nasruddin
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VI. Zusammenfassung
ca-Trinkern signi-fikant weniger Alkoholiker als in einer Testgruppe, und der soziale Zusammenhalt innerhalb
der Gruppe sei sehr stark ausgeprägt (Grob,1996).
- 29 -
Bei den Ethnien des Amazonas-Basin spielen entheogene Substanzen eine wesentliche
Rolle als Instrument, um den Kontakt mit einer den kulturspezifischen Glaubenssystemen
entsprechenden spirituellen Wirklichkeit herzustellen. Dabei nehmen Schamanen,
Heiler und Ayahuasqueros einen besonderen Status als Vermittler der visionären
Erfahrung und als Auslöser von Heilungen und durch Magie erzeugten Krankheiten ein.
Die kollektiven oder individuellen Tranceerlebnisse dienen dabei spezifischen Intentionen,
die in den verschiedenen kulturellen Kontexten unterschiedlich akzentuiert sind.
Solche Intentionen sind beispielsweise Heilung und Diagnose bestimmter Krankheiten,
Divination, Vermittlung von kultureller und religiöser Identität, Schadensmagie und Hexerei,
Ausbildung und Erlangung von schamanischer Macht oder Initiaton.
Zentrale Motive, die den kognitiven Bezugsrahmen für die Wahrnehmungen in der
Ekstase bilden, sind Vorstellungen von einer komplexen Geisterwelt, aus der sich spezielle
Hilfs- und Schutzgeister der Schamanen rekrutieren. Diesen Geister sind vielfach
materielle Entsprechungen zugeordnet, pathogene Flugobjekte, die als Auslöser von
zahlreichen Krankheiten angesehen werden.
Die Behandlungstechniken der Schamanen bestehen häufig aus dem rituellen Beblasen
und Bepusten von Körperstellen des Patienten mit Tabakrauch, dem Aussaugen
des Krankeitsagens aus dem Organismus und anderen Symbolhandlungen, die nicht
selten durch spezifische Gesänge begleitet werden. Gesänge und Lieder spielen auch
eine Rolle in der Strukturierung und Führung von Visionsinhalten, und häufig glaubt man,
sie stammten direkt aus der Welt der Geister. Die Lieder erfüllen weiterhin die Funktion,
Interpretationen für die Trancewahrnehmungen zu leisten.
Die äußerlich sichtbaren Handlungen der Schamanen werden nach deren Angaben
durch innere Aktionen und Handlungen in der übernatürlichen Welt begleitet, wie etwa
Kämpfe mit Geistern oder anderen Schamanen. Teilweise finden wir die Auskunft, die
Handlungen des Schamanen in der materiellen Welt hätten als zentrale Funktion einen
dramatischen Effekt, damit den Anwesenden eine Entsprechung der unsichtbaren Aktionen
vorgeführt werden kann.
Der Kontakt der Schamanen mit seinen Hilfsgeistern stellt sich nicht automatisch
durch die Einnahme von entheogenen Pflanzen her, sondern es müssen verschiedenartige
komplexe Voraussetzungen erfüllt sein. Eine vielfach anzutreffende Bedingung dafür
23 Dies wird bei der unwissenschaftlichen Drogengesetzgebung der meisten westlichen Länder wohl eher
ein frommer Wunsch bleiben (obsolet: S. Rohde).
- 30 -
ist die rituelle Reinheit des Schamanen und der anderen Kommunikanten, die durch
diätetische Restriktionen, soziale Isolation und geschlechtliche Meidungen erreicht wird.
Weiterhin kommt bestimmten Requisiten (Machtobjekte der Schamanen wie etwa Rasseln,
Stäbe, Steine...) eine Bedeutung bei der Aktivierung der numinosen Kräfte bei.
Ausklang
Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, beschrieb die Wirkung von Entheogenen
einmal als Bruchstellen im Reich des Materiellen, sie finden statt an einer Grenzfläche,
an der Materie und Geist ineinander übergehen. Die herrschende Kultur kriminalisierte
in den sechziger Jahren die Erfahrung dieser Grenzstelle, indem sie den Verzehr von
Pflanzen die dies ermöglichen illegalisierte. Mitte der neunziger Jahre befindet sich die
Zahl der Publikationen zum Thema Entheogene ungefähr wieder auf dem Stand von
1965, nachdem die Forschung auf diesem Gebiet aufgrund der Drogengesetzgebung in
den achtziger Jahren fast zum Stillstand gekommen war.
Die Erforschung veränderter Bewußtseinszustände befindet sich noch immer in einem
Anfangsstadium, und bietet zahlreiche Perspektiven auch für die Religionswissenschaften,
da die von Hofmann angeführte Erfahrung der Schnittstelle von Materie und Geist
eine ihrem Wesen nach religiöse Erfahrung ist.
Es scheint mir sinnvoll, die Techniken welche Kulturen, die eine jahrtausende alte
Meisterschaft in der Beherrschung veränderter Bewußtseinszustände erlangt haben,
ernst zu nehmen. Dabei muß die Möglickeit eines eventuellen Paradigmenwechsels in
Hinblick auf die Phänomene die hier zu beobachten sind, gewahrt werden.
Nachdem die Paradiese dieser Welt erobert sind, aber Eldorado mit Gottes Hilfe
nicht entdeckt werden konnte, ermöglichen Entheogene einer großen Zahl von Menschen
in einen Raum vorzudringen, in dem das Gold der Seele darauf wartet, gehoben
zu werden. In dieser Hinsicht sind Entheogene wie Ayahuasca ein geradezu postmodernes
Fahrzeug, sie könnten dem Menschen des nächsten Jahrtausends das werden,
was die Santa Maria für Kolumbus war, sollte er bereit sein, dem Weg den die Liane
der Seele vorgibt, zu folgen.
Literaturverzeichnis
- 31 -
Beynon, R. 1992. The Use of Ayahuasca in Brazil by the
Santo Daime Religion, Bulletin of the Multidisciplinary
Association for Psychedelic Studies 3 (4)
.
Bristol, Melvin L. 1966. The psychotropic Banisteriopsis
among the Sibundoy of Colombia, Botanical Museum
Leaflets Harvard University 21(5):113-140.
DeSmet, P.A.G.M. 1985. A multidisciplinary overview of
intoxicating snuff rituals in the western hemisphere
Journal of Ethnopharmacology 13 (1985): 3- 49
Dobkin de Rios, M. 1970. Banisteriopsis in witchcraft and
healing activities in Iquitos, Peru, Economic Botany 24
(3): 296-300.
Dobkin de Rios, M. 1972. Visionary Vine: psychedelic healing
in the Peruvian Amazon. Chandler Publishing Co.,
San Francisco,CA.
Grob, C.S. 1995. The Hoasca Project: Current Status,
Bulletin of the Multidisciplinary Asscciation for Psychedelic
Studies 4,(5).
Grob, C.S. 1996. Human Research with MDMA and Ayahuaca:
A Review of Preliminary Investigations, Vortrag
gehalten auf dem 2. internationalen Kongreß des Europäischen
Collegiums für Bewußtseinsstudien, Heidelberg.
Grof, S. 1978. Topographie des Unbewußten: LSD im Dienst
der tiefenpsychologischen Forschung. Klett-Cotta, Stuttgart,
1991.
Harner, M.J. 1972. The Jivaro: People of the Sacred Waterfalls.
Univerity of California Press, Berkley, 1984.
Illius, B. 1987. Ani Shinan: Schamanismus bei den Shipibo-
Conibo (Ost-Peru). Verlag S&F, Tübingen.
Leuner, H. und M. Schlichting, 1992. Über den derzeitigen
Stand der Forschung auf dem Gebiet der psychoaktiven
Substanzen, In: Rätsch,C. (Hrsg.) Das Tor zu inneren
Räumen: Heilige Pflanzen und psychedelische Substanzen
als Quelle spiritueller Inspiration- Eine Festschrift zu Ehren
von Albert Hofmann. Verlag Bruno Martin, Südergellersen.
Luna, L.E. und P. Amaringo 1991. Ayahuasca Visions: The
Religious Iconography of a Peruvian Shaman. North Atlantic
- 32 -
Books, Berkley, CA.
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Delta, New York.
Ott, J. 1995. Ayahuasca-Analoge: Pangaeische Entheogene.
Werner Piepers MedienXperimente, Löhrbach.
Perkins, J. 1995. Und der Traum wird Welt: Schamanische Impulse
zur Aussöhnung mit der Natur. Integral, Wessobrunn.
Reichel-Dolmatoff, G. 1971. Amazonian Cosmos: The Sexual
and Religious Symbolism of the Tukano Indians. University
of Chicago Press, Chicago.
Reichel-Dolmatoff, G. 1972. The cultural context of an aboriginal
hallucinogen: Banisteriopsis caapi In: Furst, P.T.(Hrsg.) Flesh
of the Gods: The Ritual Use of Hallucinogens. Praeger Publishers,
,New York: 84-113
Rosenbohm, A. 1991. Halluzinogene Drogen im Schamanismus:
Mythos und Ritual im kulturellen Vergleich. Dietrich Reimer
Verlag, Berlin.
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Hallwag Verlag, Bern.
Wilbert, J. 1987. Tobacco and Shamanism in South
America. Yale University Press, New Haven, CT.
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ca-Trinkern signi-fikant weniger Alkoholiker als in einer Testgruppe, und der soziale Zusammenhalt innerhalb
der Gruppe sei sehr stark ausgeprägt (Grob,1996).
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Bei den Ethnien des Amazonas-Basin spielen entheogene Substanzen eine wesentliche
Rolle als Instrument, um den Kontakt mit einer den kulturspezifischen Glaubenssystemen
entsprechenden spirituellen Wirklichkeit herzustellen. Dabei nehmen Schamanen,
Heiler und Ayahuasqueros einen besonderen Status als Vermittler der visionären
Erfahrung und als Auslöser von Heilungen und durch Magie erzeugten Krankheiten ein.
Die kollektiven oder individuellen Tranceerlebnisse dienen dabei spezifischen Intentionen,
die in den verschiedenen kulturellen Kontexten unterschiedlich akzentuiert sind.
Solche Intentionen sind beispielsweise Heilung und Diagnose bestimmter Krankheiten,
Divination, Vermittlung von kultureller und religiöser Identität, Schadensmagie und Hexerei,
Ausbildung und Erlangung von schamanischer Macht oder Initiaton.
Zentrale Motive, die den kognitiven Bezugsrahmen für die Wahrnehmungen in der
Ekstase bilden, sind Vorstellungen von einer komplexen Geisterwelt, aus der sich spezielle
Hilfs- und Schutzgeister der Schamanen rekrutieren. Diesen Geister sind vielfach
materielle Entsprechungen zugeordnet, pathogene Flugobjekte, die als Auslöser von
zahlreichen Krankheiten angesehen werden.
Die Behandlungstechniken der Schamanen bestehen häufig aus dem rituellen Beblasen
und Bepusten von Körperstellen des Patienten mit Tabakrauch, dem Aussaugen
des Krankeitsagens aus dem Organismus und anderen Symbolhandlungen, die nicht
selten durch spezifische Gesänge begleitet werden. Gesänge und Lieder spielen auch
eine Rolle in der Strukturierung und Führung von Visionsinhalten, und häufig glaubt man,
sie stammten direkt aus der Welt der Geister. Die Lieder erfüllen weiterhin die Funktion,
Interpretationen für die Trancewahrnehmungen zu leisten.
Die äußerlich sichtbaren Handlungen der Schamanen werden nach deren Angaben
durch innere Aktionen und Handlungen in der übernatürlichen Welt begleitet, wie etwa
Kämpfe mit Geistern oder anderen Schamanen. Teilweise finden wir die Auskunft, die
Handlungen des Schamanen in der materiellen Welt hätten als zentrale Funktion einen
dramatischen Effekt, damit den Anwesenden eine Entsprechung der unsichtbaren Aktionen
vorgeführt werden kann.
Der Kontakt der Schamanen mit seinen Hilfsgeistern stellt sich nicht automatisch
durch die Einnahme von entheogenen Pflanzen her, sondern es müssen verschiedenartige
komplexe Voraussetzungen erfüllt sein. Eine vielfach anzutreffende Bedingung dafür
23 Dies wird bei der unwissenschaftlichen Drogengesetzgebung der meisten westlichen Länder wohl eher
ein frommer Wunsch bleiben (obsolet: S. Rohde).
- 30 -
ist die rituelle Reinheit des Schamanen und der anderen Kommunikanten, die durch
diätetische Restriktionen, soziale Isolation und geschlechtliche Meidungen erreicht wird.
Weiterhin kommt bestimmten Requisiten (Machtobjekte der Schamanen wie etwa Rasseln,
Stäbe, Steine...) eine Bedeutung bei der Aktivierung der numinosen Kräfte bei.
Ausklang
Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, beschrieb die Wirkung von Entheogenen
einmal als Bruchstellen im Reich des Materiellen, sie finden statt an einer Grenzfläche,
an der Materie und Geist ineinander übergehen. Die herrschende Kultur kriminalisierte
in den sechziger Jahren die Erfahrung dieser Grenzstelle, indem sie den Verzehr von
Pflanzen die dies ermöglichen illegalisierte. Mitte der neunziger Jahre befindet sich die
Zahl der Publikationen zum Thema Entheogene ungefähr wieder auf dem Stand von
1965, nachdem die Forschung auf diesem Gebiet aufgrund der Drogengesetzgebung in
den achtziger Jahren fast zum Stillstand gekommen war.
Die Erforschung veränderter Bewußtseinszustände befindet sich noch immer in einem
Anfangsstadium, und bietet zahlreiche Perspektiven auch für die Religionswissenschaften,
da die von Hofmann angeführte Erfahrung der Schnittstelle von Materie und Geist
eine ihrem Wesen nach religiöse Erfahrung ist.
Es scheint mir sinnvoll, die Techniken welche Kulturen, die eine jahrtausende alte
Meisterschaft in der Beherrschung veränderter Bewußtseinszustände erlangt haben,
ernst zu nehmen. Dabei muß die Möglickeit eines eventuellen Paradigmenwechsels in
Hinblick auf die Phänomene die hier zu beobachten sind, gewahrt werden.
Nachdem die Paradiese dieser Welt erobert sind, aber Eldorado mit Gottes Hilfe
nicht entdeckt werden konnte, ermöglichen Entheogene einer großen Zahl von Menschen
in einen Raum vorzudringen, in dem das Gold der Seele darauf wartet, gehoben
zu werden. In dieser Hinsicht sind Entheogene wie Ayahuasca ein geradezu postmodernes
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Literaturverzeichnis
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Beynon, R. 1992. The Use of Ayahuasca in Brazil by the
Santo Daime Religion, Bulletin of the Multidisciplinary
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.
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Dobkin de Rios, M. 1970. Banisteriopsis in witchcraft and
healing activities in Iquitos, Peru, Economic Botany 24
(3): 296-300.
Dobkin de Rios, M. 1972. Visionary Vine: psychedelic healing
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Harner, M.J. 1972. The Jivaro: People of the Sacred Waterfalls.
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Illius, B. 1987. Ani Shinan: Schamanismus bei den Shipibo-
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als Quelle spiritueller Inspiration- Eine Festschrift zu Ehren
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Religious Iconography of a Peruvian Shaman. North Atlantic
- 32 -
Books, Berkley, CA.
Masters, R. 1966 The Varieties of Psychedelic Experience.
Delta, New York.
Ott, J. 1995. Ayahuasca-Analoge: Pangaeische Entheogene.
Werner Piepers MedienXperimente, Löhrbach.
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Reichel-Dolmatoff, G. 1971. Amazonian Cosmos: The Sexual
and Religious Symbolism of the Tukano Indians. University
of Chicago Press, Chicago.
Reichel-Dolmatoff, G. 1972. The cultural context of an aboriginal
hallucinogen: Banisteriopsis caapi In: Furst, P.T.(Hrsg.) Flesh
of the Gods: The Ritual Use of Hallucinogens. Praeger Publishers,
,New York: 84-113
Rosenbohm, A. 1991. Halluzinogene Drogen im Schamanismus:
Mythos und Ritual im kulturellen Vergleich. Dietrich Reimer
Verlag, Berlin.
Schultes, R.E. und A.Hofmann 1980. Pflanzen der Götter.
Hallwag Verlag, Bern.
Wilbert, J. 1987. Tobacco and Shamanism in South
America. Yale University Press, New Haven, CT.
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