Immano
Mitglied
- Registriert
- 7. Oktober 2013
- Beiträge
- 85
Seid Ihr alles Therapeuten? Also ich bin zwar nur Hobbypsychologe, aber ich gebe trotzdem mal meinen Senf dazu:Was aber bei Menschen tun die von extremen Emotionen überspült werden, die in diesen Momenten zu überfordert sind eine Technik anzuwenden ?
Auch ich war oft zu überflutet von Gefühlen oder Gedanken, um mich auf eine Entspannungsübung oder Meditation einzulassen. Ich habe verschiedene Techniken ausprobiert, und mir hilft am besten das Atmen. Am Anfang hat es mir Angst gemacht, weil es irgenwie mit Loslassen zu tun hat. Aber nachdem ich es ein bisschen trainiert hatte, hilft es mir, mehr Distanz zu meinen Gedanken und Gefühlen zu bekommen. Wenn man nur in einem Buch liest, "Du bist nicht Deine Gedanken, Du bist nicht Deine Gefühle", dann ist es nicht dasselbe, als wenn man es am eigenen Leib erfährt.
Ich mache jetzt jeden Morgen 10 Minuten (Handy-Timer!) Atemmediation, egal ob es mir grad gut oder schlecht geht, einfach um meine Fähigkeiten zu verbessern, damit ich im Notfall gutes Handwerkszeug parat habe. Ich setze mich aufrecht hin, schließe die Augen, lege meine Hände flach auf meine Oberschenkel, kreuze nicht die Beine, mache keine Musik an und probiere zunächst aus, ob mir heute das Einatmen oder das Ausatmen schwerer fällt. Je nachdem, was es ist, konzentriere ich mich darauf am meisten. Ist es das Einatmen, dann sage ich mir: "Nimm Dir soviel Luft, wie Du willst, auch gerne mehr als Du zum Leben brauchst. Das ist Dein göttliches Recht." Und ist es das Ausatmen, dann sage ich: "Lass los und vertraue, dass auch nach dem Ausatmen jedes Mal wieder genug Luft zum Einatmen da sein wird."
Es gibt beim Atmen ja 3 Punkte im Körper, wo man den Atem beobachten kann: die Innenseite der Nase, die Kehle und der Bauch. Bei mir funktioniert die Nase am besten, daher konzentriere ich mich auf die Kühle der Luft in meiner Nasen-Innenwand. Sollten Gedanken oder Gefühle kommen, was natürlich alle paar Sekunden passieren muss, begrüße ich sie, gebe ihnen Bezeichnungen, lasse sie kurz da sein, wende mich aber anschließend wieder dem Atem und der Nase zu. So mache ich am Beginn des Tages kurz Bestandsaufnahme, ohne mich verschlingen zu lassen, aber auch ohne etwas zu verdrängen, und merke dabei oft, dass ich immer und immer wieder auf die gleichen "alten Bekannten" treffe.
So baue ich gleichzeitig Distanz zu meinen Gedanken und Gefühlen auf, lerne sie aber auch kennen und nehme ihnen die Bedrohlichkeit bzw. beginne sogar, Sympathie für die zu Empfinden und sie als meine eigenen Schöpfungen in Besitz zu nehmen. So fällt es mir leichter, auch für schwierige Gedanken und Gefühle die Verantwortung zu übernehmen und dadurch aus der Opferrolle rauszukommen und Macht über mein eigenes Leben zu gewinnen.
Diese Technik erspart mir natürlich nicht, trotzdem auch mal ganz gezielt und bewusst in meine Gefühle reinzugehen. Aber das tue ich dann bei anderer Gelegenheit, nicht in dieser Übung, auch wenn es mir manchmal verführerisch erscheint, mich einfach in die Gefühle reinfallen zu lassen. Ich stelle mir dann immer so eine Gondel vor, in der ich stehe und in der ich mit einem Kran in den Dschungel runtergelassen werde. Man muss in der Mitte der Gondel stehen und sich am Geländer festhalten und nur beobachten. Sobald man mit dem Dschungel interagiert oder panisch auf das Beobachtete reagiert, läuft man Gefahr, hineingezogen zu werden. Daher ist bei dieser Übung die Disziplin sehr, sehr wichtig.