Terri Schiavo - was mich wirklich irritiert....

RitaMaria

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Am Rhein
Die Entscheidung scheint gefallen und heute morgen in den Nachrichten hörte ich, dass mangels Flüssigkeitszufuhr auch schon die ersten Austrocknungserscheinungen festzustellen sind - und da verstehe ich es wieder nicht...

Wenn man schon so weit ist, dass sie sterben darf ( und ich sage ganz bewusst nicht, sterben soll ), warum muss es ein so schrecklicher Tod sein?
Wie weit ihr Bewusstsein vorhanden ist, das wird keiner genau sagen können - aber ich denke, wenn man tagelang nichts zu trinken bekommt, dann regen sich archaische Urinstinkte der Angst, die mit Sicherheit wahrgenommen werden, auf welcher Ebene auch immer.

Man ist in Amerikanien ansonsten nicht eben pingelig damit, Verbrecher sterben zu lassen - immerhin auf eine recht humane Art.
Warum darf jemand, der allem Anschein nach kein Kapitalverbrechen begangen hat, nicht ähnlich human sterben, wenn der Tod ohnehin beschlossen ist? Warum muss ihr Tod unter den Augen der Öffentlichkeit so grausam sein?


Gruß von RitaMaria
 
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Hi Rita Maria,

das sogenannte "Austrocknen" ist kein unangenemer Tod. Ich habe beruflich mit Pflege zu tun. In Hospizen sterben viele unheilbar Kranke auf diese Art.

Auch der alte Mensch, der in seiner letzten Phase ist, möchte schon von sich aus nichts mehr Essen und Trinken.

Beim Austrocknen werden sog. Körpereigene Morphine frei. Das heist man braucht viel weniger Schmerzmittel, bzw. gar keine.

Austrocknen heist auch nicht, das man Durst leidet! In der Pflege wird in so einer Phase regelmäßig der Mund befeuchtet.

Was so ein Mensch noch fühlt, oder nicht fühlt, kann wohl keiner so genau sagen.

Ich finde es nur schade, das diese christlichen fundamentalen Gruppen, sowas für ihre eigenen Zwecke verwenden.

Liebe Grüße von Fauchi
 
Mich hat vor allem irritiert, dass die Schmierblätte bis ins tiefe Rheinland mit dieser Geschichte "die Gemüter bewegt haben", bzw Geld scheffeln konnten.
Ein Armutszeugnis. Einfach nur arm, wie gut dass ich den Fernseher verabscheue, ich fürchte in unserer freien emanzipierten Welt, werden sich die Mitleidigen im TV überhäufen. Grausam, einfach nur grausam.

Kopfschüttelnd, wie kann man nur so eine private Angelegenheit zu einem Stammtischgespräch in Teilen der ganzen Welt werden lassen ?
Exhibitionistisch. Ich bewerte die Sache an sich (Wie anmaßend das auch immer ist, und wie blödsinnig einen Standpunkt zu vertreten auch immer ist) mit einem OberMies ! Genauso wie sich die Faschinggestalten in den Medien über andere ach so wichtige Dinge unterhalten, ja wahrhaftig sich mit den Schicksalen anderer lediglich (temporär) "unterhalten".
 
Schublade schrieb:
Kopfschüttelnd, wie kann man nur so eine private Angelegenheit zu einem Stammtischgespräch in Teilen der ganzen Welt werden lassen ?
Exhibitionistisch. Ich bewerte die Sache an sich (Wie anmaßend das auch immer ist, und wie blödsinnig einen Standpunkt zu vertreten auch immer ist) mit einem OberMies ! Genauso wie sich die Faschinggestalten in den Medien über andere ach so wichtige Dinge unterhalten, ja wahrhaftig sich mit den Schicksalen anderer lediglich (temporär) "unterhalten".
Man nennt dies wohl Zeitgeist. Weh uns, wenn wir mal dran sind. :blue2:

Liebe Grüße
C
 
Beim Austrocknen werden sog. Körpereigene Morphine frei. Das heist man braucht viel weniger Schmerzmittel, bzw. gar keine.

Fauchi, wenn du da Recht hast, so soll es mich freuen.... :kiss3:
Nur, so richtig sagen kann es ja wohl keiner mehr, den es betrifft???

Gruß von RitaMaria
 
Liebe RitaMaria,
ich kann Fauchis Aussage bestätigen, insofern ich eine Fortbildung über Sterbebegleitung/Hospizarbeit hatte, wo es genau so dargelegt wurde.

Es ist belegt, dass bei Krebskranken, die sehr starke Schmerzen im Endstadium hatten, in der Finalphase nachweislich weniger Morphiumgaben erforderlich waren aufgrund der körpereigenen Morphinproduktion. Das scheint eine Schutzfunktion unseres Körpers zu sein.

Ich kann dieser Aussage vertrauen, nachdem ich länger darüber nachdachte.
Jeder von uns hat sicher schon mal ein schwerkrankes Haustier gesehen, was nicht ständig vor sich in wimmerte. Sie schlafen friedlich hinüber, trotzdem sie nicht künstlich ernährt oder mit Flüssigkeit oder Schmerzmitteln versorgt werden.

liebe Grüße von Romaschka
 
Ketzerische Frage

Wie sieht die körpereigene Morphinausstossung bei einem unschuldig zum Todeverurteilten aus ?

Vielleicht ist Terri Schiavo im Einklang mit dem was auch immer passiert ?

Aber denoch wer da eingreift hat Fr. Schiavos Leben auf dem Gewissen.

Liebe Grüße Dagmar
 
was mich wirklich erschreckt, ist, wie sehr wir uns offensichtlich von den medien themen vor-schreiben lassen (im engsten sinn des wortes) ...

statt mich mit den details des todes der armen frau zu befassen, als blickte ich durch's schlüsselloch des krankenzimmers, frage ich mich eher,

* wem diese diskussion nutzt (den bush-brüdern ganz bestimmt)
* wem sie geld bringt (quote und auflage für die medien)

vor allem frage mich mich: wie gehe ich mit problemen um, für die es offenbar keine lösung gibt, die wirklich "stimmig" zu sein scheint? es scheint zumindest nicht einer lösung näherzubringen, das thema der medienmafia auszuliefern, die unser wohliges gruseln bedient.

jenseits der amerikanischen rechtssprechung ... wie sieht es bei uns aus? ich erinere mich an das - zum glück kurze - leiden meiner mutter vor ihrem krebstod. sie hatte eine patientenverfügung, und gottlob wurde diese auch von den behandelnden ärzten anerkannt (was nicht selbstverständlich ist).

als sie jedoch so unruhig wurde, dass sie 1 mal nachts aus dem bett fiel, wollten wir im pflegeheim dafür sorgen, dass sie zu ihrem eigenen schutz in ein gitterbett käme ... warum zu allem auch noch einen knochenbruch riskieren? das gitterbett war rechtlich nicht möglich, weil dazu erst mal ein sachwalter bestellt hätte werden müssen, ein mehrwöchiges verfahren. im pflegeheim waren die leute kreativ und stellten ein zweites bett so dazu, dass ein ringsum abgesichertes doppelbett entstand ... es genügt ja, dass eine seite offen ist, um kein gitterbett zu sein, und wenn man die offenen seiten aneinanderstellt... *g* die pointe: drei wochen nach dem tod meiner mutter wurde meine schwester zu ihrem sachwalter bestellt...

alles, was in diesem bereich nicht öffentlich wird und der zivilcourage und der problemlösungskreativität eines überschaubaren kreises wirklich betroffener anvertraut wird, kann praktikable wege eröffnen, die lösungen nahekommen.

was der neugier der schein(heiligen)betroffenheit ausgeliefert wird, erscheint seiner würde beraubt, da darf offenbar jeder dran rumfummeln, jeder seine meinung drüberkotzen, als wäre es durch die veröffentlichung zum allgemeingut geworden, als wäre es kein mensch mehr, der seinen eigenen tod stirbt und achtung vor seinem leben und seinem tod verdient.

es ist halt nicht alles machbar. es gibt nicht für alles eine lösung. es entzieht sich manches unserem zugriff und auch unserer einsicht. und trotzdem können wir es anerkennen, wie es ist. wir stehen nicht über den dingen. wir haben nicht zu urteilen. wir sind mittendrin.

alles liebe, jake
 
Liebe Dagmar,

also einen Koma-Patienten mit jemanden zu vergleichen, wie jemand der zu Tode verurteilt ist, währe genauso, als ob man Birnen mit Äpfel vergleichen würde.

Ich möchte gar nicht darüber urteilen, ob es gut ist oder nicht! Aber ich respektiere diese Entscheidung, die der Ehemann getroffen hat.

Wie schon gesagt, ich finde es schlimm, wenn sich radikale Glaubensgruppen, die übrigens auch den Irak-Krieg gutheisen, damit sie da auch endlich missionieren können, sich für ihre Zwecke diesen Fall missbrauchen.

Von töten möchte ich aber wirklich nicht sprechen. Vor 20 Jahren hätte es diese Magensonden gar nicht gegeben, da währe es gar nicht soweit gekommen.

Nicht alles ist gut, was die heutige Medizin so alles zu bieten hat.

Liebe Grüße von Fauchi
 
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DagoBert schrieb:
Wie sieht die körpereigene Morphinausstossung bei einem unschuldig zum Todeverurteilten aus ?

Aber denoch wer da eingreift hat Fr. Schiavos Leben auf dem Gewissen.

Hallo DagoBert,
das kann ich leider nicht beantworten.
Wem unfreiwillig das Leben genommen wird, der hat sicherlich schon allein aufgrund der großen Ängste vor dem Ereignis Schmerzen... Könnte ich mir jedenfalls vorstellen.

Ich gebe dir recht - wer eingreift, muss sich hinterher selbst noch im Spiegel betrachten können.
Sicher hätte die Natur ohne Anlegen einer PEG längst das Leben dieser Frau beendet, aber wenn die PEG nun mal gelegt wurde bei Eintritt des Komas, weil ja niemand wusste, ob sie wieder erwacht oder nicht, dann könnte ich diese PEG nicht abschalten. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Herzliche Grüße, Romaschka
 
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