Lipolyse schrieb:
a) gar nicht, da die Schulmedizin und die Alternativmedizin sich wissenschaftlich nicht unter einen Hut bringen läßt. Man könnte aber 2 verschiedene anerkannte wissenschaftliche Standards entwickeln, sowohl für die Schulmedizin, als auch für die Alternativmedizin. Und je nach Erfolgsquote wird dann die entsprechende Medizinrichtung gewählt.
Was bringt die Alternativmedizin dann? Woher will man dann wissen, ob sie überhaupt etwas bringt, und ob sie überhaupt etwas verändert?
Es geht nicht nur um Standards in de Schulmedizin, sondern um Standards in der Wissenschaft generel. Die Aussage "Ich kann helfen" ist eine Aussage, die überprüft werden können muss. Diese Aussage muss sich auch einem Realitätscheck unterziehen, wie alle Aussagen im Idealfall.
Zu dem "Jahrtausende alten Wissen". Wenn wir uns auf Jahrtausende altes Wissen verlassen würden, dann wäre die erde immernoch eine Scheibe. Erst Realitätschecks dieser These brachten das heutige Weltbild.
Ebenso wüssten wir, dass Masturbation Rückenmarksschwindsucht hervorruft. Wie diese Diagnose zustande kam, habe ich weiter oben ja schon geschrieben. Wer sagt, dass das hier oft zitierte Jahrtausende alte Wissen nicht ähnlich unsauber entstanden ist?
Dieses Jahrtausende alte Wissen ist vielleicht nur jahrtausendes altes Wissen, weil in allen Untersuchungen dazu Fehlschlüsse gemacht wurden. Die Standards sind nicht nur auf die Schulmedizin gemünzt, sondern sind in der Erkenntnistheorie verankert.
Ich poche nochmal auf der Methodik herum, und auf die Fehler, die ohne diese Methodik gemacht werden können.
Ganz allgemein: Ich definiere ein Ergebnis als Erfolg. Ich untersuche einen Weg, zum Erfolg zu kommen. Die zu testende Hypothese ist dann: "Der Weg öfter zum Erfolg, als wenn ich einen anderen Weg einschlage." Diese Hypothese wird gegen die sog. Nullhypothese getestet, die besagt: "Zwischen dem zu untersuchenden Weg und dem Weg in der Kontrollgruppe ist kein Unterschied feststellbar".
Was ist an dieser Allgemeinmethode auszusetzen?
Wenn sich grundsätzlich nicht ein Test für eine Hypothese nach diesem Muster finden lässt, ist die Hypothese für den Alltagsgebrauch sinnlos. Wie sonst soll gezeigt werden, dass die Methode hilft?
In Studien müssen also zwei Gruppen verglichen werden: Eine, die die zu testende Methode bekommt, eine weitere, die anders behandelt wird. Und die ergebnisse werden verglichen. Damit auch die Methode wirklich getestet wird, werden weitere Unterschiede zwischen den Gruppen so weit wie möglich ausgeschaltet, bis hin, dass die Studie "doppelblind" durchgeführt wird.
Ich will mal ein paar weitere Beispiele (außer das mit der masturbation) erzählen, wo Fehlschlüsse entstanden:
Als ich 15 war, habe ich mir mal eine Wünschelrute gebastelt und bin damit im Haus umhergeggangen. Und tatsächlich: An einer Stelle schlug sie immer aus, richtig heftig sogar. Ich meinte richtig, ihre Kraft zu spüren. Bedeutet das, dass ich Wünschelruten laufen kann? Nein. Ich bat meinen Bruder mich mit verbundenen Augen erst zu desorientieren und dann durch das Haus zu führen. Die Wünschelrute schlug auch hier immer aus, wenn ich glaubte, an besagter Stelle zu sein. Das waren wir nur nie.
Im zweiten Weltkrieg hat eine der Luftwaffen (ich glaube, es war die englische) untersucht, wo Flugzeuge am wenigsten getroffen wurden. Dort wollten sie dann den Piloten in einer Weiterentwicklung unterbringen. Es wurde also bei jedem heimkommenden Flugzeug gezählt, wo es wieviele Treffer hat, und es ergab sich ein Bild. Danach gab es tatsächlich ein paar Ingeneure, die den Pilotensitz und den Tank austauschen wollten.
Ein Programm zur Bilderkennung sollte militärisch genutzt werden, um Bilder von Überwachungskameras zu analysieren. Bilder, auf denen Panzer zu sehen waren sollten von Bildern zu unterscheiden sein, auf denen keine Panzer zu sehen sind. Man hat dieses Programm also trainiert, und irgendwann konnte es das ganz gut. Bei einem weiteren test mit neuen Bildern hat es allerdings wieder kläglich versagt. Warum? Auf den Trainingsbildern mit Panzern war der Himmel blau. Die Bilder ohne Panzer wurde an einem bewölkten tag aufgenommen. Das Programm hat also gelernt bewölkte von unbewölkten Tagen zu unterscheiden. (Nachdem man das behoben hat, stellte sich heraus, dass das Programm auch für die eigentliche Aufgabe ungeeigent ist).
Eine schöne Geschichte ist auch die der N-Strahlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/N-Strahlen
Darum müssen Hypothesen sich immer wieder einem Check unterziehen lassen. Die Wissenschaft arbeitet nicht nur daran, neues Terain zu betreten, sondern auch daran: "Wie kann ich die gültigen Theorien testen?" Ein schöner Satz dazu: "Jeder sollte sich im klaren sein, unter welcehn Vorraussetzungen er seine Überzeugung revidiert."
Diese und viele weiteren Beispiele führten zu der Methodik. Wer sagt mir, dass in dem jahrtausende altem Wissen nicht auch solche Fehler stecken, wenn sich die Methodik nicht objektiv testen lässt?
Viele Grüße
Joey