Für den Fang eines jungen Elefanten muss in der Regel dessen Mutter getötet werden. Allein diese Erfahrung kann ein Elefantenjunges lebenslang traumatisieren. Wie Menschen haben auch Elefanten eine lange Kindheitsphase, mindestens acht Jahre, in der sie eng an der Seite ihrer Mutter bleiben, mitbetreut von Tanten, Großmutter, älteren Schwestern. In dieser umsorgten Kindheit werden differenzierte soziale Kompetenzen ausgeformt. Experten berichten, dass sie sogar Tränen weinen, wenn sie traurig sind. Auch rabaukenhafte Jungbullen werden durch das enge Familiensystem diszipliniert. Versuche scheinen zu zeigen, dass Elefanten sich ihres "Ichs" bewusst sein können, siehe Foto unten. Das wurde bisher nur bei Schimpansen und (eingeschränkt) bei Delfinen beobachtet.
Der Verlust älterer Herdenmitglieder durch Jagd oder Vertreibung hat automatisch Auswirkungen auf die jüngeren. Sie sind wie verwahrloste, vernachlässigte Kinder und können ihre Nachkommen selbst nicht herdengerecht sozialisieren. Neurologen fanden in Elefantengehirnen nicht nur einen großen Hippocampus (Sitz ihres guten Gedächtnisses), sondern auch ausgeprägte Strukturen eines limbischen Systems, das Emotionen entwickeln kann - sofern eine intensive soziale Interaktion in der Herde stattfindet. Ist sie gestört oder zu kurz, bleiben Reaktionen und Bindungen des Tieres grob und instabil.
Die H.E.C.-Vorfälle zeigen, wie zerbrechlich die Psyche der Elefanten ist. Zwar können einzelne Tiere auch in Gefangenschaft friedlich alt werden. Aber es grenzt an ein Wunder, dass sich über Jahrhunderte so viele Arbeits-, Zirkus- und Zoo-Elefanten geduldig in ihr Schicksal ergeben haben. Diese Zeiten sind offenbar vorbei.