blackandblue schrieb:
was sagt die astrologie?
(zu den "allgemeinen spielregeln" die evtl doch nicht so allgemein sind?)
spannende - und m.e. wichtige - frage ... ein paar impulse dazu:
ich sehe weit und breit nicht, dass astrologie spielregeln definierte. horoskope sind zunächst mal die abbildungen astronomischer konstellationen in einem zweidimensionalen raster. beobachtungen und versuche über sehr lange zeiträume haben gezeigt, dass es nützlich sein kann, aus diesen abbildungen von konstellationen deutungen abzuleiten. da kommen dann langsam "spielregeln" ins spiel, etwa, wenn sich bestimmte konstanten herausbilden, wie denn nun die eine oder andere konstellation zu deuten wäre.
in meinen augen schreibt die authentischste deutung das leben - wenn meine grundannahme von astrologie stimmt, dann stellt mein leben zu jedem zeitpunkt eine ausdrucksform jener struktur dar, die abstrakt und gestaltlos als attraktorenbündel der evolution gegeben ist (auch die evolution des sternenhimmels ist ja nicht motor, sondern gegenstand der evolution und gehorcht denselben strukturen). innerhalb dieser struktur, die ich nicht als spielregel, sondern einfach als grundbedingung auffasse, dass überhaupt irgendetwas form annehmen kann, habe ich ein weites spielfeld von möglichkeiten, etwas gegebenes in nicht beliebiger, aber doch äußerst variantenreicher form zu er-leben (= ins leben setzen = realisieren).
die konstruktion von spielregeln als gesellschaftliches phänomen kann freilich auch unter dem gesichtspunkt der dahinterliegenden strukturen betrachtet werden - und da scheint mir interessanter, nicht so sehr die gegensätze zwischen individuum und normierendem umfeld zu betrachten, sondern eher die systemischen verbindungen, mit denen beide verwoben sind. da ist es übrigens, was recht und moral angeht, keineswegs so, dass gemeinsamkeiten angenommen werden müssen, um zu funktionieren. das ist die alte naturrechtsdebatte - die der deutschen rechtsordnung stärker zugrunde liegt als der österreichischen, die mehr vom rechtspositivismus (kelsen) geprägt ist: danach funktioniert ein rechtssystem deswegen, weil es korrekt konstruiert und exekutiert wird. die EU wird's schon richten ... astrologische rahmenbedingungen übrigens, astrologisch nicht uninteressant: pluto im schützen, und die grenzen werden (er)weit(ert) ... oder nicht mehr respektiert (die diversen einmärsche der macht).
ein mögliches konzept, um das zusammenspiel von individuum und umfeld zu beschreiben, hat ken wilber in "eros, kosmos, logos" entwickelt, aufbauend auf arthur köstlers systemtheorie: das holarchische modell. ganzheiten (holons), die als teile von übergeordneten ganzheiten existieren, die wiederum als teile von übergeordneten ganzheiten... und jedes holon ist zugleich teil der holarchie. das erklärt m.e. auch teilweise, dass bei "massenphänomenen" die individualastrologie keine erklärungsmodelle mehr bietet ... wenn ein übergeordnetes holon als subjekt betroffen ist, dann ziehen die von diesem umfassten holons wohl einfach mit (aber auch das in unterschiedlicher weise).
alles liebe,
jake