurz kommt, und wer das nicht (mehr) mitspielt oder mitspielen kann "untergeht". Sowohl die Tatsache, dass man u.U. kaputtgemacht wird, als auch die, dass man dann alleinegelassen wird, zumindest oft, spricht Bände über eine zu tiefst unmenschliche Entwicklung oder ein state of mind, der sich seit x Jahren nicht geändert hat.

Das ist der selbe Geist übrigens, der entweder aus Angst oder zum eigenen Vorteil Juden vergaste, schwarze versklavte usw. Neue Maske altes Muster..

All das ist nur möglich, wenn man ausblendet, dass es sch um Menschen handelt und nicht um wirtschaftliche Größen, Steuerzahler, Arbeiter, Konsumenten, Rentner, Arbeitslose, Sozialschmarotzer, Juden, Schwarze usw...

Es ist übrigens auch nachteilig für die Täter, weil es unbewusst schon Widerstand, und zwar bei jedem Menschen gibt, unmenschlich zu handeln. Aus dieser inneren Zerrissenheit entstehen psychosomatische Folgen auch für Täter, was Gruen ebenfalls in seinen Büchern aufzeigt.

http://www.amazon.de/Wahnsinn-Normalität-menschlichen-Destruktivität-grundlegende/dp/3423350024

Du drückst das aber schon etwas (zu) vorsichtig aus.


Zu dem Interview mit Arno Gruen:
Man LERNT Empathie (oder nicht).
Auch hier im Forum - wie jemand sich verhält, zeigt einfach ganz deutlich in welchem Umfeld er lebt oder gelebt hat.


Vorsichtigkeit, sich vorsichtig/umsichtig zu verhalten, wird erlernt (oder nicht).





Und es ist gewollt dass Empathie immer weiter in den Hintergrund rückt. Du kannst mit Empathie in dieser Gesellschaft ja gar nichts anfangen. Sie ist im äußersten Maße HINDERLICH.
(Du kannst diese Fähigkeit in die Entwicklung von Manipulationsstrategien verkaufen. Werbe- und Marketingstrategien, Politik etc.
Dann musst du allerdings Wenig empathisch genug sein, dass dich das Endergebnis nicht stört.)
 
Man LERNT Empathie (oder nicht).

Ja, es ist ein Bewusstsein, wie auch Körperbewusstsein eines ist, dass sich entwickelt.

Und es ist gewollt dass Empathie immer weiter in den Hintergrund rückt. Du kannst mit Empathie in dieser Gesellschaft ja gar nichts anfangen. Sie ist im äußersten Maße HINDERLICH.

Ich verstehe, was du meinst. Ich übersetze es für mich, dass es notwendig (statt gewollt) ist, wenn man etwas "bestimmtes" erreichen möchte.
Dementsprechend kann sie auch hinderlich sein, klar. Wenn man das ganze mit etwas Abstand betrachtet, sollte man sich aber fragen, wo es hingehen wird, denn so oder so wird es irgendwo hingehen. Die Frage ist dann wirklich, in was für einer Welt man in Zukunft leben möchte, wenn überhaupt, denn verdrängte Empathie begünstigt das Ausstserben von uns durch Kurzsichtigkeit.

Im Zusammenhang mit Staatsverschuldung wird immer argumentiert, was wir unseren Kindern für eine Welt hinterlassen. Aber in was für eine Welt werden sie geboren? Gruen zeigt hier auch (mögliche) Zusammenhänge zum plötzlichen Kindstod auf.

Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Freundin, Vegetarierin, über Schlachthäuser und die Todesangst der Tiere, die sich durch Hormonausschüttung im Fleisch absetzt. Die Angst ist vergleichbar mit der Prüfungsangst z.B. denen sich viele Kinder in Schulen vor Klausuren gegenübersehen. Nur werden Schlachthäuser hinterfragt, Schulen in dieser Hinsicht ehr weniger. Aber die Härte, auch gegen sich selbst, die nötig ist sich diesen Situionen über Jahre wieder und wieder auszusetzen prägt natürlich auch.
 
Ich übersetze es für mich, dass es notwendig (statt gewollt) ist, wenn man etwas "bestimmtes" erreichen möchte.
Ich würde es trotzdem fast als 'gewollt' bezeichnen. Wenn sich Dummheit (=nie gelernte Denkfähigkeit) und Gemeinheit (=nie gelernte Empathie/Umsicht) an einem solchen Punkt treffen, wie es heute bei den meisten Menschen + deren Entscheidungen der Fall ist, würde ich sagen: Diese Art Menschen sind so weit, dass sie diese Richtung weiter gehen WOLLEN.

Und es wird auch geschehen.
Ich sehe Keine Möglichkeit für eine großflächige Änderung.


Gruen zeigt hier auch (mögliche) Zusammenhänge zum plötzlichen Kindstod auf.
Wie meinst du das?


Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Freundin, Vegetarierin, über Schlachthäuser und die Todesangst der Tiere, die sich durch Hormonausschüttung im Fleisch absetzt. Die Angst ist vergleichbar mit der Prüfungsangst z.B. denen sich viele Kinder in Schulen vor Klausuren gegenübersehen. Nur werden Schlachthäuser hinterfragt, Schulen in dieser Hinsicht ehr weniger. Aber die Härte, auch gegen sich selbst, die nötig ist sich diesen Situionen über Jahre wieder und wieder auszusetzen prägt natürlich auch.
Ja freilich werden wir diese Art von Energie in unserem weitern Leben fast brauchen -
und Entscheidungen treffen, die diese Art von Energie weiter ins Leben rufen.
 
Ich verstehe, was du meinst. Kann es auch so stehen lassen, finde diese Entwicklung nach wie vor bedenklich. Nur kurz zu

Wie meinst du das?

Ich meine damit, dass Empathie eine Art des Zugangs zu anderen Menschen ist. Ein Erfassen. Dieses scheint für Gruen überlebensnotwendig für Babies. (emotionale Mutter-Kind-Beziehung) Wird diese Fähigkeit unterdrückt, verlernt, gar nicht erlernt von einem Menschen schlägt sich das natürlich auf die Fähigkeit nieder eine Bindung aufzubauen. Das begünstigt dann wohl das Sterben bzw. eben jenen plötzlichen Kindstod. Natürlich nicht immer, aber bei manchen. Wir kommen ja nicht als weißes Blatt zur Welt.

Die Gefühlskomponente ist durchaus wesentlich für die Körperentwicklung/funktion.

Habe das aber auch nur noch nebulös im Kopf, müsste aber in dem von mir verlinkten Buch erläutert werden, mit Quellen zu wissensch. Arbeiten. Bin gerade zu faul nachzusehen.


edit:

http://www.amazon.de/Ein-früher-Abschied-Arno-Gruen/dp/3525458460

vllt. gibt es ein Abstract im Netz. Musste mal googlen..
 
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