Unhöfliche Besucher: Zwei vom gleichen Schlag

kyolong

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Unhöfliche Besucher.
Kapitel 4: Zwei vom Gleichen Schlag.


Weißer Totenkopf auf Schwarzem Grund. Darüber stand geschrieben „Schadstoffstark und leistungsarm“. Das war eine Klebeplakette ganz nach dem Geschmack von kyolong.
Und genau eine solche Plakette prangte auf der Windschutzscheibe des Wagens mit dem Dr Spencer in der Szenerie erschien. Dr Spencer stellte fest, dass der Motor selbst dann weiter lief, wenn man den Zündschlüssel schon aus dem Zündschloss gezogen hatte. „V8„ nahm er kyolongs seltsam selbstzufrieden grunzenden Gedanken wahr.
Dr Spencer steckte den Schlüssel zurück in das Zündschloss und drehte ihn nach links. Sofort hielt die gutmütige Maschine an und man hörte nur noch ein letztes kurzes Seufzen der überdimensionierten Unterdruckpumpe. Der Geruch von hochoktanigem Treibstoff lag in der Luft und Dr Spencer wusste aus Erfahrung dass ihm dieser schwere Geruch noch eine ganze Weile anhaften würde. Dann endlich raffte er sich auf, schälte sich schwerfällig aus dem Ungetüm heraus und schaute sich um.

Er befand sich in einem Gebäude, dass man am ehesten mit einem enorm großen Hangar vergleichen konnte. Im Augenblick war es sehr Dunkel darin. So dunkel, dass man die Decke dieser Halle nur erahnen konnte und selbst die weit entfernten Wände waren im Zwielicht nur schemenhaft zu erkennen.
Dr Spencer kam dieser Ort dennoch bekannt vor, obwohl er sich nicht direkt daran erinnern konnte. Aber... es war so ein Geschmack an diesem Gebäude. Ein spezieller Geruch. Der Maßstab, das völlige Fehlen von jeglichem Schmuck und Zierrat. Diese brutale Schlichtheit erinnerte ihn an den Geruch des Atems den er manchmal spürte wenn... Dies war der Tempel des kyolong.

Beim umher schauen fiel Dr Spencer eine Lichtquelle etwa 50 Meter von ihm entfernt auf. Etwas zögerlich ging er darauf zu. Die Lichtquelle bestand aus mehreren Scheinwerfern und Lampen. Unter ihnen stand ein Schreibtisch an dem eine in einen weißen Kittel gekleidete Frau saß. Weiter im Hintergrund... irgendwie unscharf und... irgendwie... unwichtig... als käme es da überhaupt nicht drauf an wer... da...war.... da war wohl ein Mann neben so etwas wie einem Untersuchungsstuhl... nicht das es darauf irgendwie angekommen wäre...
„Wir haben wieder Besuch“ nahm er kyolongs Gedanken wahr. „Geklopft haben sie nicht aber sie halten Abstand. Der eine sogar mehr als die andere. Es ist an dir dich ihnen zu nähern. Das Handwerk ist besser bei diesen da."

Mit schlurfendem Gang und geschürzter Unterlippe trat Dr Spencer mit einer gewissen Mißbilligung in seinem Ausdruck an den Schreibtisch heran. „Guten Tag“ Sagte er und die Dame am Schreibtisch blickte ihn durch ihre Brille mit etwas verkniffenen Augen an. "Guten Tag." antwortete sie. "Sie kommen zu spät, ihre Prüfung hat bereits begonnen."

-Fortsetzung folgt-​
 
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-Fortsetzung-

Dr Spencer glotzte verwundert „Was denn für eine Prüfung?“ Die Dame erwiderte verständnislos: „Ihre Führerscheinprüfung!“
Dr Spencer war völlig verdutzt... auf so etwas war er doch gar nicht vorbereitet! „Spiel einfach mit“ kicherte kyolong ihm in seine Gedanken. Dr Spencer nickte unmerklich, dann deutete er auf die Unterlagen auf dem Tisch der Frau und sagte: „Dann geben sie mir doch am besten gleich den Prüfungsbogen mit und sagen mir wo ich mich hinsetzen soll.“

„Nicht so vorschnell“ kam da die Stimme aus dem Hintergrund. Der Mann dem diese Stimme gehörte trat vor ohne dabei jedoch in Dr Spencers Blickfeld zu geraten und berührte dabei vorsichtig seine Schulter. „Hier entlang“ sagte der Mann und führte ihn in Richtung Untersuchungsstuhl. „Wozu wollen sie mich denn untersuchen? Können wir das nicht später machen, ich bin eh schon zu spät“ bemerkte Dr Spencer.
„Wir müssen sichergehen, dass sie nicht während der Prüfung schummeln“ erwiderte der Mann. Zur Antwort schüttelte Dr Spencer lediglich fassungslos den Kopf. Stumm bat der Mann Dr Spencer auf dem Untersuchungsstuhl Platz zu nehmen. Der Stuhl war nicht unbequem und Dr Spencer machte es sich darauf gemütlich. Der Mann mit dem Kittel setzte sich neben Dr Spencer und begann dessen Gehörgänge vorsichtig zu untersuchen und Dr Spencer liess es über sich ergehen. Nach eine ganzen Weile bemerkte der Hintergrundmann etwas. „Da ist etwas in diesem Gehörgang hier. Das blockiert meinen Blick, Was ist das?“
Dr Spencer erwiderte gereizt: „Sie beide wissen ganz genau wofür ich stehe. Ich habe daraus nie einen Hehl gemacht. Und wenn ich ihnen jetzt ernsthaft erklären muss was...“

Der Hintergrundmann bedeutete Dr Spencer stumm dass die Untersuchung beendet war und Dr Spencer erhob sich kurrend aus dem gepolsterten Möbel. Anschließend ging er wieder an den Tisch der Dame um endlich die versprochenen Prüfungsunterlagen zu bekommen. Als er am Tisch ankam sah er gerade noch wie die Dame ein dünnes Heftchen unter dem Tisch verschwinden lies. Er konnte nicht erkennen was genau es war aber im Titel trug es die 1313. „Guten Morgen Dr Spencer“ dachte kyolong in ihm.
„Ich hoffe sie haben einen Kugelschreiber dabei, denn viel Zeit haben sie nicht mehr. Etwa eineinhalb Minuten“ Sagte die Dame am Schreibtisch zu Dr Spencer und überreichte ihm das etwa zwanzigseitige Pamphlet.
Zerknirscht betrachtete Dr Spencer die eng beschrieben Seiten. „Können Sie mir sagen, wie ich das in eineinhalb Minuten ausfüllen soll?“ Die Dame blickte süffisant zu Dr Spencer auf und antwortete: „Das ist ihr Problem.“

Dr Spencer legte die Unterlagen wieder auf den Schreibtisch zurück. Dann antwortete er kühl:
"Sie wollen doch gar nicht dass ich diese Prüfung bestehe. Was ist denn das überhaupt für eine Prüfung die ich hier ablegen soll?“ Mit versteinertem Gesicht antwortet die Dame „Wie ich Ihnen schon sagte, es handelt sich um ihre Führerscheinprüfung“.
„Das ist aber keine Antwort, das ist ein Trick. Sie wollten etwas über mich in Erfahrung bringen und ich habe mich ihnen offen gezeigt obwohl ich das nicht musste. Und trotzdem fahren sie mit dieser verlogenen Farce ungerührt fort.“Die Dame am Schreibtisch verkniff nur ihre Augen, antwortete aber nicht. Dr Spencer starrte die Frau und den Hintergrundmann an. „Sie sind zwei vom gleichen Schlag, ich hielt sie mal für gute Leute. Aber das hier ist eine verlogene Veranstaltung. Haben Sie das wirklich nötig?“

Das gesagte schien die Dame zu berühren denn schließlich verkniff sie ihre Augen und das was sie nun leise sagte schien sie viel Kraft und Überwindung zu kosten:„Es handelt sich um die Führerscheinprüfung nach den Regeln der 1313.“
Dr Spencer versteifte sich etwas und es kostete ihn einen Augenblick sich wieder zu fassen. Schließlich antwortete er grimmig:„Ich verstehe. Und wenn ich jetzt ich nicht wüsste wer sie beide sind, dann würde ich ihnen spätestens jetzt ein paar Namen geben."

Schwärze. Vollkommene Dunkelheit. Die Halle war fort, die Besucher waren fort. Alles war fort. Selbst Dr Spencer war wieder dort, wo er hingehörte und er hörte das Lachen kyolongs.
„Spencer, Spencer“ hörte er die lachende Stimme. „Sollte ich jemals an dir Zweifel gehabt haben, so sind sie heute verflogen. Es ist lange Zeit her, dass ich so herzlich gelacht habe.“

-Ende-​
 
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