"Tod ist nicht tödlich - Ein Interview mit Sabine Wagenseil"

Achilleus

Sehr aktives Mitglied
Registriert
15. August 2005
Beiträge
1.536
Ort
Beautiful Switzerland
Ein Interview


Ein Artikel von Meta Zweifel
Frau Wagenseil, angenommen, Sie müssen auf einem Formular die Rubrkik "Beruf" ausfüllen. Welche Berufsbezeichnung tragen Sie ein?

Im Moment könnte ich nur meinen Vornamen einfügen, Sabine. Ich bin ich, mehr braucht's gar nicht.

Sie möchten damit zum Ausdruck bringen, dass Ihre Tätigkeit darin besteht, ganz Sie selbst zu sein und das, was in Ihnen vorgeht, mitzuteilen?

Ja, das ist richtig. Hinter Ihrer Formulierung steckt die verständliche Frage, die mir auch in den Seminaren häufig begegnet: «Sabine, wie läuft denn das ab, wenn du Durchsagen bekommst»?

So frage ich denn: «Sabine, wie läuft das ab»?

Ich kann nur sagen, dass der Ablauf schlicht und natürlich abläuft und nichts mit einer verklärenden Aura oder einer besonderen Atmosphäre zu tun hat. Ich sitze beispielsweise an meinen Küchentisch, bin ganz entspannt und gleichzeitig - ähnliche wie in der Meditation - ganz wach. Ich bin da, ich halte fest, was ich von innen höre und schreibe es auf.

Oft sagt man ja, eine innere Stimme hätte einem dies oder jenes gesagt oder einen gewarnt. Ist diese innere Stimme ganz von fern ein Hauch dessen, was Sie als berufene Seele wahrnehmen?

Das Eigenschaftswort berufen müssten Sie in Anführungszeichen setzen: Wir alle sind doch berufen, alle sind wir von Gott bei unserem Namen gerufen worden. Ich führe aus, was gegeben wird. Die innere Stimme, die Sie erwähnen, ist aber in der Tat eine Richtschnur, die uns den Weg weist. Dieser Stimme schenken wir viel zu selten Zeit und Raum. Erst wenn wir im Laufe unseres Lebens immer besser lernen, in die Stille zu kommen, können wir sie deutlicher hören und wahrnehmen. Wir werden auch offener und aufmerksamer für ganz viele Zeichen und Ereignisse, die vorher an uns vorbeigegangen sind. Die innere Stimme macht uns hellsichtig, hellhörig und transparenter für die andere Wirklichkeit

In ihrem ersten Buch haben Sie Durchsagen aufgezeichnet, die Ihnen vom verstorbenen Pater Wolfgang Bruno Abt eingegeben wurden. Das zweite Buch forder den Leser insofern stärker heraus, als die Durchsagen nicht von einer bestimmten Person zu Ihnen gelangen. Wie findet man am ehesten Zugang zu diesem Phänomen?

Es werden mir Dinge gegeben, damit ich sie weitergebe. Vergleichen Sie es doch mit dem einfachen Bild einer Giesskanne, die sich auffüllen lässt und dann das Wasser weitergibt. Dieses Weitergeben ist möglich, weil ich meinen ganzen Lebensrythmus gewandelt und meinen Beruf aufgegeben habe. Nachdem ich diese Durchsagen empfangen hatte, spürte ich, dass sich auf meinem Weg etwas ändern würde und ich mich ganz meiner neuen Aufgabe zuwenden müsse. Zu Anfang führte mich dieser Entschluss in grosse Unsicherheit un Angst: Wie finanziere ich meinen Lebensunterhalt? Ich habe aber selbst in meinen Ängsten gespürt: Ich werde geführt, es kommt gut. Und so ist denn auch mein Vertrauen in dieses Hören immer mehr gewachsen, und ich befinde mich in einem Prozess, der immer weiter geht.

Unsere Welt ist voll von Leid und Verirrung. Und gerade am Vortag unseres Gesprächs mussten wir von den Medien erfahren, dass Frère Roger Schutz, Gründer der evangelischen Ordensgemeinschaft von Taizé/Burgund, im 90. Lebensjahr ermordet worden ist. Bitte bei solchen Ereignissen nicht auch Sie Gott um eine "Erklärung"?

Wir Menschen sehen im Göttlichen unser Gegenüber, wir erleben Gott und uns als Zweiheit. So lange, bis uns unser Lebensweg zur Wahrnehmung führt, dass alles eins ist. Alles, was da ist, ist Gott selbst und es gibt nichts, was nicht Gott ist. Auch der gewaltsame Tod von Frère Roger, den viele Menschen in seinem Wirken als Heiligen sehen, darf nach meinem Empfinden nicht aus der Zweiheit heraus gesehen werden. Wenn wir aus unserer Mitte heraus, aus unserem innersten göttlichen Sein heraus, spüren, was da geschehen ist, werden wir sagen müssen: Es ist, wie es ist. Und es muss seinen Sinn haben.
In meinen Seminaren versuche ich immer und immer wieder mit viel Geduld, verständlich zu machen: Hört auf, mit euren Gedanken schwere Fragen wie etwa die Frage nach Nebeneinander von Gut und Böse, Heilig und Unheilig, lösen zu wollen. Bleibt bei euch selbst und fangt bei euch selbst an, das Böse in euch loszulassen. Alles Handeln kann nur gelingen, wenn es aus dem Einssein mit sich selbst geschieht. Und die grossen Zusammenhänge können wir immer nur aus der Liebe heraus erkennen.


Viele menschen erzählen, dass sie ab und zu das Gefühl hätten, ein lieber Verstorbener sei unmittelbar bei ihnen. Dann kommt aber meist sofort wieder der Gedanke, «das ist doch bloss Wunschdenken, Einbildung». Aus Ihrem Verständnis heraus würden Sie da wohl widersprechen?


Ja, denn dieser Zweifel kommt wieder aus dem Verstand, den wir ja für die Bewältigung des Lebens nötig haben. Vertrauen, das ist der eigentliche Schlüssel, der uns auf dem Weg weiterführt und der manchmal sehr schwierig sein kann. Denken wir doch an das Bibelwort «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben». Warum sollen wir zweifeln, wenn Gott das Leben ist, so, wie es mir jetzt gerade entgegentritt?

In ihrem zweiten Buch stösst man immer wieder auf geradezu herausfordernde Sätze wie etwa «Was ich ablehne, wartet auf Liebe» ist darin nicht eine grosse Überforderung enthalten?


Ich gebe Ihnen Recht. Dieser Satz wird von vielen als Überforderung, von anderen aber eher als Herausforderung empfunden. Auch hier geht es wieder um ein Weitergehen vom einmal eingenommenen Standpunkt; um die Frage, ob denn mein Blickwinkel der einzige sei im ganzen Universum. Der Satz wird ann zur Provokation, wenn wir in der Ablehnung verharren. Es geht aber wieder darum, in diese Weite zu kommen, die uns die Chance bietet, die andere Wirklichkeit zu erfahren. Das Göttliche führt uns immer wieder weiter. Selbst das Schöne, das wir erleben, war nur ein Blickwinkel neben unzähligen anderen.
Mir ist eine kleine japanische Geschichte sehr lieb geworden: «Ich sprach zum Mandelbaum: <Erzähle mir von Gott.> Und er begann zu blühen.» Der Mandelbaum brauchte keine Worte, um über Gott zu sprechen. Die Erfahrung Gottes drückt er aus im Blühen. Es gibt für mich in meinen Seminaren nichts Schöneres, als wenn ES durch mich hindurch wirkt und ein Mensch zum Blühen kommt, zu seinem vollen Potential.

Lg

Achilleus
 
Werbung:
Werbung:
Intro

Die Begegnung kam zustande mit einer liebensw&#252;rdigen Person, die ganz in sich und gleichzeitig mit beiden F&#252;ssen auf dem Boden stand.

Die Rede ist von Sabine Wagenseil. Was der Theologe Pater Louis Zimmermann im Geleitwort zu &#171;und Gott schuf die Welt&#187; schreibt, konnte ich schon nach einem ersten Telefongespr&#228;ch nachvollziehen, Soviel Wachheit, interessierte Zuwendung, eine wohltuend klingende Stimme, die liebensw&#252;rdig s&#252;ddeutsch gef&#228;rbte Sprache:

Diese Frau geb&#228;rdet sich nicht als Auserw&#228;hlte und verbreitet nicht jene wolkig - weltferne Spiritualit&#228;t, der man heute h&#228;ufig begegnet. Sie bietet nicht rosa Zuckerwatte, sondern nahrhaftes Brot an.

Sabine Wagenseil, 1961 in Leutkirch im Allg&#228;u zur Welt gekommen, war nach der Matura und dem Studium der Architektur/Innenarchitektur w&#228;hrend einiger Jahre als Chefredkatorin t&#228;tig.
Parallel zum Berufsweg, zu dem auch die Gr&#252;ndung einer eigenen Firma geh&#246;rte, zeigte sich ein innerer Weg auf, der die junge Frau in die Seminare von Pater Wolfgang Bruno Abt f&#252;hrte, der damals u. a. einw&#246;chige Schweige-Meditationen begleitete.
Pater Wolfgang Bruno starb im Januar 2001 in Zurzach ganz unerwartet an Herzversagen.
Sabine Wagenseil schreibt in der R&#252;ckenschau: &#171;Etwa zwei Wochen nach dem Sterbedatum vom 13.1.01 h&#246;rte ich Wolfgang zum ersten Mal. Meine erste schriftliche Notiz wurde am 1.2.2001 festgehalten - und zwar aus dem Traum erwachend. In diesem Traum sprach Wolfgang von mir, und als ich erwachte - es war fr&#252;hmorgens kurz vor 4.00 Uhr - bat er mich, das unbedingt aufzuschreiben.&#187;
Die Angesprochene wehrte sich zun&#228;chst gegen diese Stimme, ihre Mitteilungen. Schliesslich &#252;berliess sich Sabine Wagenseil vertrauend diesem &#171;H&#246;ren, das von innen kommt.&#187;

Gut denkbar, dass auch christliche Mystiker aus ferner Zeit mit &#228;hnlichen Worten versucht haben, die Herkunft ihrer Botschaft zu erkl&#228;ren. Wer Sabine Wagenseils Aussagen liest, mag sich an den Mystiker Meister Eckhardt (1260 - 1326) erinnern, der vom Seelengrund des Menschen sprach: .
&#171;Vom Ort, wo der Abstand zwischen Sch&#246;pfer und Gesch&#246;pf aufgehoben ist.&#187;

Lg

Achilleus
 
Zurück
Oben