hallo omnitak, hallo alle,
all das von euch Gesagte ist sehr interessant. Auch wenn wir alle auf der Suche sind - es ist sehr viel Wahrheit in alldem. Ich habe versucht das Gesagte noch ein wenig weiter-, bzw. in ein paar andere Richtungen zu denken.
Zum Thema Mangelbeziehung - Gegensätzlichkeit und Ähnlichkeit:
(Dies ist aber nun nicht meine Erfindung, es ist "angelesenes" Wissen
eine Theorie, die ich aber sehr einleuchtend finde und deren Weiterdenken mir hilfreich erscheint)
Grundsätzlich interessieren wir uns besonders für Menschen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen wie wir selbst, die ähnliche "Schatten" und ungelöste Probleme zu bearbeiten haben wie wir selbst, die sich für ähnliche Dinge interessieren und begeistern wie wir selbst. Wir sind diesen Menschen also sehr ähnlich.
Jeder von uns hat Strategien und Abhilfen entwickelt, wie er mit seinen Problemen und "Schatten" umgeht. Wenn wir also Leute treffen (bzw. unbewußt nach solchen Leuten suchen), die ähnliche oder dieselben Aufgaben zu erfüllen haben wie wir selbst, so versuchen wir uns etwas aus ihrem Umgang mit den uns bekannten Problemen "abzuschauen". Gerade Personen mit ganz anderen, unterschiedlichen, besonders "originellen" Lösungversuchen erscheinen uns besonders anziehend. Wir sind also in unserem Handeln, in den Lösungsansätzen sehr gegensätzlich.
Das heißt, Gleichheit und Gegensätzlichkeit in derselben Person müssen sich nicht ausschließen: Wir können gleichzeitig "dasselbe haben" und gleichzeitig zieht mich am anderen gerade das an, was ich nicht habe bzw. was ich (noch) nicht kann.
Oft spielt sich das alles sehr im Unterbewußtsein ab und wenn einer erkennt, dass der Partner genau dieselben "Schatten" hat und sie bloß auf ganz andere Weise "bearbeitet", ergreift er aus Schreck über sich selbst die Flucht. Ich glaube je bewußter und ehrlicher es beiden Partnern gelingt all diese Vorgänge zu sehen, desto "reifer" ist die Beziehung sozusagen. Jemand, der all dies bewußt sieht, ist auch viel eher bereit zu verstehen, zu vergeben und die Schattenseiten des anderen (samt der eigenen) zu akzeptieren.
@Kaji - Kannst du irgenwie sagen WOVOR du flüchtest? bzw. was den Fluchtimpuls auslöst? Vielleicht kannst du anhand von Ähnlichkeiten dieser Situationen herausfinden womit es zusammenhängen könnte. Je mehr du darüber herausfindest und je bewußter du dir dessen bist, umso eher wird sich auch etwas ändern.
Zum Thema der ganz tiefen Seelenverwandtschaften hatte ich noch einige andere Gedanken: Auch hier, oder gerade hier, meine ich, spielt sich sehr viel auf unbewußter Ebene ab.
Ich glaube, dass es solche Phänomene auch gibt ohne dass sie beiden Partnern ins Bewußtsein dringen: Nun, diese sind es wohl kaum, die hier im Forum schreiben.
Wenn beiden Partnern voll bewußt ist was passiert - ich denke, das ist ein großer Glücksfall bzw. diese Partner sind sozusagen sehr "weit" in ihrer geistigen Entwicklung. Das heißt sicher nicht, dass solche Beziehungen problemlos sein müssen, aber die Partner können gut und verständnisvoll miteinander kommunzieren (stell ich mir vor). Ich glaub von denen schreiben auch wenige hier.
Andererseits scheint es häufig zu passieren, dass ein Partner alles sehr bewußt erlebt, während der andere eher unbewußte Gefühle über einen geheimnisvollen Vorgang, den er nicht kontrollieren kann, erleben muß. In einem solchen Fall macht das offene Gespräch noch viel mehr Angst, weil der Partner, der noch kein Bewußtsein für viele Phänomene entwickelt hat, es gar nicht verstehen KANN und mit Angst darauf reagieren muß. Deshalb glaube ich, dass man nur sehr "vorsichtig" und einfühlsam über seine Erfahrungen sprechen sollte. Leider weiß ich auch kein Rezept wie man einem anderen ein solches Bewußtsein ermöglichen kann.
Andererseits fühlt gerade jener Teil, der sich bewußt für den anderen entschieden hat, den "Mangel" dessen, was er selbst nicht hat und der andere in ihm ausfüllt, besonders stark. Er braucht den anderen mehr als umgekehrt (und klammert). Auch das ist ein Ungleichgewicht und jedes Ungleichgewicht bringt die Beziehung irgendwie ins Schwanken.
Noch etwas: Ich habe irgendwie ein Problem mit einer Liebe, in der es gar keine Erwartungen gibt. Ich empfinde es eigentlich als angenehm, wenn Erwartungen an mich gestellt werden (es kommt bloß darauf an welche Erwartungen das sind.)
Andererseits finde ich das Beispiel mit der Liebe der Großeltern zu einem Enkelkind sehr gut. Aber ist solch eine Liebe nicht immer eine ungleiche Liebe? Die Großeltern und ihr Enkelkind stehen erfahrungsmäßig und dahingehend was sie vom Leben erwarten auf sehr verschiedener Ebene. Nun ja, ich kann auch meinen Hund mit solch einer bedingungslosen Liebe lieben. In einer erwachsenen und "reifen" Liebe zwischen zwei Menschen auf gleicher Ebene wird und soll es immer Erwartungen geben, glaube ich. Der Unterschied liegt bloß in der Art dieser Erwartungen. Erwarten wir vom anderen, dass er Anteile erfüllt, die zu erfüllen eigentlich unsere Aufgabe wäre? Dass er anstatt uns unsere Probleme bewältigt? Nicht dass er unser Leben reicher und lebendiger macht, vielmehr dass er unser Leben angenehmer macht und unsere Bedürfnisse befriedigt? Vielleicht liegt darin auch ein möglicher Unterschied.
Verzeiht bitte, dass ich soo viel und lange geschrieben habe
Alles Liebe
LaMinerva
PS: Danke moonlight79, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast. Als ich deinen Beitrag gelesen habe fühlte ich mich zurückversetzt in meine eigene Jugend, in der ich eine ähnliche Erfahrung gemacht habe. Das Schlimmste daran war nicht zu wissen WARUM sich alles so und nicht anders entwickelte. Manchmal muß ich noch heute daran denken; ich kann es noch immer nicht verstehen, aber es macht mir nichts mehr aus (ich werde eines Tages sicherlich das Warum erfahren, aber für mein heutiges Leben ist es gleichgültig; vielmehr glaube ich, dass es für mein Leben besser war, wie es dann gekommen ist, obwohl ich damals sehr gelitten habe) Nunja, überlege mal, vielleicht hat dein SV andere Verpflichtungen, Probleme, ein anderes Leben etc. von denen du nichts weißt? Alles hat zwei (oder mehr) Seiten, auch wenn's weh tut und nicht immer zu verstehen ist...