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Die Bibel - ein humorloser Schinken?
Ein Graffito aus dem 2. oder 3. Jahrhundert - frühe Christentumssatire. "Alexamenos betet seinen Gott an", steht da bei einer Abbildung eines Mannes, der einen gekreuzigten Esel anhimmelt.(Foto: Public Domain/Wikimedia)
Die Theologin und Clownin Gisela Matthiae
hat sich ausführlich mit Humor in der Bibel beschäftigt. Dabei geht sie nicht nur auf komische Erzählungen ein, sie beschreibt auch die stilistischen Mittel der Komik, mit deren Hilfe die biblischen Autoren ihre Botschaften transportierten und pointierten. Galgenhumor, Sarkasmus, Karikaturen oder Parodien – all dies findet sich in den bis heute überlieferten Texten. Eine ihrer Lieblingserzählungen ist, wie sie n-tv.de verrät, die Heilung eines Menschen, der von einem Dämon namens "Legion" besessen war – nachzulesen im Markusevangelium, Kapitel fünf. "Das ist feiner politischer Spott", sagt Matthiae. Denn der Kranke werde durch die "Legion" mit der römischen Besatzungsmacht gleichgesetzt. Jesus jagt den Dämon schließlich in eine Herde von zweitausend Säuen - im Judentum unreine Tiere -, die daraufhin im See ersaufen. Auch das eine subtile Kritik: Es habe eine römische Legion gegeben, deren Wappentier ein Eber war. "Ein Stück biblische Satire", erklärt Matthiae."
"In den religiösen Traditionen unterschiedlichster Art wurde immer wieder mit Komik und Humor auf den eigenen Glauben geblickt. Schon das Alte Testament wäre missverstanden, wenn man es durchweg als humorlose Büchersammlung betrachtet. Heute wird dies im Allgemeinen getan. Schlicht deshalb, weil viele komische Dimensionen nicht mehr erkannt werden, da sie aus einem völlig anderen kulturellen wie historischen Kontext stammen. Ein absoluter Pointen-Killer, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, einen Witz zu übersetzen, der mit der eigenen Kultur zu tun hat."
intouchables 2, ntv 10.01.2015