Strider
Mitglied
Ich bin der Sohn eines Täters.
Erst als ich Zwölf war, ist meiner Mutter der Ausstieg aus der Ehe gelungen. Intellektuell war ich erst nach der Trennung in der Lage, den Mechanismus der Kompensierung eigener Schwäche (im Selbstbild etc...) durch Gewalt zu begreifen. Emotional habe ich dafür wesentlich (!) länger gebraucht. Lange Jahre trug ich mich mit Hass und sogar mit Mordgedanken. Psychologische Hilfe wurde nie in Gemeinschaftsarbeit angegangen, dafür hatte ich allerdings selbst Therapien (die ich abbrach, weil ich nicht bereit dazu war, die Thematik tiefgründig anzuschneiden). Ich wollte nie sein wie er. Er hat mir Negativbeispiele vorgelebt. Dieses Wissen hat mich überhaupt erst dazu befähigt, einen Grundstein für den Ausstieg aus Wiederholungsmustern zu legen.
Ein Satz seinerseits, den er unvermittelt aussprach, als das Besuchsrecht wahrgenommen wurde (ich war 14):
"Ich kann verstehen, wenn du mich hasst."
Dann verließ er das Zimmer. Nichts weiter. Aber wir wussten, worüber er sprach. Dann bat ich, nach Hause gefahren zu werden. Wir fuhren wortlos.
Dieser Satz hat mich lange verfolgt - und tut es mitunter heute noch (mit anderer, wenn auch nicht positiver emotionaler Wirkung).
Das Nicht-so-sein-wollen ist leicht und intensiv gedacht. Die vorgelebten Negativmuster sind jedoch nicht einfach mal eben aus den eigenen Schemata auszuklammern. Hier entsteht schnell ein Hangpunkt zu Selbstverachtung und Nicht-Akzeptanz der eigenen Person. Dies widerum führt oft zu Frust und Aggression, und durch Impulsivität ist es sehr wohl möglich, in unreflektierter (unbedachter) Handlung selbst zum Täter zu werden. Dabei kommt es immens auf die eigenen Hemmschwellen an.
Heute bin ich 36 Jahre alt. Beim Gedanken an meinen Vater empfinde ich manchmal noch Finsternis. Je nach Gemütsverfassung ist das eine Art Schwermut. Manchmal kann ich Vergebung empfinden. Früher habe ich in wiederholten "Ritualen" aktiv Gnade empfunden - doch damit war es nicht aufgearbeitet.
Es gab eine Phase, in der ich offene Aussprache wollte. Inzwischen ist es mir (relativ!) gleichgültig. Ich lebe mein eigenes Leben. Ich will keine Rache mehr. Keine Vergeltung. Keinen Ausgleich. Ich bin in der Lage, ihm Frieden zu wünschen. Wenn er den nicht erlangen kann, stellt er sich seinen Taten nicht. Oder er erfährt durch das Ausbleiben des Friedens seine eigene Gerechtigkeit.
In SEINEM Leben. Dadurch muss ich nicht zum Täter werden.
Ich bin davon überzeugt, ein guter Vater sein zu können. Für ein zukünftiges selbstgezeugtes Kind oder für ein bereits Vorhandenes einer zukünftigen Partnerin. Wegen des Negativbeispiels.
Das ist etwas, wofür ich meinem Vater dankbar bin. Ich bin sicher, dass das ein wesentlicher (wenn nicht der wichtigste) Faktor für ein eigenständiges Leben ohne Hass ist.
Es gibt kein Pauschalrezept, das es jedem ermöglicht, solche Zyklen zu durchbrechen. Dafür sind zu viele verschiedene Faktoren relevant.
- Festigkeit
- Impulsivität
- Selbstwert
- Innenschau
- Fähigkeit zur Mustererkennung
- Ausrichtung auf Ziele
- emotionale Spielräume
... und besonders das jeweilige Wechselspiel all dieser Punkte.
Trotz der Möglichkeit, dass ich mich mit "fremden Problemen" belaste und alte Schatten nähre, bin ich bereit, einige Dinge auf Wunsch auch per PN zu besprechen.
Erst als ich Zwölf war, ist meiner Mutter der Ausstieg aus der Ehe gelungen. Intellektuell war ich erst nach der Trennung in der Lage, den Mechanismus der Kompensierung eigener Schwäche (im Selbstbild etc...) durch Gewalt zu begreifen. Emotional habe ich dafür wesentlich (!) länger gebraucht. Lange Jahre trug ich mich mit Hass und sogar mit Mordgedanken. Psychologische Hilfe wurde nie in Gemeinschaftsarbeit angegangen, dafür hatte ich allerdings selbst Therapien (die ich abbrach, weil ich nicht bereit dazu war, die Thematik tiefgründig anzuschneiden). Ich wollte nie sein wie er. Er hat mir Negativbeispiele vorgelebt. Dieses Wissen hat mich überhaupt erst dazu befähigt, einen Grundstein für den Ausstieg aus Wiederholungsmustern zu legen.
Ein Satz seinerseits, den er unvermittelt aussprach, als das Besuchsrecht wahrgenommen wurde (ich war 14):
"Ich kann verstehen, wenn du mich hasst."
Dann verließ er das Zimmer. Nichts weiter. Aber wir wussten, worüber er sprach. Dann bat ich, nach Hause gefahren zu werden. Wir fuhren wortlos.
Dieser Satz hat mich lange verfolgt - und tut es mitunter heute noch (mit anderer, wenn auch nicht positiver emotionaler Wirkung).
Das Nicht-so-sein-wollen ist leicht und intensiv gedacht. Die vorgelebten Negativmuster sind jedoch nicht einfach mal eben aus den eigenen Schemata auszuklammern. Hier entsteht schnell ein Hangpunkt zu Selbstverachtung und Nicht-Akzeptanz der eigenen Person. Dies widerum führt oft zu Frust und Aggression, und durch Impulsivität ist es sehr wohl möglich, in unreflektierter (unbedachter) Handlung selbst zum Täter zu werden. Dabei kommt es immens auf die eigenen Hemmschwellen an.
Heute bin ich 36 Jahre alt. Beim Gedanken an meinen Vater empfinde ich manchmal noch Finsternis. Je nach Gemütsverfassung ist das eine Art Schwermut. Manchmal kann ich Vergebung empfinden. Früher habe ich in wiederholten "Ritualen" aktiv Gnade empfunden - doch damit war es nicht aufgearbeitet.
Es gab eine Phase, in der ich offene Aussprache wollte. Inzwischen ist es mir (relativ!) gleichgültig. Ich lebe mein eigenes Leben. Ich will keine Rache mehr. Keine Vergeltung. Keinen Ausgleich. Ich bin in der Lage, ihm Frieden zu wünschen. Wenn er den nicht erlangen kann, stellt er sich seinen Taten nicht. Oder er erfährt durch das Ausbleiben des Friedens seine eigene Gerechtigkeit.
In SEINEM Leben. Dadurch muss ich nicht zum Täter werden.
Ich bin davon überzeugt, ein guter Vater sein zu können. Für ein zukünftiges selbstgezeugtes Kind oder für ein bereits Vorhandenes einer zukünftigen Partnerin. Wegen des Negativbeispiels.
Das ist etwas, wofür ich meinem Vater dankbar bin. Ich bin sicher, dass das ein wesentlicher (wenn nicht der wichtigste) Faktor für ein eigenständiges Leben ohne Hass ist.
Es gibt kein Pauschalrezept, das es jedem ermöglicht, solche Zyklen zu durchbrechen. Dafür sind zu viele verschiedene Faktoren relevant.
- Festigkeit
- Impulsivität
- Selbstwert
- Innenschau
- Fähigkeit zur Mustererkennung
- Ausrichtung auf Ziele
- emotionale Spielräume
... und besonders das jeweilige Wechselspiel all dieser Punkte.
Trotz der Möglichkeit, dass ich mich mit "fremden Problemen" belaste und alte Schatten nähre, bin ich bereit, einige Dinge auf Wunsch auch per PN zu besprechen.