Trauer nachholen

mamdeja

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15. Juli 2005
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Hallo, vielleicht hat der eine oder andere mal einen nützlichen Tip.

Ich habe vor ca. 15 Jahren meinen damals gerade 17-jährigen Bruder sterben erlebt, habe aber nicht trauern können. Ich habe das Gefühl, dass ich das nachholen sollte, weiß aber nicht, wie ich an meine eingemauerten Gefühle zu dem Thema rankommen kann. Habe auch eine gehörige Portion Angst davor, was mich da erwartet. Würde mich über Anregungen freuen.

LG Katrin
 
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mamdeja,

das ist eine lange zeit in der du die trauer unterdrückt hast. ich würde ihm einen liebevollen brief schreiben. glaube schon, dass dann die emotionen hoch kommen. und denke daran, egal wie gross der schmerz wird, du bist nicht alleine.

kraft und liebe für dich
 
Hallo mamdeja,

ein paar Ideen:

male ein Bild, schreibe eine Geschichte, schreibe Tagebuch, besuche sein Grab, rede mit Freunden, Bekannten, Familie über ihn, suche alte Fotos heraus oder Gegenstände, die er besessen hat, halte innere Zwiesprache mit ihm ...

Meistens ist die Angst vor den Gefühlen größer als der eigentliche Schmerz selbst.

Ich persönlich bin der Überzeugung, dass manche Dinge mit Unterstützung leichter zu bewältigen sind als alleine. Falls Du also allein nicht voran kommst, könnte es gut für Dich sein, Dir Hilfe zu holen, also jemanden, der diesen Prozess liebevoll und behutsam begleiten kann.

Ansonsten finde ich Dein Vorhaben gut, und ich wünsche Dir dafür viel Mut und Vertrauen!

Liebe Grüße,

Stefanie
 
Liebe Katrin,

nicht zu trauern heißt nicht, daß Dir Dein Bruder nicht wichtig war. Wir alle trauern auf verschiedene Arten und Weisen, längere oder kürzere Trauer bedeutet nicht mehr oder weniger. :rolleyes:

Du trägst Deinen Bruder als einen Teil von Dir in Dir und das ist etwas Lebendiges, daß auch der Tod nicht beenden kann. :brav:

Liebe Grüße ! ...rosim
 
warum sie trauern will????

Weil wir trauern müssen, um uns innerlich zu lösen von Vergangenem. Weil unterdrückte Trauer einen emotionalen Knoten in uns macht, der immer größer wird. Und die Unterdrückung kostet uns viel Kraft. Außerdem ist Trauer ein sehr liebevolles Gefühl, liebevoll dem gegenüber, den man verloren hat und liebevoll sich selbst gegenüber.

Darum ist Trauer wichtig.

mamdeja, ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft. Ich finde Stefanies Vorschläge sehr schön.

Ganz liebe Grüße

Raeubertochter
 
liebe Räubertochter !

Erst durchlesen und dann darüber nachdenken, nicht sofort angreifen, denn Du weißt nicht wie ich es meinte.
Menschen sind unterschiedlich und vielleicht hat Katrin schon getrauert.
Wichtig ist für Katrin doch nur, daß Ihr die Antworten hier weiterhelfen, damit sie Ihren Weg findet.

...und glaube mir, liebe Räubertochter, ich habe mit dem Verlust von lieben Menschen auch meine Erfahrungen und ich weiß, jeder muß das Verarbeiten auf seine Art tun, so wie Katrin hier jetzt auch.

Also nichts für ungut ! ...rosim
 
Hallo mamdeja!!!

Ich habe vor 5 Jahren meinen Bruder verloren... Ich kann das ziemlich gut nachempfinden... Ich habe auch nie wirklich getrauert, deswegen fasst es mich auch immer noch so. Ich habe es irgendwie immer nur weiter mit mir rumgeschleppt aber nie wirklich mich daran gemacht es zu verarbeiten. Ich habe vor Monaten angefangen einen Brief zu schrieben - und zwar an meinen Bruder. Ich spreche ihn direkt an! Das befreit unheimlich. Ich packe da einfach alles rein, was ich will. Alle meine Gefühle, einfach alles was ich erlebt habe. Es fing als Brief an und jetzt ist es zu einer Art Tagebuch geworden. Ich schreibe alles rein, und ich merke jedesmal beim Schreiben, dass er bei mir ist. Mir hilft das sehr...

Bei dir ist nun die Frage, ob du es wirklich ganz abschließen willst, oder noch sowas wie Kontakt zu ihm willst.

Ich würde dir das schreiben nahelegen. Mir hat es sehr geholfen. Wenn du es einfach abschließen willst, dann belasse es bei dem Brief und schicke ihn auch ab. Denn wenn du ihn bei dir lässt, dann ist es genauso wie vorher, nichts hat sich getan...

LG Advena...
 
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mamdeja schrieb:
Hallo, vielleicht hat der eine oder andere mal einen nützlichen Tip.

Ich habe vor ca. 15 Jahren meinen damals gerade 17-jährigen Bruder sterben erlebt, habe aber nicht trauern können. Ich habe das Gefühl, dass ich das nachholen sollte, weiß aber nicht, wie ich an meine eingemauerten Gefühle zu dem Thema rankommen kann. Habe auch eine gehörige Portion Angst davor, was mich da erwartet. Würde mich über Anregungen freuen.

LG Katrin

Hi Katrin,

ich denke du bist schon einen großen Schritt an dieses "Thema" rangekommen....und zwar indem du es verbalisierst.
Ich weiß jetzt nicht wie alt du damals gewesen bist als dein Bruder starb.

Kinder und auch Jugendliche trauern in ihrer Art und Weise anders als Erwachsene. Sie lernen von den Erwachsenen.....wenn diese ihnen den Raum dazu geben. Kinder und Jugendliche wollen auch in ihrer Trauer ernst genommen werden,sie möchten keine Aussenseiter sein,sie wollen nicht bemitleidet oder gar ausgefragt werden.
Ganz im Gegenteil sie sind es die uns Erwachsenen in solchen Situationen mit Fragen löchern und wir sind es sehr oft die auf diese Fragen keine Antworten geben.
Wir haben Angst falsche Antworten zu geben oder wir möchten die Kinder nicht zusätzlich mit unserer Trauer belasten.....
Erhalten die Kinder diesen Raum,bzw. die Möglichkeit nicht kommt es sehr oft zur Verdrängung. Im späteren Erwachsenenleben versuchen sie dies nachzuholen.......wahrscheinlich war es bei dir ähnlich.

Kinder werden des Öfteren auf Erinnerungsreisen geschickt......es geht hier um die Erinnerung an das Leben und an den Tod.......an den Menschen ....der einem viel bedeutet hat......den man vermisst. Je öfter du dich nun an deinen Bruder erinnerst und je öfter du dich mit seinem Leben aber auch mit seinem Sterben auseinandersetzt desto weniger schmerzhaft wird es für dich werden.

Erinnere dich ohne Angst an ihn,versuch ihn zu sehen,male ein Bild (Stefanie hat dir bereits gute Ratschläge gegeben) oder schreibe einen Brief......schreibe deinem Bruder.......du darfst alles in diesen Brief hineinschreiben,deine Gefühle,deinen Zorn,deine Wut .........ALLES.....du darfst Fragen stellen......versuche dich daran zu erinnern wie es damals für dich gewesen ist........und wie es für dich im aktuellen Moment ist.

Vielleicht gibt es Orte die dich mit deinem Bruder verbinden,suche diese Orte der Verbundenheit auf..........
Hab keine Angst vor den Gefühlen die in dir aufkeimen werden......lasse sie zu.

Alles Liebe


In der Trauer stecken zu bleiben oder sie für lange Zeit zu verdrängen hinterläßt Spuren,Narben........diese versuchst du nun zu öffnen.
 
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