"Über die Verantwortung"

TommyCasagrande

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16. Juni 2012
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Verantwortung ist eine Tugend die nur dort entsteht wo es einen Raum gibt, sich zu entfalten. Ein Raum beinhaltet sowohl Chancen als auch Risiken. Chancen und Risiken liegen in jedem Leben, dass sich frei entfalten kann. Menschliches Verhalten beinhaltet Konsequenzen. Konsequenzen jedoch sind nicht absehbar, weil sie in der Zukunft liegen. Darum ist ein jedes menschliches Handeln eine Spekulation. In dieser Spekulation befindet sich die Chance, Bedürfnisse zu befriedigen, aber ebenso befindet sich darin das Risiko des scheiterns. Diese Ungewissheit ist es, die zur Vorsicht mahnt. Mahnungen kann man sich zu eigen machen oder ausschlagen. Jedoch haftet der Mensch, wo er mangels Vorsicht aufgrund eines Risikos scheitert. Dieses Wissen um die Haftung, ist zugleich das Wissen um die Verantwortung. Wo ein Mensch haftet, verantwortet er sich. Er ist verantwortlich und steht dafür ein, im guten wie im schlechten. Es ist die Tatsache, dass eigenes Handeln zu Konsequenzen führt, für die man selbst grade stehen muss, die Verantwortung zur Tugend macht.

Umso mehr der Staat die Verantwortung für die Entwicklung der Gesellschaft zur Aufgabe der Politik erklärt, umso mehr entzieht er sie den Menschen. Gesetze maßregeln und regulieren das menschliche Leben. Immer mehr Verbote und Vorschriften, sorgen dafür, sich gemäß einer Macht, die über einen bestimmt, zu verhalten. Nicht selber denken sondern das denken lassen wird zur Tugend. Nicht das selber entscheiden sondern das entscheiden lassen wird zur Tugend. Umso weniger Menschen entscheiden dürfen, umso weniger haften Menschen sowohl für das was ihnen gelingt, als auch für das was ihnen misslingt. Zur Haftung werden Menschen lediglich gezogen, wenn sie die Gesetze missachten. Dann nämlich werden sie verhaftet. In diesem Mangel an Lebensraum befindet sich auch ein Mangel an Lebensqualität. Die Zuordnung der Kausalität zwischen Handlung und Konsequenz gerät aus dem Gleichgewicht, wird politisch verzerrt und im Falle des Schadens sozialisiert. Verantwortung des eigenen Lebens steht im Einklang mit der Beherrschung über das selbe. Wird die Herrschaft über das eigene Leben abgegeben, an eine Instanz wie den Staat, so gibt man die Entscheidungsgewalt und das Haftungsprinzip ebenfalls aus den eigenen Händen. Da weder die Entscheidung, noch die Haftung im eigenem Leben noch präsent ist, verliert sich das Bewusstsein über die Verantwortlichkeit über das eigene Leben. Das Leben besteht aus Bereichen, in denen Menschen handeln und weil sie handeln, entscheiden sie. Umso mehr Gesetze der Staat erlässt, desto mehr greift er in die Lebensbereiche der Menschen ein, desto mehr untergräbt er die Entscheidung, die Haftung und die Verantwortung.

Verantwortungslosigkeit ist die daraus resultierende Tugend. Sie ist systemisch bedingt. Denn wo ich nicht mehr Herr(scher) über mein Leben bin, dort kann ich mich nicht frei entfalten. Wenn ich mich nicht frei entfalten kann, werde ich nicht lernen, dass mein eigenes Handeln zu Konsequenzen führt, die von mir getragen werden müssen. Die Verantwortungslosigkeit greift um sich und ermöglicht einen Zustand, der immer mehr und mehr Menschen auffällt. Diese Menschen widerum erkennen die Verbindung zwischen dem was sie anprangern und der systemischen Ursache, die dafür beste Anreize schafft, nicht. Infolgedessen sehen sie sich als Vertreter von Werten, die sie sich von anderen Menschen ebenso erwarten. Sie wünschen sich noch härtere Strafen, ein konsequenteres Vorgehen der Beamtenschaft, weniger Toleranz gegenüber den Mitmenschen die sich nicht genauso verhalten wie sie es selbst bevorzugen. Diese "Bewahrer" von Werten, halten den Staat für das Instrument, um ihre eigenen Werturteile auf andere Menschen aufzupropfen, und sehen nicht, dass der selbe Staat es geschafft hat, Werte zu zerstören. Denn Verantwortung ist ein Wert, der nur dort entsteht, wo Menschen frei genug sind, um etwas bewerten zu können. Abgesehen davon ist stets zu fragen, was das für lobende Werte sein sollen, die sich nur mit Zwang auf seine Mitmenschen aufrecht erhalten lassen ?

Doch auch wenn Werte wünschenswert sind, so sind sie nicht objektiv, und schon gar nicht erzwingbar. Da Menschen Individuen sind, sind ihre Werturteile individuell, sohin subjektiv. Doch ist die Bildung dessen, welchen Wert eine Tugend hat, genauso durch die staatlichen Eingriffe verzerrt wie der Wert von Konsumgütern. Denn aufgrund staatlicher Eingriffe, lässt sich Heute sagen, dass sowohl die Konsumgüter nicht jene Preise enthalten, die sich auf einem freien Markt gebildet hätten, als dass sich auch sagen lässt, dass Verantwortungslosigkeit ein Verhalten ist, dass in einer freien Gesellschaft durch die Anreize der persönlichen Haftung, nicht in dem Maße um sich greifen würde, wie es Heute passiert.
 
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