leere zeile, du unmessbare freiheit, es scheint mir, du weißt am meisten vom irrtume zu erzählen, wenn in deiner unaufdringlichen anwesenheit aller lärm der welt verstummt und dumpf an uns beiden vorbei zieht. runde wellen, auf und ab schwingen sie voran, vorbei an zeit und raum, vorbei am lichtermeer der weihnachtsmärkte. verschwommene fäden aus lichtern der städte und sterne, vibrierend zerrütten sie alle umrisse. und alles was übrig bleibt ist eine bewegung.
leere zeile, du unversiegbare quelle jener kraft, du scheinst mir am meisten die wahrheit widerzuspiegeln. reflektierst ohne zu blenden, nimmst auf und gibst ab. vom fremden gezeichnet, dafür kannst du nichts, erträgst es gleichmütig aus jener kraft heraus.manchmal wirst du bepinselt, manchmal mit scharfer feder in dich hinein geritzt, worte und sätze die zu Taten werden voll von beschaffenheiten und eigenschaften, jene worte eben die nicht der unversiegbaren Quelle aller einheit entspringen.
leere zeile, du unabsehbare herausforderung, wenn ich dich betrachte, frei von jeder wahrheit, frei von jedem irrtum, frei von gedanken an kraft und schwäche, leben und tod, so bleibt meine vergangenheit ein traum und meine zukunft und meine gegenwart auch. aus deinem blick, leere Zeile, hat alles und jeder das recht nicht wie du zu sein. doch sehe ich dich, liebste leere Zeile, ist mir alles klar, ohne das ein wort dich entfremdet.