Ich gebe zu ich habe nicht alle Beiträge gelesen und die meisten mehr überflogen!
Mal aus meiner Sicht:
Will euch mal was von meinem Vater erzählen!
Mein Vater war ein Mensch den ich immer als stark, selbstständig und selbstbestimmt lebend erlebt habe.
Mit 48 J. erlitt er innerhalb von 2 Tagen seine ersten 2 Herzinfarkte von insges. später 5!
Er überlebte sie alle und kämpfte für jeden Tag LEBEN!
Nach dem 5 Infarkt, das war 1990 unterzog er sich eine Bypass-OP, die an sich auch gut und problemlos verlief.
Nach wenigen Tagen hieß es mobilisieren, d.h. er durfte das erstemal einen kleinen Spaziergang machen, den er (mit meiner Mutter) auch sehr genoss.
Zurück im Zimmer setzte er sich aufs Bett und innerhalb von Sekunden war nichts mehr wie vorher.
Plötzlich schrie er das er nichts mehr sehen könnte und fiel gleich darauf in tiefe Bewusstlosigkeit.
Danach lag er auf der Intensuvstation, angeschlossen an Maschinen und Schläuche und als ich ihn so sah dachte auch ich das dies das Ende sei.
Nun es kam anders, entegen dem was die Ärzte sagten erholte sich mein Vater wieder!
Gut ein Auge blieb danach blind (räumliches sehen unmöglich), sprechen und richtig laufen lernen musste er erst wieder und es dauert lange bis er nicht mehr über eine Magensonde im Bauch mit Astronautennahrung ernährt werden musste.
Aber der Glaube, die Mühe und vor allem die Liebe meiner Mutter zu meinem Vater konnten scheinbar Berge versetzen - so wurden ihnen noch über 10 gemeinsame Jahre beschert!
Im Februar 2001 dann der Schock, Diagnose Lungenkrebs, inoperabel aufgrund der Position und auch des nicht gesunden Herzens.
Bis zum Sommer folgten 3 Chemos, dann hieß es von Seiten der Ärzte "Er braucht nun erstmal eine Pause"
Konkret hieß das "keine Hoffnung mehr"!
Mein Vater starb am 13. Dezember 2001 in den Armen meiner Mutter, im Kreise seiner Familie zu Hause!
In den letzten Tagen davor dachte ich auch manchesmal an Sterbehilfe, wenn ich ihn so daliegen sah!
Bis 4 Tage vor sienem Tod konnte man noch mit ihm sprechen, konnte er noch mit Hilfe zur Toilette gehn.
Ab da ging nichts mehr, oft hatte er ewiglange Atemaussetzer, stöhnte teils schon nicht mehr bei sich vor Schmerzen.
Er bekam hochdosiertes Morphium!
Solange wir sprechen konnten sprachen wir auch das Thema sterben an.
Nein niemals hätte er Sterbehilfe haben wollen, er meinte nur "Ich habe es doch leicht, ich gehe, ihr - vor allem eure Mutter - bleibt übrig und müsst damit weiterleben"!
Meine Mutter folgte ihm vor genau 2 Jahren!
In der Zeit zwischen dem Tod meines Vaters und ihrem Tod sprach sie niemals davon ihm "absichtlich" folgen zu wollen, sprach nie von dem Wunsch um Sterbehilfe oder Selbstmord!
Meine Mutter liebre meinen Vater unendlich, sie war nach seinem Tod niemals mehr wie zuvor - es war als ob man ihr ein Stück ihrer Seele genommen hatte und doch war sie (selber sehr krank) stets für jeden da, hatte ein offenes Ohr!
Sie starb am 1. Juli vor 2 Jahren, auf eine Intensivstation, an Maschinen und Schläuchen!
Bis heute komme ich nicht damit klar in den letzten Stunden und Minuten nicht bei ihr sein zu können, aber ich weiß sie hätte niemals gewollt das man ihr Sterbehilfe leistet!
Seit diesen Erlebnissen bin ich mir nicht mehr ganz sicher was Sterbehilfe meine Person betreffend angeht!
Mein Vater 1990 an Maschinen und Schläuchen und dann doch noch über 10 "geschenkte" Jahre!
Das gibt mir zu denken!
Die Ärzte hatten ihm keine großen Chancen eingeräumt, meine Mutter schon und sie hat gekämpft!
Wer will tatsächlich entscheiden wann es genug ist?
Wie will man - solange man nicht selbst an diesen Schläuchen hängt - wissen was man dann will und was gut ist?
Mal ganz abgesehen davon, neben dem persönlichen und vll. auch egoistischen Gefühl ob man das Leben denn so noch "aushält" gibt es auch noch liebende Menschen um einen herum!
Wer schuldet wem was?
Schulde ich - krank - meinen mich liebenden Menschen nicht das ich kämpfe und sie nicht einfach allein lasse?
Umgekehrt schulden die mich liebenden Menschen mir nicht mich (aus Liebe) gehen zu lassen, wenn ich gehen will bzw. das Leben nicht mehr ertrage?
Wenn mein Mann, in einer entsprechenden Situation, also hoffnungslos (wobei die Voraussagen der Ärzte nicht das Maß der Dinge sind) mich bitten sollte ihm diesne letzten Liebesdienst zu tun, dann werde ich es tun, ungeachtet meiner eigenen Befindlichkeiten!
Bei uns sehe ich da kein Problem!
Eine gesetzliche "Freigabe" sozusagen sehe ich allerdings sehr problematisch!
Wer will entscheiden ob sich Ehepartner, Kinder, Enkel sonstige Verwandte o.ä. sich nicht vielleicht nur einer lästigen Pflicht (Pflege) entledigen oder an ein Erbe kommen wollen?
Dazu ist diese Entscheidung zu entgültig!
Es ist ein heikles Thema und wohl per Gesetz nicht klar zu regeln!
Was im angesprochenen Fall (Kusch) passiert ist entzieht sich meines Verständnisses!
Nicht der Umstand das dieser Herr Kusch einer Frau die sterben wollte geholfen hat irritiert mich, sondern viel mehr der Umstand wie dieser Herr damit hausieren geht und diesen Film (und Fall) ganz offensichtlich für eigene (welche auch immer wirklich) Zwecke missbraucht!
Zumal Sterbehilfe und Hilfe zum Suizid, das eine hat mit dem andern nichts zu tun!
Also welche Motivation steckt bei diesem Herrn tatsächlich dahinter?