denke, condemn, für deine ausführliche antwort, ziemlich eloquent für ein(en) selbstgespräch-spie(ge)l, muss ich mir schon lassen!
obwohl dieses text-trennen immer etwas unholdes hat, tu ich es jetzt auch, damit ich nur ja alles fein-säuberlich beantworte und nichts vergesse! vorweg: wenn ich widerspreche, so nicht aus trotz, sondern aus position. sieh, du hast recht, wenn du sagst, ich widerspreche mir allein schon selbst. denn wenn ich sage "position", dann bediene ich mich genau wieder dieser terminologie der trennung, gegen die ich doch so vehement eintrete. denn, ach, es gibt ja gar keine positionen...
tja, da wir jedoch in einem dualen universum leben, wie du weißt, ergibt sich für uns eben dieser SCHEIN von, sagen wir, positionen (vs. ein überall). oder vergewaltigung. was nicht heißt, dass dieser schein eben nur schein ist.
Und sobald sich z.B. hier im Forum Menschen näher kommen, war Sprache das Mittel.
Dass sich in einem Internetforum Menschen näher kommen, halte ich persönlich für einen Witz.
Oder umgekehrt... Wenn Du mal Begegnungen aus Deinem Leben, mit Menschen die Dir sehr wichtig wurden, nimmst, frag Dich mal wie es ohne Sprache wäre. Näher? Oder eher das Gegenteil... ?
ich sage: wir leben in der trennung, und sprache ist manifestation und methode dazu, und sobald wir uns nur ihrer bedienen, geben wir unseren sanctus zu dieser trennung.
mit trennung meine ich nicht einsam und verlassen sein, sondern das all das, das sich vor unseren augen abspielt (mit betonung auf
-spielt). automatisch. wenn ich sage: "ich", dann trenne ich etwas - mich - vom ganzen, automatisch. wenn ich sage: "ich liebe meinen nächsten", dann gebe ich damit meine erlaubnis für die trennung. automatisch.
das ganze ist schon so automatisch, dass es schon automa
nisch geworden ist!
Wenn man nicht von "Mittel" sprechen möchte, kann man wegen mir auch etwas tiefer in die Eso-Kiste greifen und es noch exakter mit "Spiegel" beschreiben... Sprache spiegelt sehr deutlich einen Zustand. Aber da eben sehr auf Sprache (allgemein "Spiegel") reagiert wird, ist sie m.A.n. auch ein Mittel.
reaktion ist eine funktion der trennung. sobald etwas auf etwas reagiert, heißt das, es wurde bewegt von etwas außerhalb seiner selbst.
darüber hinaus ist reaktion eine funktion in der zeit. und was ist zeit? (zumindest, was scheint sie zu sein?) ein kontinuum, von mir aus ein feld, das klar vergangenheit und zukunft trennt. und was ist dieses trennende? die gegenwart! irrsinnig komisch.
auch die sprache der zeit (so wie sie uns erscheint) ist illusion, eine funktion der trennung.
Klar, aber es gibt diese Beispiele auch in die andere Richtung. Und frag Dich immer, wie es ohne wäre... Und ist nicht z.B. eine Auseinandersetzung auch mehr Nähe, als vollkommene Isolation?
Es geht mir nicht um die Isolation des Individuums. Die ist von vornherein gegeben, wie gesagt, automatisch, und haben wir sie uns auch noch so ausgesucht.
Angenommen, Du feindest Dich hier mit jemandem richtig an und zur Alternative hast Du nur, alleine zu Hause herumzusitzen, ohne Kontakt mit irgendwem... Welcher Zustand beinhaltet mehr Trennung? Ich glaube, das es keine größere Trennung geben kann, als der Entzug jeder Aufmerksamkeit und daher Gewalt schon weniger Trennendes hat als Isolation, was aber jetzt keine Wertigkeit mit einschließen soll. Aber zumindest ist es Interaktion...
Das mit dem entzug der aufmerksamkeit ist ein greuel und ein graus, und sicher eine hardcore-methode der manipulation. gewalt ist dennoch trennend. erstens a priori, zweitens, weil (bzw. wenn) man es einem anderen - a different one - also etwas oder jemandem
außerhalb angedeihen zu lassen gedenkt, und last but not least, weil es natürlich irrglaube ist, dass man einem anderen gewalt antut, dieweil man sich doch nur selber verletzt (von einer weiteren perspektive aus gesehen, du weißt ja).
dennoch, dein Argument ist schlagkräftig. ich sage dir nur gleich: wenn du mir mit sophistischen paradoxien kommst, wirst du mich bald in die knie zwingen, denn da werde ich hörig-
es ist ja logisch, dass das was die einen verbindet... Ihre Sprache und Kultur, für Außenstehende als trennend empfunden wird.
ehrlich gesagt, befremdet mich meine eigene kultur am meisten. aber keine angst, da sind dann noch die amis, die kirchen, die islamisten, die kommunisten, die kapitalisten, die olympischen spiele, und was weiß ich.
ich bin also in der tat selbst schuld an meiner trennung.
Wenn Du eine Geheimsprache mit einem guten Freund entwickelst, wird Euch das verbinden, während es anderen Grenzen aufzeigt.
das ist in meinem pseudolinguistischen freundeskreis durchaus passiert - mit dem ziel, dass es uns alle noch fremder vor einander gemacht hat als zuvor vielleicht. einer davon hat mich kommentarlos verlassen, verleugnet, einer, von dem ich es mir nie gedacht hätte..
Und institutionelle Kommunikation ist von Sicherheits und Kontroll-Denken geprägt. Davon, keinen Fehler zu machen, weil die ausgenutzt werden würden. Kann man als Symbol der Trennung ansehen, aber ich würde nicht sagen das sie unbedingt Trennung schafft.
wenn ich zB in so einen "berufs-qualometer" vom arbeitsamt schaue oder in einen psychologischen einstufungstest, dann ist es genau das, was mir übel aufstößt: all diese kategorien, charakter einzukastln und zu etikettieren. und dann erst die definitionen dieser etiketten! wenn zB kreatitvität so wäre, wie dort gelehrt wird, dann bleib ich lieber unkreativ. nichts desto trotz, kategorien, standards, schubladen. das ist methode UND mittel zur trennung.
wir merken ja nicht mal noch, wie weit wir uns da hineingeschustert haben!
und ja, wir haben es uns schon selbst ausgesucht, aber niemand hat uns versprochen, dass wir es schaffen, aus diesem schlamassel wieder rauszukommen.
darum hoffe ich ja irgendwo doch noch, ein lichtfamilien-zampano und designierter rebell im zeichen der lichten zerstörung zu sein, obwohl das ja lächerlich ist mit dieser lichtfamilie.
im grunde habe ich jetzt versucht, meine momentane sicht auf sprache zu erläutern. nochmal, sprache, egal ob in vermeintlich "guter" oder "schlechter" kommunikation - ist nicht im prozess trennend (oder zusammenführend), nein, sie ist a priori GEDACHT als mittel der trennung, teilung, kategorisierung, definition.... es gibt viele ausdrücke dafür (no, na)..
und dann ist sprache ja nicht gleich kommunikation. kommunikation - das wort selbst sagt es ja schon (etwa:
vergemeinschaftlichung) ist nachgerade verbindend - und zwar a priori. das sind aber zwei verschiedene paar socken. ich kann nämlich sehr wohl ohne zu sprechen kommunizieren, wie du weißt, und das passiert sogar zur hauptsache. jemand hats schon erwähnt, das wort telepathie ist gefallen, und ich weise darauf hin (vielleicht überflüssigerweise), dass der meiste kommunikative informationsaustausch nonverbal funktioniert. (das stärkt übrigens die these, dass sich menschen in einem internetforum nicht besonders näher kommen.) und dann besonders intime momente werden oft nonverbal miteinander geteilt, da, wo jedes wort zu viel wäre.
Das mit dem briefeschreiben ... nun, warum funktioniert das so gut? weil du im grunde ja doch wieder nur mit dir selbst redest (wie zB es auch oft in foren geschieht). du stellst dir dein gegenüber einfach nur vor, und sagst ihm oder ihr, was immer du ihm oder ihr sagen willst, dabei sprichst du aber mit einem bild, das du dir gemacht hast, nicht mit einem menschen aus fleisch und gefühl. deshalb sind briefe (ich meine nicht institutionelle) so geeignet, um sich in erster linie über sich selbst ins klare zu kommen. umsonst ist's ja auch nicht so karthatisch, einen brief allein zu schreiben, ohne ihn jemals abzuschicken.
meine mitbewohnerin, die sehr an den kommunikationsproblemen zwischen ihr und ihrer mutter leidet, hat dieser letztens (zu der zeit im selben haus wie die mutter weilend) einen 8-seitigen brief geschrieben, weil sie meinte, ihr so und endlich sagen zu können, was ihr am herzen liege und warum. der skandal: die mutter hat den brief, ohne eine andeutung, nicht wieder erwähnt.
Das ist aber klar... Wir leben in einer dualen Welt und ich bin der Meinung, das Wahrnehmung schon Kommunikation ist.
der meinung bin ich auch. du sagst:
kommunikation, nicht sprache.
Und Sprache ist gezielte Kommunikation. Ohne Trennung wäre nichts davon existent, weil nicht nötig.
...sag ich doch.
Du bist schuld!
weiß ich doch *zähneknirsch
Warte mal ab wie pessimistisch Du erst sein wirst, wenn Du checkst das Du die ganze Zeit Selbstgespräche führst.
ich sag dir: wenn DAS passiert, dann gibts freudensprünge!
auch viele grüße,
T
ps. f*ck, das war jetzt viel, ich will mich in zukunft kürzer fassen..