Tarot de Marseille von Jodorowsky/Camoin

silk

Neues Mitglied
Registriert
31. Mai 2008
Beiträge
5
Hallo zusammen!
Ich bin neu hier im Forum und freue mich auf den Austausch!
Meine Frage zum Einstieg: Hat sich einer von euch schon mit dem restaurierten Tarot de Marseille von Alejandro Jodorowsky und Philippe Camoin beschäftigt? Gerade ist dazu auf Deutsch ein umfassendes Tarot-Werk von Alejandro Jodorowsky und seiner Lebensgefährtin Marianne Costa erschienen, "Der Weg des Tarot", beim Windpferd Verlag.
Um es gleich vorab zu sagen: Ich war daran nicht ganz unbeteiligt, habe das Buch nämlich aus dem Spanischen übersetzt und mich daher eingehend mit der Materie beschäftigt. Mich begeistert, wie Jodo ein auf Numerologie und genauer Betrachtung der Kartensymbole basierendes System schafft, mit dem auch Leute, die nicht schon die vollen Tarot-Cracks sind (zu denen ich mich zähle), den Tarot de Marseille zum Kartenlegen einsetzen können. Es ist ja nicht das einfachste Blatt, da die kleinen Arkana "nur" die Symbole der Spielfarben Stab, Schwert, Kelch und Münze tragen.
Lange Rede, kurzer Sinn und noch einmal meine Frage zum Einstieg: Gibt es hier schon jemanden, der sich mit diesem Buch oder auch nur den Karten befaßt hat?
Falls Interesse besteht, kann ich auch gern noch etwas mehr zum Buch sagen oder die eine oder andere Legung vorstellen, die mir besonders gut gefällt.
Herzliche Grüße in die Runde!
 
Werbung:
Hi silk!

Jaein:) Ich hab die Karten einmal von einer Bekannten geschenkt bekommen, mir sie dann angesehen und dann versucht damit zu arbeiten, aber da ich eher der visuelle typ bin der viele Farben und aussagekräftige(für mich aussagekräftige) Bilder brauche um ein blatt zu deuten hab ich sie dann gleich wieder weggelegt. Aber diese Karten stammen ursprünglich von einem Flohmarkt bei dem sie mir diese gekauft hatte...
Naja... und das buch welches du meinst, kenne ich und hab es auch schon mal ein bisschen durchgeblättert und war wirklich verwundert wie ausführlich und genau sämtliche Fragen rund um Tarot und Kartenlege beantwortet werden...Naja aber daher ich wie oben schon geschildert nichts anfangen kann mit den Karten, hab ich sie gleich wieder gelassen.

Find ich toll, dein interesse...
Sorry dass ich dir nicht weiter helfen konnte...
Alles Liebe
Kelte

PS.: Wäre sehr erfreut wenn du trotzdem ein paar Legesysteme posten könntest, da diese ja nicht nur für dieses eine Deck bestimmt sind oder doch ?...Wär toll! :)
 
Liebe Kelte,

vielen Dank für die superschnelle Antwort!

Ganz schnell zurück auch eine meiner Lieblingslegungen aus "Der Weg des Tarot", dort auf S. 542-543:

"Der Tarot der zwei Projekte"

Man legt zweimal drei Karten, in der ersten Reihe das "utopische Projekt" - wie sähe die eigene Wunsch-Verwirklichung im Leben aus. Es muß kein reales Projekt sein, es geht darum, sich bewußt zu werden, was man - mehr oder minder unbewußt - in die eigene Zukunft projiziert.

Darunter in einer zweiten Reihe noch einmal drei Karten, das "von der Familie auferlegte" Projekt. Also das innere Bild, das wir vom Familienstammbaum geerbt haben, oft unbewußt, daher kann es auf die eigene Entwicklung einschränkend wirken.

Ich hatte ein ganz schönes Aha-Erlebnis, als ich die Gegenüberstellung so bildlich vor mir hatte!

Zur Lösung der Situation empfiehlt Jodorowsky, die Karten des "auferlegten Projekts" neu anzuordnen, auf eine Weise, die man selbst als kraftvoll empfindet, bzw. wo ein positives Voranschreiten möglich ist.

Wenn man mit dem Tarot de Marseille arbeitet, nimmt man für diese Legung die großen Arkana; bei anderen Decks könnte man vermutlich auch die kleinen dazunehmen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!
 
Hi silk!

Danke für dein Posting...Also wenn ich das jetzt richitg verstanden hab:

1 2 3 --> bewusste/unbewusste Projektion der Zukunft, Wunsch-Verwirklichung
4 5 6 --> "Familien-Erbe" - jetzt aber auf energetischer spiritueller Sicht, was kann man verändern, woran liegt es zB dass ich immer die selben Männer in mein Leben ziehe (Vaterthematik)?

Aber das mit der Lösungsmöglichkeit hab ich nicht verstanden, das mit "neu ordnen" oder so? Könntest das nochmal erklären? Wär wirklich supi...

Alles Liebe
Kelte

P.S.: Glaub nicht dass man nur mit anderen Decks alle Karten verwenden darf. Ich glaub das liegt auch irgendwo in jedermanns/fraus persönlicher Handhabung mit solchen Erklärungen wie man das nun macht. Ein kleiner Tipp für dich wenn du mal wieder dieses System ausprobierst...Teile die Karten in Große und Kleine Arkana und dann ziehe pro Kartenpos. eine von der großen und eine Karte von der kleinen arkana...:) Wäre ja mal ein Versuch wert...Ich bin nämlich eher der typ der sich auf die Deutungsfreiheit stützt ohne feste Platzbedeutungen wie zB beim Kelt. Kreuz...Selbst das hab ich mir selbst auf mich und meine Beratungen mit Klienten zugeschnitten:)

So das war jetzt aber ein langes "P.S." :))

Nochmal alles Liebe
Kelte
 
Liebe Kelte,

die Karten 4,5 und 6 beziehen sich ebenfalls auf das Projekt für die Zukunft, "Familienerbe" ist hier im Sinn von Konditionierungen, Prophezeigungen zu verstehen. Z.B. die Mutter suggeriert unbewußt ihrer Tochter "Du mußt ledig und rein bleiben" (könnte durch Die Päpstin versinnbildlicht werden) und für die Tochter ist es dann sehr schwer, dies anders zu machen, vor allem, wenn die "Prophezeiung" im Unbewußten bleibt.

Das Neuanordnen der Karten ist so zu verstehen, daß man die Reihenfolge der Karten 4,5 und 6 ändert. Um beim Beispiel mit der Päpstin zu bleiben: Statt diese Karte auf Position 6 zu haben und somit als Ziel, könnte man sie auf die Position 4 legen und als Stärke verstehen, etwas Positives, was einem die Familie und Erziehung mitgegeben hat, vielleicht ein Faible für Lektüre oder eine Ernsthaftigkeit in der Herangehensweise an komplexe Themen.

Bei Jodo spielt die Reihenfolge der Karten eine große Rolle, speziell auch die Blickrichtung der Figuren bzw. wohin ihre Bewegung geht. Deshalb dynamisiert die Neuanordnung von Karten eine Legung ungemein. "Der Narr" am Anfang einer Legung ist z.B. eine große Energiezufuhr für alles, was danach kommt. Liegt "Der Narr" am Ende eines Karten-"Satzes", wird die Energie abgezogen, man läßt etwas hinter sich, macht sich auf zu neuen Ufern. Oder die Karte "Der Stern": Sie zeigt eine unbekleidete Frau, die an einem Fluß kniet, nach links schaut und ihre Krüge ins Wasser leert. Liegt diese Karte am linken Rand, geht der Blick in die Vergangenheit, auch die Energie aus den Krügen fließt dorthin. Man könnte sich fragen: Was ist da in der Vergangenheit, wo geht der Blick hin? Und an welcher Stelle der Legung könnte diese Energie produktiver eingesetzt werden?

So, das war jetzt noch einmal recht ausführlich, hoffe, es ist klarer geworden!

Liebe Grüße!
 
Hups, entschuldige, liebeR Kelte! Da stand ich wohl ziemlich auf dem Schlauch.

Gruß und bis demnächst!
 
Liebe silk :)


Da triffst du bei mir mitten ins Schwarze... *lach*. Vor einigen Wochen kam ich über ein internationales Forum auf den Tdm-Tarot von Jodo/Camoin. Von dort verschlug es mich dann umgehend auf die eigene Seite von Camoin :D . Das Buch lese ich gerade in den letzten Zügen und bin begeistert von den Erklärungen, Herleitungen, Beobachtungen und Ideen!

Auch die mir früher eher "trockene" KA erlebe ich nun ganz anders - bunt und vielfältig.
Die kaum zu toppende iconographische Darstellung der ursprünglichen Decks erlaubt eine wunderbar freie Assoziation - ohne von abend- und morgenländischen Glaubenssystemen / Philosophien / Erklärungsmustern überlagert zu werden. Oder durch Bebilderung in Szenen auf eine Deutungsweise (Schlagworte) reduziert zu werden...

Eher bekannt als ziemlich "technikorientiert", erlebe ich mit diesem Tarot und der Herangehensweise von Jodo als auch Camoin eine Art wunderbarer Befreiung, von wo aus sich ein "intuitiver Deutungsansatz auf gutem Basiswissen" entwickelt...
Mich hat diese Art jedenfalls in ihren Bann gezogen - und ich bin dabei, mein Umfeld ausgiebig zu infizieren...


Mit fröhlichen Grüßen,
eine begeisterte Phine :blume:
 
Werbung:
Liebe Phine,

freut mich sehr zu hören, daß Dich der Jodo/Camoin-Tarot so begeistert. Vermutlich ist es wirklich eine Typfrage ob man mit den karg - oder minimalistisch - ilustrierten Karten etwas anfangen kann oder nicht. Ich bin jedenfalls ganz Deiner Meinung, daß Jodorowsky und Costa das in ihrem Buch so erklären und mit Hintergründen und Tiefe auffüllen, daß man wunderbar mit den Karten arbeiten kann und auch der eigene Blick immer mehr geschult wird, bis man selbst neue Querverbindungen aufstellt.

Danke für Deine Antwort und weiter viel Spaß mit dem restaurierten Tarot de Marseille!
 
Zurück
Oben