Chrisael schrieb:
Ich persönlich bin dem tibetischen Buddhismus kritsich eingestellt. Das mit den Ermächtigungen gefällt mir gar nicht. Es errinnert mich ein wenig an die mittelalterlichen Methoden der kath. Kirche um die Leute an sich zu binden.
Diese Befürchtung hatte ich auch, bevor ich den Vorgang näher kennenlernte. Ich kann überhaupt nicht mit der Vorstellung, auch nur in die Nähe eines Personenkultes zu geraten.
Es geht aber um ganz was anderes. Es geht schlicht darum, daß es ein Unterschied ist, ob du altes Wissen aus einem Buch liest oder lebendig tradiert bekommst. So wie vielleicht das eine oder andere, was du in der Schule gelernt hast, deshalb gut in deinem Gedächtnis bleibt, weil der Lehrer es eindrucksvoll erzählt hat. Ein wirklicher Lehrer übermittelt dir sein Wissen, nicht sein Wesen!
Und dein Freund muß irgendetwas falsch verstanden haben. Im Buddhismus existiert die Vorstellung einer Hölle nicht. Auch nicht bei den Tibetern. Und Ermächtigungen in höhere Tantras ergehen nicht an den Anfänger, der damit nichts anfangen kann... Die Versprechen, die du gibst, gibst du allein dir selbst - denn du allein bist verantwortlich, wie sich dein Leben gestaltet...
Weißt du, bevor man sich einer alten Lehre wie dem tibetischen Buddhismus zuwendet, sollte man die früheren Dogmen hinter sich gelassen haben - sonst steckt man lediglich die alten Schuldgefühle (für die im buddhistischen Gedankengut kein Platz ist) in ein neues Gewand. Das ist aber nicht der Sinn der Sache.
Wie in allem anderen, gilt auch hier - prüfe nach, wer das ist, dem du dich anvertraust. Es gibt nicht nur gute katholische Priester - selbstverständlich gibts auch nicht nur erleuchtete buddhistische Lehrer...
Ah ja, und "theokratisch" ist er nicht, der tibetische Buddhismus. Das würde ja die Herrschaft eines Gottes voraussetzen. Wie in allen anderen Schulen des Buddhismus geht es aber nicht um einen Herrschaft ausübenden Gott.