Hallo zusammen!
Danke für die Antworten, dachte nicht das der Thread so "rennt".
Werde mal auf ein paar Dinge eingehen, kann aber leider nicht allen Antworten.
Was mich v.a. an dem Thema fasziniert ist, das wenn man einerseits sagt: Moral ist etwas "eigenes", eine Frage der persönlichen Überzeugungen, und das andere eine andere Moral vertreten können... Wieso hält man an dem fest, was man selbst als moralisch empfindet? Bzw.: Ist es nicht sogar so, dass das Festhalten an dem was man moralisch empfindet, oft genug zu Konflikten mit der Moral anderer führt, was dann in der Konsequenz erst zu genau dem führt, was so ziemlich alle als unmoralisch empfinden?
Wenn man sagt: Unmoralisch ist das was Leid erzeugt... Gleichzeitig wird genau das aber sehr oft mit Moral begründet.
Wenn man es rein psychologisch sieht, erzeugt Moral die auf der Basis von Überzeugungen führt, automatisch ein "dagegen-sein", wenn jemand anderer entgegengesetzten moralischen Überzeugungen folgt. Wenn man nicht bewusst mit den eigenen Vorstellungen umgeht, sie nicht für sich selbst relativiert, ist es ja im Grunde so, das man denkt: Ich liege richtig, der andere denkt falsch, sagt/tut etwas falsches, und oft genug entsteht ein Konflikt.
Meine persönliche Meinung ist, das Moral die auf Überzeugungen basiert und zu Gesetzen wird, deren Aussage ist: "..."Etwas" ist auf jeden Fall falsch." ...letztlich genau zu dem führt was im Sinne der Moral nicht gewollt ist. Etwas überspitzt ausgedrückt: Moral ist unmoralisch. Die Abwesenheit von Überzeugungen dieser Art bringt Toleranz. Man weiß, die eigenen Vorstellungen sind relativ... sie sind nicht wahr oder unwahr, sie sind für andere irrelevant. Andere mögen damit mehr oder weniger übereinstimmen oder auch gar nicht. Aber für einen selbst ist es m.A.n. besser, Überzeugungen dieser Art loszuwerden. Das führt dann psychologisch gesehen dazu, dass man nicht mehr bei so vielem was man bei anderen sieht, "dagegen" ist. Das ist wiederum für andere in den meisten Fällen auch besser. Man muss es allerdings auf sich selbst denken, wenn man es auf andere anwendet kommt schnell der Gedanke: Das würde ja bedeuten, jeder könne tun und lassen was er will! Der Witz ist ja: Macht doch sowieso jeder.
@Eva07: Danke, das Du so ausführlich geantwortet hast.
Und das soll jetzt keine Kritik sein, ich selbst funktioniere ja nicht anders und habe meine eigenen Vorstellungen. Aber warum festhalten an etwas, das Du selbst lediglich als Überzeugungen ansiehst?
Beispiel: Warum ist ein Tier mehr wert, wenn es selten ist? Und warum ist das beim Menschen wiederum anders?
Warum ist jemand, der aus Angst vor einem Mord zurückschreckt, in Deinen Augen moralischer als derjenige der ihn begeht, und alle Konsequenzen zu tragen bereit ist? Der Wille ist bei beiden dasselbe...
Warum ist es moralischer, einem Süchtigen legale Drogen zu verkaufen, als illegale? An Alkohol leiden die Menschen vielleicht genauso wie an Heroin, und wenn man es rein quantitativ sieht, leiden und sterben mehr Menschen daran.
Wäre es nicht möglich, das Gott gar nicht existiert? Oder das er entweder alle liebt oder ihm alles vollkommen egal ist? Im Grunde genommen, sagst Du ja damit: "Ich habe meine eigenen Vorstellungen von Moral. Aber: Es gibt schon eine Art moralische Instanz."
Der Türke, der davon überzeugt ist, das "sein Gott" andere Gesetze erlassen hat, als "Deiner" bzw. der Gott der Christen, funktioniert ja auch nicht anders. Es sind lediglich andere Vorstellungen damit verbunden. Seine Schwester, die gegen diese Gesetze verstößt, handelt in dessen Augen vielleicht genauso unmoralisch wie jemand der in Deinen Augen ein großes Verbrechen begeht. Für ihn könnte es sein, das er sie durch den Ehrenmord rettet, genau wie die eigene Familie... Die sich sonst vor Gott verantworten müsste. Wenn man sich der eigenen Moral nicht sicher sein kann, bestünde die Möglichkeit das er recht hat... ?
Die gute Absicht und den guten Willen und die daraus resultierenden Handlungen würde ich als moralisch, also für mich und die Menschheit förderlich, bezeichnen.
Das ist ein schöner Satz. Sehe ich genauso... Aber genau da stellt sich mir die Frage: Wenn jemand gegen die eigene Moral verstößt. Will man dann eigentlich noch das "Gute"? Will man nicht viel eher Strafe und Sühne (die man ja natürlich auf als gut empfinden kann)? Angenommen man hat den Türken vor sich, der einen Ehrenmord beging, oder man hört von sowas... Will man dann noch etwas "Gutes"?
@Altis: Sehe es genauso wie Du. Letztlich sagst Du aber: Die Moral anderer ist eher aus praktischen Gründen relevant.
@Tarja
Hallo,
eigentlich schützt mich eher Unwissenheit vor einem wirklich unmoralischem Verhalten.
Das ist ein seltsamer Satz irgendwie... Du kannst es doch nicht wissen, oder? Du gehst davon aus: Wenn Du mehr wüsstest, würde das ein Handeln rechtfertigen, das in Deinem eigenen Sinne unmoralisch wäre... ?
Angenommen, Du wüsstest alles über einen "Täter". Seine ganze Entwicklung, alles was er glaubt, wie er geprägt wurde usw. Kurz: Du verstehst ihn aus seiner Perspektive (was keine Wertung ist, Du kannst das immer noch falsch finden). Aber wäre es nicht möglich, das Du dann zu dem Schluß kommst: Aus seiner Perspektive ist sein handeln vollkommen verständlich? Er handelt nach anderen Vorstellungen, die genauso relativ sind wie die aller anderen, und er handelt auf der Basis von Angst oder Zwang, psychischen Problemen... was auch immer. Wäre es noch möglich diese Person zu verurteilen? Ich meine das nicht juristisch.
Und so verhält es sich bei mir bei allem das ich weiß. Bin ich ganz fest von der Wahrheit überzeugt, kann ich nicht so tun, als würde es diese nicht geben.
Du kannst aber sehen, das es auf Überzeugungen basiert. Diese Wahrheit muss ja keine sein. Oder sie muss zumindest wahrer sein, als das was andere mit voller Überzeugung als wahr ansehen.
So sehe ich das!
Außerdem mach ich lieber mehr und sage öfter etwas, als einmal zu wenig. Denn wegschaun heißt noch lange nicht, dass man es einfach so vergessen oder verdrängen kann! ... und ändern tut sich so eh nix.
Das setzt aber im Grunde auch voraus, dass sich etwas in eine Richtung verändern sollte, von der man selbst weiß, das sie besser ist. Aber wenn man anerkennt, das man selbst rein auf Überzeugungen funktioniert, muss man konsequenterweise sagen: Ich kann nicht wissen was besser ist.
Dieses "Spiel" ist ja genau das was alle spielen.
@Believe: No comment... Du liegst, auch nach den Vorstellungen meines Gottes, vollkommen richtig!
So... erst mal bis hierher. Antworte später weiter.
VG,
C.