Im Trancezustand verändern sich auch die Hirnwellen. Fragt mich jetzt aber bitte nicht, was sie genau tun - ich glaube, sie werden langsamer, kann mich aber auch täuschen.
Ja, sicher. Man benötigt einen Teil der visuellen Zentren im Gehirn, um zum Beispiel ein inneres Bild tatsächlich zu sehen.
Am Alltereinfachsten gelingt es ja unserem Organismus offensichtlich, innere Bilder im Traum herzustellen. Wenn wir wach sind, müssen wir das dagegen üben, wenn wir es wahrnehmen wollen. Und der Weg dies zu tun ist die Visualisierung: man erschafft erst bewußte Bilder in sich. Man fängt ganz klein an, mit weißen Linien, Punkten, beobachtet was man sieht erst mal mit geschlossenen Augen.
Wenn das Bild dann vorhanden ist (und das ist eigentlich bei Jedem vorhanden, wenn man nur etwas Ablenkung hat (z.B. die Trommel) und einen klaren Einstieg in die Trance hat) - wenn also das Bild erkannt wurde, dann kann man es entwickeln. Man sieht auch alles Mögliche erst mal dann, bis das Bild wirklich "klar" wird und man einwandfrei erkennen und sich in dieser Trancewelt umblicken und dort handeln kann.
Ich denke mein kleines Schreibexperiment hat ja gezeigt, bzw. sollte es das, daß Trance zwar ein Zustand der Freiheit ist. Jedoch unterliegt er Regeln, die man erlernen muß, um Trance von Träumen und Phantasieren zu unterscheiden. Trance ist das konzentrierte, aber losglöste Verfolgen einer einzelnen Absicht, sich wahrzunehmen. Man geht mit einem Teil des eigenen Selbstes auf Reisen und muß den eigenen Körper dabei teilweise mitnehmen: man muß die Kontrolle abgeben zum Beispiel über die Atemfunktion. Man gibt damit auch die Gewohnheit der Sauerstoffversorgung des Körpers ab und ergo ergibt sich ein anderes Sauerstoffniveau im Körper und daher ist eine "Induktion" einer anderen Geistebene möglich. Versucht man aber nun, aus der Geistebene des Ego-Ich's heraus, dieses herausgetretene Ich -Erleben zu beeinflussen, dann scheitert man. Was man jedoch tuen muß, ist "sich" kontrollieren, daß man nicht falsch handelt im Geist. Daher ist Trance abhängig von Übung, ebenso wie die Fähigkeit, in Trance ein- oder auszusteigen.
Und übrigens: Aussteigen zu lernen ist wichtiger als Einsteigen zu lernen. Denn durch das Aussteigen aus der Trance auf einer immer höheren Energieebene erlangt man letztendlich eine Bewußtseinserweiterung, die sich in das Tagbewußtsein ausweitet. Daher ist es wichtiger, die Qualität des Aussteigens zu erhöhen, als die Qualität des Einsteigens. Ganz allgemein ist das ein Grundsatz bei ernstgemeinter Meditation, die nicht verklären soll und nicht verdummen.
Das "Ergebnis" von Traum oder Trance ist aber im Grunde genommen das Gleiche. Sowohl in Trance als auch im Traum löst unsere Psyche auf der ihr zur Handlung zur Verfügung stehenden Ebene (die gedankengefühle, Anm.) unsere Probleme. Unser Gehirn erhält so die neuronalen Verknüpfungen, die wir im Alltag benötigen. Wie jedes unserer Organe arbeitet das Gehirn erst nachts in der Ruhephase auf, was an Belastung erfahren wurde. Darüber hinausgehend bereitet es sich angemessen auf das Morgen vor, das heißt: habe ich heute geübt, dann wird mein Gehirn über Nacht bereits etwas mehr gelernt haben, aus der Trance auszusteigen. Und umso besser ich aussteige, umso eher erfahre ich, was Einsteigen bedeutet. Das ist nun mal so.
Daher ist es bezüglich der Hirnwellen so wichtig, in der Tat das Gehirn zu verwenden bei geistiger Arbeit. Und nicht den Körper dabei zu mißbrauchen, ihn nicht absichtlich mit zu wenig Luft oder Nahrung zu versorgen, damit man in diese Bewußtseinszustände besser kommt. Von Drogen ganz zu schweigen.
Das Gehirn zu verwenden ist immer besser, wenn es um Trance geht. Man muß "sich selbst überzeugen", daß man in Trance ist. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist "der Trick" des Hypnbotiseurs: er weiß, daß er in Trance ist, aber die anderen wissen es nicht, und daher kann er einfach nur sagen 1 2 3 es ist vorbei.
Am Geschicktesten bist Du in der Trance mit Beta-Wellen unterwegs, weil die Wahrnehmung da fluide ist und durchgängig. So gab es in der Wahrnehmung meiner Traumreise Türen, Schlösser, Spiegel, sogar eine Vagina - obwohl ich erst einmal im Leben in einer drin war. Und das war eng - erinnere ich - meine Trance hat mir also vielleicht den momentanen Heilungszustand meines inneren Kindes gezeigt, nachdem der Paulus mir geholfen hat. (der Paulus hier im Forum, nicht der Bibel-Paulus, Anm.)
Beta-Wellen ermöglichen es, Ebenen zu verlassen. Durch Türen zu gehen, sich klein und groß zu machen, ohne Hindernis durch eine Umgebung zu gehen. Wenn Du in Beta-Wellen unterwegs ist, dann ist es wichtig, daß Du nichts mitnehmen willst, das Du nicht brauchst. Daß Du Dir alles anguckst, das Dir wichtig erscheint. Du darfst Dich absolut so verhalten wie im sonstigen Leben auch - allerdings darf Dein Ich die "Stille", in die Du hörst nicht unterbrechen. Sonst bricht die Trance ab.
Um in den Bereich der Alphawellen bei der Meditation zu gelangen, muß man die Grenze zwischen Tag und Nacht durchschreiten, muß man erlernen, wach zu bleiben während das Gehirn auf das Traumniveau organisch herunterfährt. Das gelingt nur in einem tiefenentspannten Körper und Geistkörper, das heißt: der Geist beschäftigt sich nicht mehr mit dem Körper. Genau das passiert ja, wenn wir einschlafen.
Was passiert danach, im Bereich der Alphawellen, wenn man sich in den eigenen Körper eingekuschelt hat, das Bild angestellt hat, den Körper tiefenentspannt hat und man "herübergeht" in den Traum?
Ich will's beschreiben. Was sich um die Wahrnehmung des in den Traum Herübergleitenden herum öffnet, ist ein neuer Raum. Auch im Traum träumen wir ja, und wenn wir aber noch präsent sind als Wahrnehmende beim Träumen, sind wir also in dem gleichen Raum. Im "Traumraum", könnte man sagen.
Die Bedingungen des Traumraumes kennt Ihr alle: man kann fliegen. Man kann gehen auf einer Erde. Man kann Tieren begegnen. Man kann auch Türen öffnen oder mit Menschen sprechen, an Gemeinschaftsveranstaltungen teilnehmen oder ein sexuelles Erlebnis haben auf die Schnelle. Ein 1-Night-Stand im wahrsten Wortsinne - in diesem Raum ist schlichtweg alles möglich.
Allerdings: die Bedingungen im Traumraum (Alphawellen) sind nicht zu vergleichen mit den Beta-Wellen, die man im fluiden Bereich hat, in dem man z.B. schreiben kann. Nicht "normal" schreiben, sondern in einer oberflächlichen geistigen Trance. (Das geht einem natürlich nicht einfach so von der Hand. Daher habe ich auch eine Weile gebraucht, bis ich reingekommen bin. Mache ich nicht mehr so oft, habe ich aber eine Weile ganz oft gemacht - daher kann ich's. Natürlich: auch der Poet schreibt aus dem gleichen Raum heraus seine Geschichte, in der wir Normalos unsere Träume erspähen.)
Zurück zu den anderen Bedingungen (man sieht, wie schwer mir das überhaupt von der Konzentration her fällt, zu beschreiben, was ich im Traumraum erlebe:
Man kann atmen. Unabhängig vom Körper. Man kann schnell und rasch ausatmen, aber der physische Körper bleibt in Tiefenentspannung liegen.
Man kann in keinster Weise irgendetwas beeinflussen. Sobald man dies auch nur im Ansatz versuchen will, verläßt man sofort die Alpha-Welle und gerät wieder in den fluiden Bereich der Beta-Welle, in der man verhandeln kann, ob man wieder einschlafen kann, ohne "wach" zu werden oder wenigstens körperlich bewußt.
Man kann die gesamte Umgebung selber gestalten. Man kann zum Beispiel die Wohnung umdekorieren: aber wenn man dann auf die Toilette geht und wieder kommt, ist alles schon wieder anders. Das heißt: man lebt, wenn man in einem Traum in einem Haus lebt, in einem "Änderhaus", wie es Michael Ende in seiner Unendlichen Geschichte beschrieben hat. Nichts ist im Traum so, wie es bleibt. Dagegen ist in den Beta-Wellen vorhersehbarer, was geschehen wird: hier lohnt es sich, einfach abzuwarten, um auf den Beta-Schlüssel zu warten. Man rutscht dann mit dem Bewußtsein kurz in den Alpha-Bereich durch das Warten und dann schnellt der Schlüssel aus dem Alpha-Bereich in den Beta-Bereich hinein. Eine Vertiefung des Zustandes führt also zur Lösung der Anspannung im Geschehen.
Unser Bewußtsein ist wie ein Uhrwerk, das man kennenlernen kann. Es ist die Hirnphysiologie, die so tickt, wie sie tickt. Beherrschen läßt es sich nicht- würde ich sagen aus meiner heutigen Erfahrung heraus. Ich glaube dafür gibt es dann aber einen Gott.
Ein Wort noch zu diesem, zu Gott, weil es fahrlässig wäre, ihn in diesem Zusammenhang der Trance nicht zu erwähnen bei all dem, was es da so gibt an Scharlatenerie:
Gott ist nicht nur ein Wort, sondern die Möglichkeit, aus Trance zu erwachen. Gott lädt uns ein, unsere Ganzheit trotz der täglichen Wahrnehmung unserer Rollen heraus nicht nur zu vermuten, sondern sie auch in Gemeinschaft zu leben und ihn zu unserem Zentrum zu machen. Dadurch, daß wir in uns allen eine höhere Bedingtheit anerkennen, geben wir unserer Gehirnphysiologie die Möglichkeit und damit eben auch uns selber, etwas "Grösseres" als uns selber zu denken.
Daher birgt sich in Gott zugleich die Hauptgefahr jedes Trance-Suchenden und die Erlösung, das Erreichen des Ziels: Klarheit. Die klare Unterscheidung: was ist von meinem Ich gewollt, was will mein Ego-Ich, was ist der Wille, der mir meine Aufgabe zeigt, zu der ich berufen bin? All dies sind ja verschiedene Ebenen der Trance Gottes, in der wir uns ja möglicherweise befinden.