Symbiotische Bindungsgewalt am Beispiel des Schuld- und Mitgefühls

Auch wenn die Frage als Witz gemeint ist:
Diese Fragestellung ist heutzutage leider sehr weit verbreitet und unterbindet die Chance das zu geniessen, was Kinder zu bieten haben.
Ich behaupte mal, dass Kinder mehr bedingungslose Liebe als Erwachsene zu bieten haben und wenn ich mir überlegen müsste ob ich nun einen besseren Menschen aus meinen Kindern mache oder meine Kinder aus mir, dann wäre die Antwort recht einfach.

Dann gibt es noch einen Sruch der Kindergegner: "Es gibt so viele Wege in den Wahnsinn, warum soll ich grad den schwersten benutzen ?"
Das unterschreib ich natürlich nicht.

Man braucht manchmal Nerven wie Drahtseile, die braucht man in anderen Lebenssituationen aber auch.

Ob Erwachsene im Durchschnitt nicht parsitärer, weil berechnender sind ?

Das Statement war ganz sicher als Scherz gemeint. Es hat aber auch eine gewisse Doppeldeutigkeit. Eine Symbiose definiert sich über den gegenseitigen Vorteil, den beide Teile aus der Beziehung ziehen. Sieht man es aus diesem Blickwinkel, dann muss man die emotionalen Freuden der Elternschaft schon sehr viel Gewicht beimessen, um hier noch eine symbiontische Beziehung sehen zu können. Die großen Anteile an Parasitentum erziehen wir sowieso den eigenen Kindern an, ganz besonders in unserer konsumorientierten Gesellschaft. Was natürlich besonders dadurch begünstigt wird, dass wir Kinder in unserer Gesellschaft übermäßig lange in Unmündigkeit (sprich: fehlender Eigenverantwortung) halten.

Ist das was Kinder geben bedingungslose Liebe, oder ist es einfach Abhängigkeit? Das wird wohl graduell von Eltern zu Eltern unterschiedlich sein. Es ist immer nur ein Spiegel dessen, wieviel Liebevolles die Kinder von den Eltern bekommen haben. Und wie viel das war, das weiss man immer erst dann, wenn die Kinder selbständig sind, und mit den Eltern trotzdem noch gerne zusammen sind.

Erwachsene sind sicherlich nicht parasitärer. Im Verhältnis E-E hat jeder die Möglichkeit sich gegenüber dem Anderen abzugrenzen. Wenn wir es nicht tun, dann hauptsächlich auf Grund von Ängsten (sprich: eigenen Defiziten) oder gesellschaftlichen Regeln.

Liebe Grüße
 
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Erwachsene sind sicherlich nicht parasitärer. Im Verhältnis E-E hat jeder die Möglichkeit sich gegenüber dem Anderen abzugrenzen. Wenn wir es nicht tun, dann hauptsächlich auf Grund von Ängsten (sprich: eigenen Defiziten) oder gesellschaftlichen Regeln.

Ach, ich glaube, erwachsene können sehr wohl energievampire sein, natürlich völlig unbewusst....
Kinder haben nicht die möglichkeit, sich abzugrenzen. Sie wollen ihre eltern glücklich wissen, und tun diesem naiven wunsch zuliebe so einiges. Der wunsch nach sicherheit und einem liebevollen und angstfreien umfeld ist stark ausgeprägt. Es ist also nicht der verzicht auf abgrenzung aufgrund eines persönlichen defizits, sondern aus sehnsucht nach liebe, sicher- und glücklich-sein - des ganzen familienverbandes.

Heute sehe ich abgrenzung nicht mehr als lösung, mitleidlose liebe schon.
 
Ach, ich glaube, erwachsene können sehr wohl energievampire sein, natürlich völlig unbewusst....
Kinder haben nicht die möglichkeit, sich abzugrenzen. Sie wollen ihre eltern glücklich wissen, und tun diesem naiven wunsch zuliebe so einiges. Der wunsch nach sicherheit und einem liebevollen und angstfreien umfeld ist stark ausgeprägt. Es ist also nicht der verzicht auf abgrenzung aufgrund eines persönlichen defizits, sondern aus sehnsucht nach liebe, sicher- und glücklich-sein - des ganzen familienverbandes.

Heute sehe ich abgrenzung nicht mehr als lösung, mitleidlose liebe schon.

Natürlich. Erwachsene sind sogar in sehr vielen Fällen Energievampire ... aber sie können es nur sein, weil das Gegenüber seine eigenen Grenzen nicht ziehen kann oder will.

Meine Bemerkung war ja auch nur auf Erwachsene zugeschnitten. Natürlich können sich Kinder gar nicht oder nur sehr schlecht abgrenzen. Wobei man da ja auch dazusagen muss, dass der meiste Schaden bereits bis zum 5. Lebensjahr angerichtet ist, und das Kind dann oft gar keine Möglichkeit zur Abgrenzung mehr hat. Manche lernen's dann in der Pubertät wieder, aber manche schaffen's halt dann nicht mehr.

Liebe Grüße
 
Auch die Volksballade der beiden Königskinder thematisiert expressiv das emotionale Leid und das tragische Schicksal zweier Menschen, die nicht zueinanderfinden können:

Es waren zwei Königskinder

1. Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.

5. Ach Mutter, herzliebste Mutter,
der Kopf tut mir so weh;
ich möcht so gern spazieren
wohl an die grüne See.

17. Da hört man Glöcklein läuten,
da hört man Jammer und Not;
hier liegen zwei Königskinder,
die sind alle beide tot.


Ja, die symbiotische Bindungsgewalt kann aus meiner Sicht in der Tat dazu führen, dass zwei Partner sich nicht hinreichend aufeinander einlassen können. Es kommt zu Vernachlässigungen, unnötigen Konflikten, inszenierten Streitigkeiten, Trennungen, Zerwürfnissen, Entzweiungen. Die Liaison der beiden ertrinkt im elterlichen Sumpfe. Die Ex-Partner kehren auf intrapsychischer Ebene wieder bei den internalisierten und/oder realen Eltern ein.

Soweit ich weiß, kann die Aktivität der symbiotischen Bindungsmechanismen infantile Verhaltsschemata generieren. Betroffene neigen vielleicht dazu, nicht wie erwachsene Menschen miteinander zu kommunizieren. Sie haben nicht ausreichend gelernt, eigene Bedürfnisse direkt beim Namen zu nennen, intime Nähe zu wünschen, Grenzen zu setzen oder Missstände zu verbalisieren. Resultieren kann ein Defizit an Zuneigung, an Sex, an Zärtlichkeit, an Bestätigung, an liebevoller Beachtung oder an Anderem. Um den Mangel auszugleichen, wird das Vermisste zuweilen ersatzweise bei Anderen gesucht, anstatt offen darüber zu sprechen. Ein Beispiel dazu aus meinem Bekanntenkreis: http://www.myimg.de/?img=sss493dd.jpg
 
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Aber nicht nur Infantilität, fehlende Autonomie und ein mangelhaftes Selbstwertgefühl können nach meiner Überzeugung dazu führen, dass ein Mensch seine Bedürfnisse nicht klar formuliert. Auch unbewusste Schuld- und Mitgefühle bezüglich der eigenen Elternfiguren sind in der Lage, die Wunschäußerung nach Liebe und Nähe zu blockieren ...
 
Aber nicht nur Infantilität, fehlende Autonomie und ein mangelhaftes Selbstwertgefühl können nach meiner Überzeugung dazu führen, dass ein Mensch seine Bedürfnisse nicht klar formuliert. Auch unbewusste Schuld- und Mitgefühle bezüglich der eigenen Elternfiguren sind in der Lage, die Wunschäußerung nach Liebe und Nähe zu blockieren ...

seh ich einerseits auch so. Andererseits muss man sich fragen ob es immer erstrebenswert ist seine Bedürfnisse ausleben zu müssen.
 
seh ich einerseits auch so. Andererseits muss man sich fragen ob es immer erstrebenswert ist seine Bedürfnisse ausleben zu müssen.

Nein, ich bin der Meinung, dass sich alle Triebe und Bedürfnisse um ein gewisses Zentrum bewegen sollten. Man sollte sich selber nicht vernachlässigen, aber auch nicht zu egozentrisch-egoistisch oder narzisstisch sein. So sehe ich das.
 
Mir wurde explizit erlaubt, das folgende Beispiel samt meiner Interpretation zu berichten:

Trotz seiner 24 Lebenjahre hat ein Freund von mir noch niemals außerhalb seines Elternhauses übernachtet. Er kam noch nie in den Genuss einer Liaison. Beruflich ist er nicht erfolgreich. Stattdessen begibt er sich überaus oft in die virtuelle Sphäre seiner Computerspiele, wobei er dem Konsum von Alkoholika gegenüber keinerlei Aversionen verspürt.

Seine Eltern bewohnen gemeinsam mit ihm und seinem Bruder ein Einfamilienhaus. Sein Vater verhielt sich gegenüber der Mutter nicht selten aggressiv, er betrog sie mehrfach sexuell, vernachlässigte die Familie insgesamt. Der Sohn erfuhr durch das destruktive Verhalten seines Vaters ein hässlich entstelltes Bild der Maskulinität, sodass der Vater ihm nicht als positive Identifikationsfigur zur Verfügung stand. In der Folge blieb die Ausbildung der männlichen Charakterzüge weitgehend aus. Dementsprechend zeigt sich der Freund auch als biologisch erwachsener Mann häufig selbstunsicher, wenig durchsetzungsfähig und infantil. Ihm fehlt zudem eine adäquate Regulation seiner Triebe, was sich z. B. in animalischen Wutausbrüchen manifestiert. Ein Lernen am negativen Modell begünstigte offenbar die Unfähigkeit zur Triebkontrolle.

Die Mutter tendiert zu depressiven Verstimmungen, beklagt oftmals ihr physisches und psychisches Leid, sie präsentiert sich gern hilflos und inkompetent. Sie klammert sich an ihren Sohn, der zu ihrem einzigen Lebenssinn und Halt "avancierte".

Aufgrund seiner familiären Situation und der beruflichen Perspektivlosigkeit begibt sich der Freund nach einem Hinweis meinerseits in psychiatrische Behandlung. Der ihn therapierende Arzt rät dringend zu einem stationären Aufenthalt in einer spezialisierten Fachklinik. Nachdem er ein paar Nächte dort verbracht hatte, teilte mir der Freund den nachstehenden Traum mit:

"Ich bin zu Hause und höre meinen Bruder weinen. Er erzählt mir, dass unsere Mutter im Sterben liege. Ich empfinde eine tiefe Trauer und denke: 'Ohne meine Mutter kann ich doch nicht leben!' Ich gehe vor die Tür und stehe im Vorgarten. Plötzlich kommt ein Hund angelaufen, der einen Welpen gebiert. Kurz nach dessen Geburt kommen jedoch beide zu Tode. Auf einmal stehe ich vor der Mülltonne, öffne den Deckel und sehe die blasse Leiche meiner Mutter. Ich erwache mit einem tiefen Schrecken, mit Trauer und Schuldgefühlen."

Mit dem Beginn des Klinikaufenthaltes hat der Freund erstmals einen Entwicklungsschritt vollzogen, der ihn gen Autonomie und weg vom Elternhaus, insbesondere von der Mutter, führt. Er bewegt sich damit zum ersten Mal aus seiner Infantilität heraus, die die sterbenden Hunde im Traume symbolisieren. Auch von der Mutter distanziert er sich, indem er ihr zumindest räumlich nicht mehr die absolute Treue hält. Er empfindet enorme Schuld- und Mitgefühle in Bezug auf die Mutter, die er mit dem cholerischen Vater allein lässt. Die emotionale Bindung an die Mutter löst sich zunehmend, indem der Sohn daheim abwesend ist und sich gemeinsam mit dem fachlichen Personal auf seine Persönlichkeitsentwicklung konzentriert. Das wird durch den Tod der Mutter versinnbildlicht. Die pathologische Elternbindung beginnt zu sterben. Tod leitet Wandlung ein. Die Veränderung besteht in der Beschreitung des Individuationspfades. Das Ableben des mütterlichen und kindlichen Hundes im Traume bedeutet den Anfang des Untergangs seiner symbiotischen Mutter-Kind-Beziehung.

Täglich wird er von seiner Mutter angerufen, manchmal gleich morgens. Sie suggeriert ihrem Sohne damit: "Ich muss mich um Dich kümmern! Du schaffst es nicht allein! Ich muss auf Dich Acht geben. Du bist doch klein und hilflos!" Aber auch: "Ich brauche Dich. Sei bei mir. Lass mich nicht allein!" Emotionale Bindungsmechanismen werden hier permanent aktiviert. Ängste, Schuldgefühle, Unsicherheiten, Mitgefühle, Trauer. Tag für tag fühlt er Heimweh, möchte am liebsten sofort nach Hause. Es ist die Aufgabe des Freundes, sich der paralysierenden Bindungsgewalten zu erwehren.
 
PS: Und wieso sind diese Hypothesen eigentlich "unterirdisch", wenn sie auf Zustimmung stoßen in diesem Falle?
Hallo Ducky,
nur mal so nebenbei, ist dir aufgefallen, dass es sich dabei um bedingte Zustimmung handelt?
Einmal heißt es:"...kann durchaus zutreffen."
Das andere Mal:"... ist wohl auf einer allgemeinen Ebene nicht falsch."
Man kann diese Formulierungen auch als dezenten Hinweis lesen, die Thematik nochmal ein wenig differenzierter zu betrachten.
Von wegen wissenschaftliche Methodik und so.....
;)
 
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Hallo Ducky,
nur mal so nebenbei, ist dir aufgefallen, dass es sich dabei um bedingte Zustimmung handelt?
Einmal heißt es:"...kann durchaus zutreffen."
Das andere Mal:"... ist wohl auf einer allgemeinen Ebene nicht falsch."
Man kann diese Formulierungen auch als dezenten Hinweis lesen, die Thematik nochmal ein wenig differenzierter zu betrachten.
Von wegen wissenschaftliche Methodik und so.....

Ja, natürlich können die von mir kontaktierten Personen nicht schreiben: "Ja, in diesem Falle trifft das definitiv zu." Sie kennen den von mir erwähnten Jungen doch gar nicht. Wie kämen sie also dazu, hier absolute und verbindliche Aussagen zu tätigen?

Fakt ist jedoch: Im Allgemeinen ist meine Erklärung denkbar. Damit ist meine These psychologisch möglich, ohne dass sie in diesem Falle zutreffen muss. Mehr wollte ich nicht wissen. Die haben schon sehr korrekt geantwortet. Man muss JEDEN(!) Fall differenziert betrachten. Aber darum ging es nicht.

Eines zeigt es zumindest: Dass diese Hypothese im Allgemeinen kein Nonsens ist, wie Nizuz das immer darstellen will.

PS: Aus diesen Gründen lautete meine Frage auch: "Mir ist klar, dass Sie hier keine personenbezogenen Auskünfte erteilen können. Aber halten Sie unseren Ansatz im Allgemeinen vielleicht für denk- und nachvollziehbar?"

Und da haben sie EINDEUTIG geantwortet, dass es theoretisch möglich und denkbar sei! PUNKT!

PS: Noch amüsanter wäre es ja, aus einem "Ja, Ihre Hypothese hinsichtlich der fetischistischen Tendenzen kann durchaus zutreffen." ein: "Nein, stimmt in keinem Falle." zu lesen. Das könnten eben nur ganz bestimmte Leute.
 
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