O
opti
Guest
Ich klinke mich da mal ein, Opti. Ich habe ein bißchen von Dir gelesen und muß zugeben, du rührst mich. Und ich bewundere auch Deine Konsequenz. Ich schätze mal, es ist dir - zumindest ursprünglich - nicht ganz leicht gefallen, auf sexuelle Betätigung zu verzichten.
Du möchtest erfahren, was wirkliche Liebe ist?! Und Du kämpfst tapfer den Kampf des Enthaltsamen, um es zu erfahren. Ich bin mir sicher, Du wirst es erfahren. Den einzigen kleinen Denkfehler, den du machst, ist mE, dass Du denkst, dass alle diesen Weg gehen müßten, um schlußendlich die wirkliche Liebe zu erfahren. Dabei läßt Du außer Acht, dass wir Menschen sehr unterschiedlich sind und jeweils an unterschiedlichen Entwicklungspunkten stehen. Z.B. könnte für jemanden, der sich zeit seines Lebens von der Sexualität gefürchtet und diese gemieden hat, ein sexuelles Erlebnis, ein erster Akt zur Befreiung sein. Könnte! Muß nicht!
Dagegen täte es einem Sexgierigen vielleicht sicher mal gut, die Bremse einzulegen. Allerdings, auch das nicht unbedingt. Letztlich ist nicht entscheidend, ob Du sexuell aktiv bist oder nicht, sondern wie Du dabei bist.
Gier verschwindet nicht, indem man sie auf die Knie zwingt. Sie verlagert sich nur auf eine andere Ebene.
Deine Vorbilder leben, wenn ich das richtig gelesen habe, alle sexuell enthaltsam und sind "selbstbefreit". Und Du zitierst sie gerne und beruft Dich häufig auf sie. Haben Deine Vorbilder denn auch noch Vorbilder oder sind sie schon so selbstbefreit, dass sie keine Vorbilder mehr benötigen?
Tanita
Ich vermute, wir bewegen uns aus zwei unterschiedlichen Richtungen auf das Thema zu. Oder ich möchte es einmal so ausdrücken. Man kann sich aus unterschiedlichen Richtungen auf das Thema zubewegen. Wenn jemand sich sehr vor der Sexualität fürchtet, dann geht er natürlich ganz anders an die Sexualität heran, wie einer, der ihr stets stürmisch zugeneigt war. Das eine ist ein vorsichtiges Herantasten, weil das Thema vermutlich mit sehr viel Schmerz verbunden ist und das andere ist eher ein Verfallen in die Sexualität. Letzteres trifft übrigens auf die meisten Männer zu. Sie sind der Sexualität meist bereits vor der Pubertät hörig (Masturbation) und bleiben es ihr ganzes Leben lang.
Aber auch der, der sanft und behutsam an die Sexualität herangeht, wird irgendwann erkennen, dass die Sexualität den weiteren spirituellen Aufstieg, falls er so etwas wirklich beabsichtigt, behindert. Wahre Seligkeit beruht letztendlich auf Sublimation sexueller Energien, also auf der Umwandlung sexueller Energie in spiritueller Energie. Darum wird nur der wahre Seligkeit erlangen, der bereit ist, den Weg des Brahmacharya, des Zölibats, zu beschreiten. Wer einmal erfahren hat, welche Seligkeit damit verbunden ist, weiß, dass dies der einzig mögliche Weg ist, um Seligkeit zu erfahren. Dies ist der Kern sowohl des Buddhismus, des Tantra, als auch des Neuen Testaments.
Ich möchte nicht erfahren, was Liebe ist, sondern ich habe es erfahren. Das heißt, dass ich den spirituellen Weg sehr weit gegangen bin. Für mich war es Seligkeit, die ich erfahren durfte. Nur wer dies erfahren hat, weiß wirklich was Liebe ist. Deshalb brauche ich auch keine Vorbilder, um darüber zu sprechen. Wie gesagt, ich habe es selber erfahren. Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch nicht reif genug war, um diesen wertvollen Schatz für immer besitzen zu dürfen.