JimmyVoice
Sehr aktives Mitglied
Gute Frage. Tatsächlich, warum sollte man es nicht tun?
Weil wir nicht unser Körper sind, sondern unser Geist. Und der Geist ist niemals tot oder behindert. Der Geist liegt nie im Bett und wartet auf den Tod. Denk nur an den Stephen Hawking: er ist auch bewegungslos und hoffnunfslos an sein Rollstuhl gefesselt, aber wartet er nur resigniert auf seinen Tod? Nein. Es nutzt die kleinsten Möglichkeiten, die ihm zu Verfügungn stehen, um mit der Welt zu kommunizieren. Sein Geist arbeitet und erforscht die Welt, und seine Erkenntnisse verändern unser Weltbild.
Natürlich sind nicht alle Patienten diesem genialen Menschen gleich, aber alle haben einen Geist. Wenn jemand im Bett liegt und auf den Tod wartet, dann ist sein Problem nicht seine Krankheit. Sein Problem ist die Unlust, zu leben und zu agieren. Höchstwahrscheinlich ist es sogar die Entscheidung, nicht leben zu wollen, was die Krankheit verursacht hat. Diese Menschen kommen mit bestimmten Begebenheiten im Leben nicht zurecht und weigern sich, umzudenken und einen Sinn im Leben zu sehen. Der Tod ist nicht die Lösung für sie.
Na ja, OK, man liegt wie blöde da und wartet voller Trotz oder Verbitterung auf den Tod, weil die Welt nicht so ist, wie man es gerne in seiner Verblendung hätte. Irgendwann kommt der Tod und man stirbt. Meinst du, dann geht es einem besser? Weit gefehlt! Gerade da fangen die ganzen seelischen Schmerzen an, weil man ein ganzes schönes Leben verpasst hat und absolut umsonst sich selbst gequält hat.
Wenn jemandem etwas passiert, ob gutes oder schlechtes, muss man immer daran denken, dass man es selbst verursacht hat, egal ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Wenn man also ein Lebensabschnitt im Bett bewegungslos und "vegetierend" verbringt, dann hat man sich das selbst angetan. Die Frage sollte nicht "warum" lauten, sondern "wozu". Wozu tut man sich sowas an? Das ist die Frage, die sich jeder stellen sollte, besonders diejenigen, die bei dir auf der Station liegen und vor sich hin leiden. Sie brauchen nicht zu leiden. Sie müssen nur umdenken und anfangen, wie der Hawking, jede auch noch so kleine Möglichkeit zu nutzen, um zu leben. Weil sie noch Unerledigtes haben, wenn sie noch nicht tot sind. Sie sollten anfangen, das zu erledigen, weil das wichtig ist, weil sie nur deswegen da sind. Es kann erscheinen, dass man dank Geräten und Medikamenten am Leben ist, aber so ist es nicht. Sobald man mit dem Leben wirklich fertig ist, können einen keine Medikamente und keine schlauen Verfahren mehr hier halten.
Für alle, die Beihilfe zum Tod befürworten, gilt dasselbe. Wer Mitleid mit den Leidenden hat, der hat dasselbe Problem: er sieht das Leben nicht so, wie es ist und findet es nicht gut. Man sieht keinen Weg, die Welt zu verändern, findet es gut, wenn jemand die gleiche Haltung hat und weigert sich irdendwann schliesslich zu leben.
"Nur ein Tor kann meinen, dass der Tod ihn von der Ewigkeit bewahren kann " sagte Sri Aurobindo, ein indischer Mystiker und Yogin. Besser kann man das nicht ausdrucken. Von sich selbst kann man nicht weg laufen, nicht mal in den Tod.
Viel interessanter finde ich die Frage, was du an Deinem Arbeitsplatz machst und wie du dazu stehst. Es ist nämlich für deine Patienten wichtig, mit welchen Menschen mit welchen Vibrationen sie täglich zu tun haben. Täusche dich bitte nicht, indem du denkst, dass sie dich nicht wahrnehmen. Das tun sie und sie kennen dich gut. So wie du mit ihnen umgehst und was du zu ihnen sagst, hat für sie eine große Bedeutung, viel größere, als für die Menschen draußen. Die Eingesperrten haben wenig Umgang und sie kosten jeden Augenblick aus, den du (und andere Pfleger) ihnen schenkst (selbst wenn es nicht so aussieht). Alles, was sie selbst tun und sagen, sehen sie in Relation zu eurer Reaktion darauf. Eure Ansichten und verbalen Ausdrucke werden ihre künftigen Leben beeinflussen.
Sei also bewusst und wachsam, wenn du auf Arbeit bist, und überprüfe deine eigenen Ansichten dem Leben gegenüber, um deinen Patienten nicht mit dem Mitleid und zusäzlichen Verbitterung nicht zu schaden.
Kann ich unterschreiben.
Anstatt zu bedauern, das man für den "Patienten" nichts tun kann und man keine zeit hat, dann kann man denjenigen wenigstens anlächeln und einfach in dem kleinen Moment, den man hat, denjenigen anlächeln.
Ich denke, viele PflegerInnen haben verlernt zu lächeln.
Ein Lächeln, ein freundliches Wort, kann soviel bewirken