Sterbehilfe

Ich weiß, ich spreche hier ein sehr umstrittendes Thema an. Da gehen die Meinungen weit auseinander. Ich würde es interessant finden sie zu hören.
Ich komme aus der Altenpflege, dort sehe ich oft Menschen die 10 Jahre und wenn nicht länger, im Bett vor sich hin vegetieren.
Da kann man eigentlich erst mal nur geschockt sein. Warum werden denn diese Menschen nicht täglich aus dem Bett geholt und in einem dafür geeigneten Pflegestuhl in den Gemeinschaftsraum o.ä. gefahren? Es gibt ja nun wirklich ganz wenige Gründe, warum jemand im Bett liegen sollte, egal wie alt er ist. Die Leute lassen sich schließlich professionell pflegen bzw. bezahlt die Pflegekasse dem Heim soviel Geld, damit alte Menschen nicht im Bett dahinvegetieren. So war das in den 80ern zwar noch flächendeckend, aber heute??? Wo wohnst denn Du, in welchem Land?

Häufiger haben wir Bewohner, die durch absolute Nahrungsveweigerung hoffen, daß sie sterben. Wir sind dann verpflichtet (es sei den sie haben eine Patientenverfügung) sie zwangszuernähren.
Nochmal: wo wohnst Du? Was habt Ihr für eine Art, mit diesen Problemen umzugehen? Warum verweigern diese Menschen (bei Euch) die Nahrung und wollen (bei Euch) nicht mehr leben? Es hört sich für mich so an, als ob Du und Deine Kolleginnen Euch eher als Pflegemaschinen betrachtet als als Menschen. Ich behaupte mal, daß man die Nahrung eher nicht verweigert, wenn man nicht im Bett liegen gelassen wird und als normaler Mensch behandelt wird.

Wenn sich jemand der wirklich ohne Hoffnung auf Genesung totgeweiht ist und selber nicht mehr körperlich dazu in der Lage ist, bei vollem Bewusstsein den vorzeitigen Tot herbei wünscht, warum sollte man ihn dabei nicht unterstützen?
Weil es zum Einen die Umstände des Lebens sind, die den chronisch Kranken (das ist ja bei der Multimorbidität im Alter der Fall) dazu bewegen, sein Leben verlassen zu wollen. Zum Anderen ist es oft eine Depression, die da wirkt, und wenn diese Depression erfolgreich behandelt wird, dann geht der Todeswunsch auch gerne mal wieder weg.
Klar, wenn man in einem Altenheim ist, in dem man im Bett liegen gelassen wird und wo Essen und Trinken keinen Spaß macht, weil jeder alleine in seinem Zimmerchen vor sich hinmümmeln muß - am Ende noch Essen im Bett? Herrje... - dann muß man sich über den Wunsch des Bewohners, diese Szenerie zu verlassen, nicht wundern.

Zur fehlende Möglichkeit zur Genesung: wenn ich richtig orientiert bin, dann ist Altenpflege ein nichtärztlicher Heilberuf. Wenigestens in Deutschland ist das wohl so. Ich gebe gerne zu, daß ich durch Altenheime gehe und mich frage: warum ist Altenpflege ein Heilberuf? Was ist da wann warum Heilung in diesen Häusern? Wo wird das sichtbar, dieses Heilberuf-Sein?

Wozu ist der Mensch in einer Pflegeeinrichtung, wenn er dann im Bett liegen gelassen wird? Da könnte er auch zuhause bleiben. Pflege ist ja nicht waschen und betten und Essengeben, das sind doch eigentlich nur die selbstverständlichen Notwendigkeiten.

hargh, bei mir macht sich immer Sprachlosigkeit breit, wenn ich so etwas lese/höre. Ich würde Dir, Narumisa, raten, die Umstände, in denen Du dich da am Arbeitsplatz befindest, sehr in Frage zu stellen. Schlag doch mal eine Fortbildung vor zum Thema Sterbebegleitung im Alter. Auch das Internet gibt jede Menge Anhaltspunkte zu diesem Thema, z.B. warum es im Alter zur Nahrungsverweigerung kommt und was man dagegen tun kann.

guck, wenn jetzt da z.B. ein Mensch mit Demenz ist, an dem man rumzerrt und bei dem man laufend versucht ihm etwas zu entlocken, was er nun mal nicht mehr kann. Dieser Mensch ist laufend Kritik ausgesetzt. Herr Müller tuen Sie nicht dies, Frau Müller lassen Sie das. Weißt Du, wenn es so geht, dann würde ich auch als erwachsener Mensch keinen Bock mehr haben, mich von den Hühnern da im Altenheim bevormunden zu lassen. Und dann würde ich auch "die Klappe halten". Bis hin zum Essen.

Dagegen gibt es Orte zum Wohnen, wo der Mensch mit Demenz der Mittelpunkt des Geschehens ist und nicht die Schwester mit ihren Verhaltensregeln. Wo Aktivierung stattfindet dort, wo sie auch ankommt. Und wo nicht laufend versucht wird, Menschen pflegbar zu machen und sie zu begrenzen. Da sind lachende Gesichter, bei Pflegenden und bei der Bewohnerschar, und keiner liegt im Bett.

Wetten, daß bei Euch Frühstück um 8 Uhr ist, Mittagessen um 12 und Abendessen um 17:30 Uhr? Zwischen dem Abendessen und dem Frühstück liegen wieviele Stunden? Bitte selber mal ausrechnen und sich die Frage stellen, ob das den Bewohnern Spaß macht. Und wie ich das kenne geht es spätestens nach dem Abendbrot reihenweise ab in's Bett. Die Erste liegt mit Sicherheit um 18:30 Uhr schon in der Koje. Und darf dann bis zum nächsten Morgen um 8:30 Uhr da liegen bleiben. Bitte mal hinein versetzen und sich fragen, ob man so leben will. Thema "Pflegequalität".

Wenn die alten Leute in Deinem Altenheim ein normales Leben führen könnten, so wie sie es zuhause auch täten, dann hätten sie wohl kaum die Symptomatik sterben und nicht essen zu wollen, Schätzeken. Mach Dir da mal nix vor.

:kiss4:
 
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Hallo Trixi Maus!

Mich interessiert woher du dein Wissen hast!?

Arbeitest du selbst in diesem Bereich und noch dazu in einem Haus, in dem es tatsächlich so zu geht, wie uns Qualitätsmanagement und Politik weismachen wollen?

Mathias
 
Ja und?

Was willst du jetzt sagen?
Unwissend und unerfahren was den Tod angeht ist wohl jedes Ego!

Man muss ja nicht so viele Worte machen wie ich, aber ich brauche es schon deutlicher!:D

Danke

LG,

Mathias
Nun durch gut 23 Jahren Beschäftigung mit dem Thema und mit Wissen und Erfahrung, u.a. durch meine Hospiztätigkeit, hab ich keine Angst mehr. Das Bild vom Sterben und vom Tod, wandelt sich durch Erfahrung und Wissen vom Sterbeprozeß..
 
Obgleich mich nun einige steinigen werden :

Ja, ich bin dafür.

Weil es kann mich auch einmal treffen, und wenn ich wählen kann, zwischen einen Leben mit Schmerzen, unbarmherzig und trostlos, nie mehr die Chance auf Genesung, ja, dann würd ich den Tod und den Frieden wählen.

Ich habe es bei meiner Tante mit bekommen, dahin vegetiert ist Sie, 11 Arten von Krebs hatte Sie, Ihr Körper zerfressen von Metasthasen ( ich hoffe das ich das richtige schreibe! ), und vorallem wollte Sie nur eines : Ruhe, Frieden und keine Schmerzen mehr.8 Jahre lang musste Sie das ganze erdulden, und dann endlich kam die Erlösung.Aber auch Sie sagte, wenn Sie nur könnte, wenn Sie nur endlich sterben könnte.

Also ja, ich persönlich würde auf jeden Fall Sterbehilfe annehmen.

Natürlich würde ich vorher alles versuchen, und nicht gleich auf geben, aber, wenn es wirklich und damit meine ich wirklich keine Chance mehr auf Genesung geben würde, dann finde ich, das jeder Mensch das Recht haben sollte, um selbst zu entscheiden.

Lg taimie
 
Ich habe gerade eben erfahren, dass mein Opa wohl doch keine Kur mehr machen wird oder das man versucht ihn wieder aufzupäppeln... die Ärzte wollen ihn Medikamente geben die sein Sterben erleichtern sollen... klingt schon hart irgendwie... ich habe bisher noch nie bewusst den Tod eines Familienmitglieds erleben dürfen (nicht mal den Tod meines Vaters, da ich damals zu jung gewesen war)... ich habe meinen Opa letzte Woche Sonntag noch gesehen und war darüber geschockt gewesen, wie ein 55 Jähriger schon so uralt aussehen und wirken kann wie kurz vorm Sterben... und so wie ich es rausgehört habe, wartet er nur noch darauf dass es endlich zu Ende ist.

Sterbehilfe ist schon okey, wenn es die Person wirklich möchte (weil es keine Chance mehr gibt jemanden das Leben so zu erhalten, dass er noch ein Schönes restliches Leben leben kann), finde ich...

Liebe Grüße,
von der etwas wehmütigen und nachdenklichen Chirra...
 
Hallo Trixi Maus!

Mich interessiert woher du dein Wissen hast!?
Aus eigener beruflicher Erfahrung. Ich habe selber mehrmals oder sagen wir besser viele Male miterlebt, was der Unterschied ist zwischen dieser Pflege, wie sie da beschrieben und erlebt wird, und der existierenden Alternative. Man muß es halt selber ändern, als Pflegepersonal, durch Weiterbildung will ich mal sagen, ansonsten ändert es sich natürlich auch nicht.

Aber weißt Du, es ist in Deutschland ja z.B. erst seit Anfang der Neunziger nach dem Abschluß einer vom BMG geförderten Untersuchung und der Erarbeitung einer sich um Ganzheitlichkeit bemühenden Pflegetheorie so, daß überhaupt Wege gesucht werden, Qualität auch in der Altenpflege zu verbessern. Und die Altenpflegerinnen müssen jetzt erst mal lernen, systemisch zu denken, geplant vorzugehen, zu evaluieren was sie tuen und warum. Und es gibt wirklich nur ganz wenige Gründe, jemanden im Bett liegen zu lassen. Die kann man in einem Heimbetrieb an zwei Händen abzählen, nehme ich an, ohne das jetzt im Einzelnen aufzuzählen. Wenn man denn überhaupt zwei Hände dafür braucht.

Und Nahrungsverweigerung kommt nicht von ungefähr. Wir reden hier ja nicht von Menschen, die freien Willens entscheiden und artikulieren können: "ich entscheide zu sterben, indem ich nichts mehr esse". Sondern das reale Bild sind ja Menschen, die sich gegen das Weiterleben unter diesen Umständen wehren und nicht etwa aus freien Stücken aus dem Leben gehen möchten.

Da hilft auch nix außer Weiterbildung, verstehste? Damit man innendrin unterscheiden kann was man sieht und was realexistierend der Grund dafür ist. Beispiel: man sieht, daß das Wenden im Bett einen Dekubitus verhindern kann, vergißt aber über diese aufregende Erkenntnis, daß eine Mobilisation aus dem Bett heraus eine noch viel bessere Prophylaxe bedeutet. Und nur in ganz wenigen Fällen ist das nicht möglich bzw. angezeigt.

Das Problem, das der Pflegeberuf im Moment noch hat ist ja das mit der sogenannten Erfahrungsbildung. Man hat Erfahrung, daß dies und jenes geht und solches nicht. Und genau aus diesem Grund gibt es mittlerweile die sogenannte Pflegewissenschaft, verstehste? Die hat sich ab der Mitte des letzten Jahrhhunderts entwickelt, in Deutschland hat es erst in den Achtzigern begonnen. Pflege war pfui, das wollte man lieber nicht wissenschaftlich betrachten und die Schwester mit ihrer rosigen Haut und ihrem wogenden Busen sollte brav dem grossen weißen Manitou Il Doktore unterstellt sein.

Und jetzt ist doch tatsächlich der Ärzteschaft bis auf ein bißchen Mitarbeit in der Gestaltung der Pflege und bis auf die übliche interdisziplininäre Zusammenarbeit die Macht über das schwesterliche Haupt abhanden gekommen. Die Schwester hat über die Jahre dann nämlich doch selber angefangen, zu denken. Und hat eine Theorie erdacht. Und siehe da: Recht hatte sie. Denn es erhöhte sich die Qualität dort, wo die Theorie angewendet wurde und dort, wo sie nicht angewendet wurde, war die Qualität weiterhin schlecht.

Und also ging Rapunzel in's Land und verkündete allen Menschen: "Hurra, hurra, ich bin der MDK. Ich bringe schöne Gaben Dir, ich prüf Dich, komm und tanz mit mir." Und mit aufgesetzter Miene spricht der Herr vom Altenheimgericht: "Ich Amtsmann sage mit Verdruß, dies Altenheim, das hat jetzt Schluß. Denn dort sind Menschen nicht versorgt und wenn der Herr Direktor dort nicht in der Lage ist zu führen, dann weisen wir ihn vor die Türen." Und ergo kam es auf dem Markte dann, wozu es immer kommen kann: der Herr Schmitz von Gegenüber macht in's Altenheim hinüber. Und ist der neue Chef jetzt dort, macht einen neuen Altenhort. Dann klingelt's an der Türe: "Hurra, hurra, ich bin der MDK. Ich bringe schöne Gaben Dir, ich prüf Dich, komm und tanz mit mir." Und mit aufgesetzter Miene spricht der Herr vom Altenheimgericht: "Ich Amtsmann sage mit Verdruß, dies Altenheim, das hat jetzt Schluß. Denn dort sind Menschen nicht versorgt und wenn der Herr Direktor dort nicht in der Lage ist zu führen, dann weisen wir ihn vor die Türen." Und ergo kam es auf dem Markte dann, wozu es immer kommen kann: der Herr Grau von Gegenüber macht in's Altenheim hinüber. Und ist der neue Chef jetzt dort, macht einen neuen Altenhort. Dann klingelt's an der Türe: "Hurra, hurra, ich bin der MDK.....

Es gibt aber halt auch andere. Soviel die sonnenscheinende Nachricht.
 
Sterbehilfe ist schon okey, wenn es die Person wirklich möchte (weil es keine Chance mehr gibt jemanden das Leben so zu erhalten, dass er noch ein Schönes restliches Leben leben kann), finde ich...
QUOTE]

Ich glaube auch, dass das Thema sehr komplex, vermutlich sogar polivalent ist.
Entscheidend scheint mir dabei die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Unsere Erfahrung lehrt uns, dass das Leben immer auch Leid bedeutet.
Kann es nicht sein, dass das Leid nicht nur zum Leben dazugehört, sonder sogar einen Sinn haben kann (im Einzelfall sicher unterschiedlich, aber wer wagt das zu entscheiden?).
Kann es nicht sein, dass es dem Menschen durch Leiden erleichtert wird, den Sinn seines Lebens eher zu verstehen.
Kann es nicht sein, dass Leiden so etwas wie eine "passive Läuterung" bewirkt, auch bei Menschen die nicht mehr klar denken können.
Ich kann mir vorstellen, dass Selbstmord und auch die Hilfe dazu, von der "Vorsehung" deshalb übel genommen wird, weil es so etwas wie ein Aufbegehren ist.
In meiner hp gibt es dazu ein Kapitel.
Würde mich über kritische Kommentare freuen.
lG
 
Mal zum Thema: ich denke man muß unterscheiden:

a) Beihilfe zum Suizid
b) Sterbehilfe, das ist Hilfe beim Sterben und nicht Hilfe zu sterben.

Wenn also ein Mensch im Sterben liegt, dann leistet man sogenannte Sterbehilfe. Zum Beispiel durch die Gabe von Medikamenten, welche dem Sterben zutrüglich sind, gerade auf längere Zeit gegeben und in Dosen, die Schmerzen ausschließen. (was ohne Zweifel heute möglich ist in jedem einzelnen Fall der da ist. Man muß nur leider noch immer dahin gehen, wo man das auch weiß und es sind noch immer zu wenige Stellen.)

Etwas Anderes als Sterbehilfe ist, den Tod herbei zu führen. Das müßte man begrifflich trennen- die Medien tuen das leider oftmals nicht korrekt. Und die meisten Menschen, die sich dazu äussern, trennen das leider ebenfalls sprachlich nicht sauber. Sterbehilfe ist also ein Akt der Nächstenliebe und geschieht, um Schmerzen in der Sterbephase zu vermeiden. Es wird dabei aber nicht vorsätzlich der Tod herbei geführt. Es wird lediglich in Kauf genommen, daß er ggf. früher eintritt. Der Nutzen ist ein Tod ohne sichtbare Qualen.


Eine vollkommen andere Diskussion ist, chronisch kranken Menschen, die keine Aussicht auf Heilung haben, eine Selbsttötung zu ermöglichen. Selbsttötung ist da der richtige Begriff, der das beschreibt. Man gibt zum Beispiel jemandem ein Gift in die Hand, das er dann selber einnehmen kann.

Man sieht: das ist eine vollkommen andere Situation als die Sterbehilfe. Ganz ganz dusselig ist der von den Medien geprägte Begriff der "aktiven" Sterbehilfe: es ist Hilfe zur Selbsttötung und keine Sterbehilfe. Die ganze Sterbehilfe-Bewegung kommt in Verruf, weil Selbsttötung in diesem Wort "Sterbehilfe" laufend mit der eigentlichen Sterbehilfe verwechselt wird.

Man muß das begrifflich einfach klar haben. Wenn man ein Gift einnimmt, dann hilft man sich nicht beim Sterben, sondern man beendet das eigene Leben vorzeitig. Das ist eine ganz andere Situation. Sie entsteht meist, weil keine Lebensqualität mehr empfunden werden kann, es entsteht dann ein sogenannter Todeswunsch.

Es ist eben eine ethisch-moralische Frage, ob man im eigenen Leben dem Wunsch nach dem eigenen Tod nachkommen darf oder sollte oder lieber nicht. Ich persönlich bin der Meinung, daß man das nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantworten kann und daß es ein interdisziplinäres Team sein sollte, daß sich mit viel Erfahrung dieser Menschen annimmt, die sich selber töten möchten.

Wenn es in einem Gesundheitssystem so ein Angebot gibt, dann sollte das m.E. höchstschwellig sein, ähnlich wie eine Transsex-OP. Das heißt verbunden mit vielen vielen Fragen, die der Einzelne beantworten muß. Und dann sollte auf eine wissenschaftliche Weise festgestellt werden, daß der Mensch sich töten darf. Anders geht das nicht, es muß also ein wissenschaftliches Instrument zur Objektivierung von Todeswünschen her. Einfach so: "ich Gott in weiß befinde diesen Patienten für schuldig, er entzieht sich meiner Heilkunst und daher begnadige ich ihn" - so geht es meines Erachtens nicht. Hier wird vielmehr der Richterberuf benötigt, der das wohl letztlich entscheiden muß.
 
STERBEHILFE -

Durch eine bestimmte Situation in meinem Leben habe ich viel über dieses Wort nachgedacht und irgendwie fehlt mir hier das Grundsätzliche bei dem Wort Sterbehilfe:

warum gibt es Gesetze die den Tod eines jeden Einzelnen regeln?
Wann darf man sterben?
Wie würdevoll muss man sterben?
Was ist eine Hilfe zum sterben?

Ist es nicht eher so, dass die Menschen generell Angst vor dem Sterben, dem Tod, haben und deshalb alles mögliche versuchen um sich selbst und andere davor zu schützen?

Aber ist diese Angst wirklich berechtigt?

Ist sterben so schlimm?

Es ist ein uraltes Problem, das der Mensch Angst vor dem Sterben hat:

"es könnte schmerzvoll sein",
"was kommt danach?",
"wenn nichts kommt was dann?" usw. ..........

Ich selber bin definitiv für Sterbehilfe, aber ich bin auch dafür, dass jeder Mensch das Recht hat gehen zu können wann immer es ihm beliebt.
 
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Wenn sich jemand der wirklich ohne Hoffnung auf Genesung totgeweiht ist und selber nicht mehr körperlich dazu in der Lage ist, bei vollem Bewusstsein den vorzeitigen Tot herbei wünscht, warum sollte man ihn dabei nicht unterstützen?

Gute Frage. Tatsächlich, warum sollte man es nicht tun?

Weil wir nicht unser Körper sind, sondern unser Geist. Und der Geist ist niemals tot oder behindert. Der Geist liegt nie im Bett und wartet auf den Tod. Denk nur an den Stephen Hawking: er ist auch bewegungslos und hoffnunfslos an sein Rollstuhl gefesselt, aber wartet er nur resigniert auf seinen Tod? Nein. Es nutzt die kleinsten Möglichkeiten, die ihm zu Verfügungn stehen, um mit der Welt zu kommunizieren. Sein Geist arbeitet und erforscht die Welt, und seine Erkenntnisse verändern unser Weltbild.
Natürlich sind nicht alle Patienten diesem genialen Menschen gleich, aber alle haben einen Geist. Wenn jemand im Bett liegt und auf den Tod wartet, dann ist sein Problem nicht seine Krankheit. Sein Problem ist die Unlust, zu leben und zu agieren. Höchstwahrscheinlich ist es sogar die Entscheidung, nicht leben zu wollen, was die Krankheit verursacht hat. Diese Menschen kommen mit bestimmten Begebenheiten im Leben nicht zurecht und weigern sich, umzudenken und einen Sinn im Leben zu sehen. Der Tod ist nicht die Lösung für sie.
Na ja, OK, man liegt wie blöde da und wartet voller Trotz oder Verbitterung auf den Tod, weil die Welt nicht so ist, wie man es gerne in seiner Verblendung hätte. Irgendwann kommt der Tod und man stirbt. Meinst du, dann geht es einem besser? Weit gefehlt! Gerade da fangen die ganzen seelischen Schmerzen an, weil man ein ganzes schönes Leben verpasst hat und absolut umsonst sich selbst gequält hat.

Wenn jemandem etwas passiert, ob gutes oder schlechtes, muss man immer daran denken, dass man es selbst verursacht hat, egal ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Wenn man also ein Lebensabschnitt im Bett bewegungslos und "vegetierend" verbringt, dann hat man sich das selbst angetan. Die Frage sollte nicht "warum" lauten, sondern "wozu". Wozu tut man sich sowas an? Das ist die Frage, die sich jeder stellen sollte, besonders diejenigen, die bei dir auf der Station liegen und vor sich hin leiden. Sie brauchen nicht zu leiden. Sie müssen nur umdenken und anfangen, wie der Hawking, jede auch noch so kleine Möglichkeit zu nutzen, um zu leben. Weil sie noch Unerledigtes haben, wenn sie noch nicht tot sind. Sie sollten anfangen, das zu erledigen, weil das wichtig ist, weil sie nur deswegen da sind. Es kann erscheinen, dass man dank Geräten und Medikamenten am Leben ist, aber so ist es nicht. Sobald man mit dem Leben wirklich fertig ist, können einen keine Medikamente und keine schlauen Verfahren mehr hier halten.

Für alle, die Beihilfe zum Tod befürworten, gilt dasselbe. Wer Mitleid mit den Leidenden hat, der hat dasselbe Problem: er sieht das Leben nicht so, wie es ist und findet es nicht gut. Man sieht keinen Weg, die Welt zu verändern, findet es gut, wenn jemand die gleiche Haltung hat und weigert sich irdendwann schliesslich zu leben.

"Nur ein Tor kann meinen, dass der Tod ihn von der Ewigkeit bewahren kann " sagte Sri Aurobindo, ein indischer Mystiker und Yogin. Besser kann man das nicht ausdrucken. Von sich selbst kann man nicht weg laufen, nicht mal in den Tod.

Viel interessanter finde ich die Frage, was du an Deinem Arbeitsplatz machst und wie du dazu stehst. Es ist nämlich für deine Patienten wichtig, mit welchen Menschen mit welchen Vibrationen sie täglich zu tun haben. Täusche dich bitte nicht, indem du denkst, dass sie dich nicht wahrnehmen. Das tun sie und sie kennen dich gut. So wie du mit ihnen umgehst und was du zu ihnen sagst, hat für sie eine große Bedeutung, viel größere, als für die Menschen draußen. Die Eingesperrten haben wenig Umgang und sie kosten jeden Augenblick aus, den du (und andere Pfleger) ihnen schenkst (selbst wenn es nicht so aussieht). Alles, was sie selbst tun und sagen, sehen sie in Relation zu eurer Reaktion darauf. Eure Ansichten und verbalen Ausdrucke werden ihre künftigen Leben beeinflussen.
Sei also bewusst und wachsam, wenn du auf Arbeit bist, und überprüfe deine eigenen Ansichten dem Leben gegenüber, um deinen Patienten nicht mit dem Mitleid und zusäzlichen Verbitterung nicht zu schaden.
 
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