unerfüllte liebe trotz totaler übereinstimmung?

Lamizio,

danke für deine schnelle Nachricht!

Ich habe ihn gefragt, warum er sich so verhält, am Anfang hat er sich gesträubt überhaupt mit mir zu reden. Aber nun sind wir weiter und ich bin sicher, die endgültige Antwort werde ich noch erhalten. Er sagt, er braucht Zeit.

Ja, ich denke auch, ich sollte mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Das kann doch nicht so falsch sein.

Noch mal zu deinem Beitrag: Ich tue mich auch ganz schwer damit, ihn nicht zu kontaktieren. Ich möchte so gern, aber ich glaube, er wäre nicht erfreut, wenn ich es täte. Dafür sage ich, ist einfach die Zeit wirklich noch nicht reif. Bei mir ist es so, dass ich ihn sehen möchte, ich aber andererseits nicht wüsste, wie ich reagieren würde, stände er tatsächlich neben mir.

Du sprichst davon, dass er von SChuldgefühlen geplagt wird. Vielleicht fällt es ihm genau so schwer, dir gegenüberzustehen und sich einzugestehen, dass er einen großen Fehler gemacht hat, indem er sich von dir lossagte. Vielleicht traut er sich ebenso wenig einen Neuanfang mit dir zu Beginnen, weil er nicht weiß, wie er sein Verhalten dir gegenüber begründen soll.

Die Frage der anderen finde ich berechtigt: Warum fährst du nicht zu ihm, auch wenn ihr 500 km auseinander lebt? Nimm dir ein Wochenende, bei dem du dich am besten auf alle Situationen des Lebens einstellst. Will sagen, rechne damit, dass er dir die Tür vor der Nase zuknallt, weil er es nicht erträgt, dich zu sehen, aber rechne auch damit, dass alles gut werden könnte. Vielleicht führt ihr ein effektives Gespräch, klärt die Sache. Ich weiß, dass dieser Sache ein scheiß Bauchgefühl beiwohnt, aber manchmal sieht man die Dinge dann klarer, egal was passiert und wie es ausgeht.

Bis dann,
Jana :escape:
 
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Alex schrieb:
Geht das rechte Maß verloren liegt das Glück in Scherben
Du schreibst in Deine Signatur im Grunde den Ursprung des Problems.
Es war kein Maß in dieser so schnell intensiv gewordenen Beziehung. Das Maß will erst gefunden werden und so kehrz man an den Anfang der Beziehung zurück um sie in einem angemessenen Maß wachsen zu lassen.
Ob seelenverwandt oder nicht, wenn zwei Menschen bei ihrem Zusammengehen erkennen, wie sehr sie der Liebe bedürfen, dann geschieht es dass das Bedürfnis nach Nähe, die lange nicht gelebt wurde, sehr stark ausgelebt wird. Irgendwann ist einer erstmal satt und braucht Luft zum Atmen.
So interprettiere ich diese Geschichte.
Alles Liebe
Elke
 
Liebe lamizo,

ich kann das was Du schreibst, aus eigener Erfahrung, sehr gut nachvollziehen. So unverständlich seine Reaktion auch sein mag - ich denke, es hat seine Gründe. Wenn auch Gründe, die nicht so einfach fassbar sind - weshalb solche Trennungen auch immer unfassbar erscheinen.

Ich denke mittlerweile auch, dass es die direkte Nähe der Seelen ist, die irgenwann, früher oder später, so schwer oder nicht mehr zu ertragen ist. Zu Beginn ist man überwältigt von diesen unbekannten, unheimlichen Gefühlen und all den Dingen die da geschehen. Aber irgendwann wird man durch diese Seelennähe, durch diese große, größte Liebe an seine Grenzen gebracht. Ich glaube, dass so eine Liebe den Menschen dazu auffordert, alles aufzugeben - was letztlich bedeutet, alle Masken und Hüllen und alle Grenzen fallenzulassen. Um so eine Liebe leben zu können, muss das Ego sterben - und das ist der Knackpunkt. Denn das Ego setzt alles daran, nicht sterben zu müssen - es findet Ausreden, Ausflüchte, Gründe usw. bis es den Menschen davon überzeugt hat, dass diese Liebe nicht gelebt werden kann (aus scheinbar guten Gründen). So kann das tolle Ego, was ja immer lebenswichtig für uns schien, weiterleben und die Liebe stirbt (bzw. sie stirbt nicht, sie wird begraben).

Ich kann Dir sagen, da helfen keine Worte, keine Gesten, keine Mails und keine Besuche - das einzige was vielleicht helfen kann, ist die Zeit. Zeit, alleine zu sein. Zeit, sein Ego zu durschauen. Zeit, alle Hintergründe zu ergründen usw.usw. Vielleicht ist es aber auch gerade die Trennung von der größten Liebe, die einen schmerzlich lehrt, alleine sein zu können, unabhängig von allem zu werden, loslassen zu können etc. All die Dinge, die es uns, solange wir sie nicht können, das Leben so schwer machen. Vielleicht ist ja gerade die Trennung von der größten Liebe die größte Chance wirklich frei - und letztlich glücklich - zu werden?

Das hört sich jetzt wahrscheinlich etwas merkwürdig und für Dich im Moment sicher nicht sehr tröstlich an, aber mein Gefühl sagt mir, dass irgend so etwas dahinter stecken muss. So schlimm, so grausam, so unverständlich es auch ist: Es ist die größte Herausforderung und die größte Chance unseres Lebens. Das hoffe ich und das wünsche ich Dir und mir und allen anderen, die so etwas durchleben müssen. Und ich bin überzeugt davon, früher oder später kommt jeder Mensch im Laufe vieler Leben an diesen Punkt.

Naduah :grouphug:
 
... wenn ich ehrlich bin, hab ich mich auch schon gefragt, ob das "meine aufgabe" in diesem leben sein könnte...

... ich kam immer schon schlecht damit klar "allein" sein zu können... ich fühlte mich damals immer nur vollständig und glücklich, wenn m. in meiner nähe war... ich musste nicht wirklich was besonderes mit ihm tun, es erfüllte mich einfach nur mit "wohlbehagen", wenn ich ihn in meiner nähe wusste... und wenn er "nur" im nebenraum anwesend war, ich mich zurückgezogen hatte, um ein buch zu lesen... ich brauchte ihn nicht für mich als "unterhaltung", aber das gefühl der nähe, das brauchte ich immer!
war er nicht da, fühlte ich mich UNVOLLSTÄNDIG, unglücklich, wusste gar nichts mit mir anzufangen, und saß die zeit, bis er da war mehr oder weniger ab!

als er dann gestorben ist, musste ich auf einmal zusehen, dass ich alleine zurechtkomme... flüchtete die ersten eineinhalb jahre mal zu meiner mom, die mich auffing...

ich lernte mit der zeit, dass ich sehr wohl alleine auch zurechtkommen kann... aber wenn ich ehrlich bin, "SPASS" macht es keinen... als alleinerziehende mutter, wenn dein kind abends um 19 uhr im bett liegt, deine freunde allesamt familie haben und ihr leben leben... dann werden die vielen, vielen abende einfach sehr einsam... ich weiß oft nichts mit mir anzufangen... mir fehlt dann die energie. alles was ich tue, ist "lesen" oder mal genüsslich ein bad zu nehmen... für tv fehlt mir die lust und die energie!

soll das meine prüfung, meine lektion sein, dass ich mich selbst alleine glücklich machen kann?


aber das komische ist, in der zeit, wo philly in meinem leben war, auch wenn er NICHT da war (fernbeziehung!), war ich total erfüllt, glücklich... alles machte spaß... ich war energiegeladen... also ich brauche den mann wirklich nicht für meine unterhaltung, nur das gefühl, dass da jemand ist, "zu dem ich gehöre", das erfüllt mich und macht mich glücklich!


vermutlich ist wirklich das meine "lektion" (das hab ich mir selbst schon oft gesagt), dass ich lernen muss, dass man "keinen anderen" braucht, um von glück, liebe und zuversicht erfüllt zu sein/werden.



ein schwerer lernprozess...




j
 
Bei mir stellt sich langsam die Frage, ob das eher frauenlastig ist. Es schreiben viele weibliche Personen über dieses Thema. Was ist mit den Männer - passiert das umkehrt weniger, seltener oder gar nicht? Oder würden sie es nicht in Worte fassen. Vielleicht interpretieren Frauen viel zu viel in Kleinigkeiten ... ich bin verwirrt.

@Alex... es waren ganz einfache direkte Zeilen, hat mir gefallen. Hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Wolky
 
wolky schrieb:
Bei mir stellt sich langsam die Frage, ob das eher frauenlastig ist. Es schreiben viele weibliche Personen über dieses Thema. Was ist mit den Männer - passiert das umkehrt weniger, seltener oder gar nicht? Oder würden sie es nicht in Worte fassen. Vielleicht interpretieren Frauen viel zu viel in Kleinigkeiten ... ich bin verwirrt.

@Alex... es waren ganz einfache direkte Zeilen, hat mir gefallen. Hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Wolky

ich denke, dass das auch männern passiert. meinem freund ist das z.b. passiert. mir in dieser form noch nicht.

ich denke weiterhin, dass viele männer eh' nicht so viel nähe ertragen können, und gut zufrieden sind mit ihren frauen, die dem eigenen programm entsprechen aber nicht 'seelenverwandt' sind. vielleicht betrachten sie es nüchtern.

zudem kommt, dass die geschichten sich ähneln, erst die große, große verschmelzung, schnelles erkennen, erfüllte zweisamkeit, und dann kommt's zum Bruch, einer zieht sich zurück. meist so nach drei monaten.

das passiert in 'normalen' beziehungen genauso, ist natürlich dann nicht so ungeheuer signifikant, weil man vielleicht nicht ganz so unsterblich verliebt ist. so ist das ein schock. diese phase nennt man rückzugsphase, der partner muss die eindrücke, die er oder sie gewonnen hat, erstmal sammeln und dann entscheiden, wie oder ob es weitergeht. diese phase sollte man ihm oder ihr auch gewähren, ein wenig auf gesunde distanz gehen. jeder der beiden partner versucht somit, nach dieser erfahrung seine individualität ein Stück weit wieder zu gewinnen.

wenn nun die verbindung so intensiv und nähevoll gewesen ist, kann es in der tat sein, dass dem einen partner diese erkenntnis zuviel wird und er flüchtet. weil, die seelenverwandtschaft und verschmelzung hat ja auch etwas beängstigendes, weil man mit seinem innersten konfrontiert und auch vereinnahmt wird.

den rückzug bereut der flüchtende u.U. nach einer gewissen zeit wieder und dann hat das leben oftmals aber schon denjenigen welchen mit einem anderen partner versorgt und eine ungute verstrickung entsteht.

leider kann man den 'anderen' nicht fragen, was ihn veranlasst hat, und somit nur interpretieren.

wichtig ist, sich einmal zu vergegenwärtigen, was 'seelenverwandschaft' eigentlich bedeutet: aus psychologischer sicht, ist so etwas eine projektion. man hat gem. cg jung zwei persönlichkeiten, den animus und die anima, den männlichen und weiblichen anteil in sich selber.

wenn man sich als frau seinen animus bildlich vorstellt, ist es sehr oft der fall, dass der dem idealpartner sehr, sehr nahe kommt.

das mag eine rolle beim erkennen der 'seelenverwandschaft' spielen, beim erkennen des seelenpartners scheint der personifizierte animus bzw. die anima vor dem menschen zu stehen. man fühlt sich aufgehoben, und derjenige scheint alles, was man sich je gewünscht hat traumhaft zu repräsentieren.

das erstmal dazu. ich gehe später weiter darauf ein.

lg
pisces
 
"frauenlastig" ............ bevor das zusehr ins unpersönliche abdriftet:

lamizo schrieb:
..........bis zu einem gewissen grad würde er sich selbst hassen,.........
ich glaube, hier liegt der Knackpunkt.
Eine solche Liebe, eine solche Intensität - bringt uns in die tiefsten Tiefen unserer selbst. Dort, wo wir uns selbst nicht mögen.
Das auszuhalten ist schwer.



Wenn er versteht, worum es sich handelt, ist er möglicherweise bereit, es sich anzusehen. Oder trotzdem nicht.
 
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... dass er mir das "angetan" hat... (diesen kummer, diesen schmerz, den ich jetzt erleide)

er wünschte, er hätte mich nie angesprochen, und wir hätten uns somit nie kennengelernt, denn dann müsste er mir, dem menschen, den er am meisten liebt und niemals weh tun wollte, nicht weh tun...

so erklärte er es mir...


weil er gewünscht, gehofft, gedacht hätte, die umstände wären anders...



all das hab ich nicht begriffen, denn wir wussten um die umstände einer fernbeziehung!
 
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