Sterbehilfe

Liebe Ireland,

meine Sorge ist es, dass den Menschen eine Moral aufgezwungen wird, die sie eigentlich nicht teilen möchten. Du möchtest Kriterien für ihren Tod festlegen, obwohl das damit verbundene Leid nicht von dir getragen werden muss, sondern von dem Sterbenden selbst. Warum sollte die Barmherzigkeit beim Menschen außer Kraft gesetzt werden, wenn er darum bittet?

Was mich an der ganzen Diskussion im Bundestag zu diesem Thema beruhigt: Der überwiegende Teil der Parlamentarier hat quer durch alle Parteien die Notwendigkeit einer Gesetzesänderung erkannt.

Merlin
Lieber Merlin,

wer wirklich sterben will (im Falle einer schwersten Krankheit), wird Wege finden und sicherlich einen Arzt, der ihn darin (passiv!) unterstützt.
Es ist eine Mär, dass Menschen, bei denen das Ende sehr eindeutig ansteht, sinnlos gequält werden.
Vielleicht wäre es hilfreich (aber sehr fraglich ethisch), wenn das Personal den Angehörigen die Dinge mitteilt, die die der Kranke ihnen erzählt, wenn die Angehörigen nicht dabei sind!

Wenn das alles noch mehr gelockert wird, dann sehe ich die zwangsläufige Gefahr des "sterben-Müssens" als heroischen Akt, oder um die Angehörigen zu entlasten oder um die Kassen zu schonen - und das finde ich wirklich furchtbar.
 
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Es gibt viele ähnliche Fälle, wo man meiner Meinung nach viel mehr versuchen kann/ sollte als man tut.!
da gebe ich dir recht
Der erste Blick ist doch der aufs Alter des Patienten und auf das Krankheitsbild und der Blick aufs Alter wird leider immer ausschlaggebender.!
das mag sein, aber ich denke der Patient hat immer noch einen freien Willen und sollte selber entscheiden können
Wenn wirklich Krebs im gesicherten Endstadium vorliegt mit unbeschreiblichen Schmerzen (wie weiter oben beschrieben) kenne ich es nur so, dass u.a. eine Morphiumpumpe eingesetzt wird, die der Patient selbst einstellen kann.
und was ist mit den Menschen die diese nicht mehr selbst bedienen können?
ich kenne nur die Menschen, die kämpfen wollen
und wie lange kämpfen sie ?
auch ich kenne Menschen mit Krebs die gekämpft haben, aber auch bei ihnen war irgendwann der Wunsch endlich erlöst zu werden da
Meine große Sorge ist, wenn es kein Gesetz und keine entsprechende Kultur gäbe, viele Schwerstkranke ihrem Tod zustimmen - aus Kostengründen und um niemandem zur Last zu fallen - ein Horrorszenario!
ich kann deine Sorge verstehen, aber ich glaube nicht das sich ein Schwerstkranker sorgen um Kosten oder ähnliches macht, sie wissen meist besser wie jeder andere was sie wollen und was nicht.

Liebe Ireland
sorry das ich deinen Text so zerpflückt habe, aber es war mir ein Bedürfnis einige deiner Aussagen zu kommentieren.
Was deinen Pap`s angeht kannst du dich glücklich schätzen, das er die Chance bekommen hat und du kannst dich glücklich schätzen das man dir noch weitere Jahre mit ihm geschenkt hat.
ich hätte mir diese Chance für meinen Vater auch gewünscht, aber es sollte nicht sein.

Sterbehilfe egal in welcher Form ist ein extrem schwieriges Thema, das weis ich selbst, aber ich finde es gut, das man jetzt beginnt darüber zu reden, was daraus wird im Endeffekt bleibt abzuwarten.
 
da gebe ich dir recht

das mag sein, aber ich denke der Patient hat immer noch einen freien Willen und sollte selber entscheiden können

und was ist mit den Menschen die diese nicht mehr selbst bedienen können?

und wie lange kämpfen sie ?
auch ich kenne Menschen mit Krebs die gekämpft haben, aber auch bei ihnen war irgendwann der Wunsch endlich erlöst zu werden da

ich kann deine Sorge verstehen, aber ich glaube nicht das sich ein Schwerstkranker sorgen um Kosten oder ähnliches macht, sie wissen meist besser wie jeder andere was sie wollen und was nicht.

Liebe Ireland
sorry das ich deinen Text so zerpflückt habe, aber es war mir ein Bedürfnis einige deiner Aussagen zu kommentieren.
Was deinen Pap`s angeht kannst du dich glücklich schätzen, das er die Chance bekommen hat und du kannst dich glücklich schätzen das man dir noch weitere Jahre mit ihm geschenkt hat.
ich hätte mir diese Chance für meinen Vater auch gewünscht, aber es sollte nicht sein.

Sterbehilfe egal in welcher Form ist ein extrem schwieriges Thema, das weis ich selbst, aber ich finde es gut, das man jetzt beginnt darüber zu reden, was daraus wird im Endeffekt bleibt abzuwarten.

Ich bin mir sehr sicher, dass keiner so wirklich sagen kann, ob er sterben will (temporär sicherlich, gegenüber bestimmten Menschen auch ... aber selten kontinuierlich - zumindest habe ich das im Krankenschwesterberuf noch nie erlebt).

Viel schlimmer finde ich, dass Kranke gegenüber dem Personal ihr Sterben "rationalisieren", d.h. ganz platt: "es sich sinnig reden", in der Form "ich will niemand mehr zur Last fallen", "hat ja eh keinen Sinn und ich mache nur Arbeit und Sorgen" usw., gegenüber Anghörigen aber einen (scheinbaren) Sterbewunsch verkünden.
Es gibt IMMER zwei Seiten der Medaillle! (und aus der jeweiligen Perspektive sieht man nur eine).

Ich fände es viel sinnvoller, dass der Sterbeprozess einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft bekommt, natürlicher wird, dass es ganz normal wird, dass auch das teuer und mühselig wird und niemand mehr deswegen ein schlechtes Gewissen haben muß. DANN würde es längst nicht mehr so viele (halbseidene und temporäre!) Sterbewünsche geben, da bin ich sehr sicher.

Ich betone, wer unbedingt sterben will (bei einer Krankheit ohne jedewede Aussicht), der kann das legal erreichen, aber das will kaum jemand (ich habe nie jemanden erlebt).

Deshalb halte ich die ganze Diskussion um neue Gesetze für sehr sehr fragwürdig bis brandgefährlich.
Zweifelsohne werden sie kommen (der Kostendruck ist immens und es ist eine einfache Lösung, die man wunderbar in ein humanitäres Mäntelchen kleiden kann ) - vor den Folgen graut mir.
 
Ich bin mir sehr sicher, dass keiner so wirklich sagen kann, ob er sterben will (temporär sicherlich, gegenüber bestimmten Menschen auch ... aber selten kontinuierlich - zumindest habe ich das im Krankenschwesterberuf noch nie erlebt).

Viel schlimmer finde ich, dass Kranke gegenüber dem Personal ihr Sterben "rationalisieren", d.h. ganz platt: "es sich sinnig reden", in der Form "ich will niemand mehr zur Last fallen", "hat ja eh keinen Sinn und ich mache nur Arbeit und Sorgen" usw., gegenüber Anghörigen aber einen (scheinbaren) Sterbewunsch verkünden.
Es gibt IMMER zwei Seiten der Medaillle! (und aus der jeweiligen Perspektive sieht man nur eine).

Ich fände es viel sinnvoller, dass der Sterbeprozess einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft bekommt, natürlicher wird, dass es ganz normal wird, dass auch das teuer und mühselig wird und niemand mehr deswegen ein schlechtes Gewissen haben muß. DANN würde es längst nicht mehr so viele (halbseidene und temporäre!) Sterbewünsche geben, da bin ich sehr sicher.

Ich betone, wer unbedingt sterben will (bei einer Krankheit ohne jedewede Aussicht), der kann das legal erreichen, aber das will kaum jemand (ich habe nie jemanden erlebt).

Deshalb halte ich die ganze Diskussion um neue Gesetze für sehr sehr fragwürdig bis brandgefährlich.
Zweifelsohne werden sie kommen (der Kostendruck ist immens und es ist eine einfache Lösung, die man wunderbar in ein humanitäres Mäntelchen kleiden kann ) - vor den Folgen graut mir.
ich denke das die ganze Diskussion auch was gutes hat,
man spricht über das Sterben und den Tod

ich hoffe das daraus einen andere Einstellung in den Köpfen der Menschen entsteht, man spricht doch mittlerweile auch ganz unbefangen über Sex, warum ist das bei diesem Thema nicht möglich ? (ich weis ist ein sau blöder Vergleich, aber vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses Thema auch noch tot geschwiegen)
 
ich denke das die ganze Diskussion auch was gutes hat,
man spricht über das Sterben und den Tod

ich hoffe das daraus einen andere Einstellung in den Köpfen der Menschen entsteht, man spricht doch mittlerweile auch ganz unbefangen über Sex, warum ist das bei diesem Thema nicht möglich ? (ich weis ist ein sau blöder Vergleich, aber vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses Thema auch noch tot geschwiegen)

Es ist/ war bei jedem Thema/ jedem Paradigma ähnlich: es gibt einen Iatzustand, dann wurde "geredet" (d.h. Öffentlichkeitsarbeit geleistet usw.) mit dem Resultat, dass genau das Gegenteil entstand.
Ganz langsam erreichte man dann wieder eine "Mitte", aber man büßte stets viel ein.

Nimmt man das Beispiel "Sex" - so gab es früher extreme "Verklemmtheit" (bis in die 70er hinein), dann kam die Welle der "sexuellen Befreiung" (ab den 60ern), dann "mittelte" es sich aus (ab den 80ern).
Ähnlich war es mit der Erziehung von Kindern - früher hatten Kinder zu gehorchen, dann kam genau das Gegenteil, die antiautoritäre Erziehung und ich habe den Eindruck, das "Ausmitteln" hält immer noch an (es gibt weiterhin viele verunsicherte Eltern).

Mein Eindruck ist, dass es mit dem Sterben schon länger losgeht - "sterben Wollen/ Lassen" wird trendy.
Gibt es da auch einen Weg zurück/ einen "Ausmittlungsprozess", wenn sich die Gesetze erst einmal verändert haben?

All diese gesellschaftlichen Veränderungen haben ja einen Grund, geschehen in einem gewissen gesamtgesellschaftlichen Kontext (über den man durchaus streiten kann).
Hängt die Sterbegeschichte vielleicht doch mehr mit leeren Kassen, der Überalterung der Gesellschaft, der scheinbaren Unmöglichkeit, Pflege zu gewährleisten, zusammen als mit tatsächlichen Wünschen der Kranken?
 
Ich betone, wer unbedingt sterben will (bei einer Krankheit ohne jedewede Aussicht), der kann das legal erreichen, aber das will kaum jemand (ich habe nie jemanden erlebt).
Ich kannte jemanden der sich Tabletten im Ausland bestellte um zu sterben. Hier ist es nämlich immernoch nicht legal! Der Grund weshalb man gehen möchte, ist in dem Fall egal! Das entscheidet bei Selbstmord sowieso jeder für sich selbst.

Nur gibts dann auch welche die andere mit in den Tod reißen. Falschfahrer zb.! Ganz schlimm finde ich das! :(

Und die Abtreibung ist im Prinzip das selbe Thema. Ein anderer muss das Ok zu einer Abtreibung geben.

Tod und Geburt sind nunmal nah beieinander. Selbstbestimmung bei erwachsenen Menschen = NULL
 
Sicherlich kann jede Minute in unserem Leben kostbar sein, es gibt aber nun einmal auch Situationen, in der es zur Last wird. Mag auch sein, dass Du noch nicht erlebt hast – wie sich ein Sterbender nichts sehnlichster wünscht, als seinen Tod.

Erst vor einigen Monaten ist meine betagte Mutter gestorben und da habe ich nichts von einem Kampf um jeden Preis erlebt. Sie hatte sich angesichts des Unvermeidlichen einfach zum Sterben entschlossen und sich jeglicher Nahrungsaufnahme verweigert. Letztlich ist sie dann nach ein paar Tagen ganz friedlich eingeschlafen.

Die Menschen haben so unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Tod, warum ist es dann für manche so schwierig, das einfach nur zu akzeptieren. Es geht ja nicht darum, dass nun jeder durch eine aktive Sterbehilfe sterben muss, es sollte aber jedem dieser Weg offenstehen.


So wie jeder ein Recht zum Leben hat, so sollte auch jeder ein Recht zum Sterben haben. Mancher würde den Freitod am liebsten unter Strafe stellen, was ja dann in der Vergangenheit praktiziert wurde, indem den Betroffenen ein Begräbnis auf dem Friedhof verweigert wurde.

Dass mit dem Tod Geschäfte gemacht werden, lässt sich auch nicht mit dem Verbot der aktiven Sterbehilfe verhindern. Ich erinnere dazu an die enormen Beerdigungs-Kosten, die mit einer regelrechten Sterbeindustrie verbunden sind. Die augenblicklichen Kosten der aktiven Sterbehilfe entstehen ja erst durch das Verbot bzw. einer Reglementierung.

Jetzt zu glauben, dass mit der Lockerung des Gesetzes zur aktiven Sterbehilfe nun ein Boom einsetzen würde, halte ich für sehr zweifelhaft. Und selbst wenn, dann hat der Staat nicht das Recht über mein Leben zu bestimmen – denn wir sollten neben der Todesstrafe endlich auch einmal die letzten Relikte der Leibeigenschaft anschaffen.


Merlin

Dem gibt es nichts hinzuzufügen, DANKE!
 
ich denke das die ganze Diskussion auch was gutes hat,
man spricht über das Sterben und den Tod

ich hoffe das daraus einen andere Einstellung in den Köpfen der Menschen entsteht, man spricht doch mittlerweile auch ganz unbefangen über Sex, warum ist das bei diesem Thema nicht möglich ? (ich weis ist ein sau blöder Vergleich, aber vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses Thema auch noch tot geschwiegen)

Nein, kein saublöder Vergleich. Das Thema Sterbehilfe ist viel zu wichtig, um nicht öffentlich diskutiert zu werden. (Ja, das Thema Sex auch).
 
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Ich kannte jemanden der sich Tabletten im Ausland bestellte um zu sterben. Hier ist es nämlich immernoch nicht legal! Der Grund weshalb man gehen möchte, ist in dem Fall egal! Das entscheidet bei Selbstmord sowieso jeder für sich selbst.

Nur gibts dann auch welche die andere mit in den Tod reißen. Falschfahrer zb.! Ganz schlimm finde ich das! :(

Und die Abtreibung ist im Prinzip das selbe Thema. Ein anderer muss das Ok zu einer Abtreibung geben.

Tod und Geburt sind nunmal nah beieinander. Selbstbestimmung bei erwachsenen Menschen = NULL
Und wenn man sich Tabletten aus dem Ausland bestellt, ist es legal???

Meine Güte, was kursieren da nur für Anekdoten ... .

Es ist wirklich nichts einfacher, als sich hier umzubringen, wenn man das denn unbedingt will (mit rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke, mit einem Sprung aus großer Höhe (nein, keine Autobahnbücke mit der man andere gefährdet), mit Eröffnung der Pulsadern oder einer anderen Stelle, Ertrinken, Autoabgasen, einer Autofahrt vor einen Baum/ in einen Abgrund ... .

Der Großteil wird in der Tat gerettet und zwar nicht, weil es so unmöglich ist, sich umzubringen, sondern weil fast niemand das wirklich will. Fast alle Suizidversuche sind Hilfeschreie (stellt sich aber erst im Nachhinein heraus). Die wenigsten versuchen es mehrfach.
 
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