Traum von den Skeletten, den gleichartigen Personen und dem Abfluss

Ok, offenbar muss ich wirklich mal in das Buch reinschauen. ;)
das verstärkt meinen Eindruck, dass es insgesamt - also auch für das "hirnlose herumficken" - um die Normen geht, welche Scham und Schuldgefühle auslösen.
Diese Normen werden auf die Beziehung "übertragen" und die Trennung vom Partner erscheint dann als eine Revolution gegen diese Normen/Übertragung.
Der Partner erscheint vielleicht als Klette, als abhängig, ... ...etc. letztlich ist er jedoch in der eigenen Welt hauptsächlich Stellvertreter für die eigenen Normen, die sich zwischen die beiden lebendigen Wesen schieben, so dass die Liebe nicht frei fließen kann und der andere auf diese "einschränkende" Weise erscheint, da das (eigene) Herz nicht offen ist.
Das ist äusserst präzise beobachtet und formuliert und ein sehr tiefgründiger Gedanke. Ja, der/die Partner/in steht eben allzu oft wirklich für die äusseren Normen. Das ist zumindest bei mir sicher (manchmal/oft) der Fall. Indem ich mich gegen die Normen auflehne, lehne ich mich gegen meine Partnerin auf, auf welche ich diese projiziere. Eine wirklich sehr hilfreiche Unterscheidung, scheint mir.
Der Vorteil einer monogamen, verbindlichen Beziehung liegt meines Erachtens eben genau darin: Dass früher oder später unweigerlich eine Art "Reibung" entsteht durch das Unaufgelöste. Durch den verbindlichen Rahmen, dem man sich unterordnet, ist man jedoch nicht so einfach in der Lage, die Beziehung einfach zu verlassen. Das heisst: Entweder degeneriert die Beziehung (artet in Streit und gegenseitigen Vorwürfen aus) bis sie offiziell für tot erklärt wird. Oder aber es gelingt beiden gemeinsam (und es müssen wirklich beide bereit dazu sein), die unbewussten Anteile und Projektionen bewusst zu machen. Gelingt das (und das kann natürlich lange dauern, da das Unbewusste prinzipiell unendlich gross ist... ;)), dann wird die Beziehung auf ein neues Niveau gehoben. Dann ist mehr Intimität, Vertrauen und gegenseitiges Öffnen da.

Das klingt nun schön und folgerichtig, hat aber ein grosses Aber: Es gibt leider nur wenige Paare, die ich kenne und die langfristig zusammen sind, bei welchen ich den Eindruck habe, dass sie ein wirklich tiefgründiges gemeinsames Niveau erreicht haben. Und das stimmt mich etwas traurig. Praktisch bei allen Paaren, die ich kenne, findet irgendwann eine gewisse - mehr oder minder subtile - Erstarrung statt. Mit anderen Worten: Das Unterfangen scheint alles andere als leicht zu sein.
 
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Das mit der Projektion der gesellschaftlichen Normen auf die Partnerin ist aber noch nicht alles. Folgendes fällt mir noch dazu ein.

1. Was ist, wenn die Partnerin (oder der Partner) an irgendeinem Punkt eine einzelne Sache in einem partout ablehnt, und auch keine Bereitschaft zeigt, von ihrer Position abzurücken? Man kann sich dann natürlich fragen, ob es für einen eine unbedingt zwingende Notwendigkeit ist, diese Sache zu leben oder nach aussen zu tragen. Ist sie das, dann ist die Sache einfach: Dann ist die Partnerin offenbar nicht die richtige. Ist sie das hingegen nicht, dann wird es diffuser. Denn dann gibt es zwar keinen zwingenden Grund, etwas zu ändern oder zu unternehmen, aber man muss damit leben, dass die Partnerin diesen einen Punkt in einem ablehnt.

2. Was ist, wenn an irgendeinem Punkt die Bereitschaft in der Partnerin nachlässt, noch weiter und tiefer zu gehen, beispielsweise weil dann irgendwann sehr tiefsitzende und grundlegende Ängste in ihr drin konfrontiert werden müssten, und sie das nicht will? Muss ich dann hoffen, dass sie "in ein paar Jahren so weit sein wird"? (Man beachte auch die hintergründige Nuance dieser Aussage.) Oder muss ich akzeptieren, dass die Bedürfnisse meiner Partnerin irgendwann möglicherweise nicht weiter in Richtung inneres Wachstum tendieren, sondern beispielsweise zu äusserlicher Sicherheit und Stabilität?

Das klingt vielleicht etwas theoretisch, aber meiner Erfahrung nach wollen die meisten Menschen an einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr über sich selbst hinausgehen. Sie machen dann lieber zu, als weiter zu versuchen, zu ihrer inneren Wahrheit zu finden. Oder sie haben die Kraft nicht dazu oder das Umfeld oder sind zu beschäftigt oder was auch immer. Ich kann mich dann noch fragen, ob inneres Wachstum um jeden Preis wirklich nötig ist. Aber darauf habe ich keine Antwort.
 
Folgenden Eintrag habe ich in meinen privaten Blog geschrieben.
Ich merke, dass ich einen weiteren Punkt nicht geklärt habe. Die Frage lautet: Kann ich oder kann ich nicht zwei (oder mehrere) Frauen gleichzeitig lieben? Wenn die Antwort ja lautet, dann stellt sich als nächstes die Frage: Kann ich in diesem Fall zwei Frauen gleichzeitig lieben, aber nur mit der einen körperliche Intimität erleben? Eine mögliche Antwort darauf würde lauten: In dem Fall, dass beispielsweise die eine der beiden Frauen in dieser Hinsicht traumatisches Material aus der Vergangenheit mit sich herumschleppt, ist es in ihrem Interesse besser, entschieden nur mit einer von beiden körperlich intim zu sein. Es würde wahrscheinlich das Vertrauen der traumatisierten Frau verletzen, wenn sie wüsste, dass ich ausser mit ihr mit einer weiteren Frau körperlich intim bin. (Und man sollte sich nicht täuschen, es gibt viele Menschen, die solche Wunden mit sich herumtragen.) Was nun aber, wenn bei beiden Frauen keine solchen Verletzungen vorhanden sind? Es wird ja im allgemeinen öfter angenommen, dass jemand aus neurotischen Gründen (z.B. Kompensationsversuch) mit mehreren Frauen körperlich intim sein will. Aber ist das wirklich wahr? Anders ausgedrückt: Ist körperliche Intimität nicht letztlich ein natürlicher Ausdruck von wirklicher Liebe, natürlich immer solange sie nicht forciert ist und in gegenseitigem Einverständnis zustande kommt? Und wäre es demnach nicht naheliegend, dass ein Mann, der gleichzeitig zwei Frauen liebt, auch mit diesen Frauen körperlich intim wird?

Diesen Gedanken habe ich buchstäblich noch nirgendwo so formuliert gefunden. Männliche Sexualität wird viel zu häufig als eine Art Negativbedürfnis gesehen. Als ob Männer immer nur "abspritzen" oder "Dampf ablassen" wollten. Die Zeitungen sind ja dauernd voll von Negativbeispielen, und zwar meistens von männlichen Negativbeispielen. Dass (gerade männliche) Sexualität aber ganz umgekehrt ein natürlicher und somit berechtigter Ausdruck von Liebe auch auf der körperlichen Ebene sein kann, davon wird viel zu selten gesprochen. Sobald es dann um mehr als eine Partnerin geht, werden üblicherweise schleunigst die Totschlagargumente hervorgeholt, beispielsweise das in der Tendenz sexistische Argument, der Mann wolle sich ja "nur vergnügen". (Ja, und was bitteschön ist mit der beim Sex beteiligten Frau?) Nicht nur reduziert dieses Argument die männliche Sexualität auf einen Ausdruck innerer Bedürftigkeit und somit auf rein negative Werte, sondern schafft es obendrein noch, den Mann vor der Frau zusätzlich schlecht hinzustellen.

Das Skandalöse an der Tatsache, dass Frauen im arabischen Raum sich verschleiern müssen, liegt nämlich nicht darin, dass diese Frauen damit automatisch vom Mann unterdrückt werden, wie das bei uns immer wieder, insbesondere von feministischer Seite, dargestellt wird. Sondern darin, dass im arabischen Raum automatisch davon ausgegangen wird, dass die Frau vor der Sexualität des Mannes geschützt werden müsse. Der Schleier der Frau degradiert den Mann automatisch zum Übeltäter, und seine Sexualität gleich mit. Die zugrundeliegende Idee ist, dass der Mann nicht in der Lage ist, auf würdevolle und selbstverantwortliche Weise mit seiner Sexualität umzugehen. Und darum muss die Frau vor dem Mann geschützt werden - paradoxerweise, indem sie sich verhüllt. Dieses Selbstverständnis der sich verhüllenden Frau ist im arabischen Raum weiter verbreitet, als wir es hier im Westen überhaupt wahrnehmen. (So ist es übrigens auch nicht mehr so weit hergeholt, dass man dem Mann, auch heute noch immer wieder ohne Narkose, den Penis beschneidet. Ihm also eine Verwundung seines primären Sexualorganes zufügt. Die Beschneidung von Frauen in gewissen afrikanischen Staaten ist selbstverständlich verwerflich. Aber es soll nicht vergessen werden, dass die Beschneidung des Mannes um Grössenordnungen weiter verbreitet ist als die Beschneidung der Frau. Das gilt selbst für scheinbar aufgeklärte Länder wie die USA. Meist geschieht dies unter dem fragwürdigen Argument besonderer Hygiene. Erneut: Als ob Männer nicht in der Lage wären, hygienisch mit ihren eigenen Geschlechtsorganen umzugehen. Als ob diese per se schmutzig wären!)

Die Idee der verpflichtenden, monogamen Beziehung hat durchaus ihre Berechtigung. Der Vorteil einer monogamen, verbindlichen Beziehung liegt meines Erachtens eben genau darin: Dass früher oder später unweigerlich eine Art "Reibung" entsteht durch das Unaufgelöste. Durch den verbindlichen Rahmen, dem man sich unterordnet, ist man jedoch nicht so einfach in der Lage, die Beziehung einfach zu verlassen. Das heisst: Entweder degeneriert die Beziehung (artet in Streit und gegenseitigen Vorwürfen aus) bis sie offiziell für tot erklärt wird. Oder aber es gelingt beiden gemeinsam (und es müssen wirklich beide bereit dazu sein), die unbewussten Anteile und Projektionen bewusst zu machen. Gelingt das (und das kann natürlich lange dauern, da das Unbewusste prinzipiell unendlich gross ist...), dann wird die Beziehung auf ein neues Niveau gehoben. Dann ist mehr Intimität, Vertrauen und gegenseitiges Öffnen da.

Warum aber soll es von vornherein ausgeschlossen sein, dass ein Mann oder eine Frau diesen hohen Grad an innerer Bereitschaft zum Wachstum nicht mit mehreren Partnern gleichzeitig haben kann? Natürlich gibt es logische Grenzen, was die Anzahl der Partner anbelangt, aber es brauchen ja nicht zehn Partner zu sein. (Und übrigens ist das ein dummes Argument.) Es ist durchaus denkbar, dass in einer Partnerschaft, wo mehrere Personen beteiligt sind - insbesondere auch mehrere gleichgeschlechtliche Personen, also nicht nur "ein Mann, zwei Frauen"! - das Wachstumspotential für alle Beteiligten erstaunlich viel höher liegt als in monogamen Beziehungen. Die Reibungen, die hierbei entstehen, sind sicher bei weitem grösser und somit das Potential zu wachsen ebenfalls bei weitem grösser. Beispielsweise die beinahe schon groteske Angst vieler Männer vor körperlicher Intimität mit anderen Männern. Oder die Angst vieler Männer, der andere könne etwa "performanter" sein als man selbst, und es der Frau besser besorgen als man selbst. Wer hat den längsten Penis? Wer kann die Erektion am längsten halten? Ein Gedanke, an Absurdität kaum zu überbieten. Und dennoch so weit verbreitet. Oder all die sich einstellenden Verlustängste und Eifersüchteleien, sobald mehrere Personen beteiligt sind. Ich kenne niemanden, der das ernsthaft versucht hat. Ein paar verschrobene Alt-68er wie Rainer Langhans vielleicht. Aber zu meinem Vorbild machen möchte ich diesen Mann eigentlich nicht unbedingt.
 
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Teil II:

Es ist aber auch ziemlich eindeutig klar, dass diese Fähigkeit, mehrere Partner gleichzeitig zu lieben und mit ihnen zu wachsen, in den meisten Fällen wohl nicht von Anfang an einfach so gegeben ist. Man kann schnell behaupten, man sei dazu in der Lage. Mit der Erfahrung, die ich heute habe, würde ich sagen, dass jeder, der das behauptet, erst einmal eine nennenswerte Zeit lang mit einem einzigen Partner zusammensein und bleiben soll. Eine nennenswerte Zeit ist üblicherweise nicht nur ein oder zwei Jahre sondern länger. Wer unbedingt eine Regel haben will: Solange, wie ein Universitätsstudium dauert. Nicht, dass in kürzeren Zeiträumen nicht viel positives passieren und viel Wachstum stattfinden könnte. Das will ich damit nicht sagen. Sondern ich will sagen, dass sich einige tiefsitzende Neurosen und Probleme erst nach längerer Zeit zeigen, und es braucht einfach diese Zeit, bevor man überhaupt damit konfrontiert wird.
 
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