Storys

Arus’ Geheimnis

Sheres schlich langsam aus ihrem Zimmer und zog sich leise ihre Schuhe an. Vorsichtig öffnete sie die Tür und ging raus.
Es hatte zu Schneien begonnen, und Sheres schloss ihre Augen, während die kühle Nachtluft ihr sanft übers Gesicht strich. Sie war erst sein wenigen Minuten dort draußen vor der Haustür, doch ihre Haare waren schon feucht von den Schneeflocken. Sie dachte an ihren Vater, und wie es ihm wohl jetzt gehen mag. Ob ihr Dorf wohl noch mal angegriffen wurde, und ob Risano noch immer da war. Sie ließ ihre Gedanken immer weiter weg schweifen, und landete dabei schließlich bei Arus.
Sie rief sich seine blassen blauen Augen in Erinnerung. Die Augen, bei denen sie nie standhalten konnte. Doch sie wusste nicht warum. Er sah sie nicht verärgert, sauer, wütend, eindringlich oder sonst wie an. Sein Blick war kann normal. Ohne irgendeinen bestimmten Ausdruck zu zeigen. Vielleicht war es auch das. Sie wusste es einfach nicht.
„Du solltest besser reingehen. Du wirst sonst noch krank…“, sagte eine Stimme hinter ihr, und sie spürte, wie jemand ihr einen Mantel um die Schultern legte. Sie drehte ihren Kopf zu Seite, und erblickte Arus, der hinter ihr stand und lächelte. Sie sah ihm in die Augen, und trotz ihrer Blässe, strahlten sie eine angenehme Wärme aus. Und irgendwie konnte sie ihren Blick diesmal auch nicht von ihm abwenden.
„Mach dir keine Sorgen. So schnell werde ich nicht krank“, sagte sie und sah wieder nach vorn. Arus trat neben sie und sah sie an.
„Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?“, fragte er und Sheres schüttelte ihren Kopf.
„Arus? Wie alt bist du in Wirklichkeit? Du siehst zwar aus wie 20, aber das kann ja nicht stimmen!“, fragte Sheres nach einigen Minuten und Arus lächelte.
„Nach eurer Zeitrechnung bin ich 120. Nach der Zeitrechnung meines Volkes bin ich jedoch 24. Aber wir sollten jetzt wirklich besser reingehen. Es schneit immer stärker! Nachher wirst du doch noch krank…“, sagte Arus und sah Sheres weiter an. Sie drehte sich zu ihm um und ihre Blicke trafen sich wieder. Doch fast sofort wich sie seinem Blick wieder aus.
„Was ist? Warum siehst du mir nicht in die Augen, Sheres?“
„Tut mir Leid… Ich kann deinem Blick einfach nicht standhalten…Ich weiß auch nicht genau warum…Ich kann es einfach nicht!“, antwortete sie und sah zu Boden.
„Sheres…Nein, schon okay! …Es ist nur, du kommst mir so bekannt vor…Dabei habe ich noch nie von dir gehört…Und doch…“, sagte er und brach ab. Sheres hob ihren Blick, und sah dass er in den Himmel blickte. Der Mond spiegelte sich in seinen Augen. Sheres beobachtete ihn eine Weile, bis ihr etwas auffiel. Es schneite nun schon sehr stark, doch keine Schneeflocke landete auf ihm. Sie schien sich aufzulösen, wen sie ihm näher kamen.
„Arus? Wie…machst du das? Es schneit ziemlich stark, und doch landet keine einzige Schneeflocke auf dir.“
„Das liegt an meiner Abstammung. Du hast sicher schon bemerkt, dass ich kein Mensch bin. Aber ich bin auch kein Dragontamer.“, erklärte er ihr und sah weiter zum Mond.
„Wie meinst du das? Gibt es noch ein weiteres Volk, oder wie meinst du das?“, fragte Sheres weiter. Sie wusste nichts von einem weiteren Volk und war deshalb sehr überrascht.
„Ja…Es existiert noch ein drittes Volk…Das der Miceras. Doch es gibt nur noch ca. 500 von uns. Unser Volk ist schon sehr alt. Es ist sogar älter, als das der Dragontamer! Doch unser Volk wurde, und wird es noch immer, verachtet. >Ihr seid keine Menschen! Ihr seid Bestien! Ihr solltet gar nicht existieren<. So etwas sagte man zu uns. Man jagte uns…Schließlich gab es nur noch wenige von uns…“
„Miceras?! Aber…ich dachte, dass wäre nur eine Legende! Willst du damit sagen, dass du ein Micera bist? Das die Miceras wirklich existieren?!“, fragte Sheres und sah Arus entsetzt an. Dieser bemerkte jedoch nicht des Entsetzten in ihren Augen. Er nickte nur dem Himmel zu, ohne Sheres anzusehen.
„Bist du…auch mit einem euer Götter vereint?“
Arus blickte sie überrascht an.
„Woher weißt du das? Woher weißt du, das es Miceras gibt, die mit unseren Göttern vereint sind?“
„Mein Vater hat mir früher immer Geschichten über die Miceras erzählt. Aber ich hätte nie gedacht, das es sie wirklich gibt!“, erklärte sie und lächelte ihn an.
„Nun ja. Um ehrlich zu sein…Ich bin nicht mit einem Gott vereint…Sondern mit zwei. In mir fließt das Blut zweier Götter. Das von Lanuris und dann noch das von Dengard. Das ist ziemlich ungewöhnlich, doch es ist, wie es ist.“
„Du besitzt das Blut von zwei Göttern?! Aber…das ist doch unmöglich! Mein Vater hat mir nie von so etwas erzählt!“
„Das wundert mich ehrlich gesagt auch nicht! Denn ich bin der einzige, der mit zwei Göttern vereint ist. Hier! Ich kann dir auch beweißen, dass ich das Blut von zwei Göttern in mir trage! Das von der Vogelgöttin Lanuris und das des Drachengottes Dengard!“, sagte Arus und legte seinen Mantel ab. Auf seiner rechten Seite, sah Sheres einen schönen, weißen Falkenflügel. Doch auf der anderen Seite war ein anderer Flügel. Er war rot und sah wie Leder aus. Es war der Flügel eines Drachen!
„Du…hast zwei verschiedene Flügel! Du trägst Drachen- und Falkenflügel! Wie seltsam…Bedeutet dass auch, das du dich in einen Drachen verwandeln kannst?“, fragte Sheres nach. Arus schüttelte seinen Kopf und legte sich wieder seinen Mantel um.
„Nein. Nur Wind- und Erdmiceras können sich in ihre tierische Form verwandeln. Wassermiceras können Unterwasser atmen und nehmen manchmal auch die Gestalt eines Meermanns oder einer Meerjungfrau an.
Die vom Feuer passen sich an jede Temperatur und Lage an. Und wenn sie wollen, können sie ihre Temperatur auch sehr stark erhöhen, so dass sie selbst im Eis überleben könnten. Doch können andere sie ohne weiteres berühren“, erklärte er ihr.
„Deshalb sieht es so aus, als würde dich keine Schneeflocke berühren! Deine Temperatur ist so hoch, das sie einfach verdunsten!“
„Genau. Aber du solltest jetzt wirklich besser reingehen! Du bist schon ganz durchnässt! Du wirst wirklich noch krank, Sheres! Geh besser wieder rein! Ich komme schon noch nach! Mach dir keine Sorgen um mich, okay?“, sagte er und blickte ihr in die Augen, Sie nickte und drehte sich zur Tür um.
„Und noch etwas! Bitte sage den anderen nichts davon, okay? Es ist nicht gut wenn zu viele davon wissen…“, sagte er noch.
Wieder nickte Sheres und ging ins Haus. Dann ging sie in ihr Zimmer und legte sich hin. Fast sofort schlief sie ein.
 
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Kapitel 12 Diras

„Janiso? Warte. Irgendwoher kenne ich diesen Namen…Moment. Lass mich kurz nachdenken.“
Arus hatte gerade mit Niklas darüber geredet, was sie jetzt tun sollten. Und wie es weiter gehen sollte, als Arus Janiso erwähnte.
„War Janiso nicht der jenige, der die Dragontamer am meisten verachtet hat? Er hat doch auch die meisten von ihnen ermordet!“
„Sei leise! Du weckst sonst Sheres und Sion auf!“, sagte Arus und blickte Niklas, der ihm gegenüber saß, an. Es war noch sehr früh am Morgen, deshalb schliefen Sheres und Sion noch.
„Du hast Recht. Sich jetzt darüber aufzuregen bringt auch nichts. Aber was sollen wir jetzt tun? Ich meine, er kennt Sion ja. Er würde ihn wahrscheinlich direkt umbringen! Das kann ich nicht zulassen!“, sagte Niklas und schlug mit seiner Faust auf dem Tisch.
„Ich weiß was du meinst. Aber mach dir nicht zu viele Sorgen darum. Momentan ist Sion nicht in Gefahr. Janiso ist in Manakita.“
„Manakita? Was macht er denn da? Blümchen pflücken, oder was?!“
„Nein. Er sucht dort nach euch.“
„Woher weißt du das?“
„Ich bin sein Spion. Deshalb. Aber keine Sorge. Ich habe nicht vor, ihm euren richtigen Aufenthalt zu nennen. Das würde mir Anna auch nie verzeihen...“, fügte Arus hinzu, da Niklas so aussah, als könnte er seinen Ohren nicht trauen.
„Anna…Wer war das? Sions Mutter?“, fragte Niklas nach und Arus nickte.
„Was ist mit meiner Mutter?“, sagte eine verschlafene Stimme hinter den beiden. Sion war wach geworden und stand nun im Wohnzimmer.
„Du bist also schon wach, Sion! Was ist mit Sheres? Schläft sie noch oder ist sie auch schon wach?“; fragte Arus nach und Sion ging langsam zu einem Sessel, wo er sich hinsetzte und erst einmal gähnte.
„Nein. Sheres schläft noch immer.“, erklärte er und sah die beiden an.
„Ich verstehe. Also gut. Was werden wir jetzt tun? Nach Manakita gehen fällt ja wohl aus. Irgendwelche Vorschläge, Arus?“, sagte Niklas und blickte zu Arus. Dieser nickte.
„Ja. Ich denke, wir sollten zu Diras gehen. Schließlich war er Siokos Bruder. Er sollte uns mehr über Sioko sagen können.“
„Diras? War das nicht einer der Dragontamer der zum Drachen wurde? Und das soll mein Onkel sein? Du lügst doch, oder Arus?!“, sagte Sion und man sah nun nichts mehr von seiner Müdigkeit.
Arus lachte und schüttelte seinen Kopf.
„Nein. Ich lüge nicht, Sion. Diras ist dein Onkel. Doch sprich nicht zu laut darüber. Zwar ist dieses Dorf den Dragontamern geweiht, doch noch immer leben hier welche, die sie verachten.“
„Das Dorf…ist uns geweiht? Wie meinst du das, Arus? Ich verstehe nicht…“, sagte Sion. Arus wollte ihm antworten, doch Niklas kam ihm zuvor.
„Dieses Dorf wurde von Dragontamern errichtet. Deshalb trägt es auch einen andern Namen…Mir fällt er nur nicht mehr ein…Jetzt versteh ich…“, sagte er und blickte nachdenklich nach draußen.
„Nick? Ist etwas?“, fragte Sion nach.
„Hmm…Nein. Alles okay. Ich musste nur gerade an etwas denken.“
„Wenn du’s sagst…“, sagte Sion zweifelnd.
„Also, Arus. Wie kommen wir zu Diras?“, fragte Nick nach.
„Siehst du den Berg dahinten? Dort lebt Diras.“
„Wissen die Dorfbewohner von seiner Existenz?“
„Nein. Nur zwei wissen von ihm. Denn er erscheint nicht jedem. Nur mir, da ich einer seiner Freunde bin und Michael. Warum er sich Michael zeigt, weiß ich nicht, aber er tut es. Und Michael sagte bisher auch nichts zu jemandem. Nur zu mir. Wenn wir zu Diras gehen, nehmen wir ihn mit. Ist das okay für euch?“, fragte Arus sie.
„Michael? Ja. Er scheint ganz in Ordnung zu sein. Sion? Geht’s du Sheres wecken?“, fragte Niklas und Sion sah ihn überrascht an.
„Was? Ich soll Sheres wecken?! A-aber…“, stammelte er und wurde leicht rot. Niklas sah ihn überrascht an. Er wollte gerade schon etwas sagen, doch plötzlich fing Arus zu lachen an, und stand auf.
„Ist schon gut, Sion. Ich geh sie für dich wecken! Hahaha!“, sagte er und er stieg lachend die Treppe hoch in Sheres Zimmer.
Noch immer blickte Niklas überrascht zu Sion, der wiederum vermied es, ihn anzusehen.

„Sheres? Bist du wach?“ Arus hatte Sheres Zimmer betreten. Er trat an ihr Bett und berührte sie leicht an der Schulter. Sie schien tief und fest zu schlafen. Doch Arus hätte schwören können, das er gerade noch Stimmen gehört hatte.
Doch jetzt lag sie ganz friedlich in ihrem Bett und schlief.
„Sheres…Seltsam… Sie sieht fast genauso aus wie Nina.“, dachte Arus und blickte in ihr schlafendes Gesicht.
„Das kann nicht sein…Sie ist eine Dragontamerin. Sie kann also nicht mit unserer Göttin verwand sein. Das ist unmöglich…“, dachte er weiter und setzte sich neben sie aufs Bett. Wie von selbst hob er seine Hand und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Im selben Moment rief Niklas von unten hoch.
„Arus? Was ist? Warum brauchst du so lange? Soll ich hoch kommen?“
„Nein. Alles okay. Wir kommen sofort!“, rief Arus zurück und blickte zur Tür. Er wartete, ob Niklas vielleicht noch sagen würde, doch er das nicht tat, blickte er wieder zu Sheres.
„Arus…“ Sheres war erwacht und sah ihn an.
„Tut mir Leid. Hab ich dich wach gemacht?“, fragte er und blickte ihr in die Augen. Sie wich seinem Blick nicht aus, und lächelte.
„Das solltest du doch auch, oder nicht?“, sagte sie leise und lachte.
„Ja…Wir wollen zu Diras gehen. Er war der Bruder von Sioko.“, erklärte Arus und sah sie weiter an.
„Also ist Diras Sions Onkel? Wie seltsam. Sion hat wirklich interessante Verwandte! Das sieht man ihm gar nicht an, oder?!“, sagte sie und drehte sich auf die Seite um Arus besser sehen zu können.
„Nein. Dass tut man wirklich nicht…Du ziehst dich jetzt besser an. Wer weiß, was Niklas sonst noch denkt!“, sagte er lachend und stand auf. „Wir sehen uns dann unten…“ Er ging zur Tür und dann wieder runter zu Sion und Niklas. Sheres stand derweilen auch auf, wusch und zog sich an. Schließlich kämmte sie noch ihre Haare und ging runter.
„Morgen, Sheres! Hast du gut geschlafen?“, fragte sie Niklas und lächelte sie an. Sheres sah ihn erstaunt an, und nickte.
//Er hat sich verändert…Sonst lachte er nur selten. Von einem lächeln ganz zu schweigen. Und jetzt ist er oft so glücklich…Ich frage mich warum…//, dachte sie und setzte sich neben ihn.
„Sion? Was ist mit dir?“, fragte sie Sion. Seit sie das Zimmer betreten hatte, hatte er sie noch kein einziges Mal angesehen.
„N-nichts…“, sagte dieser und sah sie an.
„Wenn du es sagst…Wo ist eigentlich Arus?“, fragte sie nach. Sie hatte sich im Zimmer umgesehen, und bemerkt, dass er fehlt.
„“Er geht Michael holen. Er hat dir ja bestimmt gesagt, was wir vorhaben, oder?“, fragte Niklas sie und sah sie an.
„Ja…Wir…gehen Sions Onkel besuchen. Oh man! Ich hätte nie gedacht, dass du solche Verwandte hast, Sion!“, sagte sie und Sion lachte.
„Ich auch nicht. Es ist schon irgendwie seltsam.“, gestand er sich ein.
„Frohe Weihnachten!“, rief jemand und die Tür flog auf. Sheres, Sion und Niklas drehten sich gleichzeitig um. Dort in der offenen Tür stand Michael und lachte. Nicht weit von ihm entfernt stand Arus und schüttelte den Kopf.
„Musst du gleich die Tür einschlagen, Michael? Die brauch ich noch!“, sagte er mit gespieltem Ärger. Michael drehte sich zu ihm und sah in herausfordernd an.
„Ich wollte nur heute noch ins Haus kommen! Bist du mal die Tür aufgemacht hast, bin ich schon alt und grau!“, sagte er und die beiden lachten.
„Frohe Weihnachten? Haben wir etwa schon den 24.?“, fragte Sheres nach und sah alle der Reihe nach verwundert an. „Aber…das ist doch unmöglich! Ich habe doch nicht etwa 1 Monat lang geschlafen, oder?“, sagte sie entsetzt.
„Keine Sorge. Hast du nicht. Michael macht das immer gerne. Er sagt immer schon immer im voraus >Frohe Weihnachten<.“, sagte Arus und trat ein. Michael folge ihm und schloss die Tür.
„Hahaha! Und es klappt immer wieder!“, lachte er und setzte sich neben Sion.
„Also, Herr Dragontamer! Wann sollen wir los?“, sagte er und lächelte ihn an.
„Ich weiß nicht. Ich kenne den Weg nicht, und weiß deshalb nicht, ob es vielleicht besser wäre, vorher etwas zu essen. Du kennst den Weg besser als ich. Was meinst du?“, sagte Sion und sah Arus an.
„Hm…Der Weg selbst ist nicht sehr weit. Aber es hat gestern geschneit. Es könnte dadurch etwas schwieriger werden. Ich denke, wir sollten noch bis zum Mittag warten. Keine Sorge Sion! Diras ist oft sehr geduldig. Er wird warten…“, sagte Arus und setzte sich neben Sheres.
„Was meinst du damit. >Er wird warten<. Weiß er von meiner Ankunft?“
„Ja. Michael war so frei, ganz laut nach ihm zu rufen…“, sagte Arus und versetzte Michael einen scharfen Blick. Dieser lachte nur, und streckte sich.
„Ich wollte Diras doch nur Bescheid geben, das sein Neffe da ist.“, sagte er mit Unschuldsmiene.
„Ja. Deshalb hat sich ja auch eine Lawine gelöst und den Weg versperrt!“, sagte Arus und Michael wurde rot.
„Na ja. Ist ja jetzt auch egal! Ich hab eine Idee! Ich lad euch zur Entschädigung zum Essen ein, okay!?“
„Na. Wenigstens etwas.“, sagte Niklas und die anderen lachten.
 
Kapitel 13 Erinnerungen

Nachdem Essen bei Michael, hatten sich die Fünf auf dem Weg zum >Berg der Entscheidung<. Der Berg, in dem Diras lebte. Sie waren schon seit einer geschlagenen Stunde unterwegs, doch noch immer waren sie nicht sehr weit. Es ging sehr steil bergauf, und durch den Schnee kamen sie nur sehr langsam voran.
&#8222;Warum heißt dieser Berg eigentlich >Berg der Entscheidung<?&#8220;, fragte Sheres nach einer Weile. Arus, der neben ihr ging, sah eine Weile nachdenklich gerade aus, dann antwortete er ihr schon fast flüsternd:
&#8222;Hier, auf diesem Berg, trafen die 4 Dragontamer damals ihre Entscheidung. Hier wurde Diras ein Drache. Genau wie Risano. Und&#8230;Dies ist auch der Geburtsort Sions&#8230;&#8220;, schloss er leise.
&#8222;Was!? Mein Geburtsort?!&#8220;, sagte Sion und blieb abrupt stehen.
&#8222;Du&#8230;hast mich verstanden?&#8220;, sagte Arus und sah ihn verblüfft an. &#8222;Du hast ein ziemlich gutes Gehör, Sion. Wie ungewöhnlich&#8230;&#8220;, sagte und sah ihn nun nachdenklich an.
&#8222;Ja, ja! Das weiß ich mittlerweile auch! Aber was soll das heißen? Von wegen mein Geburtsort?! Soll das heißen, das hier ist meine Heimat, oder was!?&#8220;, sagte Sion aufgebracht.
&#8222;Genau das! Oder was glaubst sonst, was es bedeutet, wenn man sagt: >Das ist dein Geburtsort<?!&#8220;, antwortete Arus und ging weiter.
&#8222;Ich&#8230;tut mir Leid, Arus. Ich wollte nicht ausfallend werden.&#8220;, sagte Sion und senkte den Blick.
&#8222;Ist schon okay. Ich hätte es dir früher sagen sollen&#8230;Doch jetzt lasst uns weitergehen. Der Wind wird bestimmt nicht so ruhig bleiben.&#8220;, sagte Arus und wie zur Bestätigung seiner Worte wurde der Wind etwas stärker und es fing an zu regnen.
&#8222;Arus! Lass uns durch die Höhlen gehen! Der Weg ist zwar etwas weiter, aber dafür bleiben wir trocken!&#8220;, rief Michael durch den pfeifenden Wind.
Der Wind wurde immer stärker und zerrte an ihren Kleidern, weshalb Arus nickte und sie zu einer Höhle führte. Sie hatten sie schon fast erreicht, als Sheres ausrutschte. Sie versuchte sich festzuhalten und bekam einen Stein zufassen.
&#8222;Sheres!&#8220;, rief Sion aus, und wollte sie hochziehen, doch bevor er sie erreicht hatte, glitt ihre Hand von dem Stein und sie fiel in die tiefe.
&#8222;Sheres!!!!!&#8220;, riefen nun auch Niklas und Michael. Sheres war zu überrascht, als das sie hätte rufen oder schreien können. Doch sie fasste sich schnell, und versuchte irgendwo halt zu finden, doch sie war zu weit von der Wand entfernt. Sie blickte hoch zu den dreien und sah plötzlich ein weißes Licht hinter ihnen.
Auch Sion hatte es bemerkt und drehte sich um.
Dort, wo Arus noch vor wenigen Sekunden stand, war jetzt helles weißes Licht. Als es sich lichtete, sah Sion einen Falken über sich hinweg fegen. Nur war dieser Falke sehr viel größer als die normalen Vögel. Und Sion begriff. Arus hatte sich verwandelt.
Er blickte wieder runter zu Sheres, die noch immer fiel. Doch jetzt näherte sich ihr der Falke, er überholte sie und flog genau unter sie. Dann schwebte er in der Luft, und Sheres landete sanft auf seinem Rücken.
Der Vogel drehte seinen Kopf nach hinten und stieß einen leisen Schrei aus. Sheres hatte verstanden, was er meinte und schlang ihre Arme um seinen Hals.
&#8222;Danke, Arus&#8230;&#8220;, flüsterte sie und schloss ihre Augen. Arus flog wieder hinauf zu den dreien und als er gelandet war, ging Nick zu Sheres und hob sie hoch. Sie hatte ihr Bewusstsein verloren.
Arus indessen verwandelte sich wieder zurück und sagte:
&#8222;Das war knapp, oder? Das hätte echt ins Auge gehen können!&#8220;
Sion und Niklas sahen ihn jedoch entsetzt an. Er konnte es sich nicht erklären, sie wussten doch, dass er sich in einen Falken verwandeln konnte. Dann sah er seinen Mantel hinter Sion fliegen. Er drehte seinen Kopf zu Seite und sah seine beiden Flügel.
&#8222;Wer&#8230;bist du, Arus&#8230;?&#8220;, fragte Niklas und sah ihn weiter an.
Arus wollte ihm gerade antworten, doch Michael kam ihm zuvor.
&#8222;Hört zu! Ich kann euer Erstaunen verstehen. Aber lasst uns in die Höhle gehen, um das zu klären! Hier draußen ist es zu gefährlich!&#8220; Sie nickten schweigend und gingen in die Höhle. Dort legte Niklas Sheres auf den Boden und sah anschließend Arus an.
&#8222;Also. Ich glaube zwar immer noch, dass du unser Freund bist, aber&#8230;Wer bist du?&#8220;, fragte er und sah Arus genau in die Augen. Dieser jedoch sah an ihm vorbei zu Sheres. Dann seufzte er leise und blickte Nick ebenfalls in die Augen.
&#8222;Ich&#8230;wollte es eigentlich niemanden außer Michael und Sheres sagen, aber ich denke, ihr solltet es auch wissen.
Ich bin ein Micera. Doch ich bin kein gewöhnlicher. In meinen Adern fließt das Blut zweier Götter. Des Feuergottes und das der Luftgöttin&#8230;&#8220;, sagte er und Nick blickte ihn eine Weile schweigend an.
&#8222;Ich verstehe. Mach dir keine Sorgen. Wir werden keinem etwas darüber verraten. Ich kann mir denken, das du es nicht leicht hattest, oder?&#8220;, fragte er und lächelte leicht.
Arus nickte und sah auch etwas erleichtert aus.
&#8222;Micera&#8230;Irgendwie kommt mir das Wort bekannt vor&#8230;&#8220;, sagte Sion und sah nachdenklich zu Boden. &#8222;Warte&#8230;Ist euer Volk nicht schon älter als das der Dragontamer, Arus?&#8220;, fragte er und blickte auf. Wieder nickte Arus.
&#8222;Ich will euch ja nicht stören, Leute. Aber hört ihr das auch?&#8220;, sagte Michael und blickte in einen der drei Gänge, die weiter in die Höhle hinein führten. Die anderen wurden ganz leise und nun hörten auch sie es.
Es war eine Art Schlurfen. Auch hörte Sion etwas, das klang, als würde eine Katze mit ausgefahrenen Krallen über Stein flitzen. Das Geräusch wurde immer lauter, und Niklas zog geschickt sein Schwert aus der Scheide, während Arus, der genau wie Sheres mit Pfeil und Bogen kämpfte, einen Pfeil auf die Sehne des Bogens legte und diesen spannte.
Sion ging zu Sheres, da sie noch immer Bewusstlos war, und Michael, der normalerweise mit einer Lanze kämpfte, die jedoch nur hinderlich beim Aufstieg gewesen wäre, stellte sich neben Arus und hob die Fäuste, da er auch im Faustkampf ausgebildet war.
Das Schlurfen und Kratzen wurde immer lauter und Arus spannte seinen Bogen etwas weiter. Seine Flüge streckten sich etwas und legten sich dann wieder an seinen Körper. Man merkte seine Anspannung. Auch Nick und Michael erging es nicht besser, da sie nicht wussten, was dort auf sie zukam.
&#8222;Hört zu. Wartet auf meinen Befehl. Greift nicht einfach an. Wartet bis ihr sehen könnt, was dort auf uns zukommt.&#8220;, sagte Arus leise und die anderen beiden nickten.
Das erste was sie sahen, waren zwei leuchtend rote Augen.
Plötzlich ließ Arus den Bogen sinken. Die anderen sahen in verwundert an, doch Arus schüttelte den Kopf.
Eine Stimme hatte zu ihm gesprochen. Doch sie war nicht im Raum, sondern viel mehr in seinem Herzen.

Willst du wirklich deinen Bogen auf mich richten, Arus?

&#8222;Diras! Bist du das? Zeig dich!&#8220;, sagte Arus und nun glitt eine Gestalt aus der Höhle vor ihnen. Es war ein Drache. Er war mitternachtsblau mit goldenen Zacken, die sich seinem Rücken entlang zogen, sich jetzt jedoch anlegten, bis sie den Schwanz erreichten, der ein etwas helleres Blau besaß als der Rest seines Körpers. Er wirkte buschig, und Sion war sich sicher, das er sich auch so anfühlte. Auf seinem Rücken waren prächtige Flügel, die in einem dunklen Lila leuchteten.
&#8222;Tut uns Leid, Diras. Wir wussten nicht, das du es bist.&#8220;, sagte Arus und lachte leise.
&#8222;Du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiß selbst nur zu gut, wie gefährlich es hier sein kann. Also. Was führt euch hier her?&#8220;, sagte Diras. Und diesmal sprach er nicht zu den Herzen sondern laut in die Höhle hinein.
&#8222;Wir bringen dir Siokos Sohn. Er hat erfahren, wer er ist, und wer seine Eltern sind. Nun ist er auf der Suche nach ihnen. Ich hatte gehofft, das du ihm helfen kannst.&#8220;, antwortete Arus und blickte dem Drachen in die Augen.
&#8222;Siokos Sohn? Er ist also hier. Das heißt, das Schicksal nimmt seinen Lauf&#8230;&#8220;, sagte der Drache mehr zu sich selbst als zu den anderen.
Niklas, der bisher nur sprachlos den Drachen angesehen hatte, steckte nun sein Schwert wieder in die Scheide und sah den Drachen an.
&#8222;Was meinst du damit?&#8220;, fragte er ihn. Diras drehte seinen Kopf zu ihm und sah ihn nachdenklich an.
&#8222;Du bist ein Dragontamer, nicht war? Doch deine Kräfte sind noch nicht ganz ausgebildet. Kannst du Drachen rufen?&#8220;, fragte der Drache nur, ohne ihm zu antworten. Nick war überrascht über diese Frage, doch er schüttelte den Kopf.
&#8222;Seltsam. Du besitzt die Aura eines starken Zähmers. Du müsstest eigentlich diese Gabe besitzen. Hmm&#8230;Sie ist wahrscheinlich noch nicht ganz ausgeprägt&#8230;Ich kann dir dabei helfen.&#8220;, schlug Diras ihm vor, doch Arus schien sich nicht länger beherrschen zu können.
&#8222;Diras! Kannst du uns helfen, oder nicht?! Es ist wirklich wichtig für Sion. Und wenn es stimmt, was du sagst, von wegen >Das Schicksal nimmt seinen Lauf< dann ist es wichtig für uns alle!&#8220;, sagte er und Diras nickte.
&#8222;Ja. Du hast Recht. Es ist nur schon so lange her, dass andere Dragontamer hier her kamen. Also. Ich werde euch alles sagen was ich weiß, doch es nicht sehr viel&#8220;, sagte er und sein Blick viel auf Sheres und Sion. Langsam ging er zu ihnen, und Sion sah ihn mit leichter Furcht in den Augen an.

Hab keine Angst junger Tamer. Ich bin nicht dein Feind. Strecke nun eine Hand aus und berühre mich.

Der Drache hatte zu Sions Herzen gesprochen und zögerlich streckte er seine Hand aus. Sie Hand berührte seine schuppige Haut, die sich trotz allem aber auch seidig anfüllte. So alles wären es keine Schuppen sondern irgendein Stoff.

Gut. Nun schließen deine Augen. Ich werde dir alles zeigen, was ich weiß.

Sion tat wie ihm geheißen, und kaum hatte er seine Augen geschlossen, strömten Erinnerungen, die nicht die seinen waren, in seinen Kopf.
Er sah eine Frau mit roten Haaren lachend an einem See entlang laufen. Hinter ihr her lief ein junger Mann, der ihm sehr ähnlich sah.
Die Frau drehte sich zu diesem Mann um und stolperte. Jemand anders, ein Mann mit langen schwarzen Haaren und roten Augen, rief laut >Anna! <, rannte zu ihr und fing sie auf. Sion erkannte Diras in ihm, auch wenn Sion ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
Der Mann, der ihm selbst so ähnlich sah kam lachend angerannt und ging neben die beiden in die Hocke. Diras hob den Kopf und sah in ernst an.
&#8222;Du kannst es einfach nicht lassen was, Sioko!&#8220;, sagte er und Sion erschrak leicht. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er seinen Vater!
&#8222;Also wirklich, Sio! Sie hätte sich ernsthaft verletzen können!&#8220;, sagte eine bekannte Stimme, und Sion erblickte Arus, der zu ihnen hinzu trat. Zwar waren seine Haare noch nicht ganz so lang, doch es war ohne Zweifel Arus.
&#8222;Nicht du auch noch, Arus!&#8220;, sagte Sioko und Arus lachte.
Die Frau erhob sich und sah die drei Männer mit erster Miene an.
Sion sah jetzt, das sie ein langes, weißes Kleid trug. Dieses wehte leicht im Wind, den Sion jedoch nicht spürte.
&#8222;Also wirklich, Sioko! Ich glaube, ich muss mir noch einmal überlegen, ob ich wirklich dich heiraten soll!&#8220;, sagte die Frau und Sioko sah sie entsetzt an.
&#8222;Was!? Anna, das kannst du nicht&#8230;Das ist doch nicht dein Ernst!&#8220;, sagte er und stand auf. Er war größer als sie, deshalb musste er zu ihr hinab sehen. Anna sah ihn noch eine Weile ernst an, doch dann lachte sie.
&#8222;Natürlich nicht! Was soll schließlich dann aus Sion werden!?&#8220;

Das Bild von den vier Freunden verblasste, und Sion wusste, das jetzt eine andere Erinnerung auftauchen würde. Und er hatte Recht.
Er sah sich um und erschrak leicht. Er war in einem Wald, und in seiner Nähe saß ein Drache, der ganz golden war. Vor ihm knieten vier Menschen, wie ein Küchenjunge vorm König kniet, wenn er zum Ritter geschlagen wird. In jedem dieser Gesichter standen die Ehrfurcht und der Respekt vor dem Drachen geschrieben.
Drei von diesen Menschen erkannte Sion. Der ihm am nächsten war, war sein Vater. Neben ihm kniete Luna. An ihrer anderen Seite wiederum war Diras, dessen Haare ihm ins Gesicht fielen. Der letzte von ihnen hatte kurze, blonde Haare, die ihm bis zum Kinn gingen. Dies war Risano vor seiner Verwandlung, wie Sion richtig erkannte.
&#8222;Ihr, die ersten wahren Freunde der Drachen, ihr dürft wählen. Wollt ihr, wie wir, ein Drache sein, oder wollt ihr lieber weiter als Mensch durch die Welt gehen, doch mit einigen unserer Fähigkeiten?&#8220;, fragte der Drache mit sanfter Stimme.
Die Vier hoben verblüfft den Kopf.
&#8222;Ihr habt euch als würdig erwiesen, meine Freunde. Durch euch, wurde ein Band des Vertrauens zwischen uns geknüpft. Deshalb haben wir beschlossen, euch an unserer Kraft teilhaben zu lassen.&#8220;, beantwortete der Drache die unausgesprochene Frage.
&#8222;Wie lange haben wir Zeit, um über dieses Angebot nachzudenken, Coceen?&#8220;, fragte Diras nach. Coceen, der goldene Drache sah ihn mit seinen silbrigen Augen an.
&#8222;Ihr habt Zeit, bis der Neue Mond über dem Turm der Hoffnung im vollem Glanz erstrahlt, meine Freunde.&#8220;, antwortete er ihm und Risano sagte: &#8222;Also 9 Tage. Also gut. Lasst uns gehen, Freunde. Das will gut überlegt sein!&#8220;
Wieder verblasste die Erinnerung, und diesmal stand Sion in einem dunklen Zimmer. Vor einem Kamin, dessen Feuer schon fast verloschen war, sah Sion Diras und seinen Vater zusammen sitzen.
&#8222;Diras! Geliebter Bruder! Was soll ich nur tun? Der Tag der Entscheidung rückt immer näher, und ich weiß immer noch nicht was ich tun soll!&#8220;, sagte Sioko, und Sion hörte die Verzweiflung heraus.
&#8222;Hör auf dein Herz, Sio. Was sagt dir dein Herz?&#8220;, fragte Diras ruhig und sah ins Feuer.
&#8222;Mein Herz sagt mir, dass ich ein Drache werden soll. Aber&#8230;Was ist mit Anna? Sie wird mich nicht verstehen können. Ich kann das nicht!&#8220;
&#8222;Was sagt Anna dazu?&#8220;
&#8222;Anna meint, sie würde mich immer verstehen. Egal ob ich nun ein Drache wäre oder ein Mensch.&#8220;, antwortete Sioko und seufzte.
&#8222;Und weißt du auch warum? Sie liebt dich! Deshalb ist sie sich so sicher dabei! Und ich bin es auch! Hör einfach auf dein Herz. Dann triffst du die richtige Entscheidung&#8220;
Auch diese Erinnerung verblasste. Nun war Sion wieder draußen. Es war Nacht, und es regnete in Strömen. Er sah sich um, und erblickte Diras der mit Arus redete.
&#8222;Was soll das heißen, >Ich weißt nicht wo er ist<?!&#8220;, sagte Diras und sah Arus entsetzt an.
&#8222;Ich weiß es wirklich nicht. Sio hatte seine Entscheidung getroffen, und ging mit mir zum Stützpunkt der Jäger. Danach meinte er, ich solle wieder zurückgehen, denn er würde nachkommen&#8220;, sagte Arus und sah nicht minder entsetzt aus.
&#8222;Entscheidung getroffen? Aber das ist doch erst morgen! Verdammt! Arus geh du zu Anna uns Sion! Ich werde meinen Bruder suchen!&#8220;
Er lief in einen Wald, und Sion folgte ihm. Immer wieder rief Diras >Sioko<, und als Sion gerade anfing, die Suche für sinnlos zu halten, antwortete eine Stimme ihm. Es war die Stimme von Sioko, doch sie klang tiefer. Es war die Stimme eines Drachen.
&#8222;Diras? Ich bin hier&#8230;&#8220;, sagte sie und Diras lief in die Richtung, aus der die Stimme kam. Beinahe wäre er gegen den Drachen gelaufen, und Sion konnte es ihm auch nicht verübeln. Denn der Drache war schwarz wie die Nacht, nur der Schwanz und die Zacken auf seinem Rücken waren etwas heller. Leicht golden, doch unauffällig. Es war ein Wunder, dass sie ihn überhaupt sahen.
 
So~ Hier der Rest von dem Kapitel...

Hab vergessen, das mit zu kopieren...
Sorry!

&#8222;SIO! Das kann doch nicht wahr sein! Warum hast du das getan?! Wie viel hast du umgebracht?!&#8220;, sagte Diras und Sioko sah ihn mit seinen schwarzen Augen an.
&#8222;Sie haben unsere Eltern getötet&#8230;Sie wollten uns alle töten&#8230;Doch ich weiß, dass das, was ich tat, dadurch nicht gerechtfertigt wird. Deshalb werde ich gehen. Ich habe mein recht verwirkt weiter hier zu leben&#8230;&#8220;, antwortete Sioko mit schwerer Stimme.
&#8222;Du willst gehen? Aber&#8230;was soll aus Anna werden? Und aus Sion? Hast du auch an sie gedacht?&#8220;, sagte Diras und sah ihn entsetzt an.
&#8222;Sag Anna&#8230;dass ich zum Donnertal gehe. Dort, wo wir die Drachen das erste Mal trafen&#8230;Lass sie selbst entscheiden, was sie nun tun will. Ich kann nicht über sie bestimmen. Und Diras&#8230;sag bitte niemanden etwas über unser Gespräch&#8230;Ich will nicht, dass sie mich suchen. Zumindest jetzt noch nicht&#8230;&#8220;
Diras nickte und langsam fing das Bild wieder an zu verblassen. Er hörte noch wie Diras sagte: &#8222;Sio&#8230;Wir werden uns wieder sehen. Irgendwann. Also stirb nicht! Das bist du uns und deinem Sohn schuldig!&#8220;
Dann wurde es schwarz vor Sions Augen.

Kapitel 14 Die Flucht

&#8222;Vater&#8230;Warum&#8230;Warum hast du das getan?!&#8220;, sagte Sion und zog seine Hand von Diras Schuppen. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, doch er wusste dass sie ihn alle ansahen. Heiße Tränen liefen an seinem Gesicht hinunter, doch er versuchte nicht einmal sie zurück zu halten.
&#8222;Sion&#8230;Nun kennst du die Wahrheit. Doch handle nicht zu schnell. Überlege dir noch einmal genau, warum mein Bruder dies tat. Er tat es für dich und deine Mutter. Doch Sioko war noch nie jemand gewesen, der einfach getötet hat. Er wollte nicht einmal ein jemanden umbringen, der ihn fast getötet hätte. Und in dieser Nacht hat er mehr als 50 Soldaten getötet. Deshalb konnte er uns und vor allem dir nicht mehr in die Augen sehen. Er wollte gehen, doch er wusste auch, dass Anna ihn überall suchen würde. Darum sollte ich es auch nur ihr sagen und sonst keinem. Doch ich denke, es war an der Zeit es dir auch zu sagen.
Es tut mir Leid, Arus. Ich hätte es dir auch sagen sollen. Sio ist&#8230;-&#8220;, erklärte Diras gerade, doch Arus unterbrach ihn.
&#8222;Ich weiß, Diras. Ich weiß was Sioko an diesem Tag getan hatte, und wo er hin ging. Anna hatte mir alles gesagt. Doch es gibt auch etwas über mich, was du nicht weißt, Diras&#8230;Ich bin ein Spion der Jäger&#8230;Und ich weiß was sie vorhaben. Sonst hätte ich Sion gar nicht erst hier her gebracht. Sion. Der Jäger Janiso. Er sucht dich.&#8220;, sagte Arus und sah Sion geradewegs an.
Noch immer liefen ihm die Tränen über sein Gesicht, doch er riss sich zusammen, und blickte ihn verständnislos an.
&#8222;Mich? Aber warum? Was will er von mir?&#8220;, fragte er und Arus schüttelte den Kopf.
&#8222;Ich weiß es nicht. Janiso wollte es mir nicht sagen. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, das es nichts gutes bedeutet.&#8220;
&#8222;Arus&#8230;&#8220;, sagte eine leise Stimme und Arus drehte sich um. Sheres war wieder zu sich gekommen und sah ihn an. Sich versuchte aufzustehen, doch sie verlor das Gleichgewicht und Michael stützte sie, damit sie nicht umfiel.
&#8222;Arus&#8230;&#8220;, sagte sie wieder und schloss ihre Augen. Arus sah sie nachdenklich an und ging langsam zu ihr. Alle anderen sahen entweder ihn oder Sheres an. Doch sie sagten kein Wort.
&#8222;Sheres? Was ist?&#8220;, fragte er und sah sie an. Sie öffnete ihre Augen und in ihren Augen stand die Angst geschrieben.
&#8222;Janiso&#8230;Er weiß, dass du ein Verräter bist&#8230;Er ist auf dem Weg hierher&#8230;&#8220;, sagte sie leise und Arus sah sie entsetzt an.
&#8222;Bist du dir sicher?! Sheres!&#8220;, fragte er nach und Sheres nickte. Sion trat neben ihn und Michael sah ihn fragend an.
&#8222;Arus?&#8220;
&#8222;Wir müssen sofort hier raus! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Einen von euch kann ich tragen. Trägst du die anderen beiden, Diras?&#8220;, fragte Arus und Diras nickte.
&#8222;Das werde ich. Denn ich will nicht für den Tod meines Neffen verantwortlich sein.&#8220;
&#8222;Also gut. Wer vertraut mir genug, um auf meinem Rücken zu fliegen? Aber ich warne euch! Wehe ihr reißt mir eine Feder raus! Dann werde ihr fliegen, aber nicht nach oben!&#8220;, sagte Arus und trotz allem schaffte er es, das die anderen lachten.
&#8222;Arus? Darf ich euch begleiten? Mich hält hier nichts.&#8220;, sagte Michael und sah ihn erwartungsvoll an.
&#8222;Das kann ich nicht entscheiden. Sion muss entscheiden, ob wir ihn auf seiner Reise begleiten dürfen. Das gilt sowohl für dich, als auch für mich und Diras&#8220;, antwortete er ihm und sah zu Sion.
&#8222;Natürlich kommt ihr mit! Je mehr, desto besser, oder Nick?&#8220;, sagte Sion und lächelte Niklas an, der nickte.
&#8222;Also gut! Wer will auf meinem Rücken fliegen?&#8220;, fragte Arus und sah sie alle an.
&#8222;Ich fliege auf dir, Arus. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht&#8230;&#8220;, sagte Sheres und sah ihn an. Arus nickte und lächelte sie an.
&#8222;Du musst dich wohl gut festhalten, Sheres. Denn ich fliege wahrscheinlich nicht mehr so langsam und vorsichtig wie eben, als ich dich auffing. Versuche einfach, auf meinem Rücken zu bleiben&#8230;&#8220;, erklärte er und als Sheres nickte, umgab ihn wieder ein weißes Licht. Und schon nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder verwandelt. Sheres sah ihn nun zum ersten Mal richtig als Falke. Seine Augen, die sonst von einem blassen Blau waren, waren nun schwarz. Sein weißes Gefieder war samtig weich, wie Daunen. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass dies Arus ist, hätte sie ihn für jemand anderen gehalten. Arus gab einen wohlklingenden Laut von sich, und Sheres sah ihn verwundert an.
&#8222;Er sagt, dass du deinen Bogen um ihn hängen kannst. So wie er es auch getan hat&#8220;, erklärte Michael und Sheres drehte sich zu ihm um.
&#8222;Ich&#8230;weiß. Ich habe ihn auch verstanden&#8230;&#8220;, sagte sie leise zu ihm.
&#8222;Du&#8230;hast ihn verstanden?!&#8220;
&#8222;Ja&#8230;&#8220;
&#8222;Cool! Und ich dachte immer, ich wäre der einzige der ihn versteht!&#8220;, sagte Michael und lachte. Arus stieß einen Schrei aus, der ein deftiger Fluch war, weshalb Sheres und Diras, der ihn auch verstand, lachten.
&#8222;War nur ein Scherz, Arus! So meinte ich das doch gar nicht!&#8220;, sagte Michael und lachte nun ebenfalls.
Niklas und Sion, die Arus nicht verstanden, wusste trotz allem, worum es gerade wahrscheinlich ging.
&#8222;Also gut. Dann lasst uns gehen. Ich hoffe, du kommst auch ohne deine Lanze zurecht, Michael. Denn wir können nicht umkehren&#8220;, erklärte Diras und Michael nickte.
Sheres legte ihren Bogen um Arus und setzte sich auf seinen Rücken. Sie merkte, dass sie ihre Knie hinter seinen Flügelansatz stecken konnte. Dadurch bekam sie einen besseren halt, wenn er flog. Ihre Freunde stiegen derweil auf Diras rücken. Sion vorne, hinter ihm Michael und zum Schluss Niklas.
&#8222;Moment! Was ist mit unseren Pferden? Wir können sie nicht hier lassen!&#8220;, sagte Sheres und Diras drehte sich zu ihr um.
&#8222;Sind sie vor Arus Haus?&#8220;, fragte er und Sion bestätigte dies.
&#8222;Dann macht euch keine Sorgen. Ich werde mich darum kümmern. Wie heißen sie?&#8220;, fragte er nach.
&#8222;Stormy, Luceid und Merida&#8220;, antwortete Nick.
Diras nickt und schwang sich in die Luft. Arus tat es ihm gleich und schon bald flogen sie den Berg hinunter.
Sheres hatte ihre Arme um Arus hals geschlungen und hielt ihren Kopf gesenkt.

Du hast keine angst mehr vor mir, oder Sheres? Als du den Berg hinunter fielst, spürte ich, dass du Angst vor mir hattest&#8230;

Wenn Arus redete, während er ein Falke war, hörte es sich an, als würde er leise singen.
&#8222;Nein. Ich habe keine Angst mehr vor dir. Eben war ich einfach geschockt gewesen. Du warst so groß und&#8230;anders. Nur deine Aura zeigte mir, dass du es warst&#8230;&#8220;, sagte sie betrübt.

Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass so etwas geschehen konnte. Aber ich hätte es wissen müssen.

&#8222;Du musst dich nicht entschuldigen. Ohne dich würde ich gar nicht mehr leben&#8220;, sagte sie zu ihm und schmiegte sich an ihn.

Sheres? Warum begleitest du eigentlich Sion? Ich begleite ihn, weil er der Sohn meines besten Freundes ist. Michael kommt mit, da ihn nichts hier hält, und er gerne mit mir mitgeht. Doch warum kommen du und Niklas mit?

&#8222;Niklas kommt mit, weil er mich und Sion nicht alleine gehen lassen wollte, glaub ich. Denn ich bin seine Nichte, und für Sion fühlt er sich verantwortlich.&#8220;, erklärte sie und schloss ihre Augen.

Und warum kommst du mit? Was bindet dich an Sion?

&#8222;Wie? Mich bindet nichts an Sion! Er ist nur ein Freund, mehr nicht!?&#8220;, sagte sie, und sie spürte wie sie rot wurde.

Das meinte ich damit auch nicht! Seid ihr mit einander Verwandt, oder teilt ihr eine gemeinsame Kindheit?

&#8222;Oh. So meintest du das&#8230;Nein. Ich kenne Sion noch nicht sehr lange. Aber&#8230;ich bin auf der Suche nach meiner Mutter. Nach meiner Geburt ging sie weg. Sie wollte die legendären Dragontamer suchen gehen. Doch sie kehrte nie wieder. Ich hoffe nun, das wenn ich Sion begleite, vielleicht einen Hinweis auf sie bekomme&#8220;, erklärte sie ihm leise.

Ich verstehe. Wie heißt deine Mutter? Weißt du das vielleicht?

Arus war etwas langsamer geflogen, so dass sich der Abstand zwischen ihnen und Diras etwas vergrößerte. Es schien, als wollte er nicht, dass die anderen etwas von ihrem Gespräch mitbekamen. Und irgendwie war Sheres auch froh darüber. Doch seine jetzige Frage verwirrte sie etwas. Warum wollte er den Namen ihrer Mutter wissen?
&#8222;Sie hieß Nina&#8230;Nina Sheres Drake&#8230;Von ihr habe ich meinen Namen. Mein Vater hatte darauf bestanden.&#8220;, sagte sie jedoch.

Nina&#8230; Seltsam&#8230; Irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor.

&#8222;Arus? Mach dir keine Gedanken darum. Selbst wenn du sie kennst, ist es nicht so schlimm, wenn du dich nicht mehr erinnerst. Ich werde sie schon finden&#8230;Irgendwann&#8230;&#8220;, sagte sie und strich ihm übers Gefieder. Doch etwas war seltsam. Die Federn wurden langsam wieder zu Haaren.
&#8222;Arus? Was geschieht hier?&#8220;, fragte Sheres entsetzt. Sie blickte in seine Augen, die nun einen leichten Blau-Ton annahmen. Und Sheres begriff. Arus verwandelte sich zurück!

Verdammt! Sheres&#8230;Halt dich gut fest. Ich werde mich jetzt kurz zurück verwandeln. Das heißt, wir werden fallen. Aber keine Angst. Es wird alles gut gehen. Vertraust du mir?

Der singende Ton von Arus Stimme hörte langsam auf, und Sheres wusste, was das bedeutete. Seine Rückwandlung war nicht mehr fern. Sie nickte, und schlang ihre Arme fest um seinen Hals.
&#8222;Ja. Das tu ich&#8230;&#8220;, sagte sie und schloss ihre Augen.
&#8222;Gut. Also dann!&#8220;, sagte er und Sheres merkte, wie er sich zurück verwandelte. Sein Gefieder wurde wieder zu Haaren und sein Körper wurde kleiner und verwandelte sich anschließend zurück. Sie spürte, wie er seine Arme nach hinten nahm, um sie festzuhalten, da sie runter zu fallen drohte.
&#8222;Diras! Sie doch! Arus hat sich zurückverwandelt! Wir müssen ihnen helfen&#8220;, hörte Sheres Sion rufen. Und sie hörte auch die Antwort von Michael.
&#8222;Nein. Wir brauchen ihnen nicht zu helfen.&#8220;
&#8222;Aber&#8230;&#8220;
&#8222;Mach dir keine Sorgen um ihn, junger Tamer. Arus kommt schon klar. Und er wird auch nicht zulassen, dass diese junge Dame stirbt. Arus weiß was er tut&#8230;&#8220;, sagte Diras und flog weiter.
&#8222;Sheres&#8230;Hab keine Angst&#8230;&#8220;, sagte Arus und wandte ihr seine Gesicht zu. Meine Rückwandlung ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb kann ich mich noch nicht wieder verwandeln. Aber hab keine Angst. Du wirst nicht sterben&#8230;&#8220;, sagte er und Sheres sah ihm in die Augen. Sie spürte, wie seine Flügel wieder zurückkehrten, und nickte wieder. Sie hatte keine Angst, denn sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte.
&#8222;Also! Los geht&#8217;s!&#8220;, sagte er und zum dritten Mal umgab ihn ein weißes Licht. Doch nun war es auch um Sheres. Sie war im Licht drin. Sie schloss ihre Augen, denn das Licht drohte sie zu blenden.
Sie spürte, wie der Körper von Arus wieder die Form eines Falken annahm. Wie seine Haare wieder zu Federn wurden. Seine Arme zu Flügeln.
Sie hob ihrem Kopf und wusste, dass Arus nun wieder ein Falke war und hinter Diras her flog. Er musste sehr schnell fliegen, da ein großer Abstand zwischen ihnen war. Der Wind peitsche ihr ins Gesicht, und sie senkte ihren Kopf wieder.
&#8222;Arus? Warum hast du dich zurückverwandelt?&#8220;, fragte sie ihn nach einiger Zeit.

Wir sind durch eine magische Barriere geflogen. Zweifellos hat Janiso sie errichtet. Diese Barriere zwang mich dazu, mich zurück zu verwandeln.

&#8222;Er weiß also, dass wir fliehen. Was ist jetzt mit unseren Pferden? Ich hoffe, es geht ihnen gut&#8230;&#8220;

Keine Sorge. Ihnen geht es gut. Sieh runter. Diras hat ihnen befohlen, uns zu folgen. Er hat zu ihrem Geist gesprochen.

&#8222;Ihr seid echt seltsam&#8230;&#8220;, sagte sie und lachte.
 
Kapitel 15 Arus' Heimat

&#8222;Arus? Wo fliegen wir eigentlich hin?&#8220;
Sie flogen nun schon über 2 Stunden, und so langsam wurde es dunkel.

Wir fliegen nach Ridarus. Diese Stadt liegt östlich von Nogdra Sun. Keine Sorge. Es ist nicht mehr weit, Sheres.

&#8222;Ridarus? Seltsam. Ich wohne ihn Nogdra Sun, doch von dieser Stadt habe ich noch nie etwas gehört&#8230;&#8220;, sagte Sheres. Sie flog mit Arus nun genau neben Diras.
&#8222;Hast du schon mal von ihr gehört, Nick?&#8220;, fragte Sion, dem Sheres gerade gesagt hat, was Arus gesagt hatte.
Doch auch dieser schüttelte den Kopf.
&#8222;Nein. Ich habe auch noch nie davon gehört. Was ist das für eine Stadt, Arus?&#8220;, fragte er nach.

Es&#8230;Ist meine Heimat. Keiner weiß von dieser Stadt. Nicht einmal Janiso&#8230;Deshalb sind wir dort erst mal sicher.

&#8222;Arus sagt, das dies seine Heimat ist. Niemand weiß von ihr. Nicht einmal Janiso. Deshalb sind wir dort fürs erste sicher&#8220;, übersetzte Michael für Sion und Niklas.
&#8222;Bereit machen zur Landung!&#8220;, sagte Diras und ging in einen steilen Sinkflug.
Auch Arus ging in einen steilen Sinkflug, und Sheres musste sich gut festhalten, um nicht herunter zu fliegen.
Diras landete als erstes in der Dorfmitte, und während Michael, Sion und Niklas abstiegen, kamen mehrere Leute auf sie zu. Manche hatten Drachenflügel oder Vogelflügel. Andere wiederum hatten Wolfsschwänze oder gar nichts. Sie alle sahen Diras und die drei neugierig an.
Nun landeten auch Arus und Sheres vor Diras. Doch bevor sie den Boden berührten, verwandelte sich Arus wieder zurück. Sheres ließ ihn los und stellte sich neben ihn.
&#8222;Zweiflügler! Zweiflügler!&#8220;, rief ein Stimme, und schon rannte ein kleines Mädchen von ca. 6 Jahren auf Arus zu. Sie hatte langes schwarzes Haar, das im Wind wehte und sie trug ein kurzes dunkelblaues Kleid, aus dem ein Wolfsschwanz heraus lugte. Ihren Augen waren wie ihr Schwanz von leuchtend grauer Farbe.
Arus ging lachend in die Hocke und schloss die Kleine in die Arme.
&#8222;Und? Warst du auch schön brav, Nel?&#8220;, fragte Arus, und die Kleine nickte fröhlich. Arus ließ sie los, und sie sah nun zu Sheres hoch.
&#8222;Ist das deine Freundin, Zweiflügler?&#8220;, fragte sie erfreut. &#8222;Das ist gut! Granny wird sich freuen das zu hören!&#8220;, rief sie und Sheres spürte wie sie rot wurde.
&#8222;Was? Nein, nein! Sheres ist nicht diese Art von Freundin! Sie ist für mich so eine Freundin, wie ich für dich ein Freund bin&#8220;, stellte er lachend richtig.
&#8222;Und wer sind die, Zweiflügler?&#8220;, fragte sie weiter.
&#8222;Nun. Den Drachen kennst du ja. Der kleinste von den dreien ist Sion. Links von ihm steht Niklas, der Onkel von Sheres. Und der letzte dort ist Michael!&#8220;
Nel sah sie alle der Reihe nach an, dann lief sie geradewegs zu Michael, der nicht wusste was er machen soll.
&#8222;Zweiflügler&#8230;Was verschafft uns die Ehre deines Besuchs? Und warum hast du diese Leute mitgebracht?&#8220;, sagte eine alte Frau und trat aus dem Kreis der Schaulustigen auf ihn zu. Da sie gebeugt ging, war sie ein wenig kleiner als Sheres. Sie hatte kurzes, graues Haar. Und sie trug ein weißes Kleid das leicht über den Boden gezogen wurde. Auf dem Rücken hatte sie zwei hellbraune Adlerflügel.
&#8222;Granny! Bin ich froh dich zu sehen! Dies sind meine Freunde. Wir mussten fliehen, und da dies der einzige Ort ist, den niemand kennt, habe ich sie hierher gebracht. Diras kennst du ja. Dies ist Sheres. Dort hinten sind, von links; Niklas Drake, der Sheres Onkel ist; Sion, der Sohn von meinem besten Freund und Neffe Diras und Michael, ein guter Freund und Gefährte von mir&#8220;, erklärte Arus noch einmal, nur etwas ausführlicher.
&#8222;Nel! Komm sofort her!&#8220;, rief eine junge Frau. Sie hatte wie Arus langes, weißes Haar, und ihre Augen waren von demselben blassen Blau wie die Arus. Doch sie hatte weder Flügel noch einen Schwanz.
&#8222;Tut mir Leid, Arus! Ich konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten, als sie dich am Himmel sah!&#8220;, sagte sie und blieb neben Granny stehen.
Arus trat auf sie zu und umarmte sie. Er war größer als sie, doch es war keine große Sache.
&#8222;Jenny! Schön dich zu sehen! Wie geht&#8217;s dir, Schwester?&#8220;, sagte er und sie lachte.
&#8222;Mir geht&#8217;s gut, danke. Nel! Jetzt lass den jungen Mann ihn Ruhe und komm her!&#8220;, sagte sie und Nel lief zu Jenny zurück. Nun kamen auch andere zu ihnen und fingen an mit Diras, Niklas, Sion und Michael zu reden. Jenny und Granny sahen jedoch Sheres an.
&#8222;Wie ich sehe, Zweiflügler, hast du nun endlich auch eine Freundin gefunden!&#8220;, sagte Granny, doch Nel unterbrach sie.
&#8222;Nein! Es ist nur eine ganz normale Freundin! So wie er mein Freund ist!&#8220;, sagte sie.
&#8222;Hmm&#8230;Was nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr?&#8220;, sagte Jenny, doch Arus schwieg.
&#8222;Nun gut. Ich denke, ihr hattet eine lange Reise. Das Haus, Zweiflügler, in dem du bei deinem letzten Besuch übernachtet hast, steht noch immer leer. Ich halte es fürs beste, wenn ihr euch dort hin begebt. Wir reden dann morgen&#8220;, erklärte Granny und Arus nickte.
&#8222;Kommt, Leute! Wir gehen uns ausruhen!&#8220;, rief Arus den anderen zu. Und ging voraus zum Haus. Jenny und Nel folgten ihnen.
 
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Kapitel 15 Noch einmal!

&#8222;Also dann! Ich wünsche euch eine gute Nacht&#8220;, sagte Jenny. Sie hatte mit Nel, ihrer Tochter, noch mit den anderen zusammen gegessen, während Sion ihr den Grund ihrer Reise erklärt hatte.
&#8222;Ach! Und Sion? Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, das du deine Eltern finden wirst!&#8220;, fügte sie noch hinzu und ging zu Tür.
&#8222;Nacht, Zweiflügler! Und pass gut auf deine Freundin auf!&#8220;, sagte Nel und ging lachend zu Jenny.
&#8222;Nel!!!&#8220;, sagte Arus und täuschte Ärger vor, doch Sheres wusste, dass es nur Spaß war. Sie lachte ebenfalls, und Jenny ging zusammen mit Nel hinaus.
&#8222;Arus? Warum nennt sie dich alle immer >Zweiflügler<? Du heißt doch eigentlich Arus&#8230;&#8220;, fragte Niklas nach.
&#8222;Ach das! Diesen Namen habe ich seit meiner Geburt. Meine Eltern gaben mir zwar den Namen >Arus<, doch die Dorfältesten gaben mir noch den Namen >Zweiflügler<. Wegen meinen zwei Flügeln. Wenn sie mich mit >Zweiflügler< anreden, weiß ich, das sie mich respektieren. Nur wirklich gute Freunde nennen mich Arus. Es ist schwer zu erklären. Lassen wir das lieber, okay?!&#8220;, sagte Arus und Niklas nickte.
&#8222;Also gut! Wir sollten jetzt schlafen gehen. Kommt ihr Sion? Niklas?&#8220;, fragte Michael und gemeinsam gingen dir drei nach oben während Arus sich aus Sofa setzte.
&#8222;Tut mir Leid, Sheres. Ich hätte nicht gedacht, das sie dich direkt für meine Freundin halten&#8230;&#8220;, sagte er, doch Sheres schüttelte ihren Kopf.
&#8222;Ach was. Ist schon in Ordnung. Mir macht das nichts aus&#8220;, sagte sie und setzte sich neben ihn. &#8222;Warum denken sie das eigentlich alle?&#8220;
&#8222;Na ja. Bei uns im Dorf ist es eigentlich normal, das man mit 17 heiratet. Ich hätte also schon vor zwei Jahren den Bund der Ehe schließen sollen. Deshalb halten sie jede weibliche Person, die ich mitbringe direkt für meine zukünftige Braut.&#8220;, erklärte er.
&#8222;&#8230;Ach ja! Hier! Die habe ich aus versehen rausgerissen!&#8220;, sagte Sheres und reichte ihm zwei lange, weiße Falkenfedern.
&#8222;Hmm&#8230;Ach das! Mach dir keinen Kopf! Behalt sie ruhig. Ich habe mehr als genug davon!&#8220;, sagte er und Sheres legte die Federn auf den Tisch. Anschließend legte sie ihren Kopf zurück und sah an die Decke, während Arus sie beobachtete.
&#8222;Ich glaub's nicht!&#8220;, sagte Sheres und seufzte. Arus sah sie verwirrt an, und sie zeigte nach oben.
&#8222;Schon wieder ein Mistelzweig! Ich glaube so langsam, dass sie mich verfolgen!&#8220;, sagte sie und Arus lachte. Dann beugte er sich über sie und sah ihr in die Augen.
&#8222;Arus&#8230;&#8220;, sagte sie und blickte ihm ebenfalls in die Augen. Seine langen Haare streiften ihr Gesicht, als er seinen Kopf auf die Seite legte.
&#8222;Was ist? Hast du Angst vor mir?&#8220;, fragte er und lachte leise.
&#8222;Nein&#8230;Ich musste nur gerade an meinen Vater denken.&#8220;
&#8222;Dein Vater? Warte. Du sagtest doch, das du aus Nogdra Sun kommst, oder?&#8220;, fragte Arus nach und lehnte sich wieder zurück.
&#8222;Ja&#8230;&#8220;
&#8222;Ich verstehe&#8230;Willst du ihn vielleicht besuchen? Wenn wir fliegen, sind wir in gut 1 Stunde da!&#8220;, schlug er vor und Sheres sah ihn verblüfft an.
&#8222;Das würdest du echt tun? Aber&#8230;bist du nicht zu erschöpft?&#8220;, fragte sie ihn, und als er den Kopf schüttelte, fiel sie ihm um den Hals.
&#8222;Sheres! Was ist mit dir los?!&#8220;, sagte er und sah ihr in die Augen.
&#8222;Ich bin einfach nur froh, dass ich meinen Vater noch einmal sehen kann. Das ist alles. Danke, Arus&#8230;&#8220;, sagte sie und lehnte ihr Gesicht an seine Schulter.
&#8222;Noch einmal sehen kann? Was meinst du damit?&#8220;, fragte er und sah sie erstaunt an.
&#8222;Nichts&#8230;Ich habe mich nur versprochen. Das ist alles&#8230;&#8220;, sagte sie und schloss die Augen. Daraus schloss Arus, das sie nicht ganz die Wahrheit sagte, doch er sagte nichts.
&#8222;Wir sollten dann jetzt los. Ich lasse einen Zettel für Sion und die anderen hier, falls wir nicht vor morgen früh zurück sein sollten.&#8220;, sagte Arus und stand auf. Sheres nickte und tat es ihm gleich.
&#8222;Sheres? Nimm am besten unsere Bögen mit. Falls es zu Schwierigkeiten kommen sollte, dürfen wir nicht schutzlos sein.&#8220;, sagte er während er die Nachricht schrieb, und Sheres nickte erneut. Dann ging sie auf ihn zu und reichte ihm ihren Umhang. Verwundert sah Arus auf.
&#8222;Was soll das? Warum gibt&#8217;s du mir deinen Umhang?&#8220;, fragte er und sah ihr in die Augen.
&#8222;Du hast deinen Mantel verloren, als du mich gerettet hast. Aber du brauchst etwas, was deine Flügel verdeckt, oder?&#8220;, erklärte sie, und sah auf seine beiden ungleichen Flügel, dich sich um seinen Oberkörper geschlungen hatten. Arus sah sie noch einen Moment schweigend an, dann lächelte er und nahm den Umhang entgegen. Seine Flügel falteten sich auf seinem Rücken zusammen und schmiegten sich eng an seinen Körper. Dann warf er sich den Umhang über und man sah nichts mehr von ihnen.
&#8222;Danke, Sheres. Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Also dann. Lass uns ge-&#8230;Nein stopp! Lass uns fliegen!&#8220;, sagte er und ging lachend raus. Sheres folge ihm, und als sie draußen war, verwandelte er sich gerade. Er sah aus wie immer, nur mit einem unterschied. Auf seinem Rücken war noch immer ihr Umhang!
Sie ging zu ihm, und strich sanft über sein Gefieder. Anschließend legte sie ihm die Bögen um und stieg dann auf seinen Rücken.
Arus erhob sich und flog nach Westen zu Sheres&#8217; Heimat.
 
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