Träume...Sigmund Freud


Ich habe hier ein Traumdeutungs-Buch herumliegen, darin wird die Freud´sche Art und Weise verwendet. Und irgendwie kann ich mich damit beim besten Willen nicht anfreu(n)den ;). Mir ist der Kerl schlichtweg etwas zu eintönig orientiert. Denn mir ist hetzt schon derart oft aufgefallen, dass er jeden Pippifax mit Sexuellem gleichsetzt. ... Mir scheint dieser gute Mann war ein lustiger Betthopser *lach*. ... Ich finds ohnehin sinnvoller nach den eigenen Assoziationen zu gehen bzw jemanden mit eigenständiger Meinung zu befragen, als innerhalb eines Buches nachzuschlagen und zu sagen AHA JA DAS IST ES!
Liebe Hamied,

Du bewertest Freud so, wie wenn er heute schreiben würde.

Zu seiner Zeit vor 100 Jahren war er revolutionär. Damals war Sexualität völlig tabu. (Viele Ehepaare begegneten sich gar nicht nackt - beim Geschlechtsverkehr hatte die Frau ein Nachthemd mit einem Loch auf halber Höhe. etc.) Die massive Verdrängung der Sexualität war auch Ursache vieler psychosomatischer Beschwerden. Man muss ich vorstellen : in einer Zeit, in der die Medizin VÖLLIG körperorientiert war (auch bei psychischen Erkrankungen - da wurden Patienten zur Therapie zB. in Eiswasser getaucht) wagt ein Arzt (!) von Träumen zu reden.

In Träumen kommen unterdrückte und verdrängte Themen in symbolischer Verkleidung hoch - in einer Zeit sexueller Verdrängung sind dies vor allem sexuelle Themen. Freud beschäftigte sich und deutete die Träume SEINER Zeit (nicht die heutigen.)

Natürlich war Freud ein Mensch seiner Zeit - mit entsprechenden Einschränkungen und Problemen.

Wenn Du schreibst, dass Du Dich lieber an Deine Assoziationen zu Deinen Träumen hältst - dann gehst Du genau den Weg, den Freud vor Dir gegangen ist. Freud hat die Methode der freien Assoziation entwickelt - und kein Traumdeutungsbuch verwendet !

Du bist witzig : Du beschäftigst Dich ausschließlich mit dem Ausschnitt von Freud's Werk, der sich mit Sexualität befasst - und bemängelst dann, dass sich Freud nur mit Sexualität beschäftigt :confused: (Schau Dir mal in einer Bibliothek an, wieviel Freud geschrieben hat - auch zu anderen Themen.)

Freud war zu seiner Zeit bahnbrechend und hat für viele Entwicklungen die hinderlichen Mauern niedergerissen - zB. wie offen hier ein Austausch über persönlichste Themen möglich ist, das hat neben anderen Hr. Freud mit seinen Tabubrüchen ermöglicht (für die er übrigens zu seiner Zeit vor allem Hohn und Spott geerntet hat und auch lange Zeit enorme finanzielle Nachteile in Kauf genommen hat. Er hat sogar gezögert zu heiraten, weil er befürchtet hat, eine Familie nicht ernähren zu können.)

Dass wir heute Gott-sei-Dank über manches schmunzeln können, was er schreibt - das ist der Wirkung seines Werkes zu verdanken.

Ein Vergleich : Deine Kritik an Freud ist damit zu vergleichen,wenn jemand sagt : "Mensch - die haben für den Bau der Autobahn von Linz nach Wien 2 Jahre gebraucht. Waren die langsam ! Ich fahr die Strecke in 2 Stunden."

Wir fahren heute auf der Autobahn, die Freud und andere mühsamst und mit vielen persönlichen Opfern gebaut hat ...

LG, Reinhard
 
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Ich halte es da mehr an Jung, Frankl und Adler ...
Hallo Fist,

Adler kommt aus der Schule von Freud. Frankl setzt sehr hoch an - seine Therapie ist bei Menschen mit frühkindlichen Störungen kaum zielführend. Auch die Jung'sche Psychologie hat lange Zeit ein Schattendasein geführt. Warum hat Freud die stärkste Breitenwirkung gehabt - um ein Vielfaches mehr als die 3 von Dir genannten zusammen ? Eben weil er sich der zentralen Bedeutung der Sexualität gewidmet hat.

Liebe Grüße Reinhard

PS.: Jung ist mir auch viel näher als Freud. Das muss einen aber nicht daran hindern, die epochale Wirkung von Freud anzuerkennen.
 
Schalom Walter R.

hm... ich denke, Freuds Revolution war weniger, dass er alles aufs Sexuelle zurückgeführt hat, sondern viel mehr, dass er den Träumen überhaupt einen Wert beigemessen hat und in der Beobachtung des Traumerlebens einen Schlüssel fand um Probleme zu lösen - und dies haben auch alle nach ihm mehr oder weniger so Anerkannt und gilt heute zurecht als eine der Grundlagen der Psychologie.

Liebe Grüsse

FIST
 
hm... ich denke, Freuds Revolution war weniger, dass er alles aufs Sexuelle zurückgeführt hat, sondern viel mehr, dass er den Träumen überhaupt einen Wert beigemessen
Lieber Fist,

Wie kommst Du darauf ?

Sein Buch über die Traumdeutung war meines Wissens lange Zeit eher ein Ladenhüter. Für mich stimmt es nicht wirklich, dass er "alles auf die Sexualität zurückgeführt hat" - sondern dass er die Bedeutung der Sexualität erkannt und gewürdigt hat. (zB. in seinen "Studien über die Hysterie").

Mach einen Thread über "Sex" auf und einen über "Träume" - und dann schau, welcher Thread schneller und öfter angeklickt wird :) .

LG, Reinhard
 
Von mir sicher nicht so oft, es ist übertrieben alles nur sexuell zu sehen es gibt auch andere dinge im leben genau deswegen würde ich eher ein normales traumbuch mit diversen traumdeutungen lesen oder eher hier ancklicken.:)
 
Hallo :)

Es mag durchaus bahnbrechend gewesen sein, in dieser Zeit über diese prikäre Thematik offen zu reden etc.
Ich hatte hier ja nicht behauptet, dass ALLES von ihm Humbug ist. Oder steht das wo? *lach*
Ich persönlich finde eben, dass er zu Sexorientiert ist.
Gar keine Frage, er hat auch einiges in Gang gesetzt und auch einiges Gutes von sich gegeben.
Dennoch stellt es ja gerade dann noch ein größeres Ausmaß an Sexbezug dar, oder nicht?
Heut ist es ja normal...*g*, dass man offen drüber redet...vielleicht haben wirs ihm zu verdanken...dennoch find ichs leicht daneben.
Ich möchte sicherlich NICHT sagen, dass alles was Freud in die Hand nahm und schrieb sexuelle Züge hat...dennoch ist es mE ein Fall für sich und zum größten Teil ists eben doch in diese Richtung angehaucht.

Für mich hatte er eben auch ein paar seltsame Ansichten...wie gesagt ist meine Meinung.

@Mariposa: oh das wäre ja supergenial :umarmen::banane: :kiss4:

Liebe Grüße
Hamied :)
 
Freuds Ansichten waren oft recht eindimensional. Freud macht auf unter anderem mich den Eindruck, als wäre er ein notgeiler Lustmolch gewesen.
Kleine Anmerkung : Freud wies meines Wissens als erster auf die Gefahr des Missbrauches von Patientinnen durch behandelnde Ärzte / Therapeuten hin (Stichwort : Übertragungsliebe) und führte sehr strenge Regeln ein, um sexuelle Beziehungen zwischen Behandler und Patientin auszuschließen.

Je weniger man einen Menschen kennt, um so leichter ist es, sich von ihm ein (falsches) Bild zu machen.

Freud machte mit seiner "sexuellen" Zuordnung nichts anderes, als zB. die Einteilung in Yin und Yang. Sexuell heißt ja geschlechtlich - das Erkennen von weiblichen und männlichen Qualitäten.

Wenn jemand Gegenstände, Speisen, Verhaltensweisen dem Yin oder dem Yang zuordnet (was ja auch nichts anderes ist als die sexuelle Einteilung in männlich/phallisch und weiblich/vaginal) würde man ihn wohl auch nicht als "notgeilen Lustmolch" bezeichnen.

LG, Reinhard
 
Kleine Anmerkung : Freud wies meines Wissens als erster auf die Gefahr des Missbrauches von Patientinnen durch behandelnde Ärzte / Therapeuten hin (Stichwort : Übertragungsliebe) und führte sehr strenge Regeln ein, um sexuelle Beziehungen zwischen Behandler und Patientin auszuschließen.

Er sagte aber auch, dass sexuelle Berührung eine sexuelle Erregung auslösen müsse, allenfalls wäre man sonst krank...sieh Fall Dora...die angeblich aus Erregung herauss flüchtete, aus Ekel oder Grenzüberschreitung wäre es jedoch wahrscheinlich wahrheitsgemäßer.

Mal abgesehen davon, dass mich nicht jeder anlangt, wäre ich wohl auch zu selbigem nicht im Stande...chronisch krank? Oh wei?:weihna1


Das sind eben diese Dinge die ich bei ihm dubios finde.

Liebe Grüße
Hamied :)
 

Er sagte aber auch, dass sexuelle Berührung eine sexuelle Erregung auslösen müsse, allenfalls wäre man sonst krank...sieh Fall Dora...die angeblich aus Erregung herauss flüchtete, aus Ekel oder Grenzüberschreitung wäre es jedoch wahrscheinlich wahrheitsgemäßer. Mal abgesehen davon, dass mich nicht jeder anlangt, wäre ich wohl auch zu selbigem nicht im Stande...chronisch krank? Oh wei? :weihna1 Das sind eben diese Dinge die ich bei ihm dubios finde.
Liebe Grüße Hamied :)
Liebe Hamied,

Das sind ja zwei völlig verschiedene Sachen, wie man ihn als Person einschätzt, wie man seine Wirkung sieht - und wie man seine Erkenntnisse aus heutiger Sicht sieht. Er stand ganz am Anfang der Erforschung psychischer Vorgänge. Natürlich ist vieles von seinen Schriften heute völlig überholt. Was erwartest Du von einem naturwissenschaftlichen Werk, das vor 100 Jahren geschrieben worden ist ?

Man baut doch heute auch nicht mehr Flugzeuge oder Autos, wie man sie vor 100 Jahren gebaut hat, oder ?

Freud hat die ersten Gehversuche in der Psychotherapie begonnen - durch Versuche festgestellt : das funktioniert, das funktionert nicht. Seine Schriften stammen aus Jahrzehnten von Forschungsarbeit. Manches was er geschrieben hat, hat er später wieder verworfen. Er hat bemerkt, dass durch Gespräche körperliche Leiden verschwinden können - und er hat experimentiert und dabei auch seine vielen Fehlschläge dokumentiert. Was ist daran dubios ?

Er hat als erster überhaupt die Sexualität ernst genommen - vor allem auch die Sexualität der Frau. Dass es in der Sexualität nicht nur um die Befriedigung des Mannes geht - dass auch eine Frau Bedürfnisse und Wünsche hat. (Dass sie nicht nur quasi eine lebendige Gummipuppe ist, an der sich der Mann befriedigt.) Dass er dabei vieles falsch gesehen hat, ist klar - aber er hat begonnen, die Augen aufzumachen.

LG, Reinhard
 
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Kleine Anmerkung : Freud wies meines Wissens als erster auf die Gefahr des Missbrauches von Patientinnen durch behandelnde Ärzte / Therapeuten hin (Stichwort : Übertragungsliebe) und führte sehr strenge Regeln ein, um sexuelle Beziehungen zwischen Behandler und Patientin auszuschließen.

Je weniger man einen Menschen kennt, um so leichter ist es, sich von ihm ein (falsches) Bild zu machen.

Freud machte mit seiner "sexuellen" Zuordnung nichts anderes, als zB. die Einteilung in Yin und Yang. Sexuell heißt ja geschlechtlich - das Erkennen von weiblichen und männlichen Qualitäten.

Wenn jemand Gegenstände, Speisen, Verhaltensweisen dem Yin oder dem Yang zuordnet (was ja auch nichts anderes ist als die sexuelle Einteilung in männlich/phallisch und weiblich/vaginal) würde man ihn wohl auch nicht als "notgeilen Lustmolch" bezeichnen.

LG, Reinhard

Hallo Reinhard,

mein Kommentar war ja auch fast nur aur die Träume bezogen. Was ich beim schreiben noch im Kopf hatte, war dass sich Freud - und wenn ich mich recht erinnere, seine ganze Familie - sich auch über dicke Menschen lustig machte. Was ich auch für eindimensional halte.

Aber ich denke, Speisen oder andere Symbole gleich mit Sex oder dessen Wünschen gleichzusetzen... ich weiß nicht...

Natürlich hat die eigentliche Psychoanalyse durch Freud erst begonnen und daher haben wir ihm die Psychotherapie zu verdanken.
 
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