Hi Katarina,
Wollte dazu nur noch ergänzen, dass mir dieses Gefühl gut bekannt ist und ich Dich da gut verstehen kann.
Ich würde das Problem folgendermaßen beschreiben: Sobald man selbst in den gängigen psychologischen Theorien einigermaßen bewandert, dazu nicht auf den Kopf gefallen ist und zudem die Wirkungsweise des Therapie-Settings als solchem aus einer Meta-Perspektive durchschaut hat, flößt einem der Gedanke an eine Psychotherapie schon deswegen kein Vertrauen mehr ein, weil man durchschaut, dass eben alle diese Gedanken nach dem Motto: "Da ist einer, der mir helfen kann, weil er von der Sache, die mich bedrückt, viel versteht" letztlich eine Illusion sind.
Die Inszenierung, dass da jemand ist, der mir aufgrund seines in einem "wissenschaftlichen Studium" gewonnenen Fachwissens in der Kompetenz zur Lösung meiner Probleme überlegen ist, bricht in sich zusammen. Es ist wie ein Zauberer, dessen Tricks man durchschaut hat.
Was bleibt übrig? Dass die meisten Psychotherapien, wenn man sie genauer analysieren würde, sich wahrscheinlich als ein dumpfes Gemisch aus Beistand, "Jemand-zum-Zuhören", Projektion irgendwelcher Helfer-Fantasien, angereichert mir den in unserer Kultur gängigen vulgärpsychologischen Deutungen von Freud bis Hellinger erweisen würden. Letzteres mag vor allem denjenigen Patienten Impulse geben, die in diesen Themenfeldern noch nicht so belesen sind ("Was, die Beziehung zu meinen Eltern könnte an meinen Beziehungsproblemen schuld sein?").
Wenn man zu diesem "nicht belesenen Typus" des Patienten aber nicht dazugehört, fällt dieser "Knalleffekt" einer Therapie auch weg. Der im Kern wertvolle Bestandteil einer Psychotherapie ist dann im Grunde nur noch die emotionale Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Ist die gut, kann sich eine Therapie als durchaus stützend erweisen.
Zudem können natürlich Anregungen des Psychotherapeuten, mit privaten Problemen in einer bestimmten Weise umzugehen, durchaus inspirierend wirken. Allerdings muss das Therapie-Setting so sein, dass ich solche Ratschläge auch annehmen kann. Wenn ich nun mal ein Typ bin, der es auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn sich mir jemand aufgrund seiner "wissenschaftlichen Ausbildung" als Psychologe überlegen fühlt, nützen mir die besten Ratschläge nichts. Ich werde immer einen inneren Widerstand dagegen entwickeln.
Der Punkt ist: In den wenigsten Therapien kann genau diese Basis offengelegt werden, weil die meisten Psychologen eben selbst in dem gefangen sind, was ich oben Therapie-Setting nannte. Eben auch das Selbstwertgefühl des Therapeuten hängt in vielen Fällen an der durch dieses Setting vermittelten "überlegenen Position". Nur eine kleine souveräne Minderheit würde es wohl zulassen, sich offen in die Rolle zu begeben, dass der Patient einfach "jemand zum schwätzen" braucht, zumal auch von weiten Teilen der Psychologie (aber nicht von allen!) gelehrt wird, dass das Entstehen einer rein emotionalen Beziehung zum Klienten gefährlich ist und der Kontrolle bedarf.
Zudem: Bleibt die emotionale Beziehung zum Therapeuten, wenn man alles "wissenschaftliche" Brimborium wegstreicht, als der eigentliche Kern einer Psychotherapie übrig, so kann man eigentlich auch sagen: Dafür brauche ich keinen Psychotherapeuten! Emotionale Beziehungen kannst Du entstehen lassen mit jedem Menschen, der Dir auf dieser Welt begegnet, und Du wirst auch in jeder emotionalen Beziehung Erfahrungen machen, die Dich weiterbringen und Deine Persönlichkeit reifen lassen.
Das einzige "Plus", dass Dir ein Psychologe demgegenüber gibt, ist, dass er eben eine Figur ist, die sich in einem Szenarium bewegt, dass es einem bei entsprechender psychischer Konstitution besonders einfach macht, Helfer-Fantasien auf ihn zu projizieren. Dass Du eben dazu nicht mehr bereit bist, sondern lieber selbst die Verantwortung übernehmen möchtest, das scheint mir genau Dein Thema zu sein...
Herzlichen Gruß, Vitriol
Ich hasse das, was der Therapeutenberuf symbolisiert. Ich hasse diese ganzen unausgesprochenen Grundannahmen, die einer Therapie zugrunde liegen, so wie Vitriol das beschrieben hat. Ich hasse es, mich jemandem "auszuliefern", der genauso besserwisserisch ist wie ich. Ich halte mich nämlich mindestens für ebenso klug wie so ein Psychotherapeut und von dem soll ich mir etwas sagen lassen? Wahrscheinlich würde ich die Therapie gleich an mich reißen und den Therapeuten fragen, ob ihm eigentlich klar ist, was ich ihm spiegele? Du siehst, ich bin ein harter Brocken.
Wollte dazu nur noch ergänzen, dass mir dieses Gefühl gut bekannt ist und ich Dich da gut verstehen kann.
Ich würde das Problem folgendermaßen beschreiben: Sobald man selbst in den gängigen psychologischen Theorien einigermaßen bewandert, dazu nicht auf den Kopf gefallen ist und zudem die Wirkungsweise des Therapie-Settings als solchem aus einer Meta-Perspektive durchschaut hat, flößt einem der Gedanke an eine Psychotherapie schon deswegen kein Vertrauen mehr ein, weil man durchschaut, dass eben alle diese Gedanken nach dem Motto: "Da ist einer, der mir helfen kann, weil er von der Sache, die mich bedrückt, viel versteht" letztlich eine Illusion sind.
Die Inszenierung, dass da jemand ist, der mir aufgrund seines in einem "wissenschaftlichen Studium" gewonnenen Fachwissens in der Kompetenz zur Lösung meiner Probleme überlegen ist, bricht in sich zusammen. Es ist wie ein Zauberer, dessen Tricks man durchschaut hat.
Was bleibt übrig? Dass die meisten Psychotherapien, wenn man sie genauer analysieren würde, sich wahrscheinlich als ein dumpfes Gemisch aus Beistand, "Jemand-zum-Zuhören", Projektion irgendwelcher Helfer-Fantasien, angereichert mir den in unserer Kultur gängigen vulgärpsychologischen Deutungen von Freud bis Hellinger erweisen würden. Letzteres mag vor allem denjenigen Patienten Impulse geben, die in diesen Themenfeldern noch nicht so belesen sind ("Was, die Beziehung zu meinen Eltern könnte an meinen Beziehungsproblemen schuld sein?").
Wenn man zu diesem "nicht belesenen Typus" des Patienten aber nicht dazugehört, fällt dieser "Knalleffekt" einer Therapie auch weg. Der im Kern wertvolle Bestandteil einer Psychotherapie ist dann im Grunde nur noch die emotionale Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Ist die gut, kann sich eine Therapie als durchaus stützend erweisen.
Zudem können natürlich Anregungen des Psychotherapeuten, mit privaten Problemen in einer bestimmten Weise umzugehen, durchaus inspirierend wirken. Allerdings muss das Therapie-Setting so sein, dass ich solche Ratschläge auch annehmen kann. Wenn ich nun mal ein Typ bin, der es auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn sich mir jemand aufgrund seiner "wissenschaftlichen Ausbildung" als Psychologe überlegen fühlt, nützen mir die besten Ratschläge nichts. Ich werde immer einen inneren Widerstand dagegen entwickeln.
Der Punkt ist: In den wenigsten Therapien kann genau diese Basis offengelegt werden, weil die meisten Psychologen eben selbst in dem gefangen sind, was ich oben Therapie-Setting nannte. Eben auch das Selbstwertgefühl des Therapeuten hängt in vielen Fällen an der durch dieses Setting vermittelten "überlegenen Position". Nur eine kleine souveräne Minderheit würde es wohl zulassen, sich offen in die Rolle zu begeben, dass der Patient einfach "jemand zum schwätzen" braucht, zumal auch von weiten Teilen der Psychologie (aber nicht von allen!) gelehrt wird, dass das Entstehen einer rein emotionalen Beziehung zum Klienten gefährlich ist und der Kontrolle bedarf.
Zudem: Bleibt die emotionale Beziehung zum Therapeuten, wenn man alles "wissenschaftliche" Brimborium wegstreicht, als der eigentliche Kern einer Psychotherapie übrig, so kann man eigentlich auch sagen: Dafür brauche ich keinen Psychotherapeuten! Emotionale Beziehungen kannst Du entstehen lassen mit jedem Menschen, der Dir auf dieser Welt begegnet, und Du wirst auch in jeder emotionalen Beziehung Erfahrungen machen, die Dich weiterbringen und Deine Persönlichkeit reifen lassen.
Das einzige "Plus", dass Dir ein Psychologe demgegenüber gibt, ist, dass er eben eine Figur ist, die sich in einem Szenarium bewegt, dass es einem bei entsprechender psychischer Konstitution besonders einfach macht, Helfer-Fantasien auf ihn zu projizieren. Dass Du eben dazu nicht mehr bereit bist, sondern lieber selbst die Verantwortung übernehmen möchtest, das scheint mir genau Dein Thema zu sein...
Herzlichen Gruß, Vitriol