Studien und Alternativmedizin vs. Schulmedizin

Aragon schrieb:
Ich komme immer mehr zu der Überzeugung das Prävention die beste Medizin ist. Die Leute geben viele tausend Euro aus um ihren Körper ( oder Teile davon ) gründlich zu ruinieren, und wollen dann die Wunderpille um das wieder zu Richten..................... das ist natürlich ein Schuß der nach hinten losgeht.

Auch das ist den Ärzten bewusst. Da gibt es ja auch Untersuchungen zu, wo Korrelationen zwischen Lebenswandel und Krankheitsrisiken gesucht werden. Das sind sogar oftmals Langzeitstudien, wo Du als testperson in regelmäßigen Abständen einen Fragebogen über Dein Lebenswandel und Dein Befinden ausfüllst und ein paar Untersuchungen kostenlos bekommst. Die interessantesten Ergebnisse davon liest man überall.

Aragon schrieb:
Ich kenne nur wenige pharmazeutische Mittel die eine Krankheit wirklich Heilen.Es geht darum das Symptom - ( den Bluthochdruck, Diabetes,Kopfschmerz, Schmerzen allgemein,Leber, Nieren, Lungen, Magen -Darm oder was auch immer ) - zu Unterdrücken.

Wieder das Extrembeispiel: Dann zeig mir die alternativmedizinische Methode, mit der Leukämie wirklich geheilt wird. Wenn nach einer Chemotherapie die Leukämie nicht mehr ausbricht, ist der Mensch geheilt von dieser Krankheit. Wird er nicht behandelt, sirbt er garantier nach kurzer Zeit. Und mir ist keine alternativmedizinische Methode bekannt, die den gleichen nachgewiesenen Erfolg wie diese Therapie hat.

Nun wirst Du sagen, die Leute bräuchten keine Leukämie zu bekommen. Natürlich ist das Risiko, an Leukämie (generell an Krebs) zu erkranken, vom Lebenswandel abhängig. Aber mindestens einen Risikofaktor kannst Du schlicht nicht ausschalten: Radioaktivität. Die ist überall, wenn auch in verträglichen Dosen. Und das liegt nicht an Kernkraftwerken in der Umgebung, die war schon immer da.

Aragon schrieb:
Satistiken sind da nicht wirklich aussagekräftig weil sie in der Untersuchung ein Ziel vorgeben das nicht Heilung sondern möglichst erfolgreiche Symptomunterdrückung heist.

Eingeschränkt richtig. Kommt drauf an, was Du Heilung nennst. Was ist der Unterschied zwischen Heilung und "keine Symptome mehr"? Es sind ja auch die Symptome, die unangenehm sind, und an denen der Patient bei schweren Erkrankungen stirbt, und nicht die Krankheit (wenn Du da einen Unterschied setzt).

Aragon schrieb:
Es wird ja im Grunde auch nicht verlangt die Wirksamkeit nachzuweisen sondern das etwas nicht schädlich ist ! Bzw. das Nutzen und Risiken in einem verträglichen Verhältnis zueinander stehen.

Wenn der Nutzen ist, dass ich überlebe, sind mir Nebenwirkungen recht. Und Risiken und Nebenwirkungen gibt es fast immer, das stimmt. Aber, es wird wirklich geschaut, ob in der einen Gruppe mehr Menschen eine Heilung, eine Symptomlinderung etc. bekommen, als in der anderen. Wenn das nicht der Fall ist, ist das Medikament wertlos, da wirkungslos.

Aragon schrieb:
Oder wie es immer so schön heist : trau keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast

Man kann so viel Schindluder mit Statistik machen. Nicht nur fälschen, sondern auch anhand falsch verstandener Statistik Fehler machen. Das stimmt. Darum werden Untersuchungen auch immer wieder wiederholt.

Nehmen wir jetzt mal folgendes hypotetisches Beispiel: 300 Leute mit Erkältung melden sich zu einer Untersuchung an. 100 Menschen bekommen ein homöopatisches Mittel, 100 ein schulmedizinisches und 100 ein Zuckerpräperat (Placebo). von der ersten Gruppt haben 10 am nächsten Tag keine Beschwerden mehr. Von der zweiten Gruppe 70 und von der dritten Gruppe 11. Welchen Schluss würdet Ihr daraus ziehen?

Das war jetzt nur ein hypothetisches Beispiel, was auch meine Präferenzen ganz gut zeigt. Aber ich verstehe immernoch nicht, was Ihr gegen dieses Verfahren habt, und was an "Erfahrung" besser sein soll. Was ist dieses Verfahren denn anderes als Erfahrung sammeln?

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber diese Frage wurde nicht beantwortet.

Tiderl schrieb:
Hast du dich schon mal gefragt, wieso etwas passiert!?!?!?
Die Ursache ist einfach von der Schulmedizin nicht erfassbar, auch noch leider nicht von den meisten Alternativmedizinern (es werden aber immer mehr die Mut beweisen und hinter die Geschichte blicken). Es gibt für alles es einen Grund wieso es so ist - ebenso für diese o.a. Uhrengeschichte!

Was interessiert der Grund, warum ein Zahnrad kaput ist, wenn ein Zahnrad kaput ist? Das Zahnrad wird dann ausgetauscht. Dann kann man gucken, ob es einen Grund gibt, dass auch das ausgetauschte Zahnrad kaput gehen könnte. Das könnte ein weiteres defektes Zahnrad sein...

Und auch hier, was sagst Du z.B. einem Krebspatienten? Da haben Pelisa und *arianrhod* ja schon drüber gesprochen hier.

Natürlich ist es gut, die Zusammenhänge zu kennen und auch hinter die Geschichte zu blicken. Aber ich kenne keine Studie, wo eine Psychotherapie Krebs geheilt hätte (von Wunderheilungen, die es immerwieder mal gibt, abgesehen. Die sind aber nicht reproduzierbar).

Viele Grüße
Joey
 
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Joey, gerade weil wir nicht der gleichen Meinung sind, möchte ich Dir jetzt einfach mal sagen, daß ich Deine Ernsthaftigkeit und Deine tatsächliche Auseinandersetzung mit einem Thema sehr schätze.

Danke!

Denn nur auf diese Weise ist es möglich, auch mal über etwas nachzudenken, das dem eigenen Weltbild entgegen steht.

Liebe Grüße!
 
Joey schrieb:
Nehmen wir jetzt mal folgendes hypotetisches Beispiel: 300 Leute mit Erkältung melden sich zu einer Untersuchung an. 100 Menschen bekommen ein homöopatisches Mittel, 100 ein schulmedizinisches und 100 ein Zuckerpräperat (Placebo). von der ersten Gruppt haben 10 am nächsten Tag keine Beschwerden mehr. Von der zweiten Gruppe 70 und von der dritten Gruppe 11. Welchen Schluss würdet Ihr daraus ziehen?

Hallo,

ich würde daraus den Schluss ziehen, daß die 70 Patienten aus der 2. Gruppe, die mit schulmedizinischen Mitteln (z.B. Antibiotika) behandelt worden sind, damit die Grundlage für die spätere chronische Krankheit gelegt haben. Es gibt das Sprichwort, das eine Erkältung ohne Arzt 7 Tage und mit Arzt eine Woche dauert. Wenn man nun aber durch ein schulmedizinisches Medikament (z.B. Antibiotika) das immunologische Regelsystem abwürgt und am nächsten Tag die Erkältung scheinbar weg ist, dann ist es bedauerlicherweise nicht zum produktiven Schleimauswurf gekommen, der aber dringend notwendig gewesen wäre um die Erkältung komplett loszuwerden. Das bedeutet, das bei Antibiotikagabe, dem Immunsystem die Möglichkeit genommen wird, den Infekt komplett auszuheilen. Es bleiben Infektionsreste(gelber/grüner Schleim) im Körper zurück, die später zu Entzündungen und letztendlich zu chronischen Krankheiten führen. Das ist dann das Endresultat schulmedizinischer Behandlungen, wo man dem Glauben verfallen ist, durch das Hemmen und Blockieren von Regelsystemen im Körper(Symptomunterdrückung) Heilungen herbeiführen zu können. Wissenschaftlich mag es korrekt nachgewiesen sein, was z.B. Antibiotika im Körper macht(tötet Bakterien). Leider hat man aber wissenschaftlich nicht überprüft, ob es dabei zu Fehlsteuerungen des Immunsystems kommt.

Grüsse
Lipolyse
 
*arianrhod* schrieb:
Joey, gerade weil wir nicht der gleichen Meinung sind, möchte ich Dir jetzt einfach mal sagen, daß ich Deine Ernsthaftigkeit und Deine tatsächliche Auseinandersetzung mit einem Thema sehr schätze.

Danke!

Danke! Ich freue mich, das zu lesen :)

*arianrhod* schrieb:
Denn nur auf diese Weise ist es möglich, auch mal über etwas nachzudenken, das dem eigenen Weltbild entgegen steht.

Manche werden es mir nicht glauben: Aber gerade das ist Naturwissenschaftliches Arbeiten. Wir arbeiten täglich dran, das bestehende Weltbild zu prüfen. Die Versuche, die etablierte Theorien testen sind genauso interessant, wie die, die auf "neue Wissenschaft" abzielen.

Ich will nochmal auf die sog. "ganzheitliche Medizin" und Statistik genauer zu sprechen kommen.

Hierzu ein kleines Experiment (oder Gedankenexperiment):

Man nehme einen Spielwürfel. Wenn ich den einmal werfe, hängt das Ergebnis von extremst vielen Faktoren ab, die wir nicht in unserer Kontrolle haben. Diese Einflüsse stecken wir in das Wort "Zufall". Was wir aber recht gut wissen, ist, dass der Würfel in etwa in einem Sechstel aller Würfe jede Zahl abdeckt. Wir können für jede mögliche Anzahl an "eins oben" ausrechnen, wie wahrscheinlich das ist. Bei 60 Würfen ist 10 Mal "eins oben" am wahrscheinlichsten 9 oder 11 Mal sind auch nicht unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich ist hingegen z.B. 0 Mal; noch unwahrscheinlicher ist 60 Mal.

Nun kleben wir mal einen 1 Cent Stück auf den Würfel; auf der Seite der eins. Wenn der Cent oben liegt nach einem Wurf, werten wir das aber weiter als "1". Jetzt werfen wir diesen gezinken Würfel 60 Mal. Die Anzahl der Treffer "eins oben" wird mit Sicherheit nicht mehr so groß sein, wie vor dem Zinken. Rechnen wir nach der sogenannten Nullhypothese (Würfel ist nicht gezinkt) die Wahrscheinlichkeit dieses Ergebnisses aus, wird ein ziemlich kleiner Wert rauskommen. Solche kleinen Wahrscheinlichkeiten werden dann als Hinweis gedeutet: Der Würfel ist gezinkt. Aus einem einzelnen Wurf kann das nicht abgelesen werden.

Übertragen wir das jetzt auf die Medizin. Da sind Patienten, die eine Krankheit haben. Der genaue Krankheitsverlauf ist aber auch von extremst vielen Faktoren abhängig, die wir nicht unter Kontrolle haben. Die müssen wir auch in die Schublade "Zufall" stecken und vernachlässigen.

Sicher, vieles kann man berücksichtigen. Dass der Lebenswandel einen Einfluss hat, wird nicht bestritten. Aber woher hat auch ein ganzheitlich arbeitender Heilpraktiker seine Erfahrung? Wenn jeder Fall individuell ist... irgendwann vorher muss er einen ähnlichen Fall gehabt haben, an den er sich erinnert. Die Patienten werden auch hier verglichen und in gewisse Schubladen gesteckt. Es heißt nicht: "Vorgestern war auch ein Vater von drei Kindern, Bürojob, 1,84m groß, hier, dem bei den Astmaanfällen dieses Präperat geholfen hat. Sie heißen aber im gegenzug zu ihm 'Heinrich'... so einen Patienten hatte ich noch nicht. Es kann also sein, dass ihnen das nicht helfen wird."

Ok, dieses Beispiel ist polemisch, es ist aber hoffentlich klar geworden, was ich meine. Für Erfahrungen brauchen wir gewisse Schubladen und müssen individuelle Unterschiede, die wir nicht unter Kontrolle haben, ignorieren. Anders ist es bei Unterschieden, die wir unter Kontrolle haben. Einem Menschem, bei dem eine Allergie gegen Antibiotika bekannt ist, wird nicht Penecilin verschrieben. Darauf wird aber auch im Idealfall geachtet.

Der Krankheitsverlauf hängt somit in einem gewissen Rahmen auch vom Zufall (oder, was wir Zufall nennen) ab. Nun wird eine Behandlung entwickelt. Eine einzelne erfolgreiche Behandlung sagt aber nichts über die Qualität der Behandlung aus. Auch hier müssen Studien her, wir erstellen eine Statistik, und schauen, ob die Behandlung den Würfel des Krankheitsverlaufs zu dem gewünschten Ergebnis hin zinkt. Arzneimittel benötigen diesen Wirkungsnachweis, um als Arzneimittel zugelassen zu werden. Und Behandlungen müssen sich auch immer wieder solchen Realitätschecks stellen.

Und die Schulmedizin ist da sehr Erfolgreich. Eine - zwar leider nur zum Teil - erfolgreiche Krebstherapie ist in etwa so, als hätte der Würfel plötzlich auch die Möglichkeit eine 7 zu würfeln. Vor kurzem las ich von der Entwicklung einer Therapie bei ausgebrochener Tollwut. Das war bis vor kurzem die tödlichste Krankheit. Finde ich sehr beeindruckend.

Angenommen, ein Mensch geht zum Arzt mit diversen Beschwerden. Der Arzt stellt unter anderem einen zu hohen Blutdruck fest. Es gibt verschiedene Handlungsmöglichkeiten: Zum einen kann der Arzt ein Mittel gegen Bluthochdruck verschreiben. Zum anderen kann der Arzt sagen: "Essen sie weniger Salz, dann senkt sich das wieder." Beide Handlungsweisen beruhen allerdings auf Statistiken. Die Zweite Option hat allerdings wahrscheinlich weniger Nebenwirkungen (bis auf dass das Essen vielleicht etwas fade schmeckt). Was ist an der ganzheitlichen Medizin anders?

Erfahrungen müssen gemacht werden, und sie müssen aufgeschrieben und objektiviert werden. Das geschiehtam besten in Form einer Statistik. Erinnerungen sind selektiv.

Viele Grüße
Joey
 
Lipolyse schrieb:
ich würde daraus den Schluss ziehen, daß die 70 Patienten aus der 2. Gruppe, die mit schulmedizinischen Mitteln (z.B. Antibiotika) behandelt worden sind, damit die Grundlage für die spätere chronische Krankheit gelegt haben. Es gibt das Sprichwort, das eine Erkältung ohne Arzt 7 Tage und mit Arzt eine Woche dauert. Wenn man nun aber durch ein schulmedizinisches Medikament (z.B. Antibiotika) das immunologische Regelsystem abwürgt und am nächsten Tag die Erkältung scheinbar weg ist, dann ist es bedauerlicherweise nicht zum produktiven Schleimauswurf gekommen, der aber dringend notwendig gewesen wäre um die Erkältung komplett loszuwerden. Das bedeutet, das bei Antibiotikagabe, dem Immunsystem die Möglichkeit genommen wird, den Infekt komplett auszuheilen. Es bleiben Infektionsreste(gelber/grüner Schleim) im Körper zurück, die später zu Entzündungen und letztendlich zu chronischen Krankheiten führen. Das ist dann das Endresultat schulmedizinischer Behandlungen, wo man dem Glauben verfallen ist, durch das Hemmen und Blockieren von Regelsystemen im Körper(Symptomunterdrückung) Heilungen herbeiführen zu können. Wissenschaftlich mag es korrekt nachgewiesen sein, was z.B. Antibiotika im Körper macht(tötet Bakterien). Leider hat man aber wissenschaftlich nicht überprüft, ob es dabei zu Fehlsteuerungen des Immunsystems kommt.

Ok, dann komme ich wieder mit dem Hammerbeispiel: 90 von 100 an akuter lymphatischer Leukämie erkrankter Kinder kann mit einer Chemotherapie vielleicht in Kombination mit einer Stammzelltransplantation geholfen werden, dass sie noch lange leben. 0 von 100 überleben das unbehandelt mehr als ein Jahr. Was ist besser?

Es ging nicht speziel um Erkältung (bei der ich übrigens auch nicht zum Arzt gehe, sondern ein-zwei Tage Bettruhe genieße). Es ging um die Methodik. Ich will darauf hinaus, dass solche Untersuchungen (Statistiken) zur Erfahrungsgewinnung absolut notwendig sind. Und auch die Aussage, dass es besser ist, Erkältung unbehandelt zu lassen, kann mit Hilfe einer Studie überprüft werden.

Viele Grüße
Joey
 
Joey, in einer gründlichen homöopathischen Anamnese (als Beispiel, weil mr diese Therapie am besten vertraut ist) wird nach sämtlichen bereits durchlebten Krankheitsbildern gefragt. Und nicht nur nach den eigenen, sondern auch nach denen der gesamten Femilie, so weit man sie eben kennt.

Eine solche Befragung kann drei Stunden und länger dauern, je nachdem, wie viel jemand schon hinter sich hat.

Danach hat der Homöopath ein umfassendes, indivuelles Bild seines Patienten.

Die Mittelbestimmung erfolgt auf dieser Grundlage. Jedes Mittel weist eine bestimmte Charakteristik auf. In der Konstitutions-Therapie wird nach der größtmöglichen Entsprechung für das erste Mittel (dem weitere folgen) gesucht.

Darüber kann es keine Aufzeichnungen und keine Statistiken geben, weil es eine sehr individuelle Vorgehensweise ist. Deshalb kann es sein, daß ein Patient mit Migräne das gleiche Mittel bekommt wie ein anderer mit Gastritis.

Das ist sinnvoll angewandte Homöopathie. Natürlich gibt es auch hier diejenigen, die Symptombekämpfung mit Homöopathika betreifen, oft mit Kombinations-Mitteln. In akuten Fällen sicher in Ordnung, als langfristige Therapie völlig ungeeignet.

Was ich hier für besonders wichtig und wertvoll halte: Der Patient wird als Ganzheit erfaßt. Es wird nicht nur nach körperlichen Symptomen gefragt. Und die Mittel wirken auf allen drei Ebenen.

Schade finde ich, daß sich in diesem Thread so wenige Heilkundige aus dem alternativen Bereich melden...
 
*arianrhod* schrieb:
Joey, in einer gründlichen homöopathischen Anamnese (als Beispiel, weil mr diese Therapie am besten vertraut ist) wird nach sämtlichen bereits durchlebten Krankheitsbildern gefragt. Und nicht nur nach den eigenen, sondern auch nach denen der gesamten Femilie, so weit man sie eben kennt.

Eine solche Befragung kann drei Stunden und länger dauern, je nachdem, wie viel jemand schon hinter sich hat.

Danach hat der Homöopath ein umfassendes, indivuelles Bild seines Patienten.

Bis hierhin klingt es sehr gut für mich. Es wäre wünschenswert, wenn alle Ärzte sich soviel Zeit für ihre Patienten nehmen könnten.

*arianrhod* schrieb:
Die Mittelbestimmung erfolgt auf dieser Grundlage. Jedes Mittel weist eine bestimmte Charakteristik auf. In der Konstitutions-Therapie wird nach der größtmöglichen Entsprechung für das erste Mittel (dem weitere folgen) gesucht.

Darüber kann es keine Aufzeichnungen und keine Statistiken geben, weil es eine sehr individuelle Vorgehensweise ist. Deshalb kann es sein, daß ein Patient mit Migräne das gleiche Mittel bekommt wie ein anderer mit Gastritis.

Auch dieses Verfahren kann getestet werden. Man nehme wieder zwei Gruppen von Patienten. Ale machen diese Besprechung durch, aber die Hälfte bekommt anstelle des hoöopatischen Präperats nur die Zuckerkügelchen. Das ganze führt man dann auch doppelblind durch, so dass weder Homöopath noch Patient wissen, wer was enthält. Nur der, der die Mittel in die nummerierte Dose legt, weiß bescheid.

Und woher hat der Homöopath seine Erfahrungen, was die "größte Entsprechung" ist? Auch hierzu muss er in seiner Erinnerung kramen, oder besser: In Studien nachschauen.

*arianrhod* schrieb:
Das ist sinnvoll angewandte Homöopathie. Natürlich gibt es auch hier diejenigen, die Symptombekämpfung mit Homöopathika betreifen, oft mit Kombinations-Mitteln. In akuten Fällen sicher in Ordnung, als langfristige Therapie völlig ungeeignet.

Was ich hier für besonders wichtig und wertvoll halte: Der Patient wird als Ganzheit erfaßt. Es wird nicht nur nach körperlichen Symptomen gefragt. Und die Mittel wirken auf allen drei Ebenen.

Aber auch hier sind Erfahrungen von nöten. Und die Aussage "Ich kann Dich heilen" muss auch bewiesen werden; statistisch. Wirkt diese Behandlung (Gespräch und Diagnose mit homöopathischen Mittel) besser als das Placebo (Gespräch und Diagnose allerdings mit Placebo-Mitelchen)? Sollte einfach zu testen sein, oder?

*arianrhod* schrieb:
Schade finde ich, daß sich in diesem Thread so wenige Heilkundige aus dem alternativen Bereich melden...

Ja, finde ich auch schade.

Vierle Grüße
Joey
 
Joey, vielleicht gelingt es mir, Dir die Vorgehensweise besser zu erklären.

Die Mittel sind getestet von Menschen, die peinlich genaue Aufzeichnungen über ihre Befindlichkeit führen. Arzneimittelprüfung nennt sich das.

Aus diesen Aufzeichnungen werden die Parallelen herusgefiltert und in die Materia Medica aufgenommen. Ein mühsamer Vorgang, der ebenfalls Individualität erfordert. Aber es lohnt sich, weil hieraus exakte Mittelbilder entstehen.

Der von Dir vorgeschlagene Vergleich kann hier nicht stattfinden, weil jeder eine ganz eigene Krankheits-Biographie hat, also keine zwei Patienten "gleich" sind - und sie deshalb auch nicht "gleich" reagieren können.

Du siehst, es ist nicht nur die Erfahrung des einzelnen Therapeuten, die bei einer Behandlung abgerufen wird. Schau' Dir mal spaßeshalber eine Materia Medica an - Dir werden die Augen tränen ;-)

Ein Homöopath, der noch wirklich repertorisiert, hat nach der Erstbefragung noch jede Menge Arbeit, um das richtige Mittel zu finden. Es gibt inzwischen Computer-Programme, die von vielen eingesetzt werden. Allerdings ist mir die altmodische Methode lieber...in solchen Dingen bin ich seeeehr konservativ ;-)

Einen Gedanken möchte ich noch anfügen. Die Lehrsätze der Naturwissenschaften werden seit ihrem Bestehen immer wieder revidiert. Woraus man ableiten kann, daß sie auch heute nicht unbedingt fehlerfrei sind.

Die Lehrsätze des Alten Wissens und die der ganzheitlichen Methoden bestehen in ihren Grundzügen seit Anbeginn, werden lediglich durch neue Erfahrungen erweitert.

(ob wir hier noch weiterhin Duett spielen?)
 
Joey schrieb:
Was interessiert der Grund, warum ein Zahnrad kaput ist, wenn ein Zahnrad kaput ist? Das Zahnrad wird dann ausgetauscht. Dann kann man gucken, ob es einen Grund gibt, dass auch das ausgetauschte Zahnrad kaput gehen könnte. Das könnte ein weiteres defektes Zahnrad sein...

Und auch hier, was sagst Du z.B. einem Krebspatienten?

Aber da läufst du ein wenig starr in deinem Leben umher, da passt das Beispiel sehr gut mit dem Krebspatienten - auch du unterliegst dieser Wirkung und hast schon die passende Frage dazu gestellt! Ich glaube da gibt es auch einen interessanten thread Ursache/Wirkung.

Siehst du auf deine Umwelt, oder ist dir dies egal? Mir kommen deine Antworten so technisiert, also fließbandmäßig vor - na dann tauschen wir es halt aus, genauso gehen die Ärzte mit den Menschen um - ist dies schön? Aber Ok diese Menschen suchen ja nicht ohne Grund Schulmediziner auf - sie übergeben ihre eigene Verantwortung beim Arzt ab und meinen dieser mache sie wieder gesund! Das größte Problem ist die Angst der Menschen.

Jede Krankheit sollte dir einen Weg weisen, nimmst du diesen an, oder "schneidest" du diesen sozusagen weg ...... hm, was passiert anschließend - entweder passiert etwas im Außen, oder diese Krankheit manifestiert sich anderswo und endet dann in der Starrheit=Fremdbestimmtheit=Ohnmacht=Angst vor dem Leben.
 
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*arianrhod* schrieb:
Die Mittel sind getestet von Menschen, die peinlich genaue Aufzeichnungen über ihre Befindlichkeit führen. Arzneimittelprüfung nennt sich das.

Aus diesen Aufzeichnungen werden die Parallelen herusgefiltert und in die Materia Medica aufgenommen. Ein mühsamer Vorgang, der ebenfalls Individualität erfordert. Aber es lohnt sich, weil hieraus exakte Mittelbilder entstehen.

Der von Dir vorgeschlagene Vergleich kann hier nicht stattfinden, weil jeder eine ganz eigene Krankheits-Biographie hat, also keine zwei Patienten "gleich" sind - und sie deshalb auch nicht "gleich" reagieren können.

Du siehst, es ist nicht nur die Erfahrung des einzelnen Therapeuten, die bei einer Behandlung abgerufen wird. Schau' Dir mal spaßeshalber eine Materia Medica an - Dir werden die Augen tränen ;-)

Ein Homöopath, der noch wirklich repertorisiert, hat nach der Erstbefragung noch jede Menge Arbeit, um das richtige Mittel zu finden. Es gibt inzwischen Computer-Programme, die von vielen eingesetzt werden. Allerdings ist mir die altmodische Methode lieber...in solchen Dingen bin ich seeeehr konservativ ;-)

Es gibt also doch Aufzeichnungen, und es werden Parallelen gesucht.

Wie sonst kann die Wirksamkeit des verfahrens nachgewiesen werden? Homöopathen behaupten, sie könnten Menschen heilen. Das ist eine Behauptung, die überprüft werden kann (und muss). Wie, wenn nicht über so eine Statistik? In so einer Studie könnten 1000 oder noch mehr Testpersonen über Jahre hinweg begleitet werden, die alle an den unterschiedlichsten Beschwerden leiden. Wichtig ist nur, werden signifikant mehr von denen gesund, die individuell verschriebene homöopathische Mittel bekommen haben als von denen, die zwar etwas verschrieben bekamen, aber wirkungslose Mittel verabreicht bekamen. Alle anderen Einflüsse sind über beide Gruppen gleichverteilt, kürzen sich also aus der Statistik raus.

*arianrhod* schrieb:
Einen Gedanken möchte ich noch anfügen. Die Lehrsätze der Naturwissenschaften werden seit ihrem Bestehen immer wieder revidiert. Woraus man ableiten kann, daß sie auch heute nicht unbedingt fehlerfrei sind.

Die Lehrsätze des Alten Wissens und die der ganzheitlichen Methoden bestehen in ihren Grundzügen seit Anbeginn, werden lediglich durch neue Erfahrungen erweitert.

Das ist ja gerade der Vorteil der Naturwissenschaft. Sie testet das eigene Weltbild immer wieder, und wenn ein Experiment den angenommenen Theorien nicht gehorcht, ist entweder am Versuch etwas schief gelaufen, oder die Theorie beschreibt die Realität nicht so gut, wie bisher angenommen.

Die meisten Falschaussagen in der Naturwissenschaft beruhen aber auf schlechter Methodik. Die Methodik (Datenauswertung etc.) hat sich in den letzten Jahrzehnten gerade deswegen zu der heutigen Strenge entwickelt, weil gesehen wurde, welche Fehlschlüsse zu den falschen Theorien führten.

Dieses "alte Wissen" immer weiter ungetestet zu übernehmen, niemals zu hinterfragen, ist keine gute Methodik. Und Testen geht objektiv nur über Statistiken.

Ein Beispiel aus der Medizin, weil das gerade gestern ein Thema in "allgemeine Diskussion" war: Vor knapp 300 Jahren schrieb ein Arzt eine Dissertation über die gefahren der Masturbation. Er brachte alle möglichen Krankheiten damit in Verbindung. Wie kam er zu dieser Schlussfolegrung? Es kamen viele Patienten zu ihm. Irgendwann einmal berichtete dann ein Patient, beim Gespräch auf der Suche nach der Ursache, dass er hin und wieder sich selbst berührt. Pfui! Das musste der Krankheitsgrund sein. Andere Patienten hat er dann gefragt, ob sie sich selbt ab und zu berühren. Einige bejaten das. Das wird ja immer schlimmer, eine ganze Klasse neuer Krankheitsursachen tat sich auf. Denn eine andere Ursache war ja nicht mehr denkbar außer der Sünde des Onans. Und, wenn dein Patient die Frage verneinte, log er entweder, oder die Ursache wurde wonders weiter gesucht. Ob und wie oft sich gesunde Menschen selbst anfassten... das wurde ignoriert. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden diese Untersuchungen nicht weiter hinterfragt. Und einige Mediziner (prominenteste Beispiele: Dr. Kellogg und Dr. Schreber) gingen ähnlich vor, um das Bild nur noch zu stärken. Was die gesunden taten, wurde ignoriert, bzw. sie wurden als enthaltsam angenommen. Das ist schlechte Methodik

Irgendwann in den 60er oder 70er Jahren gab es die ersten guten Untersuchungen, wo eine große Menge an Menschen befragt wurde, und weiter untersucht wurde. Hier wurde keinerlei Zusammenhang zwischen krankheitsbild und Masturbation festgestellt. Es gibt hier in den letzten Jahren einige Studien, und keine hat irgendeine sigifikant größere Gefahr, z.B. an "Rückenmarksschwindsucht" zu erkranken erkennen können. Das ist gute Methodik

Es gibt noch weitere Beispiele aus der Medizin, Physik... das Weltbild ist keinesfalls fix. Und ich las neulich sogar von einer Studie, die zu dem ergebnis kam, dass die hälfte aller medizinischen Studien aufgrund von zu geringen Versuchspersonen oder schlechter Statistikauswertung zum falschen Ergebnis kommen (war ein Artikel auf Spiegel online... müsste ich suchen). Es ist niemals falsch, Studien zu hinterfragen. Es ist aber falsch, keine zu machen. Und wenn es eine Studie gibt, vertraue ich eher der, als jemandem, der sie zwar anzweifelt, aber keine gegenstudie präsentieren kann.

Vielleicht wird die heutige Methodik auch noch erweiter werden; diese Methodik gibt es aber wirklich nicht ohne Grund. Und so formt sich das naturwissenschaftliche Weltbild immer weiter. Ab und zu werden Theorien verworfen; die beschreibungsmacht der aktuellen Theorien ist aber schon sehr gewaltig. Sie werden aber ständig überprüft. Das macht sie ja so vertrauenswürdig.

Viele Grüße
Joey
 
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