tagebuch einer reise durch das wunderland

Der Orkan

Tiefgreifende Veränderungen, bedingen bei mir immer einen inneren Orkan, hab ich nun eingesehen, Erleichterung, dass zu wissen, dass es eben so ist.

Durch äußere Umstände, kroch Tag für Tag, etwas mehr Zorn in mir hoch, und wenn jemand daran beteiligt ist, den ich liebe, ist es für mich schwierig damit umzugehen. Bis zu dem Punkt wo ich genau weiß,
jetzt ist genug. Und dann entfesselt sich der Orkan, nicht nur im Außen, auch im inneren, es fegt mich regelrecht mit weg.
Die Kriegerin in mir erwacht dann, dass ist stärker als ich, wenn ich fühle, hier läuft was schief,
dann bin ich herausgefordert, für mich in den "Kampf " zu ziehen. Und mir das genau zu betrachten,
bin ja beteilgt dran.

Dachte, ich hätte dieses Trauma überwunden, nur diesesmal war es so bewusst, wie noch nie zuvor. Dieser Zustand hat fast zwei Monate angedauert, und kann gar nicht zählen, wie oft ich gestorben bin.

Ein endloses Fallen im Raum, jegliche Hoffnung ist sofort verbrannt, stellenweise konnte ich mich nicht
mehr bewegen, und habe gegen meine Hass Gefühle gekämpft, die in mir hoch geschossen sind, wie alter gäriger Wein. Wo kommt das nur her, zu tiefst erschrocken über mich selbst. Die älteste Wunde, die ich in
mir rumtrage, schon so lang, ist aufgebrochen. Der innere Orkan war übermächtig, dass einzige woran ich
mich noch festhalten konnte, war mein Glaube, dass das hier nur eine Vorstufe, von etwas viel größerem
ist. Meine Tage waren angefüllt mit Gebeten, dass ich das heil überstehe, diesen Höllenritt, in die Tiefen.
Und mein geistiges "Futter" war in dieser Zeit, Meister Eckhart und Yogananda, ein Ort an dem ich
mich festhalten konnte, während der Orkan wütete.

Diese zwei Monate, waren eine der größten Herausforderungen, die ich jemals bewältigen musste, der
Ein- und Ausgang, aller Dinge bin ich selbst und zuerst sehr schmerzhaft, aber auch reinigend, wenn es nachlässt. Es hat langsam nachgelassen, dann wundert es mich immer, was ich in der Lage bin auszuhalten.
Wer bin ich ....?

Raus, auch wenn mir der Schreck noch in den Knochen sass, Raus muss ich, räumlich und aus diesem
Zustand. Und bin für 10 Tage ans Meer gefahren. Nach drei Tagen öffneten sich wieder die Tore der
unendlichen Liebe, ich konnte sie wieder fühlen, es gibt nichts auf dieser Welt, was mich dankbarer
macht und erfüllt bin von Leben, wissend das es etwas wunderschönes ist, Jetzt in diesem Augenblick
wo alles so weit und klar ist, zu leben. Und die Nacht lässt mich erzittern, aber sie ist es, die meinen
Blick geschärft hat, denn in der Dunkelheit bewegt man sich ganz allein, da kommt es darauf an, ob
man stark oder schwach ist, da gibt es keinerlei Ausreden mehr, da hilft nur noch, fluid und wachsam
durch die dunklen Gassen zu gleiten, ohne stehen zu bleiben.

Aus jeder Krise, gehe ich als eine andere heraus, dass ist für mich ein Wunder ! Um so mehr ich
über mich selbst erfahre, ich staune, was möglich ist, wenn man die eigenen Grenzen erweitert.


Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber das Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?…
( Korinther 15-53-55)
 
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„Nicht sehen kannst du den Seher des Sehens, nicht hören kannst du den Hörer des Hörens, nicht verstehen kannst du den Versteher des Verstehens, nicht erkennen kannst du den Erkenner des Erkennens. Er ist deine Seele, die allem innerlich ist. Was von ihm verschieden, das ist leidvoll.“
Brihadaranaka Upanishad
 
Das Forum ist für mich eine Spiegelung, als ich Kind war und zur Schule ging.

Mich haben die ersten Jahre Schule verwirrt, bis ich eine überlebensfähige Anpassung gelernt hab.
Was nicht weniger
verwirrend war, weil das Kind in mir nicht verstehen konnte, warum manche so garstig, miteinander umgehen. Mit der Zeit bin ich selbst so geworden, dennoch die Stimme aus meinem inneren, hat mich
immer gemahnt, nicht in das Gleiche zu verfallen. In diesem Zwiespalt war ich jahrelang gefangen.
Habe alles angezweifelt, auch angezweifelt, dass ich so viel zweifele.

Es hat mich harte Arbeit und unendlich viel "Mühen" gekostet, diese Totgeglaubten Kanäle wieder
zu öffnen. Nichts war ja in Wirklichkeit verschwunden, nur habe ich es nicht mehr gesehen, nicht
mehr geglaubt, nicht mehr gefühlt.

Die Dunkelheit, dass Unbewusste, die Erwartungen an die Welt. Das führt unweigerlich, zu Leid.
Niemals, wird sich die Erde und die Welt so verhalten, wie ich das gerne hätte. Das war für mich
eine richtige Erlösung, dass zu verinnerlichen. Nicht mehr erreichbar sein, für das Gift der Welt.
Krishnamurti sagt dazu "Töte das Böse in dir, dann kann dich das Böse in der Welt nicht mehr
angreifen."

Da war sie, die Gelassenheit, für mich eines der Ziele im Leben, die mir als Kind völlig gefehlt
hat, eine Namen lose Sehnsucht, die schon immer war.

Habe auch fast nichts ausgelassen, in meinem Denken und Tun, um mich selbst mit der Welt zu
konfrontieren, und was in ihr ist. Habe das Leiden regelrecht angezogen, und es in mir brennen
lassen, zu höchsten Schmerz. Und zu keiner Sekunde, habe ich daran geglaubt, dass ich wüsste,
was ich da tue. Selbst wenn meine innere Stimme mich gewarnt hat, habe ich nicht gehört, und
habe mir selbst geschadet. So oft.

Dann bin ich von der Welt zurück getreten, weil sie mich unglaublich müde gemacht hat.
Meine innere Stimme, sagte es wäre an der Zeit, in die Stille zu gehen, nur noch vom Rand
aus zu beobachten, wer ich in diesem Weltenlauf bin, oder sein möchte.
Dazu fällt mir Shakespeare ein:

"Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab."

Der Tag an dem ich beschlossen habe, dass nun für mich die Stunde Null ist, war ein sehr schwerer Tag,
der Freie Fall.
Das ging ein paar Jahre so, nichts hatte mehr Gültigkeit, außer meinem eigenen Herzschlag, und
eine warme Wohnung, meine Höhle.
Habe praktisch, mein ganzes Leben rekapituliert, und so den Punkt, für den ersten Energieverlust,
wieder gefunden, der sich so in mein Leben geprägt hat. Von da an, konnte in mir Heilung geschehen.

Das Leben ist für mich nun etwas ganz anders, als jemals zuvor, es berauscht mich, auch an nicht so guten Tagen, denn das Wissen um die innere Sonne, ist unvergänglich.

Wenn ich also ins Forum komme, bin ich wieder auf dem Schulhof. In jeder Ecke ein Grüppchen,
eins für Normophaten, und eines für Freaks, eines für die Angsthasen und eines für die, die sich
ständig an dem Anderen reiben müssen, um sich lebendig zu fühlen. Das nicht mehr persönlich zu nehmen, war eine gute Idee von mir. :D
 
Denke mal, erst wenn man dazu bereit ist, und sich unter Tränen knacken lässt, wie eine Nuss, um
an das Innere zu kommen, kann wirkliche Verwandlung geschehen. Keinen Moment vorher.
Ein inneres Feuer, es brennt lichterloh, und verbrennt das Alte restlos, zurück bleibt die Hingabe,
eine andere Dimension von Intelligenz schiebt, sich in das Bewusstsein. Dann wird das wahre Leuchten sichtbar, was nicht mehr von der Welt angetrieben wird.

Das Geistige ist nur unter Mühen im Leben erreichbar, wenn dem nicht so wäre, wäre ja alles im
Fluss auf der Welt und den Menschen, ist es aber nicht. Weil es ein einziges Mysterium ist, dass
Leben, ist der Zugang zum Tor, ein Labyrinth, und der Eingang ganz schmal, dazu gehört nun mal
die Läuterung zur Vergeistigung, dass ist kein Spaziergang, sondern innere Arbeit, um aus der Hypnose Welt zu erwachen, schmerzhaft.


Wenn der Schleier fällt, ist das Erleben der Wirklichkeit zwangsläufig ganz anders, das Raum und Zeitgefühl ist ein völlig anderes, du fließt in der Unendlichkeit und weißt, dass Du nicht dein Körper bist.

Ansonsten bleibt es beim Holzhacken und Wasser holen, ohne jemals wieder zu jammern wegen der Arbeit, du tust es mit Freuden, was getan werden muss, weil es nichts anderes als Leben-Bewusstsein gibt, und du das Leben bist.

Ein Erleuchteter liebt unbändig das Leben, da fehlt es keineswegs an Humor, im Gegenteil, er sieht ja das fließen des Lebens, und weiß das er nur mitschwingen muss, angstlos, und so befreit, lässt es sich gut lachen.


Für mich ist das Unbewusste der Schatten, in einer Erleuchtung ist das ja aufgehoben. Der Weg dahin,
ist wohl schmerzhaft, da die Welt, die bis dahin existierte auf den Kopf gestellt wird. Vergleichbar
mit Odin, der Kopfunter am Weltenbaum Yggdrasil hängt, eine Energieverschiebung.

Und ich glaube auch, dass sich viele Menschen aus Furcht davor, was mit ihnen geschehen wird, gar nicht erst auf diesen Weg begeben. Sie ziehen die Sicherheit der Bequemlichkeit vor.

ES GIBT KEIN SCHEITERN ES GIBT NUR ER-LEBEN VERDICHTENT ODER ERLÖSEND VERTIEFEN
STREBEND-

Alles ist ein rein geistiges Erleben, und Worte dafür da, um zu beschreiben, was der Träumer erlebt, in der Schöpfung. Mal reiner Geist ohne jede Erscheinung, und dann plötzlich wie der "Urknall" Leben-Materie,
als hätte man in einem Raum das Licht angemacht. "Es werde Licht" lichte Seelenverkörperung(verdichtung).

Jedes Atom egal wo, träumt einen Schöpfungstraum, mit der Absicht zu erleben und sich darin selbst, in seinem Wesen wieder zuerkennen. Der Traum hält die ganze Schöpfung in Bewegung, und Johannes kannte
die Kunst des Träumens. :love: So ist das Bewusstsein der Liebe, die nicht berechnet und wertet unter die
Menschen gekommen. In der geistigen Wüste, wurde ein Zeichen gesetzt , die "weihnachtliche Stille,
damit meine ich nicht, äußerlichen Lärm. Die Kraft der Stille. Der Traum von Liebe.

Von der Vielfalt in die Einheit, und wieder zurück, wie ein atmen und ausatmen.

Die Jahreszeiten bieten sich da auch gut an, von der Erstarrung, zur Knospe, zum Fruchtfleisch,
zum Schluss der Kern.
 
Der andere Blick

Vor einigen Jahren war ich länger in der Psychiatrie. Der Platz des geballten Schmerzes, das
sichtbare Leid des Menschen, Nackt vor sich selbst und vor der Welt. Die Gestrandeten, die Missbrauchten,
die sich nicht durchsetzen können, werden von der Welt zerrieben. Die Erschrockenen, wie gnadenlos
Menschen sein können, innere Fassungs-losigkeit, sprachlos geworden, ob der Gewalttätigkeit in dem
Leben. Die völlig Verwirrten, weil der innere Klang, mit dem äußeren Klang, nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Die wilden Seelen, die sich nicht von der Gesellschaft beschneiden lassen wollen, die einfach
nicht in das Gesamtbild passen. Die, die unter dem äußerem Druck explodieren, und einfach nicht mehr
leben wollen.

Und es gab Simone, als sie eingeliefert wurde, schreiend wie ein verletztes Tier und fixiert. Sie hat die
ganze Nacht geschrien, dass waren wortlose Schmerzensschreie, mir ging das durch Mark und Bein,
so etwas hatte ich noch nie zuvor gehört, ich war zwischen entsetzen und tiefem Mitgefühl gefangen.
Die ganze Nacht.

Am Morgen war es dann still. Die Wirkung der Medikamente hat eingesetzt. Sie sass völlig Geistes
Abwesend, auf dem Stuhl, vor dem Frühstückstisch, vollkommen leere Augen ins Nirgendwo. Sie
musste gefüttert werden, weil sie sonst nichts gegessen hätte.

Als die Nacht kam, schrie Simone wieder, und ich dem Gefühl nahe, dass halte ich nicht nochmal aus.
Dann bin ich zum Pfleger, der redete dann ganz lang mit mir. Er erzählte mir die Lebensgeschichte
von Simone, schon als klein Kind missbraucht, und oft bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen wurde.
Zerbrochen worden, auf Lebenszeit, unfähig allein zu leben. Der Pfleger meinte, sie wäre jetzt wieder
auf Medikamente eingestellt, und das es ihr bald "besser" geht. Ohne die Medikamente meinte er,
erlebt sie den Schmerz, Nacht für Nacht, immer wieder.

Es ging ihr von Tag zu Tag besser, sie verwandelte sich zu einer ganz anderen Frau, vorher war
sie gar nicht definierbar, nur ungezügelter Schmerz. Sie erstrahlte förmlich und hatte leuchtende
Kinderaugen, auch so eine krasse Wandlung hatte ich noch nie vorher erlebt. Die Patienten hielten
sich alle in ihrer Nähe auf, sie war immer umringt, sie strahlte etwas regelrecht reines aus, Freude.
Sie hatte eine Aura um sich, für mich, wie eine Madonna. Die anderen haben es auch gespürt,
und keiner hat die Schreie vergessen, und jeder war erleichtert, dass es besser ging.
Jeder hat gesehen, dass Simone eine schöne Seele ist, hinter all dem Schmerz.

Eine Kommunikation im herkömmliche Sinne war nicht möglich, sie war so fern, als würde sie
das Hier alles staunend betrachten, aber nicht zu sich zugehörig fühlen, als sei sie vom Himmel
gefallen, und war einfach da, sie sagte zb. "siehst du wie schön Bäume sind", dabei strahlte sie vor
lauter Liebe, wie ein Kind.

An einem Abend haben wir Frauen, eine Modenschau gemacht, eine Patientin kam aus Afghanistan
und hatte ihre ganze Aussteuer in einer Truhe mit in die Psychiatrie gebracht. Auch eine sehr
traurige Lebensgeschichte.

Uralte traditionelle Afghanische Kleider, dass Afghanische Mädchen und ich hüllten uns in die Gewänder
und legten den dazu gehörigen Schmuck an, eines dieser Kleider war schon 90 Jahre alt, vom
Generationen an die Braut übergeben, aus der alten Zeit.

Wir Frauen, wir waren so 7-8 Frauen hatten viel Freude dabei, sie erklärte die Bedeutung der Kleider. Draußen dämmerte es, wir zündeten Kerzen an, es war eine seltsam friedliche Stimmung, Simone in der
Mitte hatte auch ihre Freude daran. Dann sagte sie, mit ihren leuchtenden Augen, "alles ist Liebe wir
alle sind Sonnenblumen". Keiner an diesem Abend, dachte mehr an sein Leid, wie raus gehoben
waren wir, wieder Kinder, die Freude an ihrem Spiel haben, selbst vergessend zueinander
gewand in Liebe und Freude und Mitgefühl für einander. Weil jeder der anwesenden Frauen,
den tiefsten Schmerz erlebt haben, den Abgrund. Da, auch wenn nur für ein paar Stunden rauszukommen
wird mit dankbarer Freude angenommen.

Für mich war dieser Abend ein Blick weit weit zurück, aus einer fernen Zeit, als ich mich im Spiegel
in diesem Kleid sah, im Kerzenschein, ein damit verbundenes Gefühl, es war nicht fremd, dass
kannte ich dieses Bild, ich dachte Jetzt zu dieser Zeit ist es schöner.

Als es Simone besser ging, hat sie die Station verwandelt, wir waren alle, wesentlich entspannter,
höflicher miteinander, ehrliche tiefe Gespräche. Viele haben Simones Schreie, als ihre eigenen nicht
raus gelassene Schreie erkannt. Und nach ihrer Wandlung, sich selbst als Kind wieder gesehen,
in seiner ursprünglichen Reinheit und Naivität.

Und was ist aus dem Ursprünglichen,dass in der Lebensmitte übrig bleibt, Schreie, unendlicher Schmerz,
Lebensmüde, Verwirrt und gespalten. Und in all dem, trotzalledem, waren ein paar Stunden davon,
der Zeit und dem Schmerz entrissen, zurückversetzt als die Welt noch heil und ganz war, und
die Welt ein Zauberland und reine Freude der Antrieb war.

Selbst an den dunkelsten Orten, voller Verzweiflung, erstrahlt ein Licht, was das wunde Herz
tröstet. Danke Simone, wo du auch immer bist, durch dich habe ich erkannt, dass mein Leid
nicht das größte auf Erden ist, und mir tatsächlich so viele Möglichkeiten offen stehen, wo
ich vorher kein Land mehr gesehen hab.

(Simone war nicht ihr richtiger Name)

Das war ihr Lieblingslied, da hat sie sich immer hin und her gewiegt.

 
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Der andere Blick

Vor einigen Jahren war ich länger in der Psychiatrie. Der Platz des geballten Schmerzes, das
sichtbare Leid des Menschen, Nackt vor sich selbst und vor der Welt. Die Gestrandeten, die Missbrauchten,
die sich nicht durchsetzen können, werden von der Welt zerrieben. Die Erschrockenen, wie gnadenlos
Menschen sein können, innere Fassungs-losigkeit, sprachlos geworden, ob der Gewalttätigkeit in dem
Leben. Die völlig Verwirrten, weil der innere Klang, mit dem äußeren Klang, nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Die wilden Seelen, die sich nicht von der Gesellschaft beschneiden lassen wollen, die einfach
nicht in das Gesamtbild passen. Die, die unter dem äußerem Druck explodieren, und einfach nicht mehr
leben wollen.

Und es gab Simone, als sie eingeliefert wurde, schreiend wie ein verletztes Tier und fixiert. Sie hat die
ganze Nacht geschrien, dass waren wortlose Schmerzensschreie, mir ging das durch Mark und Bein,
so etwas hatte ich noch nie zuvor gehört, ich war zwischen entsetzen und tiefem Mitgefühl gefangen.
Die ganze Nacht.

Am Morgen war es dann still. Die Wirkung der Medikamente hat eingesetzt. Sie sass völlig Geistes
Abwesend, auf dem Stuhl, vor dem Frühstückstisch, vollkommen leere Augen ins Nirgendwo. Sie
musste gefüttert werden, weil sie sonst nichts gegessen hätte.

Als die Nacht kam, schrie Simone wieder, und ich dem Gefühl nahe, dass halte ich nicht nochmal aus.
Dann bin ich zum Pfleger, der redete dann ganz lang mit mir. Er erzählte mir die Lebensgeschichte
von Simone, schon als klein Kind missbraucht, und oft bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen wurde.
Zerbrochen worden, auf Lebenszeit, unfähig allein zu leben. Der Pfleger meinte, sie wäre jetzt wieder
auf Medikamente eingestellt, und das es ihr bald "besser" geht. Ohne die Medikamente meinte er,
erlebt sie den Schmerz, Nacht für Nacht, immer wieder.

Es ging ihr von Tag zu Tag besser, sie verwandelte sich zu einer ganz anderen Frau, vorher war
sie gar nicht definierbar, nur ungezügelter Schmerz. Sie erstrahlte förmlich und hatte leuchtende
Kinderaugen, auch so eine krasse Wandlung hatte ich noch nie vorher erlebt. Die Patienten hielten
sich alle in ihrer Nähe auf, sie war immer umringt, sie strahlte etwas regelrecht reines aus, Freude.
Sie hatte eine Aura um sich, für mich, wie eine Madonna. Die anderen haben es auch gespürt,
und keiner hat die Schreie vergessen, und jeder war erleichtert, dass es besser ging.
Jeder hat gesehen, dass Simone eine schöne Seele ist, hinter all dem Schmerz.

Eine Kommunikation im herkömmliche Sinne war nicht möglich, sie war so fern, als würde sie
das Hier alles staunend betrachten, aber nicht zu sich zugehörig fühlen, als sei sie vom Himmel
gefallen, und war einfach da, sie sagte zb. "siehst du wie schön Bäume sind", dabei strahlte sie vor
lauter Liebe, wie ein Kind.

An einem Abend haben wir Frauen, eine Modenschau gemacht, eine Patientin kam aus Afghanistan
und hatte ihre ganze Aussteuer in einer Truhe mit in die Psychiatrie gebracht. Auch eine sehr
traurige Lebensgeschichte.

Uralte traditionelle Afghanische Kleider, dass Afghanische Mädchen und ich hüllten uns in die Gewänder
und legten den dazu gehörigen Schmuck an, eines dieser Kleider war schon 90 Jahre alt, vom
Generationen an die Braut übergeben, aus der alten Zeit.

Wir Frauen, wir waren so 7-8 Frauen hatten viel Freude dabei, sie erklärte die Bedeutung der Kleider. Draußen dämmerte es, wir zündeten Kerzen an, es war eine seltsam friedliche Stimmung, Simone in der
Mitte hatte auch ihre Freude daran. Dann sagte sie, mit ihren leuchtenden Augen, "alles ist Liebe wir
alle sind Sonnenblumen". Keiner an diesem Abend, dachte mehr an sein Leid, wie raus gehoben
waren wir, wieder Kinder, die Freude an ihrem Spiel haben, selbst vergessend zueinander
gewand in Liebe und Freude und Mitgefühl für einander. Weil jeder der anwesenden Frauen,
den tiefsten Schmerz erlebt haben, den Abgrund. Da, auch wenn nur für ein paar Stunden rauszukommen
wird mit dankbarer Freude angenommen.

Für mich war dieser Abend ein Blick weit weit zurück, aus einer fernen Zeit, als ich mich im Spiegel
in diesem Kleid sah, im Kerzenschein, ein damit verbundenes Gefühl, es war nicht fremd, dass
kannte ich dieses Bild, ich dachte Jetzt zu dieser Zeit ist es schöner.

Als es Simone besser ging, hat sie die Station verwandelt, wir waren alle, wesentlich entspannter,
höflicher miteinander, ehrliche tiefe Gespräche. Viele haben Simones Schreie, als ihre eigenen nicht
raus gelassene Schreie erkannt. Und nach ihrer Wandlung, sich selbst als Kind wieder gesehen,
in seiner ursprünglichen Reinheit und Naivität.

Und was ist aus dem Ursprünglichen,dass in der Lebensmitte übrig bleibt, Schreie, unendlicher Schmerz,
Lebensmüde, Verwirrt und gespalten. Und in all dem, trotzalledem, waren ein paar Stunden davon,
der Zeit und dem Schmerz entrissen, zurückversetzt als die Welt noch heil und ganz war, und
die Welt ein Zauberland und reine Freude der Antrieb war.

Selbst an den dunkelsten Orten, voller Verzweiflung, erstrahlt ein Licht, was das wunde Herz
tröstet. Danke Simone, wo du auch immer bist, durch dich habe ich erkannt, dass mein Leid
nicht das größte auf Erden ist, und mir tatsächlich so viele Möglichkeiten offen stehen, wo
ich vorher kein Land mehr gesehen hab.

(Simone war nicht ihr richtiger Name)

Das war ihr Lieblingslied, da hat sie sich immer hin und her gewiegt.

Was für eine schöne Lebendige Geschichte
 
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Der Kreis

Ein Gehen auf Wegen, keiner hat mehr Bedeutung als der andere, es ist eine Erfahrung machen, nacheinander. Und daran mangelt es mir nicht. Oft atemlos, weil schnell, die Grenzen der Selbstüberwindung, immer weiter gedehnt. Ungekannte innere Prozesse. Von der Erstarrung, des
eingefroren seins, das Träumen von Leben, Farben und Formen, von der Liebe, die überwältigt in
ungeahnte Dimensionen, Freude und Lachen die den Körper beben lassen, Energie geflutet, strahlend.

Der Frühling, ist der Zeitpunkt, des Erwachens in sich selbst. Der Traum hat eine Form angenommen
und sich materialisiert, zur Knospe, noch eingeschlossen, zaghaft nicht wissend, was es ist, was wirklich
geschieht, eine unergründliche Freude treibt die Knospe zum platzen an, Liebe im Rausch der Gefühle,
ungedacht, Freude am Sein, als einzige Absicht. Rein. Als Blüte, die vollkommene Hingabe, sich verströmend
blühend, betörend duftend, dass keimen des Begehrens. Des Beginnens, der anderen Kräfte, die aus
unerkannten Tiefen aufsteigen. Die Blüte verliert ihre Blätter und ihre Reinheit, langsam bildet sich
eine Haut, ein Beschützer Instinkt, wo kam der her, wo doch einst alles Freude und Glückseligkeit, wie
in einem Tanz vereint waren, Zeit und Gedankenlos, nur SEIN. Einzig ausgerichtet nach dem Licht,
des Werdens.

Der Sommer, das Heisse Wesen, die Haut ist nun undurchdringlich geworden, fest, eine Form, die
allen anderen gleicht, von Außen. Das Gewahr werden, der Einzelheit löst einen Schock aus, und
die Angst schiebt sich ins Dasein. Seltsame Stürme, erlebt die werdende Frucht, und so verdichtet
sie sich, wird in ihrem Holz hart und starr, um am Baum des Lebens zu bleiben. Die Frucht wird
biegsamer, sie passt sich an den Baum, mit seinen Wurzeln an, sie weiß nun das sie nicht die
einzige Frucht am Baum ist. Und eine unendliche Freude und Liebe ist in der Frucht, nicht die
gleiche wie in der Knospe, sondern eine Liebe, die sich unentwegt mit Freuden teilt. Die
Schönheit der Umgebung wahrnehmend, selbstvergessend.

Das ist die Zeit, wo die Berühung zu dem anderen, ein Machtkampf wird, ein entweder - oder ...
Vergessen ist die Knospe in ihrer Glücksseligkeit. Der Sommer in seiner Fülle und Vielfältigkeit,
ist so abgetrennt, mit Schale, kaum noch wahrnehmbar. Auf einmal ist Kraft erforderlich, um
überhaupt noch am Baum hängen zu bleiben, so entfernt, ist das eigentliche Beginnen. Manche
lassen sich fallen, ihnen ist das Leben zu schwer. Manche brauchen mehr Raum, als ihnen zusteht,
und versuchen andere weg zudrängen, was so oder so, dann im Krieg endet. In der Zerstörung,
um Platz zu machen, für ein Neues Erkennen, das mit dem Keimen des Kerns, in der Frucht
erkennbar wird. Das Fruchtfleisch kann sich nun erneut verschwenden, in seiner Süsse und
Fülle, je nachdem wie sehr die innere Verbundenheit, mit Baum, Stamm und Wurzeln, nicht
völlig vergessen sind.

Das Feuer, der Sonne schont niemanden, um ihn in seinem Wachstum voran zutreiben. Der
innere Kern verfestigt sich immer mehr, zu einem inneren Inventar der Erfahrung, nach und
nach nimmt der Kern mehr Raum ein. Die Frucht erkennt sich im Kern wieder.

Eine sauere Frucht, erkennt sich gar nicht mehr wieder und hängt trotzig am Baum, und klagt
darüber wie ungleich doch alle sind, ohne jemals den wahren Reichtum dahinter zu erkennen
und wie unendlich weit "das Land" und unendlich die Möglichkeiten sind.

Im Herbst dann das Sichtbare der Fülle, die Ernte, das Reif sein. Das Fruchtfleisch hat sich verschenkt mit
Freuden, zum Wohl aller. Geblieben ist einzig der Kern, dass angesammelte Inventar. Wo Erfahrungen
nur Erfahrungen sind, und wie sie wahrgenommen wurden. Wo alle Früchte zu unserem Wachstum
beigetragen haben, die Süssen und die Saueren. Die Saueren noch mehr, als Wegweiser, wo man nicht
abbiegen sollte. Eine Gemeinschaftserfahrung am Baum des Lebens. Der Herbst ist die ultimative
Konsequenz des gelebten Lebens und seiner Ernte. Das zeigt sich im Vorgangs des Absterbens der
Blätter, welch explodierende Farbenpracht, ein letztes Verschwenden der Liebe in allen Dingen.

Die Frucht fällt vom Baum, ist getrennt von allen anderen, dass ist der Zeitpunkt für den inneren
Kern, in dem alle Informationen gespeichtert sind, was Leben und Bewusst-Werden in sich selbst
für eine Bedeutung hat. Was überwiegt, die Liebe und die Freude am DASEIN, oder ob es als
Last empfunden wird, bei jedem Sturm der aufzieht. Nicht wissend, dass erst der Wind, die Wurzeln stärkt.

Die Ruhe und Stille kehrt wieder ein, der Lebensrausch, gleicht nun nicht mehr einem Tobenden Fluss,
er fließt, bestensfalls, ruhig und ohne Eile dahin. Im erkennen seines Weges, der schon zurück
gelegt wurde, und der zu "gehende" Teil, der nun lineal verläuft, in der eigenen Mitte, ist unabwendbar.
Alle gemachten Erfahrungen, und die damit inneren verbundenen Prozesse, sind das Resultat des
Winters, der Traumzeit, materialisiert in einem Körper.

Dann kommt wieder der Winter und ein Kreis schließt sich, um erneut zu werden, von Stufe zu Stufe,
in der Unendlichkeit.

 
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