tote Babys

Mich interessieren einzig Eure Gefühle und es geht mir ganz konkret um Babys/Neugeborene, die von ihren Müttern und/oder Vätern in einem ganz frühen Alter umgebracht worden sind. Fühlt Ihr da was? Ich meine, so richtig tief in Euch drinnen?

Liebe Grüße

Katarina :)

Ok, dann beantworte ich jetzt auch mal Katarinas ursprüngliche Frage...

Ich fühle bei solchen Nachrichten ein "Mein Gott schrecklich", ganz tief in mir. Das Mitleid mit dem Baby, das so gar nicht leben durfte und Mitleid mit dem Täter/der Täterin, weil diese mit ihrer Tat leben müssen.

Und ich fühle Dankbarkeit in mir (klingt in dem Zusammenhang pervers, ich weiß), dass ich nicht in dieser Situation bin. *zugeb*

Und als nächstes fühle ich Angst, es könnte mal vielleicht meinen Kindern passieren, dass sie irgendwann mal zum Täter werden könnten.....weiß ich, was die Zukunft bringt?

Und im nächsten Moment weiß ich, dass ich meinen Kindern meine Ängste nicht mitteilen kann....weil sie dann wieder die Augen verdrehen und sagen würden: "Mama, komm lass mal Deinen Psychokram....wir sagens Dir eh, wenns Probleme gibt...."

So, nun hab ich genug Seelenstriptease gemacht....:escape:

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Guten Morgen,

tja, obwohl ich eingangs so sehr Wert darauf gelegt habe, den "Fühlaspekt" herauszukristallisieren, hänge ich nun doch wieder im Denken.
Zunächst mal, was unser unterschiedliches Vokabular betrifft, liebe Reinfriede, meinetwegen können wir es auch Wut nennen. Für mich ist der Unterschied zwischen Wut und Hass sowieso nur graduell und Hass impliziert für mich eher eine persönliche Komponente als Wut. Das ist so wie "Ich bin verliebt" und "Ich liebe", - "Ich bin wütend" und "Ich hasse".
Was Deinen Seelenstriptease betrifft, der war aber echt moderat:weihna1 . Du ziehst Dich sozusagen wieder an, wenn`s gerade spannend wird. Und wenn Du mir die Bemerkung erlaubst, Dir passiert, was uns allen passiert. Du machst eine Bewertung zu einem Gefühl ("Gott, wie schrecklich"). Das ist z.B. auch bei "Ich fühle Unverständnis" der Fall. Das ist kein Gefühl, sondern die Unfähigkeit, etwas mit dem Verstand nachvollziehen zu können. Wir haben differenziertes Fühlen verlernt. Ich kann - ganz ehrlich - nun z.B. bei Dir gar nicht nachfühlen, was Du eigentlich fühlst, habe eher den Eindruck, dass Du da mit dem "Kopf" rangehst. Du hast zwar das "Mitleid" erwähnt, aber was das heißen soll, ist mir nicht so richtig klar. Wenn ich mitleide, was fühle ich dann konkret? Total überrascht war ich bei Deiner Angst, Deine Kinder könnten auch zu solchen Tätern werden. Das muss ich erstmal sacken lassen.

@ Green Tara: sich nicht für die Wutausbrüche, zu verurteilen, ist sicher eine gute Idee. Diese Idee in die Praxis umzusetzen, jedoch gar nicht so leicht. Denn die Verurteilung geschieht nicht nur im Denken, sondern auch unter emotionaler Beteiligung und auf dieser Ebene sind wir eben oftmals noch Kinder. Es hat mir geholfen, dass Du das von Dir erzählt hast. Ich denke, ich stehe emotional auch oft noch auf der Stufe eines Kleinkindes.

Kann es sein, dass sich hier gar keine Männer beteiligen? Oder, Jeroen, bist du ein Mann? Sind tote Babys kein Thema, das Männer betrifft oder mag "Mann" hier nicht über seine Gefühle sprechen?

Katarina :)
 
Du hast zwar das "Mitleid" erwähnt, aber was das heißen soll, ist mir nicht so richtig klar. Wenn ich mitleide, was fühle ich dann konkret? Total überrascht war ich bei Deiner Angst, Deine Kinder könnten auch zu solchen Tätern werden. Das muss ich erstmal sacken lassen.

Katarina :)

Liebe Katarina!

Ok, Reinfriede zurück an den Start - nochmal probieren: Ich fühle Schmerz, wenn ich solche Nachrichten höre. Mitleid heißt für mich in dem Moment, mich in die Rolle des Opfers/Täters hineinzuversetzen (ist ja nur begrenzt möglich) und die Angst, die Verzweiflung, die Trauer, die Panik, das Entsetzen nachzuspüren.

Und was meine Angst, meine Kids könnten "sowas" auch mal tun: Ich denke, es ist niemand auf dieser Welt davor gefeit, zum Täter zu werden.

Ich habe einen Jungen aufwachsen sehen (zwar nicht immer, aber sporadisch), der süß, blondgelockt und unschuldig war - mit 18 erschlug er einen Menschen, aus einem für uns nichtigen Anlass.

Na klar gabs eine Vorgeschichte, na klar hätte irgendwas/irgendwer das eventuell verhindern können......aber es kam so und nicht anders. Jeder Mörder war auch mal ein süßes, "unschuldiges" Kind.

Ich meine damit, Du kannst als Mutter/Vater immer nur versuchen, den Kids eine Basis zu bieten, auf der sie sich sicher und geborgen entwickeln können und vor der "Täterschaft" relativ geschützt sind. Irgendwann gehen sie ihre eigenen Wege - Du kannst nicht in die Zukunft sehen - weißt Du, was Deine Kinder in 10, 20 Jahren machen? Bist Du Dir sicher, sie so "erzogen" zu haben, dass sie berechenbar bzw. ihre Handlungen vorausberechenbar für Dich sind?

Ich nicht. Das heißt jetzt nicht, dass ich ihnen das von Haus aus zutraue - nur: Sie nur als Licht-und Liebeengel zu sehen, hieße, nur mit einem Auge hinzugucken.

Sie sind eigenständige Menschen, müssen ihre eigenen Erfahrungen machen. Und natürlich wünsche ich den Kids nur angenehme Erfahrungen - darum fühle ich bei solchen Anlässen diese Angst, sie könnten Opfer/Täter werden.

Ich hoffe, es kommt so halbwegs rüber, wie ich das meine...

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Sansara,

1. Oben gehst du davon aus, dass es eine über die Zeitalter gleichbleibende Ethik gibt (und von Reinkarnation) - andernfalls lässt sich so eine "Lernaufgabe über Leben hinweg" nicht bewerkstelligen.

es geht nicht um Ethik. Ich setze allerdings Reinkarnation voraus, das stimmt. Ob die Menschen daran glauben oder nicht ... Schuldgefühle hat jeder, der einmal einen Menschen umgebracht hat (z.B.), spät. kurz vor oder nach dem Tod seines Körpers.

Hier der zweite Einwand: Wenn ich alles Leid der Welt so in mich aufsauge (z.B. 30 000 verhungernde Kinder jeden Tag), dann geh ich ein. Ich lass das Leid der getöteten Kinder auch nicht an meine Substanz ran - aus Selbstschutz.

Annehmen hat NICHTS mit hinnehmen zu tun. Es geht also nicht darum, diese Dinge in sich "aufzusaugen" und darunter zu leiden. Natürlich blockieren wir aus unterschiedlichsten Gründen die verschiedensten Dinge, Selbstschutz wie Du sagst. Allerdings können wir selbst nicht unser wahres Selbst (die Seele) leben, wenn wir diese Dinge nicht annehmen. Annehmen ist allerdings auch schwer zu erklären, weil es keine Kopfsache ist, sondern eher im ganzen Wesen geschieht.

Liebe Grüße
Gabi
 
Liebe Reinfriede,

Ok, Reinfriede zurück an den Start - nochmal probieren: Ich fühle Schmerz, wenn ich solche Nachrichten höre. Mitleid heißt für mich in dem Moment, mich in die Rolle des Opfers/Täters hineinzuversetzen (ist ja nur begrenzt möglich) und die Angst, die Verzweiflung, die Trauer, die Panik, das Entsetzen nachzuspüren.

Schon viel besser :weihna1 . Du darfst jetzt über Los gehen und 4000 € einziehen......
Dennoch bin ich weiterhin überrascht und zwar in jeder Hinsicht. Dass Du in der Lage bist, Dich bei der Nachricht über von ihren Eltern getöteten Babys sowohl in Opfer als auch in Täter einfühlen zu können und die ganze ablaufende Gefühlspalette so differenzierst spürst, finde ich bemerkenswert.
Die Opferrolle kann ich überhaupt nicht nachspüren. Da bin ich innerlich völlig "tot". Ich kann nur die Verzweiflung und die Hass/Liebe der Mutter nachempfinden (nicht die des Vaters).

Und was meine Angst, meine Kids könnten "sowas" auch mal tun: Ich denke, es ist niemand auf dieser Welt davor gefeit, zum Täter zu werden. .........

Sie sind eigenständige Menschen, müssen ihre eigenen Erfahrungen machen. Und natürlich wünsche ich den Kids nur angenehme Erfahrungen - darum fühle ich bei solchen Anlässen diese Angst, sie könnten Opfer/Täter werden.

Und das finde ich ebenso erstaunlich. Du hast natürlich völlig recht mich dem, was Du sagst, aber ich z.B. mache mir darüber überhaupt gar keine Gedanken, ob meine Kinder später mal Täter werden könnten. Ich war mir gar nicht bewußt, dass man sich solche Ängste um seine Kinder machen kann.
Ich kenne nur den Fall, dass mir bei Missbrauchs-Entführungs- und Mordfällen an Kindern die Angst in den Nacken kriecht, meine Kinder, bzw. ich müßten das real durchleben. Also ich habe Angst vor der Opferrolle, aber mir ist keinerlei Angst vor der Täterrolle bewußt. Da muß ich jetzt mal drüber nachdenken.

Katarina :)
 
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Hallo miteinander,

seit einiger Zeit höre ich besonders viel von gefundenen toten Babys, die meist wohl von ihren Müttern kurz nach der Geburt umgebracht oder sich selbst überlassen worden sind. Die Medien greifen dieses Thema gerne auf und wärmen es auch gerne immer wieder an. Das scheint also etwas zu sein, was die meisten Menschen aufrührt.
Als ich heute anläßlich eines aktuellen Falles daran dachte, ist mir zum ersten Mal so richtig bewußt geworden, dass ich rein gar nichts spüre, wenn ich solche Nachrichten höre. Es scheint mich irgendwie gar nicht zu berühren.
Mich würde interessieren, wie das bei Euch ist. Was fühlt Ihr, wenn Ihr mit derartigen Nachrichten konfrontiert werdet? Seit Ihr wütend, traurig, total betroffen und/oder verdrängt Ihr sofort eventuell aufkommende Gefühle?

Bitte, ich möchte nicht die dahinter steckende Problematik der jeweiligen Fälle diskutieren (insofern ist das kein Thema für den Gesellschaftsthread) und weder urteilen noch beurteilt werden. Mich interessieren einzig Eure Gefühle und es geht mir ganz konkret um Babys/Neugeborene, die von ihren Müttern und/oder Vätern in einem ganz frühen Alter umgebracht worden sind. Fühlt Ihr da was? Ich meine, so richtig tief in Euch drinnen?

Liebe Grüße

Katarina :)

um ganz ehrlich zu sein, mir zerreißt es fast das herz.

ich habe selber schon 3 kinder verloren und als mutter ein kind egal auf welche weise (selbst wenn es noch im mutterleib ist) zu verlieren, ist ein schmerz, der sehr schwer nachvollziehbar ist.
 
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