Als Kind hatte ich einen ganz natürlichen Zugang zum Tod, oft sehnte ich mich auch "nach Hause". Als Jugendliche wurde ich durch meine Ausbildung mit dem Tod sehr konfrontiert, teilweise mußte ich Gleichaltrigen beim Sterben zusehen, durfte sie begleiten und somit aber auch die "schöne" Seite erleben und erkennen. Das konfrontiert einen selber natürlich auch mit dem Tod, es konfrontiert einen selber mit diversen Gefühlen und macht sehr viel, also ich wurde irgendwie schneller "erwachsen", wenn man das so sagen kann. Mir wurden einfach dadurch gewisse Dinge früher wichtig als vielleicht manch anderen Teenager.
Mit den Sterbenden hatte ich nie Probleme, im Gegenteil, da liegt so eine Ehrlichkeit, Klarheit im Raum, die beeindruckend und sogar harmonisch sein kann. Jedoch mit den Angehörigen erlebte ich diverse Dinge, obwohl ich sie jetzt im Nachhinein auch gut verstehen kann, kann es verstehen wenn jemand nicht loslassen kann, "egoistisch" denkt und fühlt. Ich lernte beide Seiten zu betrachten und mich reinzufühlen.
Auch wurde ich mit plötzlichem Tod konfrontiert, wo ich selber live beim Reanimieren dabei war, manchmal mit "Erfolg", zweimal auch ohne. Auch da lernte ich für mich "loszulassen", mir selber einzugestehen, so ist das Leben, ich kann nicht immer nur Leben erhalten.
Daran jedoch nagte ich schon einige Zeit und dachte viel nach.
Persönlich wurde ich dann durch den Tod meiner Mutter und meines Großvaters mit dem Tod konfrontiert. Mein Großvater starb unerwartet, und anfangs stand ich unter Schock, der sich aber mit der Zeit auflöste.( Doch gestehe ich durch meine oftmalige Konfrontation mit dem Tod konnte ich leichter als manch anderer in meiner Familie damit umgehen)
Selber war ich durch eine Krebserkrankung mit dem eigenen Tod ( in Gedanken) konfrontiert, und damals war es so, daß ich mir selber sagte, ich möchte noch nicht gehen, weil ich möchte gerne noch was machen. Irgendwas in mir sagte mir aber auch daß es noch nicht soweit war, ließ auch die Narkose vollkommen zu und muß gestehen , noch nie war ich so glücklich nach einer Operation aufgewacht, ich war richtig high.
Durch die Erkrankung bekam ich ein anderes Bewußtsein, eine andere Wahrnehmung und wurde viel dankbarer und friedlicher. Ich für meinen Teil brauchte wohl diesen kleinen Tritt in den Hintern.
Und wenn ich so an den Tod denke, ....ich las viel von Kübler-Ross und habe selber eben Menschen begleitet, der Tod ist nicht schlimm, es gibt Sterbephasen, die könnten unangenehm sein ( ersticken oder so) aber an und für sich liegt ja die größte Herausforderung im Leben . Sterben bzw. der Tod gehen wie die Geburt ganz von alleine, ganz natürlich.
Mein Großvater wünschte sich zum Beispiel immer, daß es schnell gehen sollte, und er wäre gerne zu Hause, und bei ihm z.B. traf das alles ein, es war ein Sekundenherztod, er verstarb zu Hause und lt. Notarzt hatte er keine Schmerzen.
Ich für meinen Teil lerne jetzt schon im Leben loszulassen und hoffe oder wünsche mir dann das auch wenn es soweit ist, tun zu können, denn eigentlich ist es dann ja nur eine "Verwandlung", keine Endgültigkeit.