Täter und Opfer

Eines noch:

Dass ich dieses Thema unter familienaufstellung eröffnet habe war wohl meine art widerstand zu umgehen.
Wenn ich mir meine texte so durchlese, dann würde es viel mehr in die rubrik: terben, tod und leben nach dem tod passen.
Na das hätte ich nie gewagt - viel viel zu heiß
Jetzt habe ich mich dank euren Denkanstößen schon ein stück weit geändert (in meiner welt um 100000000 kilometer)
es mag völlig banal klingen - aber ich hab so dermaßen schiss mich mit diesem thema zu konfrontieren, dass es eine reife meisterleistung für mich ist mir einzugestehen, dass ein ganz anderer Punkt als die Familienaufstellung im Zentrum steht - nämlich die Konfrontation mit der eigenen sterblichkeit.

Aber das sehe ich erst jetzt ( was aber nicht heißen soll, dass ich die Aufstellung nicht machen möchte )
Solltet ihr es für richtig halten, das thema zu schließen/ verschieben, dann kann ich gut damit leben (seltsamer satz aus meinem munde)

lg
meetic

p.s.: danke fürs lesen, weil es is echt VIEL geworden
:kuss1: :kuss1:
 
Werbung:
Liebe Meetic,

Was mir bei Deinen Beiträgen auffällt ist, dass Du immer wieder erwähnst, etwas endgültig abschließen zu wollen. Damit muss es eine tiefergehende Bewandtnis haben - wobei ich es natürlich nicht deuten und zuordnen kann. Diese Formulierung habe ich so noch nie gehört.

Grundsätzlich geht es ja bei Beziehungen nie um einen "Schlussstrich" (den es nicht gibt) - sondern um Wandlungen. Alles was geschehen ist, wirkt weiter. Auch wenn die Mutter gestorben ist - das Leben, das sie weitergegeben hat und die Liebe : sie fließen weiter in Dir und Deinen Kinder.

Auch Schlimmes, das geschehen ist, kann in dem Sinn nicht endgültig abgeschlossen werden (und soll es auch nicht) - es kann Versöhnung geschehen, man kann daran wachsen und daraus lernen. Wirkungen hören niemals auf.

Nicht mal der Tod ist ein Schlussstrich - sondern eine Wandlung.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Dass ich dieses Thema unter Familienaufstellung eröffnet habe war wohl meine Art Widerstand zu umgehen. Wenn ich mir meine Texte so durchlese, dann würde es viel mehr in die Rubrik: Sterben, Tod und Leben nach dem Tod passen. Es mag völlig banal klingen - aber ich hab so dermaßen Schiss mich mit diesem Thema zu konfrontieren, dass es eine reife Meisterleistung für mich ist mir einzugestehen, dass ein ganz anderer Punkt als die Familienaufstellung im Zentrum steht - nämlich die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit.
Manchmal führen (Sprach-)Bilder in die Irre. Eines dieser Bilder ist der scheinbare Gegensatz von Leben und Sterben/Tod. Sterben und Tod sind keine Gegensätze zum Leben - sie sind Handlungen und Ereignisse des Lebens (wenn man das Leben nicht auf "körperliches Leben" einschränkt.)

Es kann durchaus stimmig sein, dass Du das Thema hier angesprochen hast. Kann man doch auch den (eigenen) Tod aufstellen und ihm in der Aufstellung begegnen. Und - wenn ich mich nicht sehr täusche - wirst Du im Tod auf jemand anderen treffen : der / dem Du sowohl ausweichst als auch gleichzeitig Dich zu ihr / ihm stark angezogen fühlst. Möglicherweise ist es dieselbe / derselbe jemand, der / dem bereits Deine Mutter gefolgt ist. Möglicherweise geht es darum, diese Dynamik - diesen "Todessog" - zu beenden.

Hier weiter zu spekulieren ist nicht sinnvoll. Dem kann man sich (zB. in einer Aufstellung) stellen - oder nicht.

Liebe Grüße und alles Gute,

Reinhard
 
Da möchte ich noch eins drauflegen :

Nicht mal der Tod ist ein Schlussstrich - sondern eine Wandlung.

Unter Tod verstehe ich nur den (zell-) biologischen Tod.

Wir besitzen eine unsterbliche ( ewige ) Seele, und das ist bei einer FA erlebbar, spürbar.
Der Kontakt mit Seelenbestandteilen / Aspekten eines anderen Menschen in einer FA war für mich eines DER Schlüsselerlebnisse meines Lebens,
Wegbereiter zu einer anderen Sicht des Lebens und Seins, zu Spiritualität.

Und dann ergibt diese Diskussion über Täter und Opfer, über Verstehen und Verzeihen und über das ewiglich Nachwirken dieser Erfahrungen einen Sinn.

Bitte nicht falsch verstehen : Wir müssen nicht jeden heimlich leergefressenen Honigtopf dieses Lebens und all unserer Vorleben aufstellen.
Da werden wir ja nie fertig. Aber die Dinge, die noch immer Wirkung zeigen, die sollten wir uns anschauen.

Alles Liebe
Harry
 
1. Der Kontakt mit Seelenbestandteilen / Aspekten eines anderen Menschen in einer FA war für mich eines DER Schlüsselerlebnisse meines Lebens, Wegbereiter zu einer anderen Sicht des Lebens und Seins, zu Spiritualität. Und dann ergibt diese Diskussion über Täter und Opfer, über Verstehen und Verzeihen und über das ewiglich Nachwirken dieser Erfahrungen einen Sinn.

2. Wir müssen nicht jeden heimlich leergefressenen Honigtopf dieses Lebens und all unserer Vorleben aufstellen. Da werden wir ja nie fertig. Aber die Dinge, die noch immer Wirkung zeigen, die sollten wir uns anschauen.
Lieber Harry,

1. Ja - mir ging und geht es da genauso.

2. Auch das sehe ich wie Du : es ist ganz wichtig, das aufzugreifen, was noch wirkt - nicht etwas neu aufrühren, das schon bereinigt ist.

Das ist für mich ein ganz wertvoller Ansatz in der Aufstellungsarbeit : dass man von dem ausgeht, was jetzt (nach)wirkt und nicht einfach wahllos in der Vergangenheit (dieses Lebens und von Vorleben) herumwühlt - und so vielleicht Wunden wieder aufbrechen, die schon verheilt waren.

Liebe Grüße, Reinhard
 
von Walter
es ist ganz wichtig, das aufzugreifen, was noch wirkt - nicht etwas neu aufrühren, das schon bereinigt ist.

Lieber Reinhard,

auf den ersten Blick ist es sehr schlüssig, was du da schreibst. Es ist jedoch aus der Sicht desjenigen, der aufstellt, absolut nicht erkennbar, was noch wirkt und was nicht. Deswegen macht er ja eine Aufstellung....

Und jemand, der in einer akuten Lebenskrise steckt, der hat auch nicht den klaren Blick dafür, ob eine Angelegenheit tatsächlich bereinigt ist oder lediglich verdrängt wurde.

Ich denke auch, trotz großen Einfühlungsvermögens sind Aufstellungsleiter ja keine Hellseher.

LG
Daisy
 
auf den ersten Blick ist es sehr schlüssig, was du da schreibst. Es ist jedoch aus der Sicht desjenigen, der aufstellt, absolut nicht erkennbar, was noch wirkt und was nicht. Deswegen macht er ja eine Aufstellung.... Und jemand, der in einer akuten Lebenskrise steckt, der hat auch nicht den klaren Blick dafür, ob eine Angelegenheit tatsächlich bereinigt ist oder lediglich verdrängt wurde. Ich denke auch, trotz großen Einfühlungsvermögens sind Aufstellungsleiter ja keine Hellseher.
Hallo Daisy,

natürlich weiß man es anfangs nicht - sonst bräuchte man ja die Aufstellung nicht. Wenn man aber zB. die aktuelle Situation in Bezug auf das Anliegen aufstellt, werden die wirkenden Kräfte für die StellvertreterInnen und den Aufstellungsleiter spürbar - und dem Ursprung dieser Kräfte kann man nachgehen.

LG, Reinhard
 
Hallo Daisy, Reinhard

..dass man von dem ausgeht, was jetzt (nach)wirkt und nicht einfach wahllos in der Vergangenheit (dieses Lebens und von Vorleben) herumwühlt ....

Was ich mit meinem Honigtopf meinte, kommt aus meinen Beobachtungen von Familienaufstellungen ( meist eine Gruppe von gleichbleibenden Stellvertretren mit tw eigenen Anliegen, überwiegend aber Anliegen von Klienten der Aufstellungsleiterin ).

Zusammenfassend meine Annahme :
Wir alle haben eine Menge Erfahrungen gemacht.
In diesem und in vergangenen Leben.
Alle wirken.
Sind Teil unserer Persönlichkeit.

Nicht wichtige Anliegen ( Honigtöpfe ) wären z.B reine Interessensfragen wie meine Geburt, meine Vorleben, war ich mal Hexe/r, SchamaneIn, KriegerIn, hatte ich mal Beziehungsprobleme, bin ich einmal missbraucht worden, habe ich mal jemanden missbraucht ....., - Themen, die keinen Bezug zu meinen jetzigen Anliegen haben.

Die meiner Meinung nach wichtigten Anliegen für eine FA sind mich zur Zeit verändernde Themen.
Verändernd weil :
ich das Gefühl habe, das Thema bewegt, behindert, bereichert... mich, und ständigt reagiere ich drauf, verändere mich im Positiven oder Negativem,
lerne, verbessere, verliere.... etwas.

Die positiven Themen könnte man ansehen, um sie zu beschleunigen.
Die negativen Themen wären zu bearbeiten, eine Lösung ( Lösen, Loslassen ) ist anzustreben.


....... und so vielleicht Wunden wieder aufbrechen, die schon verheilt waren.Liebe Grüße, Reinhard
Das glaube ich nicht. Was heil ist ( gelöst ), damit bin ich in Frieden und Liebe. Die Erfahrung habe ich integriert, ist Teil meiner Persönlichkeit.
Wenn es durchs Hinschauen wieder losgeht, dann war es nicht heil.

Alles Liebe
Harry
 
Werbung:
Das glaube ich nicht. Was heil ist ( gelöst ), damit bin ich in Frieden und Liebe. Die Erfahrung habe ich integriert, ist Teil meiner Persönlichkeit. Wenn es durchs Hinschauen wieder losgeht, dann war es nicht heil.
Hallo Harry,

Was ich meinte : dass es problematisch ist, rein aus Neugierde in die Vergangenheit (und auch in Vorleben) zurückzugehen.

Deinen Glauben kann ich mit meinen Erfahrungen nicht in Einklang bringen. Wenn man mutwillig ein altes Trauma wieder hervorholt, kann der ganze Verarbeitungsprozess wieder von vorne losgehen. Manches ist gut, es ruhen zu lassen.

Es gibt ausserdem nicht nur die Extreme : gelöst - nicht gelöst, sondern auch Zwischentöne. Wie bei einem Knochenbruch : der Bruch kann zwar grundsätzlich geheilt sein - aber der Knochen noch nicht voll belastbar sein. Wenn ich ihn überbeanspruche, bricht er wieder.

LG, Reinhard
 
Zurück
Oben