Sterbehilfe

Ireland schrieb:
Was liegt da näher als eine leichte, schnelle Lösung (sry, ich werde zynisch).

Ich sehe es genauso. Es ist ein ganz schwieriges Thema, und ich will auch niemand deswegen verurteilen, die sich hier einen für ihn gangbaren Weg sucht. Es schmeckt trotzdem irgendwie bitter...
 
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Ich sehe es genauso. Es ist ein ganz schwieriges Thema, und ich will auch niemand deswegen verurteilen, die sich hier einen für ihn gangbaren Weg sucht. Es schmeckt trotzdem irgendwie bitter...
JA!
Ich muß mich mal mit dem Thema Patientenverfügung auseinandersetzen und darauf werde ich vermerken, dass bei mir im Falle eines Falles ALLES getan wird (alle Schläuche, alle Medikamente, alle OPs) und wehe nicht! ;)
Jede Minute Leben ist wertvoll (tot ist man lange genug und niemand hat das Recht, jemandem das zu nehmen).

Wer für sich selbst anders entscheidet, möge das tun (wobei ich es für brandgefährlich halte und man sich dessen unbedingt bewußt sein sollte - ich habe noch nie jemanden erlebt, der IN DER Situation nicht bis zum Schluss gekämpft hat).
 
Ireland schrieb:
Wer für sich selbst anders entscheidet, möge das tun (wobei ich es für brandgefährlich halte und man sich dessen unbedingt bewußt sein sollte - ich habe noch nie jemanden erlebt, der IN DER Situation nicht bis zum Schluss gekämpft hat).

Die Menschen wollen gar nicht sterben, sie wollen nur, dass "das" (Leiden, in welcher Art und Weise es sich auch zeigt) aufhört. Das ist die Aussage eines Palliativmediziners.
 
Mein Beitrag hat jetzt eigentlich nicht direkt mit der Trauer zu tun, da es aber keinen Foren-Bereich zum Sterben ganz allgemein gibt, stelle ich das hier einfach einmal ein. Eventuell ist es hier dennoch richtig platziert, weil ja auch die Angehörigen vom Leid eines Sterbenden mitbetroffen sind.

Aber nun zum eigentlichen Thema: Die Tage wurde im Deutschen Bundestag über ein neues Gesetz zur Sterbehilfe debattiert. Mich ärgert dabei, dass sich manche Parlamentarier darüber aufschwingen möchten – was für mich wann und wie - gut oder schlecht ist. Den Tieren steht man einen gnädigen Tod zu, um ihrem Leid ein Ende zu setzten – während diese Gnade dem Menschen verweigert wird. Ja, es muss halt alles seine Ordnung haben – auch unser Tod.


Merlin
Danke für das überaus wichtige Thema Sterbehilfe. Alle schon der Begriff bzw. Aussage SterbeHILFE löst bei mir Magenschmerzen aus. Eine Hilfe zum Sterben, braucht es das wirklich?
Gut, es bieten sich zum Thema immer wieder gerne Unfälle an, Kriege, Katastrophen die aber weniger als (interne) Hilfe angesehen werden sondern immer noch als Zufälle. Gut, weiter, Merlin, Du zitierst, "Den Tieren steht man einen gnädigen Tod zu, um ihrem Leid ein Ende zu setzten – während diese Gnade dem Menschen verweigert wird.".
In den Schlachthöfen und Aufzuchtsanlagen steht man den Tieren einen gnädigen Tod zu? Nicht unbedingt meine Meinung. Um was geht es JiK überhaupt?
Um den Begriff SterbeHILFE. Sag mal, können die Menschen heutzutage nicht mehr alleine sterben oder wollen sie nicht mehr alleine sterben oder wollen diese vielen alten Menschen, Krank, Demenz usw., gar nicht sterben?

In "Altemenschenaufbewahrungsstätten" bei Kosten zwischen guten 2 000 und, je nach Ausstattung, 6 000 (T)euros im Monat, macht das noch Sinn?
In welcher Irrenanstalt leben wir den eigentlich?
Alle Menschen, erst recht "DIE Alten", wollen, verzeih mir den Ausdruck, scheinbar um`s Verrecken Leben. Ne Leute, ohne mich. Wenn ich irgendwann mal merken sollte, unabhängig von meinem Alter, das es ohne fremde Hilfe nicht mehr geht, dann beschließe ich selber zu sterben. Schön in Ruhe und das war`s.


Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendjemand meint, es geht nichts mehr, die Pflegekosten sind zu hoch.
Ja und das das wird nicht mehr lange dauern.

Ich habe oft den Eindruck, dass in den letzten Jahren das Sterben geradezu "schick" geworden ist (natürlich nur bei den Menschen, die nicht unmittelbar betroffen sind, bei den Betroffenen selbst sieht das ganz anders aus).

Wenn es wirklich zu so einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel kommen sollte (und ich befürchte, der hat schon angefangen), dann wird die Sichtweise der einzelnen sich komplett ändern (aber dann kann man schlecht zurückrudern).

Wir dürfen über unseren Hund entscheiden. Aber nicht über uns selbst! Bei Pille und Abtreibung, ist auch alles gesetzlich geregelt. Hintergrund liegt irgendwie immer nur bei der Kirche und dem ganzen Glaubenskram.

Soviel zum freien Willen des Menschen...


Doch, wir dürfen entscheiden. Zum Entscheiden gehört aber auch Gottvertrauen dazu.

Hoffentlich ändert sich endlich die Sichtweise des Einzelnen zum Guten hin.

Ich bin mir sicher, dass die, die extrem leiden und bei denen gar keine Hoffnung mehr besteht, einen Weg finden.
Schwieriger wird es, wenn diese Menschen nicht mehr bei Bewußtsein sind.

Die wesentlich größere Gefahr sehe ich darin, welche Operationen, Medikamente noch bezahlt werden, in dem Sinne, dass sich das nicht mehr lohnt.
Mit viel Geld, viel Forschung und viel Enthusiasmus sind wir dahin gekommen, wo wir jetzt sind: die Lebenserwartung hat sich in den letzten hundertzwanzig Jahren mehr als verdreifacht (wenn man alle Zahlen einbezieht), es gibt viele Menschen über 80 und gar über 90, die ein autonomes Leben führen (das war vor noch 40 Jahren nicht im Ansatz ausdenkbar).
Ich vermute, mit diesen Erfolgen hat damals noch niemand gerechnet, allerdings auch nicht mit den Kosten (die Rente mit 65 wurde eingeführt, als die wenigsten überhaupt 65 wurden, jetzt leben sie mitunter 30 Jahre lang von der Rente).

Die Pflegekosten sind allerdings so immens, dass kein Normalverdiener dafür allein aufkommen kann und selbst die Reicheren schaffen es nicht auf Dauer.
Kaum ein Elternteil wird lange zusehen wollen, wie sich die Kinder völlig (finanziell und körperlich sowie sozial) verausgaben, um irgendwie die Pflege gewährleisten zu können ... .

Was liegt da näher als eine leichte, schnelle Lösung (sry, ich werde zynisch).

Das einzige, was sich lohnt, sind die Milliardeneinnahmen der Pharmaindustrie.
So, habe fertig.
 
Der Mann meiner Freundin hatte Krebs. Zuerst als geheilt entlassen, ein halbes Jahr später kam er wieder und war nicht mehr therapierbar.
Trotz Morphium, das sicher zu gering eingesetzt wurde, hat er vor Schmerzen geschrieen. Auch auf der Palliativ hatte er emorme Schmerzen. Ich dachte mir damals, warum kann man nicht den goldenen Schuss setzen? Die 3 Wochen, die er noch gelebt hat, waren extrem grausam, für alle Beteiligen.
Für mich will ich haben, daß bei Aussichtslosigkeit das Leben sanft beendet wird.
Was macht es, ob ich einen Monat früher sterbe?
 
Der Mann meiner Freundin hatte Krebs. Zuerst als geheilt entlassen, ein halbes Jahr später kam er wieder und war nicht mehr therapierbar.
Trotz Morphium, das sicher zu gering eingesetzt wurde, hat er vor Schmerzen geschrieen. Auch auf der Palliativ hatte er emorme Schmerzen. Ich dachte mir damals, warum kann man nicht den goldenen Schuss setzen? Die 3 Wochen, die er noch gelebt hat, waren extrem grausam, für alle Beteiligen.
Für mich will ich haben, daß bei Aussichtslosigkeit das Leben sanft beendet wird.
Was macht es, ob ich einen Monat früher sterbe?
ich glaub ich kenn die Gedanken deiner Freundin

mein Pap`s hatte Lungenkrebs
nach dem man ihm die Magensonde zur künstlichen Ernährung entfernt hatte, begann sein qualvolles sterben und wir mussten hilflos zusehen.
mal davon abgesehen das er verhungert und verdurstet ist, weil man ihm weder Nahrung noch Flüssigkeit zuführen konnte, hat er sich jeden Atemzug erkämpft, die Atemaussetzer und die Geräusche die er beim Luftholen gemacht hat verfolgen einen noch Monate hinterher.
Das war kein schöner Tod, das war grausam
er hat 5 Tage gekämpft und gelitten, bevor er erlöst wurde
man hätte dieses leiden beenden können, aber nein es ist ja verboten
was hat das mit Menschenwürde zu tun ???
 
Jede Minute Leben ist wertvoll (tot ist man lange genug und niemand hat das Recht, jemandem das zu nehmen).
... ich habe noch nie jemanden erlebt, der IN DER Situation nicht bis zum Schluss gekämpft hat).
Sicherlich kann jede Minute in unserem Leben kostbar sein, es gibt aber nun einmal auch Situationen, in der es zur Last wird. Mag auch sein, dass Du noch nicht erlebt hast – wie sich ein Sterbender nichts sehnlichster wünscht, als seinen Tod.

Erst vor einigen Monaten ist meine betagte Mutter gestorben und da habe ich nichts von einem Kampf um jeden Preis erlebt. Sie hatte sich angesichts des Unvermeidlichen einfach zum Sterben entschlossen und sich jeglicher Nahrungsaufnahme verweigert. Letztlich ist sie dann nach ein paar Tagen ganz friedlich eingeschlafen.

Die Menschen haben so unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Tod, warum ist es dann für manche so schwierig, das einfach nur zu akzeptieren. Es geht ja nicht darum, dass nun jeder durch eine aktive Sterbehilfe sterben muss, es sollte aber jedem dieser Weg offenstehen.

So wie jeder ein Recht zum Leben hat, so sollte auch jeder ein Recht zum Sterben haben. Mancher würde den Freitod am liebsten unter Strafe stellen, was ja dann in der Vergangenheit praktiziert wurde, indem den Betroffenen ein Begräbnis auf dem Friedhof verweigert wurde.

Dass mit dem Tod Geschäfte gemacht werden, lässt sich auch nicht mit dem Verbot der aktiven Sterbehilfe verhindern. Ich erinnere dazu an die enormen Beerdigungs-Kosten, die mit einer regelrechten Sterbeindustrie verbunden sind. Die augenblicklichen Kosten der aktiven Sterbehilfe entstehen ja erst durch das Verbot bzw. einer Reglementierung.

Jetzt zu glauben, dass mit der Lockerung des Gesetzes zur aktiven Sterbehilfe nun ein Boom einsetzen würde, halte ich für sehr zweifelhaft. Und selbst wenn, dann hat der Staat nicht das Recht über mein Leben zu bestimmen – denn wir sollten neben der Todesstrafe endlich auch einmal die letzten Relikte der Leibeigenschaft anschaffen.


Merlin
 
Sicherlich kann jede Minute in unserem Leben kostbar sein, es gibt aber nun einmal auch Situationen, in der es zur Last wird. Mag auch sein, dass Du noch nicht erlebt hast – wie sich ein Sterbender nichts sehnlichster wünscht, als seinen Tod.

Erst vor einigen Monaten ist meine betagte Mutter gestorben und da habe ich nichts von einem Kampf um jeden Preis erlebt. Sie hatte sich angesichts des Unvermeidlichen einfach zum Sterben entschlossen und sich jeglicher Nahrungsaufnahme verweigert. Letztlich ist sie dann nach ein paar Tagen ganz friedlich eingeschlafen.

Die Menschen haben so unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Tod, warum ist es dann für manche so schwierig, das einfach nur zu akzeptieren. Es geht ja nicht darum, dass nun jeder durch eine aktive Sterbehilfe sterben muss, es sollte aber jedem dieser Weg offenstehen.

So wie jeder ein Recht zum Leben hat, so sollte auch jeder ein Recht zum Sterben haben. Mancher würde den Freitod am liebsten unter Strafe stellen, was ja dann in der Vergangenheit praktiziert wurde, indem den Betroffenen ein Begräbnis auf dem Friedhof verweigert wurde.

Dass mit dem Tod Geschäfte gemacht werden, lässt sich auch nicht mit dem Verbot der aktiven Sterbehilfe verhindern. Ich erinnere dazu an die enormen Beerdigungs-Kosten, die mit einer regelrechten Sterbeindustrie verbunden sind. Die augenblicklichen Kosten der aktiven Sterbehilfe entstehen ja erst durch das Verbot bzw. einer Reglementierung.

Jetzt zu glauben, dass mit der Lockerung des Gesetzes zur aktiven Sterbehilfe nun ein Boom einsetzen würde, halte ich für sehr zweifelhaft. Und selbst wenn, dann hat der Staat nicht das Recht über mein Leben zu bestimmen – denn wir sollten neben der Todesstrafe endlich auch einmal die letzten Relikte der Leibeigenschaft anschaffen.


Merlin
Ich kenne die genauen Umstände des Todes deiner Mutter nicht, kann deshalb auch keine Position beziehen.

Mein Vater war vor vielen Jahren sehr krank - Ileus durch Darmkrebs, Notoperation, Koma, immer wieder Reanimationen.
Alle (!) Werte waren mit dem Leben nicht mehr vereinbar, das war mir selbst klar (ich hatte grad die Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und angefangen zu studieren - das war der abolute Glücksfall, ich hatte Zeit und man nahm mich im Krankenhaus ernst).
Die Ärzte sagten mir ganz klar, wenn er wie durch ein Wunder überleben würde, dann nur schwerstbehindert (ein kompletter Pflegefall).
Nun, er überlebte - ohne jegliche Einschränkung 12 Jahre lang und starb dann an etwas völlig anderem.

Es gibt viele ähnliche Fälle, wo man meiner Meinung nach viel mehr versuchen kann/ sollte als man tut.
Der erste Blick ist doch der aufs Alter des Patienten und auf das Krankheitsbild und der Blick aufs Alter wird leider immer ausschlaggebender.

Wenn wirklich Krebs im gesicherten Endstadium vorliegt mit unbeschreiblichen Schmerzen (wie weiter oben beschrieben) kenne ich es nur so, dass u.a. eine Morphiumpumpe eingesetzt wird, die der Patient selbst einstellen kann. Mit anderen Worten, kann er auch damit seinen Tod herbeiführen. Allerdings habe ich erst ein einziges Mal den Fall erlebt, dass das ein Patient (wahrscheinlich) auch tat.
Dass jemand tage- oder wochenlang gegen seinen Willen unbeschreibliche Schmerzen hat, kenne ich nicht - ich kenne nur die Menschen, die kämpfen wollen, die Dosiserhöhungen ablehnen, weil sie damit in ständigem Dämmerzustand sind und nichts mehr mitbekommen.
Es gibt (meines Wissens nach) leider noch keine Medikamente, die den Schmerz vollkommen nehmen und komplette geistige Klarheit erhalten.

Meine große Sorge ist, wenn es kein Gesetz und keine entsprechende Kultur gäbe, viele Schwerstkranke ihrem Tod zustimmen - aus Kostengründen und um niemandem zur Last zu fallen - ein Horrorszenario!
 
deswegen ist es auch gut das Ethik immer noch in der Ausbildung zum Mediziner einer Rolle spielt, das führt halt leider dazu dass Fragen wie Sterbehilfe nicht so einfach zu beantworten sind, aber auf der anderen Seite führt es glücklicherweise dazu das Fragen wie die Sterbehilfe nicht so einfach zu beantworten sind. Moral wäre an der Stelle ein Mordinstrument.
 
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Liebe Ireland,

meine Sorge ist es, dass den Menschen eine Moral aufgezwungen wird, die sie eigentlich nicht teilen möchten. Du möchtest Kriterien für ihren Tod festlegen, obwohl das damit verbundene Leid nicht von dir getragen werden muss, sondern von dem Sterbenden selbst. Warum sollte die Barmherzigkeit beim Menschen außer Kraft gesetzt werden, wenn er darum bittet?

Was mich an der ganzen Diskussion im Bundestag zu diesem Thema beruhigt: Der überwiegende Teil der Parlamentarier hat quer durch alle Parteien die Notwendigkeit einer Gesetzesänderung erkannt.

Merlin
 
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