Über eine Aufstellung reden

pluto

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Hallo miteinander,

bei Aufstellungsseminaren heißt es immer, man solle bloß nicht über die Aufstellung reden. Sonst würde sich die Wirkung verändern oder sogar ins Negative umkehren.

So hab ich´s auch bisher gehalten.

Mir ist es auch schon mehrmals begegnet, das Menschen jedes Detail ihrer Aufstellung erzählten und diese erzählten es wieder weiter. Dann wurde alles noch viel schlimmer als vorher. Nach der obigen Devise hatten sie das, was sich bei ihnen gezeigt hatte, nicht verinnerlicht und angenommen.

Nun hieß es heute an anderer Stelle, dass es Seminare gibt, dort werden die Teilnehmer gefragt, wie es ihnen nach vorherigen Aufstellungen ergangen ist.

Darf ist nun doch darüber reden oder nicht? Oder darf ich nach einiger Zeit drüber reden?

Ich frage, weil ich mir wegen des erstgenannten nicht getraut habe nachzufragen. Natürlich habe ich dann deswegen manches nicht verstanden und dies hinterließ eine Lücke.

Wie geht ihr mit diesem Thema um?

Liebe Grüße pluto:liebe1:
 
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Wenn mir danach ist mit jemanden über eine Aufstellung zu reden und ich der Ansicht bin das Reden mir weiterhilft dann rede ich auch.
 
bei Aufstellungsseminaren heißt es immer, man solle bloß nicht über die Aufstellung reden. Sonst würde sich die Wirkung verändern oder sogar ins Negative umkehren.
Liebe Pluto,

Wie so oft : bei manchen Aufstellungsseminaren, sicher nicht bei allen. Die Drohung mt der "Umkehrung ins Negative" höre ich zum ersten Mal - und klingt für mich schon reichlich absurd.

Allgemeine Regeln sind halt Hilfen, wenn man selbst gerade nicht gut spürt, was einem gut tut.

Das Reden in der Gruppe kann sogar ganz wichtig sein und den Prozess unterstützen. Das spürt man eh - ob es Kraft gibt und Entwicklungen unterstützt, oder ob es schwächt.

Ich persönlich empfehle den Gruppenmitgliedern 6 Wochen nach dem Seminar mit niemanden darüber zu reden - abgesehen mit einem allfälligen Therapeuten und Gruppenmitgliedern. Dies ist auch als Schutz vor neugierigen Fragen von Partnern oder Familienmitgliedern gedacht - die einem eventuell das Erlebte ausreden wollen, bevor es sich gefestigt hat.

Wobei - wenn zB. jemand gekommen ist, um zu klären, ob er sich scheiden lassen will (und das dem Partner vorher sagt), und in der Aufstellung zeigen sich gute Möglichkeiten, wie man sich wieder näher kommen kann - dann wird es schon sinnvoll sein, den Partner zumindest grundsätzlich zu informieren (zB. "Ja - ich möchte, dass wir uns wieder nahe kommen") - und ihn nicht 6 Wochen im Ungewissen zappeln zu lassen.

Das Schweigen mag für die einen gut sein - ein gesundes Maß an Reden für andere : jeder Mensch ist anders, und ich würde nicht mit einer Regel alle über einen Leisten scheren.

Wozu hamma denn die Intuition, die uns spüren läßt, was JETZT stimmt.

Liebe Grüße, Reinhard

PS.: Reden DÜRFEN oder NICHT DÜRFEN finde ich überhaupt komisch. Dürfen tut man alles - man muss halt die Konsequenzen dafür tragen.

Wichtiger scheint mir die Frage "WIE reden ?" aber die ist ja nicht nur bezüglich Aufstellungen wichtig, sondern überhaupt.
 
Ich trau mich fast zu sagen: alle reden über ihre Aufstellungen ... auch und gerade, wenn sie gewirkt haben. Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über. Hätten sie dann deswegen ein schlechtes Gewissen, wem wäre damit geholfen?

Viel hängt hingegen davon ab, WIE sie darüber reden. Und ich meine, hier liegt es - wie auch sonst im Gesundheitsbereich z.B. - in der Verantwortung des Klienten, gut mit sich umzugehen. Wenn ich beim Arzt war, ein Medikament erhalten habe und auch ein paar Ernährungs- und Diät-Tipps, dann wäre ich schlecht beraten, nur die Medikamente zu nehmen. Ich zweifele aber auch nicht grundsätzlich an meiner Genesung, wenn ich dann doch mal Butter statt Olivenöl verwende.

Vor allem meine ich, es geht hier nicht um Regelgehorsam (das würde die Rolle des Aufstellungsleiters in ein fragwürdiges Licht rücken), sondern um Einsicht. Das Risiko des "Zerredens" liegt darin, dass eine ganzheitliche Wirkung, die das "Körperbewusstsein" ebenso erfasst hat wie Seele und Geist, auf die Welt des Sagbaren, in Begriffe fassbaren reduziert. Und damit verarmt die Wirkung der Aufstellung und schrumpft auf das, was eh ein Gespräch auch hätte leisten können. Wenn das alles ist, was wir besprechen können, dann hätte das Aufstellen kein entscheidendes Kriterium, warum man's machen sollte. Und ich wäre froh, wenn manche AL das erklären würden, statt einfach zu sagen: jetzt erst mal kusch... (für jenseits von pisa lesende: ironie!) - dann wäre auch die Eigenverantwortung der Aufstellenden für ihr Reden oder Schweigen funiderter wahrzunehmen.

Wittgenstein, weder AL noch mit dem Verfahren vertraut, sagte es ganz klar: "Worüber man nicht reden kann, davon soll man schweigen." Und davon gibt es Einiges in Aufstellungen ... das auch hier im Forum nicht verbal vermittelbar ist, darum ist es so schwer, ein Bild zu vermitteln, was da wirkt.

Alles Liebe,
Jake
(auf dem Sprung zu einem Aufstellungstag :)
 
Hallo Reinhard,

Das Reden in der Gruppe kann sogar ganz wichtig sein und den Prozess unterstützen. Das spürt man eh - ob es Kraft gibt und Entwicklungen unterstützt, oder ob es schwächt.

Habe ich das jetzt richtig verstanden:
Hat man gerade aufgestellt, dann ist es durchaus möglich mit den anderen Teilnehmern, vor allem denen, die aufgestellt wurden und auch dem AL nochmal drüber zu reden, um auftretende Fragen gleich vor Ort zu klären? Da brauche ich dann nicht zu warten bis mir der AL einen extra Termin in seiner Praxis gibt?

Kann es sein, dass Al´s kein Nachfragen wünschen und deshalb nicht darauf eingehen, weil es ihnen manchmal nicht möglich ist, zu merken, ob eine Schwächung des sich gerade gezeigten eintritt?


@ Jake,

Viel hängt hingegen davon ab, WIE sie darüber reden.

Ich hatte immer angenommen, dass AL´s gelernt haben, Gespräche zu führen. Und bei der Ausbildung zum AL ganz besonders.

Was du weiter beschreibst wurde auch immer gesagt, und Fragen wurden ganz schnell abgewehrt, weil sie die Wirkung sonst schwächen würden.

---

Im Moment weiß ich nicht, was ich denken soll, ob´s nicht manchmal besser gewesen wäre, gleich mit meinem Mann oder jemand anderes drüber zu reden oder auch mal an Ort und Stelle nachzufragen. Vielleicht hätte sich dann manches geklärt, mit dem ich heute noch noch nicht viel anfangen kann.

Nach dem mir bekannten "Gesetz" dürfte es keine Video´s oder Bücher mit dokumentierten Aufstellungen geben. :confused:

Liebe Grüße pluto
 
Habe ich das jetzt richtig verstanden : Hat man gerade aufgestellt, dann ist es durchaus möglich mit den anderen Teilnehmern, vor allem denen, die aufgestellt wurden und auch dem AL nochmal drüber zu reden, um auftretende Fragen gleich vor Ort zu klären? Da brauche ich dann nicht zu warten bis mir der AL einen extra Termin in seiner Praxis gibt ?
Natürlich ist es gut, wenn das Seminar mit einem möglichst abgerundetem Ergebnis beendet wird. Meistens ist es sinnvoll, nicht UNMITTELBAR nach der Aufstellung darüber zu reden - sondern es ein bisschen setzen lassen (also am nächsten Tag, oder ein paar Stündchen später).

Ich habe den Eindruck, dass Du Dich lange Regeln unterworfen hast, die Dir nicht einsichtig waren und die Du als beeinträchtigend erlebt hast. (Jetzt unabhängig davon, ob sie sinnvoll sind oder nicht.) Das scheint mir das Thema bei Deinen Anfragen - "Gehorsam" bei innerem Widerwillen. Warum hast Du Dir nicht eine Aufstellungsform gesucht, bei der es Dir gut geht und die Dir entspricht ?

Kann es ein, dass Du viel in "richtig - falsch" denkst - und nicht in "für mich hilfreich - für mich nicht hilfreich".

LG, Reinhard
 
Hat man gerade aufgestellt, dann ist es durchaus möglich mit den anderen Teilnehmern, vor allem denen, die aufgestellt wurden und auch dem AL nochmal drüber zu reden, um auftretende Fragen gleich vor Ort zu klären?
Hi Pluto,

also in der Art von Aufstellungsarbeit, welche auch ich praktiziere, halten wir es so, dass unmittelbar nach Beendigung einer Aufstellung der AL in der Runde fragt, ob es

==> noch Anmerkungen oder Fragen des Klienten gibt

==> noch irgendwelche dringenden Bedürfnisse der Darsteller gibt, welche sie dem Klienten mitteilen möchten

==> Fragen derer im Raum stehen, welche in dieser Aufstellung nicht direkt involviert waren

Sollten hier dann Fragen auftreten, welche die Wirkung der Aufstellung stören würden, hat der AL die Möglichkeit, dies direkt an zu sprechen und zu bitten, dass davon Abstand genommen wird. bis jetzt habe ich noch nie erlebt, dass dies für irgend wen de betroffenen Personen ein Problem dargestellt hätte.

Es ist bei *uns* auch fast schon ein Ritual, dass nach jeder Aufstellung dann eine Pause gemacht wird, damit sich alle wieder auf sich selbst besinnen nd neu sammeln können für die nächste Aufstellung.

Es ist überdies Teil des Settings, dass in jeglichen Pausen nicht weiter über die soeben stattgefundene Aufstellung geredet wird, weder innerhalb der Teilnehmer, noch mit dem Klienten, damit sich die Erlebnisse und Erkenntnisse auch wirklich manifestieren können.

Und wenn ein Teilnehmer an einem Aufstellungswochenende während des Seminars noch zusätzliche Fragen haben können die in den mindestens 2x täglichdurchgeführten Feedbackrunden jederzeit gerne gestellt werden. Manche anworten werden dann allerdings auf ev. Einzelgespräche in der nächsten Pause verlegt.

Was mir jetzt grad auffällt ist, dass auch alle AL's bei denen ich öfter als Repräsentantin teilnehme immer zu zweit arbeiten, d.h. auch immer einer für Zwischencoachings zur Verfügung steht während der andere die aktuelle Aufstellung leitet.

Dadurch kann sich der akutelle AL auf die Aufstellung konzentrieren und die zweite Person ev. Nebeneffekte *abfangen*. Und die Teilnehmer haben die Möglichkeit, auch mal zu sagen "ich würd lieber mit einer Frau arbeiten" - oder auch "mit einem Mann".

Ist mir auch grad erst beim Schreiben aufgefallen, sind auch immer Paare. War jetzt grad für mich ne total interessante Zusatzinfo, an die ich bisher noch gar nicht gedacht hatte.
 
Viel hängt hingegen davon ab, WIE sie darüber reden.
Ich hatte immer angenommen, dass AL´s gelernt haben, Gespräche zu führen. Und bei der Ausbildung zum AL ganz besonders.
Da hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Das und das daran Anschließende in Sachen Eigenverantwortung bezog sich auf die Aufstellenden.

Alles Liebe,
Jake
 
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Hallo miteinander,

jetzt, da ich eure Antworten durchgelesen habe, habe ich festgestellt, dass dies wirklich ein ur-eigenes Problem von mir ist: nicht reden zu dürfen und wenn dann nur das was erlaubt ist. Wobei ich mich dann mit weniger begünge, und eher nicht rede. (Auch in den Aufstellungsrunden, in denen doch mal nachgefragt wurde - meistens die Abschlussrunde. Habe ich mich wider besseren Wissens doch mal geöffnet, wurde mir auch schon gleich wieder gesagt, es sei besser den Mund zu halten.)

@ Reinhard,

Gehorsam sein, um gesehen zu werden. Ebenso befolgen der Regeln.


Liebe Grüße pluto

P.S.
Wenn ich geahnt hätte, dass dies ein wieder mal ein Thema von mir alleine ist, hätte ich das Thema wohl sein lassen. :clown:
 
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