Sprachlos...Anti Ossi oder Anti Wessi

Ossis, Wessis, wosis??

Ist Blödsinn - der Osten kann nichts für die Staatsverschuldung, aber Manager und Politiker die sich gegenseitig bestechten und sich auf dem Rücken der kleinen Leute eine goldene Nase machen - die können durchaus was dafür...

Aber sagt man mal was dagegen - naja, Rufmord, Knast, etc.etc.etc...
 
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Von der Geburt her gesehen bin ich ein Wessi (eigentlich mehr ein Südi), aber im großen und ganzen gesehen bin ich einfach ein Mensch, der eben gerade in Deutschland geboren ist und dort lebt.

Ich wandle lange genug auf diesem Planeten um mitbekommen zu haben, wie das war, als es noch die DDR gab. Ich weiß noch von Honecker und ich weiß von Auszügen aus DDR-Schulbüchern (zumindest hat man es uns so beigebracht), mit Texten die einen nur den Kopf schütteln ließen. Ich stand 1978 als 15-jährige am Timmendorfer Strand bei Lübeck und fand es bedrückend dort auf der anderen Seite der Bucht gewisse Türme ansehen zu müssen. Wenn ich mit dem Zug nach Norddeutschland fuhr, ging die Strecke teilweise an der Zonengrenze vorbei und man konnte auch dort Türme, Stacheldraht und sonstige "einladende Utensilien" begutachten. Ich fand es nie sehr erhebend, daß Deutschland unterteilt war/ist.

Wenn man es recht betrachtet, ist die Mauer zwar physisch verschwunden, aber irgendwie ist sie immer noch da und offenbar wird alles getan, daß sie wächst. Wir sitzen doch alle im selben Boot. Wie hier schon einige richtig fest stellten, werden wir von den Medien und von den Politikern ordentlich auf den Arm genommen. Und im Grunde waren und sind wir "Wessis" genauso eingesperrt, wie es der Osten war und jetzt immer noch ist. Mauer und Stacheldraht sind weg, dafür ist es ein goldener Käfig und wir in den alten Bundesländern (ich hab diese Ausdrücke dick) saßen da schon seit Kriegsende drin. Oder sind diese ganzen Sachen, wie Versicherungen und Kredite etwa keine unsichtbaren Fesseln? Mein Vater sagte mir immer, ich solle aufpassen, daß ich schuldenfrei bleibe. Ganz gelingt mir das nicht, weil meine Lebensumstände teilweise sehr schwierig waren, aber zumindest hänge ich nicht mit Monsterkrediten bei den Banken in der Kreide. Zinspolitik und sonstige Politik - das ist unsere Mauer hier und von dieser wurde auch der Osten Deutschlands eiskalt eingeholt.

Außerdem, man halte sich mal das vor das geografische Auge: Gewisse Bundeländer werden Ostdeutschland zugewiesen. Das mag ja noch angehen, obwohl eigentlich - wenn man es genau nimmt - ein Teil davon zu Norddeutschland gehört. Westdeutschland wird als alles definiert, was früher BRD war. Das ist aber nicht korrekt, denn ein Teil ist Norddeutschland, ein Teil MItteldeutschland und ein Teil Süddeutschland. Wenn ich Bayern zu Westdeutschland zähle, stimmt doch was nicht mehr ganz, zumal so mancher geografische Westdeutsche Bayern eher Italien zuordnet. Wie auch immer, die Bezeichnung Westdeutschland für den Rest unseres Landes ist einfach geografisch unkorrekt.
Genauso ist es mit der Bezeichnung neue und alte Bundesländern, denn vor dem zweiten Weltkrieg bestand Deutschland einfach aus Bundesländern oder Regionen. Es fehlt zwar heute einiges davon, wie z.B. Ostpreußen, aber dagegen können wir wohl nicht viel tun. Doch die sogenannten neuen Bundesländer waren auch vor dem Krieg schon da und wenn man sich geschichtliche Karten ansieht, kann man feststellen, daß zu Zeiten Karls des Großen Deutschland sogar immense Ausmaße hatte und im Süden bis Rom reichte, westlich war ganz Frankreich dabei und im Osten ging es auch weit über das heutige Deutschland hinaus. Im Lauf der Zeit haben sich die Grenzen immer wieder verschoben und ganz im Südosten Bayerns gibt es (nein, nicht ein kleines Dorf wie bei den Galliern *ggg*) eine kleine Ecke, die mal zu Österreich gehört hat.

Es ist müßig, wenn wir Bürger uns gegenseitig die Schuld zuschieben. Wir haben sie höchstens in der Form, daß wir uns nicht solidarisieren und den Politikern mehr auf die Pelle rücken. Mir kommt es so vor, daß die "da oben" im Bundestag meist nur rumsitzen und große Reden schwingen. Es gibt ein schönes Sprichwort, daß da sagt, Kühe die viel muhen, geben wenig Milch. Ich finde das sehr treffend. William Gladstone sagte: Der Politiker denkt an die nächsten Wahlen, der Staatsmann an die nächste Generation.
Ich kann bei uns keine Staatsmänner finden.

Tja.. mehr als 10 Jahre Wiedervereinigung, aber sind wir wirklich vereint? Was macht ein Land aus, doch das Volk, oder nicht? Wir haben viele tolle Gesetze, die aber durch andere Gesetze wieder untergraben werden. Wir zerpflücken uns gegenseitig, anstatt denen die Leviten zu lesen, die die ganze Misere angezettelt haben.

~*Nur gemeinsam sind wir stark*~

Alles Liebe
SilverWillow
 
Hallo,
ich sehe das alles als Folgeerscheinung des zweiten Weltkrieges, erst die Teilung, dann die Wiedervereinigung.
Die Teilung schien wie aus Eisen zu sein, und die Wiedervereinigung erstaunt mich heute noch.
Dass der anfaenglichen Euphorie die Ernuechterung folgte, ist eigentlich normal und dass die Vereinigung zeitgleich mit dem Zusammenbruch nicht nur des Ostblocks, sondern auch der sogenannten sozialen Marktwirtschaft stattfand, Pech.
Ich sage immer, sie kam 20 Jahre zu spaet.
20 Jahre vorher haette man wirtschaftlich vieles auffangen koennen, 1989 schon nicht mehr.
Es ist politisch, wie immer eigentlich, fast alles falsch gemacht worden und schief gegangen.
Es stimmt, die Menschen sollten sich nicht gegeneinander, sondern an die Politiker wenden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Was kann denn ein Mensch in Frankfurt an der Oder dafuer, wenn durch die Osterweiterung sein Arbeitsplatz nach Polen verlagert wird und er Sozialhilfe beantragen muss?
Oder der Ostrentner, der eine Rente bezieht, obwohl er nie in die Kasse eingezahlt hat? Wie und wann haette er das tun koennen?
DAS sind so Sachen, die man absurderweise den Menschen in den neuen Bundeslaendern vorwirft!
Sollen sie denn verhungern ???
Auch dass der Solidarbeitrag falsch genutzt wird, ist nicht die Verantwortung des einzelnen Ostbuergers!
Im uebrigen zahlen auch Ostdeutsche, die in Lohn und Brot stehen, diesen Beitrag, das ist naemlich nicht allgemein bekannt!
Ich verwende die Bezeichnung "Ost" nur zur Verdeutlichung.
Eingebrockt haben uns diese Situation unsere Altvorderen, die alle schoen brav hinter Hitler und seinem Krieg standen.
Die nachfolgenden Generationen sind die Gelackmeierten!

Bijoux
 
So lange es Unterschiede in der deutschen Gesetzgebung gibt, die in Ost und West unterscheiden und die Medien ungestraft über den Osten herziehen dürfen, solange wird sich in den Köpfen nichts ändern.

Und das mit den angeblichen Staatsschulden der DDR ist auch so ein Einheitsbetrug. Was ist mit dem ganzen Vermögen der DDR geworden? Es ist verschwunden. Tresore und Bargelder derr Banken - verschwunden, von den gesamten Grundstücken udn Immobilien ganz zu schweigen. Ebenso wurde nie eine Abschlußbilanz der DDR erstellt. Warum auch? Ist doch einfachen sogenannte Fondvermögen der DDR in Altschulden umzuwandeln und der Steuerzahler zahlt dann die Gelder, die sich die Großbanken und die Treuhand in die Tasche gesteckt hat.

Alles Liebe
Romy
 
Hallo alle -

die momentanen Differenzen sind die Folge des Zerfalles der Sowjetmacht. Die DDR exportite dorthin. Dieser Markt ist weggebrochen und die wirtschaftlichen Folgen müssen nun "ausgebadet" werden.

In schwierigen zeiten gibt es auch Ablehnung innerhalb einer Firma. Da sind Kollegen gegen andere Kollegen missgestimmt.
Aber irgendwann geht es wieder aufwärts. Als Esoteriker wollen wir positiv denken und fühlen.

In Liebe - G.
 
Ich denke, es gab auf beiden Seiten viele (nunmehr teilweise enttäuschte) Erwartungen bei den Menschen, und Unklarheiten darüber, was das alles real bedeuten würde. Und wie´s halt so ist: "Irgendwer muß immer schuld sein."

Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen, die DDR als eigenen Staat zu belassen und langsam selbst in die westliche Welt reinwachsen zu lassen, warum nicht? Nur weil die auch deutsch sprechen und mal ein Staat waren?!? Es leben ja jetzt auch nicht alle Deutschsprechenden in DL.
Dann wäre vielleicht manches sanfter verlaufen.
Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.Politisch wäre es wahrscheinlich nicht durchsetzbar gewesen damals.
20 Jahre zu spät, ja, vermutlich.

Es ergibt eine ungünstige Dynamik, wenn sich die einen als die "Überlegenen" sehen, die den anderen auf die Beine helfen müssen. Das ist nicht auf gleicher Ebene, sondern von oben nach unten. Wobei da (wieder mal) nur der wirtschaftliche Aspekt der Maßstab ist.

Bin selbst nicht in DL, ein Freund aus Ostberlin hat mir erzählt, daß das Zwischenmenschliche sehr gelitten hat seit dem Mauerfall. Könnt ihr das bestätigen? Das wäre für mich noch eine Erklärung, den alten Zeiten nachzutrauern. Der Kapitalismus ist letztlich auch ein scharfer Wind.
 
Hallo Irene

Ja ich für mich kann das bestätigen. Das soziale und mitmenschliche Klima ist einer Eiszeit gewichen. Da wir in einem anderen Thread bei Hartz IV waren, so konnte ich allerdings eines feststellen. Man rückt wieder etwas näher zuzsammen. Wobei das bei weitem nicht so eng ist, wie es schon einmal war. Aber zumindest ein Anfang. Man macht wieder vieles selber und Austausch von Leistungen statt Geld macht die Runde.

Alles Liebe
Romy
 
Ich war damals traurig als Ich in Schwerin sah wie das Stadtbild neue Gebäude bekam,die den ...gar nicht so standen und pasten..Ja das waren als erstes die BANKEN.
Bringen wir es doch mal auf denj Punkt:Viele Ossis trauern der Sicherheit hinterher.Selbständigkeit mussten wir ja ert oft noch lernen.
Viele Ossis hatten erst mal Probleme mit so vielen Ausländern im Sinne von FREMDSEIN.



LG Beate
 
Offen gestanden: ich hätte von mir selbst niemals geglaubt, daß ich irgendwann mal sagen würde: "verdammte Jammerossis!"

Aber genau das geht mir in den letzten Wochen immer häufiger durch den Kopf.

Ich bin jetzt als "Wessi" aus München vor 1 Jahr nach Sachsen, vor 7 Monaten dann weiter nach Berlin-Ost gezogen, wo ich mit meinem Partner zusammen eine kleine Firma übernommen habe. Und was ich bis dahin für ein Vorurteil gehalten habe, erlebe ich hier in Berlin extrem und extrem häufig (ist mir in Sachsen nie so gegangen, obwohl da die Leute, die ich kennengelernt habe, weitaus mehr Grund zum Jammern hätten): es wird gejammert, gemotzt, auf Montagsdemos gegangen und rumgemault, daß mir mittlerweile wirklich schon die Galle hochkommt.

Klar, als "Wessi" hier in der Gegend hat man fast schon verschissen (sorry) - da spielt überhaupt keine Rolle, welchen Background man mitbringt oder daß man als "ganz kleines Licht" sich mit denkbar schlechten Karten über viele Jahre erstmal hat hochackern müssen. "Der goldene Westen" sah zumindest für mich meistens so aus, daß ich mir an tollen Schaufenstern die Nase plattdrücken konnte um zu sehen, was ich mir hätte leisten können - WENN ich's mir hätte leisten können. War ok so, dafür bin ich während meiner Ausbildungszeit eben nachts noch auf Flughäfen zum Putzen gegangen und habe später auf dem 2. Bildungsweg nachts und an Wochenenden häusliche Behindertenbetreuung gemacht. Darin unterscheide ich mich übrigens nicht von vielen anderen "Besserwessis", die ich so kenne. Wie auch immer: Vorurteile gibt es hier zuhauf, jeder zweite Satz, den ich zu Anfang hier um die Ohren kriegte, war: "Wissen Sie, WIR IM OSTEN..." - und dann folgt, was man alles nicht hatte, nicht durfte, nicht konnte. Irgendwann konnte ich's bei allem Verständnis nicht mehr hören und machte klar, daß ich ganz bestimmt für sowas der falsche Ansprechpartner sei.

Ich erinnere mich noch gut an die ersten 2, 3 Jahre nach der Wiedervereinigung. Da kamen "Ossis" zuhauf nach München, vor allem aus Sachsen, die auf den Arbeitsmarkt drängten und tatsächlich etliche von den "Wessis" in Schrecken versetzten. Mißgunst, "die nehmen uns die Arbeit weg mit ihren Billiglöhnen" usw. - es dauerte einige Jahre, bis sich das Ganze eingependelt hatte. In den letzten Jahren hatte meine Abteilung 50 % Mitarbeiter aus dem ehemaligen Osten, und ich muß sagen: ich habe "Ossis" mit Begeisterung genommen, weil ich so viel Pflichtgefühl, Zuverlässigkeit und Kontinuität bei vielen Wessis nicht feststellen konnte. Das, was ich aus dem Osten kennengelernt hatte - z.B. Zuverlässigkeit, Treue (gerade auch im freundschaftlichen Miteinander) hat mich wirklich beeindruckt. Es waren Unterschiede da, die stellte ich vor allem aber zwischen den Generationen fest.

Was all solche Stammtischplattitüden angeht von wegen "Uns Wessis ginge es ohne den Osten besser!" oder umgekehrt "Ich will die Mauer wieder, die Wessis haben uns total betrogen!" - Bockmist. Es ist einfach nicht wahr!

Erstens: der Osten war in der Tat in Milliardenhöhe verschuldet, Honecker hatte schon seit vielen Jahren die stabilen Gehälter, seine ehrgeizigen Wohnbauprojekte, die vielgerühmte "Arbeit für alle" usw. auf Pump (vor allem Pump beim westlichen "Klassenfeind", u.a. z.B. Japan, Franz Josef Strauß als Vermittler von Milliardenkrediten) finanziert, die Russen konnten oder wollten Bedarfsgüter nicht mehr liefern - das bedeutet, der DDR-Staat wäre so oder so grandios zusammengekracht, hätte all seine "sozialistischen Errungenschaften" einschränken müssen, d.h. was jetzt hier im Osten als "westliche Härte" erlebt wird, wäre so oder noch schlimmer ohnehin eingetreten (wer's nicht glaubt, dem empfehle ich die Lektüre "Tatort Politbüro" Bd. 1 und 2 von Peter Przybylski, sehr aufschlußreich!)

Mir kommt die Haltung viel zu vieler Leute im Osten so trotzig-uneinsichtig vor, mir kommt da als Vergleich Orwells "Farm der Tiere" in den Sinn. Es wirkt, als wünschten sich ein Haufen Schlachtvieh seinen Bauern zurück - immerhin kippte der immer ausreichend Futter in den Trog. Daß "in Freiheit" nicht zwangsläufig beinhaltet, daß Vater Staat einem Frühstück, Arbeitsplatz und Weihnachtsgratifikation ans Bett bringt, will so manchem wohl einfach nicht in den Kopf.

Genauso isses Quatsch zu sagen, den Wessis ginge es ohne Wiedervereinigung wesentlich besser.

Menschenskinder, auch wir sind in der "sozialen Marktwirtschaft" aufgewachsen als wären Renten- , Sozialkassen und Staatssäckel auf immer voll und als wäre es verbrieftes Recht, daß, wer in die Arbeitslosenversicherung mal einbezahlt, dies in Form von Leistungen auch wieder rauskriegen müßte. Auch in Wessischädel sollte endlich mal Einzug halten, daß wir eine Pro-Kopf-Verschuldung von ca. 17.000 Euro im Land haben, daß die Wirtschaft auch ohne Wende WELTWEIT kriselt(e), daß wir viele, viele Jahre weit über unsere Verhältnisse gelebt haben und - weil wir gar so "gründlich und genau" sind, lange NACH Ländern wie Schweden überhaupt auf die Idee gekommen sind, Reformen einzuleiten.

Puh! Ich könnte mich momentan in Rage schreiben (gestern hat eine unserer Aushilfskräfte - die wir uns eigentlich nicht leisten konnten, die wir aber wegen ihres kriselnden Haupt-Arbeitsplatzes und ihrer daraus resultierenden finanziellen Ängste weiterbeschäftigt hatten, gekündigt. Grund: wir hatten Stundenkräfte nicht zum Weihnachtsessen eingeladen. *seufz*)

Ob die eingeleiteten Reformen den gewünschten Erfolg bringen? Ich weiß nicht - ich denke, sie werden viel bringen und diese Reformen waren längst überfällig.

Daß sie noch nachgebessert werden müssen: keine Frage. Aber notwendig waren sie!
 
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Hallo Rincewind,
vielen Dank fuer deinen differenzierenden und realistischen Beitrag!
Ich glaube, wir alle merken jetzt erst, was freie Marktwirtschaft eigentlich bedeutet.
Ein Arbeitgeber kann sich DIE Bedingungen aussuchen, unter denen er am billigsten den meisten Profit machen kann.
Er ist FREI.
Das hat fuer die westlichen Laender bestens funktioniert fuer Arbeitgeber UND Arbeitnehmer, solange an Ort und Stelle produziert werden musste.
Jetzt aber ist es moeglich, die Produktion dorthin zu verlegen, wo sie deutlichst kostenguenstiger ist als in Deutschland.
D.h. mehr und mehr Arbeitgeber wandern ab in Billiglohnlaender.
Ich frage mich, ob ich als Arbeitgeber nicht genau so handeln wuerde. Es ist nicht illegal, sie nutzen nur ihre Moeglichkeiten.
Teilweise profitiert auch die grosse Masse schon laenger davon, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein.
Die Kleidung, die wir kaufen, z.B., ist nur deshalb so guenstig, weil sie schon seit Jahrzehnten in Fernost und anderswo, wo Arbeit billig ist, hergestellt wird.
Ein in Westeuropa hergestelltes T-Shirt bekommt man nicht fuer 9 Euro!
Aber gut, die Erkenntnis nuetzt uns nichts, wenn hier ein Arbeitsplatz nach dem anderen wegfaellt, weil woanders auf der Welt jemand anderer fuer ein Drittel oder noch weniger unsere Arbeit tun kann.
Dazu kommt die Technologisierung der Arbeitsplaetze, die mehr, als die meisten hier ahnen, schon lange solche ueberfluessig macht.
Vor 40 Jahren gab es jede Menge Fliessbandarbeitsplaetze zum Beispiel. Die gesamte Verpackungsindustrie, Fischindustrie, die Autoherstellung lebte von der Handarbeit, die dann so ganz allmaehlich von Maschinen uebernommen wurde.
Das ist alles ganz logisch und legal.
Die Unmoral faengt da an, Arbeitnehmer mittlerweile damit zu erpressen, dass man droht, ohne Lohnverzicht und laengere Arbeitszeiten woanders hinzugehen, und zwar TROTZ hoher Gewinne der Unternehmen, DAS empoert mich masslos!
Um nun zu den Ostdeutschen zurueckzukommen:
Mitten in diese globale Entwicklung hinein faellt die Vereinigung.
Da viele Ostdeutsche das System der freien Marktwirtschaft bis heute nicht begriffen haben, sind sie verwirrt und veraergert.
Auch die Westdeutschen fangen jetzt erst an, das System zu kapieren.
Es ist ganz einfach: wenn es genug Arbeit gibt, die nur von den relativ teuren Arbeitnehmern in Deutschland erledigt werden kann, dann werden diese Arbeitnehmer umworben und gut bezahlt.
Wenn nicht, laesst man sie fallen und das passiert jetzt.
In Ostdeutschland ist man insofern schlechter dran, als es keine Tradition der freien Marktwirtschaft gibt.
Die Tragik der Situation ist fuer mich die, als man jetzt zu Recht dem "Kapitalismus" genau DAS vorwerfen kann, was man ihm zu DDR Zeiten schon immer vorwarf: er ist ein menschenverachtendes System.
Angebot und Nachfrage, das ist es. Braucht man deutsche Arbeitskraefte, dann geht es ihnen gut, kann man sie billiger ersetzen, werden sie entsorgt.
Jetzt ist nur die Frage:
WIE um alles in der Welt kann man das aendern?
Was koennen WIR, die spirituell orientierten Menschen, tun?
Denn das wollen wir doch! Wir wollen doch nicht nur herummeckern!

Bijoux
 
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