Stille Tränen

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SunshineIris

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Stille Tränen

Meine Augen brennen. Vor ein paar Stunden bin ich noch geflüchtet, jetzt starre ich in die Sonne und kann nicht glauben, dass ich wieder dieses Gefühl in mir spüre.

Ich fühle mich als wäre ich ein kleines Kind. Ein schutzloses Kind, dass auf der Suche nach ihrer Mutter ist. Ich seh sie, aber anfassen darf ich sie nicht. Ich könnte mich ja anstecken. Anstecken bei der schwarzen Masse die sie umgibt.

Ich suche meinen Weg durch Menschen. Grosse, kleine, junge, freche, schüchterne, neugierige.
Da sitz ich nun, in dieser Masse von Menschen. In meinen Ohren Musik. Musik die mich glauben lässt das ich nicht hier bin. Musik die mich glauben lässt das ich in mir bin. Und das mich all diese Menschen nicht sehen können.
Dann ein Lied, und ich spüre es in mir.
Das Kind schreit, weint, bettelt um Liebe. Ich sitze daneben und kann ihm nicht helfen. Ich schaffe es nicht einmal mehr mit ihm zu sprechen. Es mit Worten zu trösten. Aber was könnten schon Worte ausrichten? Was könnte schon eine Umarmung ausrichten? Nichts. Das spüre ich. Und in mir die Frage ob das jemals wieder gut werden wird. Ich starre das Kind nur an und bete, dass es bald Liebe findet.
Da sitze ich nun, und schaue ihnen zu wie sie zur Arbeit marschieren. Manche im Sportoutfit, manche in Anzügen, manchen sieht man an das sie sich heute bemüht haben gut auszusehen.
Ich sitze in der Ecke, eine junge Frau sitzt gegenüber von mir. Sie hat grosse Augen. Grosse Augen mit denen sie mich anschaut. In meinem Kopf sag ich ihr, dass sie mich nicht so anstarren soll.
Ich will alleine sein. Mich verkriechen unter einer dicken Decke. Das ich nichts mehr spüre, damit ich nicht mehr diesen Schmerz in mir spüre.
Ich sitze in dieser Masse, lausche der Musik die durch meine Ohren hallt.
Ich frage mich ob ich in einer anderen Zeitschiene in diesem Moment an Selbstmord gedacht habe. Ich stelle mir vor wie ich nach Hause komme, die Piccolo Flasche Sekt aus dem Kühlschrank hole. Ich sehe mich wie ich vor einem Mix aus Tabletten und der Flasche Sekt sitze. Ich sehe mich wie ich alles runterspüle. Ich sehe mich wie man mich (bin ich noch ich, wenn ich tot bin?) in einem Leichensack die Vier Stockwerke hinunter trägt. Ich sehe meine Mutter wie der Schmerz in ihr, sie zum Zusammenbruch zwingt. Ich sehe eine Freundin die, um den Schmerz zu vergessen, sich noch mehr Drogen in ihren Magen, und in ihre Nase stopft.
Ich spüre den Schmerz meine Kehle hoch kriechen. Ich hasse diesen Schmerz, zu gut kenne ich ihn schon. Fast vergessen war er.
Die junge Frau bekommt Gesellschaft, ein Arbeitskollege wie es scheint.
Ich bin vergessen, sie starrt mich nicht mehr an. Ich merke, dass ich es mir gewünscht hätte, dass sie mich anspricht. Das sie mich fragt ob sie mir helfen könne.
Ein dritter gesellt sich zu ihnen, er sitzt abwesend dort. Spielt aber den Macher.

Dann endlich Luft in dieser Masse, noch kurzzeitig zusammen gepfercht in einem kleinen Raum, dann Frischluft. Die Sonne brennt wieder in meinen Augen.
Ich frage mich ob ich überhaupt jetzt schlafen kann.
Ich geh durch eine Baum Allee. Ich mag diese „Schein-Natur“ hier. Trotzdem will ich nur schnell weiterkommen.
Dann mein Haus. Meine Kraft trägt mich gerade noch in meine Wohnung. Dort löse ich mich von meiner Kleidung. Der Kleidung die Zeuge der Scheusslichkeit wurde. In dem Moment spüre ich es.

Laute Tränen gehen endlich ihren Weg, und der Schmerz spült sich aus meinen Körper. Damit er vergessen ist. Vergessen die Jahre voller stiller Tränen.
 
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Freude schöner Götterfunken. Wie tief sind wir gesunken. Der Pegel hat den Endpunkt erreicht. Die Mitte finden. Abfindung und dann können wir gehen. Frührentner, Vorruhestand, fristlos gekündigt? Befristete Verträge. Mindestlohn. Hungerlohn. Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf. Schlafes Bruder. Katastrophale Zustände. Zerrüttete Verhältnisse. Riesenkrach, schmutzige Wäsche waschen, Vorwürfe und Unterstellungen? Grusel.

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Völlig durch den Wind, aber alles teilen wollen. Wie durch einen Wolf gedreht, aber alles teilen wollen. So intensiv geträumt, wie noch nie und möchte alles teilen. Jeden Morgen total erkältet aufwachen und möchte alles teilen. Ein Lied auf den Lippen und möchte es teilen. Im Traum Besuch gehabt und möchte es teilen. So viele Ideen im Kopf, am liebsten alles auf einmal machen und gleichzeitig alles teilen. Geld auf dem Konto und möchte es teilen. Obdachlose gesehen und möchte alles teilen. ISSO.

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@noanswer

...du hast nen sehr schönen erzählstil...fang an ein buch zuschreiben, oder kurzgeschichten,

schreiben befreit

& wenns fertig ist schick mir eine kopie...:weihna1
kosmo
 
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