Succubus und Incubus
Ein lüsterner Dämon bzw. Buhlteufel ist der Succubus, der des Nachts in Gestalt einer Frau den Mann aufsucht, um ihm im Schlaf seinen Samen abzusaugen. Das war insofern für bedenklich angesehen, als mittelalterliche Christen darin eine Schwächung der männlichen Lebenskraft sahen, während die Succubi davon einen weiteren Dämon zeugen konnten.
Das männliche Gegenstück zum Succubus ist der
Incubus
Dieser männliche Dämon sucht nachts Frauen auf, um sie zu beglücken. Dabei soll sogar eine Schwangerschaft möglich sein, wenn der Incubus vorher als Succubus den Samen eines Mannes „gestohlen” hatte. Als Kind eines Incubus galt den Gegenreformatoren der Begründer des Protestantismus, Martin Luther. Der sah seinerseits in behindert geborenen Kindern Ausgeburten von Dämonen, die man gleich nach der Geburt töten solle (zit. nach WALKER, 441).
Derlei Ungeist wurde während der Hexenverfolgungen zu grausamer Realität, als zahllose Frauen verurteilt wurden, weil sie als Hexen angeblich Verkehr mit dem Teufel gehabt hätten. Die Kinder solcher Verbindungen sollen vielfach als Mischwesen geboren sein, z.B. aus Wolf und Schlange.
Andere Dämonologen, die einen solchen Geist grundsätzlich für unfruchtbar hielten, nahmen an, der Dämon beschaffe sich zunächst als Succubus den Samen, wechsele dann sein Geschlecht und befruchte dann als Incubus die Frau seiner Wahl. Dabei verfügte der Incubus über ein gewaltiges, oft bewegliches Geschlechtsteil, das die Mönche (die ja im Zölibat leben) weidlich ausmalten.
Der Ursprung dieses Dämonen wird in den Bräuchen gesehen, in Tempeln eine Nacht in einer Grube zu verbringen („Inkubation”, vgl. den biolog. Begriff für das Ausbrüten von Eiern). Während des Schlafes in der Grube erschien dem Glaubenden im Traum ein Geist oder der jeweilige Gott, dem der Tempel geweiht war und orakelte ihm seine Weissagung. Vergleichbares gibt es im Christentum als andächtige Nachtwache, bei der die Nacht betend in der Kirche verbracht wird.
Eine christliche Deutung des Phänomens Succubus und Incubus ist der biblische Bericht von den Kindern Gottes, die zu den Menschenfrauen gingen und mit ihnen Kindern zeugten (1. Mose 6,4). Papst Benedikt XIV. (1740 - 1758) vertrat die These, mit diesen „Kindern Gottes” seien gefallene Engel, Succubi und Incubi, gemeint.
Nach Ansicht der frühen Kirche hatte ein Dämon keine Körperlichkeit. Dennoch ging man davon aus (so z. B. Augustin), daß Succubi und Incubi eine tatsächliche Gefahr darstellten. Man nahm an, daß sie zu ihrem Ziel gelangten, indem sie sich einer Leiche oder eines lebenden Menschen bemächtigten. Erst ab dem Hochmittelalter war die Ansicht verbreitet, diese Dämonen könnten nach Belieben jegliche Gestalt annehmen.
Gern wird kolportiert, Succubi und Incubi seien den Menschen, besonders Nonnen oder Mönchen, durchaus willkommen gewesen. Sie dienten natürlich auch als Ausrede, wenn im heimischen Ehebett nicht die rechte Leidenschaft aufkam, weil einer der Ehepartner tatsächlich Kontakt mit einem ganz fleischlichen „Dämon” genossen hatte.
Den Succubi und Incubi ähneln viele antike Naturgeister und Alben, etwa Satyrn, Silenen, Faunen, Folletti oder Dusii.
Auch bei den Melanesiern gibt es die Vorstellung von Geisterfrauen, welche Sterbliche zum geschlechtlichen Umgang verführen (DÖBLER, 20).
Nach HARTMANN sind Incubi und Succubi imaginäre und dämonische Sexualpartner, welche ihre Entstehung der Phantasie ihrer Opfer verdanken und deren Gestalt seine Existenz dem Vorhandensein des nötigen Elementals verdanke. So, wie der Vampir im Film sein Opfer durch Absaugen des Blutes schwächt und dadurch selbst an Lebenskraft gewinnt, zehrt der Incubus oder Succubus an der Lebenskraft seines menschlichen „Partners”, auch wenn der Umgang mit diesen Geistern dem Opfer vordergründig Freude bereitet. Wahnsinn und Tod seien zu befürchten, doch sei Heilung durch Stärkung der moralischen Kraft möglich. (Seelenbräute und Vampirismus, 5f.)
Burkhard von Worms (gest. 1025) hielt die Vorstellung, elfenartige Wesen könnten sich sexuell mit Menschen verbinden für Unsinn. Ab dem 13./14. Jahrhundert tauchten solche Legenden dann gehäuft auf. (HABIGER-TUCZAY, 270)
by. Das Schwarze Netz