unser Obmann

herzverstand

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lange schon leidet unser Schachverein darunter, dass unser Obmann gestorben ist.
2005 starb er, doch schon 2001 erkrankte er an Alzheimer.

Er war einfach das Um und Auf bei uns, er lebte für das Schach. Mir kommt vor, dass er neben dem Beruf alles in Familie und Schach steckte, naja fast, denn er kannte sich auch in der Politik aus. Selbst die Familie kam zu kurz. Sein Sohn kam vielleicht deshalb mehr mit ihm in Kontakt, weil er selbst begeisterter Schachspieler war bzw. ist.

Er war mein erster guter Schachlehrer, er zeigte mir alles, was das Schach so hergibt, führte mich ein in diese Welt. Er nahm sich Zeit für uns jungen Leute, um uns etwas beizubringen und auch, um uns zu Turnieren zu chauffieren. Das wichtigste vielleicht war, dass er an uns glaubte. Das war für mich Gold wert und ich wurde durch seinen liebevollen Einfluss zu Höchstleistungen beflügelt. Das war einfach ein tolles Gefühl, so viel zu erreichen. Doch ich glaube, ich habe ihm zu selten meine Dankbarkeit gezeigt und wusste es nicht zu schätzen, dass jemand hinter mir steht, der mich immer wieder aufbaut, mir, ohne mich zu kritisieren zeigt, was ich falsch gemacht habe und mich immer wieder hinweist, worauf ich achten muss.

Doch er sorgte sich nicht nur um mich und die anderen Jugendspieler. Er war ein Gründungsmitglied des Vereins und war mitverantwortlich dafür, dass der Verein regen Zulauf erhielt. Mir scheint, als zählte vor allem das Breitenschach im Verein, bevor ich kam, doch danach versuchten wir, aus unserem Verein eine starke Mannschaft zu formen, auch mit auswärtigen Spielern (zum Teil gekauft - leider, denn das zerstörte das Vereinsklima). Ich habe den Eindruck, dass unser Obmann deshalb Spieler kaufte, damit ich mit meinen Freunden zusammen im Verein spielen konnte und wir gegen starke Mannschaften spielten. Ich hatte den Eindruck, dass er stolz auf mich war, und so versuchte er, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Als wir dabei waren, in die 1. Landesliga aufzusteigen, war ich aber als einziger nicht in Jubelstimmung, denn ich wusste, dass es ein hartes Jahr werden würde und nicht leicht, die Klasse zu halten. Doch die anderen glaubten, es würde schon nicht so schlimm werden - welch Leichtsinn, wie sich dann herausstellte. Es macht mich traurig, denn ich habe das Gefühl, dass schon damals eine gewisse Endzeitstimmung herrschte. Und mit der Krankheit, die unseren Obmann nach den Misserfolgen in der 1. Landesliga traf, und seinem Tod, standen wir mit leeren Händen da. Denn niemand finanzierte mehr unsere teuren Spieler. So mussten wir wieder weit absteigen. Und konfrontiert waren wir plötzlich wieder mit den Spielern, die eingesessen waren und vorher ausgebootet worden waren. Die waren verständlicherweise sauer und das Vereinsklima ist noch immer nicht das beste. Nunja, eine Fortsetzung der Geschichte würde zu weit führen. Jedenfalls bin ich traurig, dass unser Obmann von uns gegangen ist und dass die schönen Zeiten in unserem Schachverein vorbei sind. Auch, wenn ich weiß, dass alles irgendwann zu Ende gehen muss. Ich habe das Gefühl, dass auch in mir etwas gestorben ist.
 
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Lieber Günter,

tut mir leid das zu lesen. Es ist auf allen Ebenen ein Werden und Vergehen. Es wird wieder besser, sei zuversichtlich. :liebe1:
 
ja danke, mir ist schon besser, da ich es ausgesprochen habe und ob deiner tröstenden worte.:liebe1:

aber solche wunden verheilen halt nicht so schnell.
 
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