tumulus

kerzenwachs schrieb:
wie ist es wenn man dies nicht weiss? das man auf einem tumulus sitzt. es hat mich selbst erschrocken das ich dort sass bis ich erkannt das es ein tumulus war. persoenlich mache ich jetzt immer einen bogen herum um diesen huegel..


Wenn es bekannt ist, dass dort einst die Ahnen eine Stätte bauten um die dort vergrabenen Menschen zu ehren, dann würde ich mich auch nicht so ohne weiteres einer Bank erfreuen, die an diesem Platz steht. Ich finde es irgendwie etwas makaber. Diese Ansicht muss nicht jeder mit mir teilen, ich sehe es als persönliche Lebenseinstellung an. Wie wir lesen, sind wir Menschen geteilter Meinung, so dass man doch schon erkennt, dass dies auch eine Frage der Moralvorstellung des Einzelnen ist, die von Tradition oder Erziehung recht unterschiedlich geprägt sein kann. Mag es sein, dass es in einem anderen Land sogar das Tollen auf den Grabstätten als Ehre an den Hinterbliebenen gilt. So ist der Verstorbene dabei an Ihrem Feste, an Ihrem Spass. So hätte ich aber das Gefühl diese Stätte zu entwürdigen, säße ich auf diesem Hügel, der einst erbaut wurde, um Blicke auf sich ziehen und den Ausdruck der Besonderheit dieser Vergrabenen zu untermauern.. Nicht weil ich Bedenken oder Angst hätte vor einem Fluch oder dergleichen. Ich mag solche alten Gräber und Mausoleen einfach und habe großen Respekt davor. Im Bezug auf den Hügel würde ich sogar meinen, das Schlittenfahrten auf Dauer die Struktur dieser Erhöhung abtragen und der Ursprung dieses Altertums so verändert wird. Das würde ich sehr schade finden, denn irgendwann sieht man vielleicht dann kaum noch etwas davon. So antike Dinge aus der Vorzeit sind doch immer recht spannend für mich, ich liebe es davon viel zu erfahren und sehen zu können...

Und wenn man es nicht besser wusste vorher, dass es sich hierbei um eine Stätte handelt, die aus der Vorzeit überliefert wurde? Vielleicht befinden sich dort doch ganz wenige Energien - wenn man es ganz genau betrachten will, ob sie wohl einen Einfluss auf das Befinden des Menschen haben? Könnte ich mir schon vorstellen...Aber wenn man es nicht besser weiß, kann man ja auch schlecht etwas dagegen unternehmen. Wer weiß schon, auf was für Untergründen unsere Häuser so erbaut sind. Bei uns im Ort haben sie beim Bau von ICE- Schienen in einem Waldgebiet ganz nah an den Wohngebieten auch in großer Tiefe alte Rückstände eines steinzeitlichen Dorfes entdeckt und ein bißchen Forschung betrieben..Einen alten Hügel am Fluss haben wir auch, dort stand einst eine Wasserburg und nun stehen die Kühe darauf und grasen, ist auch schon ganz abgetragen.. Finde ich ziemlich schade, denn ich habe mich sehr gefreut als ich erfahren habe, das dort einst eine Wasserburg stand. Habe alles Informationen über mittelalterliche oder geschichtliche Reste hier in der Umgebung in mich aufgesogen.. Wenn man weiter so mit alten "Denkmälern" oder Rückständen aus der Geschichte umgeht, werden sie ganz in Vergessenheit geraten. Für manche Menschen bedeutet so ein alter Steinhügel nicht mehr, als ein Komposthaufen.. Naja, es interessiert sich ja auch nicht jeder für moderne Architektur, man muss die Menschen nehmen wie sie sind, doch finde ich es trotzdem wichtig und auch schön für unsere Nachfahren, soetwas zu erhalten, es mit Respekt zu behandeln, die Totenruhe sowieso...

Gruß *Rahya*
 
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Hallo Rahya!
Ich stimme mit dir vollkommen überein, dass solche Orte bewahrenswert sind. Ich wollte mit meinem Beitrag auch nicht feststellen, dass es in Ordnung ist auf Grabhügeln herumzuhüpfen. Natürlich hat jeder seine eigenen Moralvorstellungen. In erster Linie sind das heute Bodendenkmäler und sie fallen unter das Denkmalschutzgesetz. Und obwohl Archäologie natürlich in erster Linie "zerstören" ist, steht über allem natürlich auch das Bewahren. Es ist nicht die Aufgabe sämtliche Bodendenkmäler so schnell wie möglich aufzuwühlen, man ist froh, wenn die Hinterlassenschaften so lange wie möglich an dem Ort bleiben, wo sie seit langen Jahren gut aufgehoben waren.
Man ist ja auch kein stumpfer Klotz, wenn ich aus einem Urnengrab einige wunderschöne Glasphiliolen hole, dann frage ich mich schon, welchem lieben Menschen die einmal mitgegeben worden sind.

Manchmal machen es die Umstände jedoch nötig, zu handeln. Die meisten Grabungen in Deutschland sind Notgrabungen: überall wird gebaut, besonders schlimm ist auch der Braunkohletagebau. Mir tut es auch leid um so manchen Fundplatz, aber wenn der Denkmalschutz nicht handelt stehen am selben Orte bald 10 Eigenheime und alles ist futsch, weil Meiers gerne auf dem antiken Gräberfeld ihren Keller haben wollen.
Du hast ganz Recht, die meisten Menschen haben heute überhaupt keinen Bezug mehr zu der langen Tradition ihrer Kultur. Da werden alte Häuser abgerissen, nur weil sie weniger Platz bieten als moderne (bei uns vor Ort gerade erst geschehen: ein Fachwerkhaus aus dem 15. Jh., vollständig intakte Bausubstanz, aber dem Herrn Braumeister von Pinkus war das Hutzelhäuschen zu klein für seine ständig wachsende Sippschaft). Da wird dann die Stadt geschmiert und dann merkts auch keiner. Ich trinke deren Bier nicht mehr!

Und wenn man Grabungen durchführt kommen immer nur Kommentare á la: "Na, was holt ihr denn da raus? Einen Goldschatz?" - "Hm, nein wir haben eigentlich nur ein Urnengräberfeld..." - "Och, so olle Töppe... Haha, hat Oma gestern noch weggekloppt! Und dafür verschleudert der Staat unsere Steuern!"
Soviel zur Bewahrung von Kultur.

Leider werden auch viele alte Befunde durch den Pflug zerstört. Moderne Ackergeräte pflügen sehr viel tiefer als alte. Die Bauern im Mittelalter haben nur ab und an mal einen Topf raufgeholt (übrigens klasse: daraufhin kamen erste "wissenschaftliche" Texte über das wundersame Wachstum von Keramik auf dem Ackerboden auf). Heute pflügen sie Gräber kaputt, Hausgrundrisse und Wallanlagen.

Also, was wollte ich eigentlich sagen? Die Leute brauchen ein größer Geschichtsbewusstsein und, wie du schon gesagt hast, Respekt vor alten Dingen!

Gruß, Tarraco
 
Hallo,

und die von mir beschriebenen Familienzusammenkünfte auf den russischen Friedhöfen zu Ostern ist auch eine Art die Toten zu ehren.
Ich muß zugeben, ich hatte auch schon meine Probleme damit, als ich ausgerechnet an einem solchen Feiertag dort gelandet bin und diese Unmengen Essen und Wodka sah, die sich auf den Tischen türmten. Ich hätte dort nichts essen und trinken können. Schon gar nicht in diesen Mengen.
Aber es sind andere Bräuche und Sitten, die man einfach respektieren muss, auch wenn man sie nicht versteht.

Liebe Grüße
Kristalllicht
 
Wegen den Saufgelagen bei den Grabstätten hat die frühe Kirche die Totenmähler in der Spätantike auch verboten. Ja, der Teufel Alkohöll! :sekt:
Dabei war's nicht bös gemeint. Man wollte die Toten doch bloß nochmal am Leben teilhaben lassen...
 
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Eine Bekannte von mir ist Ärztin und kümmert sich dort in Russland um Odachlose in einem Sozialzentrum. Bedingung ist, dass diese nüchtern in die Praxis kommen... Einen Tag nach Ostern bleibt ihre Praxis immer leer... :beer3:
Das Wodkaproblem auf den Dörfern ist dort wirklich traurig und für mich unerträglich es mitanzusehen. Ich könnte diese Arbeit nicht machen und bewundere sie wirklich dafür!
 
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