Ich möchte Euch ein wenig von meiner Geschichte erzählen.
Früher war ich ein überzeugter Atheist, jedoch nicht ohne der Leben zu hinterfragen. Dennoch ist es ein hartes Los, ein Atheist zu sein. Warum Leben wir?. Wozu das alles?. Sich nur den Genüssen hinzugeben, kann doch auch nichts erstrebenswertes sein.. Solche Gedanken hatte ich häufig. Mit dem Gedanken, dass alles sowieso irgendwann zu Ende geht und die Individualität vergeht wie eine Seifenblase konnte ich nicht glücklich werden. Während meinem Zivildienst erkannte ich, dass ich im Leben am meisten Sinn sehe, wenn ich anderen Helfen kann. Doch dann kam wieder das hinterfragen: Ich kann Freude an andere Menschen weitergeben, aber auch diese Menschen sterben irgendwann, auch sie können diese Freude weitergeben, aber war ist, wenn irgendwann die Menschheit ausstirbt? Wo sind dann all die ethischen Werte die wir geschaffen haben? Da ich nicht an unvergängliches glauben konnte, wurde ich sehr unglücklich. Da ich mich selbst als einen Kulturgeschädigten ansah, versuchte ich in anderen Kulturen einen Sinn für mein Leben zu finden. Als ich zum ersten Mal nach Indien kam, dachte ich, wenn ich leben würde wie die Inder, könnte ich meinem alten Ich entkommen und ein neues Ich annehmen. Was für eine Dummheit! Ich erlebte nicht nur noch mehr auf mich selbst zurückgeworfen und schließlich sah ich es ein, dass ich vor mir niemals fliehen kann. Es gab also nur noch einen Weg: sich selbst finden. Als ich zum zweiten Mal nach Indien ging, besuchte ich in Rishikesh am Rande des Himalaja zum ersten Mal einem Ashram. Mönche hatten mich schon immer beeindruckt, aber als Atheist hatte ich nie Kontakt zu ihnen. War ist es, war diese Menschen glücklich macht? Nun war ich bereit geworden meine Vorurteile abzulegen, einen Neuanfang zu wagen und mich den Lehren der Seele zu öffnen. Am Anfang war es jedoch eine solche Fülle von Meinungen und widersprüchlichen Wegen, dass ich etwas verwirrt war. Eines erschien mir jedoch am wichtigsten: ich möchte lieben lernen. Noch immer war ich nicht wirklich glücklich, aber ich redete mir zumindest ein, es zu sein und glaubte mir das, so machte ich mir das Leben erträglicher. Ich musste ein drittes Mal nach Indien kommen um zu Sai Baba kennen zu lernen. Ich hatte von ihm zuvor zwar schon einiges gutes sowie schlechtes gehört, aber ich hatte mich doch nie dazu überwinden können in seinen Ashram zu gehen. Nicht ohne Vorurteile gegen Ihn kam ich Ende Januar 93 in Seinem Ashram an. Ich plante nicht, lange dort zu bleiben und sondern wollte nach zwei Wochen zum Yogananda Ashram in Puri reisen. Auch im Ashram erzählte man mir Positives sowie Negatives über Baba. Mein Verhältnis zu ihm war damals eine Mischung von Hoffnung und Furcht. Hoffnung, weil ich dachte, dass er ist in der Lage ist, mein Herz zu öffnen und Furcht weil er mir als ein Schlitzohr erschien. Anfang Februar rief er dann meine Gruppe in den Interviewraum. Das war der beeindruckendste Moment meines Lebens. Ich kam nicht dazu ihm eine Frage zu stellen. Mit der Antwort war er eben zu schnell. Er fragte mich: Bist du glücklich?, meine Antwort: Ja, ich denke ich bin glücklich. Nein, du bist nicht glücklich. Dann fragte er eine Frau: Wo ist dein Mann? sie weinte: er ist tot. er schaute sie ganz liebevoll an Nicht tot! nur getrennt von Dir. er wandte sich an eine andere Frau: Was ist mit deiner Epilepsie? Manchmal kommt sie noch. Ja, das passiert weil du Angst hast sie könne kommen.. Als er sich wieder an mich richtete fragte er nochmals: Bist du glücklich? ich hatte längst erkannt, dass er recht hat und antwortete: Nein, ich bin nicht glücklich. Eine Frau bat Baba um Vibuthi (Heilasche) für eine Freundin. Baba gab ihr eine Hand voll kleine Päckchen. Sie hatte einen Sari an und hatte deshalb keine Taschen, um die Päckchen unterzubringen. Fürsorglich griff Baba nach dem grossen Stapel Briefe, die er zuvor auf dem Darshanplatz von Seinen Devotees bekam. Ich war etwas erschüttert, diese Briefe enthalten Fragen oder Bitten an Baba und ihr Inhalt ist doch sehr persönlich. Er zog gezielt einen Brief heraus, öffnete ihn und reichte ihn ihr. Es war ein leerer Briefumschlag!
Am Ende eines Interviews, als Baba wie gewöhnlich Vibuthipäckchen verteilte, ergriff ich die Chance und fragte: Sai Baba, kannst Du mein Herz öffnen? Seine Antwort: Ja, ich kann. Er ging dann mit mir alleine in den kleineren Nebenraum, wo er mir einige meiner Fehler und Schwächen aufzählte. Dies war der Zeitpunkt, an dem ich das rationelle Denken hinter mir ließ, denn es hätte mir sowieso nichts mehr helfen können. Er nahm mich in die Arme und fragte mich: Warum hast Du Angst?. Ich stritt das zunächst ab, aber als ich dann in mich hinfühlte, erkannte ich sofort, dass er recht hatte. Nichts konnte ich ihm verbergen. Warum hatte ich eigentlich Angst? Niemand je zuvor hatte mich so gut verstanden. Die Zeit begann bedeutungslos zu werden. Gewissermaßen trat ich aus der Zeit heraus. Es war wie wenn Licht in einen Raum voller Finsternis fiel. Wer ist er? Spielt das überhaupt noch eine Rolle? Komme morgen Früh wieder, ich werde Dir eine Kette geben. sagte er zuletzt zu mir. Hierzu muss ich folgendes sagen:
In Rischikesch wollte ich eine Kette für mein Herzchakra anfertigen lassen. Sieben mal ging ich zu einem Juwelier, irgendwie konnten sie das nie ganz auf die Reihe kriegen. An höhere Gewalt dachte ich damals noch nicht.
Zu Stephan B., der damals Leiter der Deutschen Gruppe war, sagte Swami in dem er auf uns beide deutete: Ihr beide kommt morgen früh wieder. Wer Swami kennt, der weiss, dass morgen für Ihn ein sehr weittragender Begriff ist. Er denkt in anderen Zeitverhältnissen als wir. Deshalb sagte Stephan ihm: Swami, heute ist Montag, morgen ist Dienstag. Swamis Antwort: Ich weiss.
Wieder hinaus aus dem Interviewraum in diese unwirkliche Welt. Sie war mir ferner als je zuvor. Da ist ein Mensch, der mich kennt und versteht, ohne jemals mit mir geredet zu haben. Von der Welt nahm ich so wenig wahr, dass ich erst wieder zu mir kam als ich hinter dem Torbogen stand, mich umdrehte und erkannte, dass die anderen auf dem Darshanplatz geblieben waren. Ich ging zur Seite wieder hinein, wo ich dann vor Rührung so laut zu weinen anfing, dass mich Stephan wieder hinausführte. Ein gewaltiger Schmerz ging von meinem Herzchakra aus und ich glaubte sogar ich könne daran sterben. Dann plötzlich das Wunder: Eine gewaltige Explosion: mein Herzchakra dehnte sich mit rasender Geschwindigkeit aus, es schloss die gesamte Welt mit in sich ein. Mit Worten kann der Zustand der Einheit mit Gott nicht beschrieben werden. Diese Ekstase, die dann später die Sehnsucht hinterließ, dort wieder hinzukommen. Ein verlorenes Paradies! Jedem Menschen wünsche ich dies. Wer könnte danach noch an der Allmacht der Göttlichen Liebe zweifeln? Lachend irrte ich im Ashram umher. Hätten mich nicht alle im Interviewraum gesehen, währe meine Aufenthaltsgenehmigung im Ashram wohl ernsthaft in Gefahr gewesen. Die Gesichtsmuskeln spannten bis zum zerreisen und ich bemühte mich vor dem Spiegel vergebens einigermaßen normal zu schauen.
In dieser Nacht kam eine junge Frau in meinen Traum. Es ist nicht erklärbar: ein anderes aussehen als Swami, eine andere Stimme als Swami und doch war es so deutlich: Swami! Martin, du kamst für mich vom Himalaya bis hier her was darf ich dir schenken? Ich wollte protestieren, Ich war doch schon der beschenkte, nun will ich Dir etwas schenken. Aber Sie (er) lies mir keine Gelegenheit zum Protest und schenkte mir ein Bild, das ich nicht völlig verstand. Es zeigte einen wandernden Mann, in seiner Mitte war ein Loch eingebrannt. Darin ein kleinerer Mann, wieder mit einem eingebrannten Loch und so fort. Vielleicht die Seele, die auf Ihrer Wanderschaft neue Körper annimmt und doch unverletzt bleibt. Vielleicht auch die Erneuerung in einem Leben. Wichtig war aber die Botschaft, dass Swami für alles war er uns schenkt, von uns keine Gegenleistung erwartet. Liebe erwartet keine Belohnung, denn Liebe ist ihre eigene Belohnung.
Am nächsten Morgen waren Stephan und ich wieder im Interviewraum. Swami matertialisierte (ob das nun wirklich so war oder ein Trick spielt letztlich keine Rolle) Stephan eine Uhr und mir die versprochene Kette. Ein Mann zeigte Swami traurig einen zerbrochenen Ring. Swami, dein Ring ist zerbrochen. Warum? Ich weis es nicht Du hast mit deiner Frau gestritten. er nickte betroffen. Wieder bekam ich das Gefühl, mitten in einem Märchen zu sein. Warum haben wir Erwachsenen nur aufgehört an Wunder zu glauben? Wieder nahm er mich mit in den Nebenraum. Wieder erzählte er mir von meinen Fehlern, von Dingen, die ich über Nacht gedacht hatte. Zum Abschied sagte er: Nun sei immer glücklich!. Tage vergingen wie in einem Traum. Dass all das nur ein Bonbon als Vorgeschmack der ewigen Freude war, ein künstlicher Zustand, der nicht meinem spirituellen Entwicklungsgrad entsprach, wollte ich damals nicht wahrhaben. Swami hebt uns kurzzeitig zu sich hoch, um uns einen Eindruck vom Ziel zu geben, um uns zu zeigen wie sehr es sich lohnt, den Weg zu gehen. Dennoch, ein Teil davon blieb immer zurück. Meine Traurigkeit war für immer vorbei. Damals musste Swami mich in einem dritten Interview auf den Boden zurückholen. Diese Erdung war auch notwendig, denn in der selben Nacht zeigte er mir den Atman, das Ewige Licht, den Glanz Gottes, eine unbeschreibliche Schönheit. Hermann Hesse schrieb darüber den Satz: Der helle Glanzstern, der vor Helligkeit unsichtbar war. Dieses Licht war der Inbegriff von Zartheit, um ein vielfaches feiner als das Sonnenlicht und doch war es tausendfach heller. Absolute Reinheit und vollkommene Schönheit. Überwältigt von diesem Glanz verlor ich das Bewusstsein, vielleicht, damit das zurückkommen für mich nicht all zu schwer werden soll.
Danach kam eine Zeit in der Swami mehr und mehr auf Distanz ging. Zeiten, in denen ich getestet wurde.
Kummer, Verlust und Sorgen - alle diese Erscheinungen sind Prüfungen, die euch helfen, aus euren Schwächen herauszukommen. Sie verraten euch, inwiefern ihr euren Glauben vertieft und die Geduld entwickelt habt, Schweres auszuhalten und euch davon nicht beeindrucken zu lassen. Es nützt nichts, nur die Prüfungen zu bestehen, die an Schulen abgehalten werden, ihr müsst die Prüfungen bestehen, die das Leben euch stellt.
Im Ashram läuft keineswegs alles so, wie Swami es lehrt, aber der Ashram ist das Prüffeld, in dem wir getestet werden, ob wir das umsetzen können, was uns Swami lehrt. Würden wir dort in einem künstlichen Paradies leben, so würden wir mit dem Eindruck zurückkehren, dass das was Swami lehrt, bei uns nicht umsetzbar ist. Das Paradies oder die Hölle sind in uns, nicht außerhalb von uns. Wer das Paradies in sich gefunden hat, der kann selbst in die Hölle gehen, um Licht zu bringen und ohne die Dunkelheit in sich eindringen zu lassen. Swami ist dafür der lebendige Beweis.
Inzwischen sind 15 Jahre vergangen. Meine Dankbarkeit aber ist heute noch die Gleiche. Es hat mein Leben verändert und ich möchte es nicht missen.
Lieben Gruß von Kokosnuss
PS.: auch ich hatte viel negatives über Baba aufgeschnappt, dies machte mich aber erst neugierig, dort hinzugehen. Diesen Menschen kann ich also nur Dankbar sein!
PPS.: Taschenspielertricks oder nicht, mir ist das völlig egal, das was er in mir ausgelöst hat, das sind auf jeden Fall keine Taschenspielertricks.
PPPS.: So und nun überlasse ich denen, die es wollen, das Ablästern.