Ja - das interessiert mich.
(Nach meinem Eindruck hat Bleep weder mit Spiritualität noch mit Wissenschaft besonders viel zu tun - sondern viel mehr mit Geld und Macht).
Ja, den Eindruck hatte ich auch. Mit Wissenschaft hatte der Film bzw. das Buch nur zu tun, dass Wissenschaftler befragt wurden, und deren Aussagen dann für die eigenen Zwecke überinterpretiert wurden. Und spirituel wirkte es auf mich auch nicht.
Im Buch wurde viel über die Quantenmechanik erzählt. Die Sätze, die man da erhält, wurden dann in den Makrokosmos unserer Erlebniswelt übertragen. Das ist durchaus möglich; die Quantenmechanik ist auch in unseren Größenordnungen gültig... aber man muss es dann auch richtig machen, und das haben die Autoren nicht getan.
Eine Deutung der Quantenmechanik ist die sog. Kopenhagener Deutung. In ihr ist es das Bewusstsein des beobachters, welches die Wellenfunktion des beobachteten quantenmechanischen Systems zum "kollabieren" bringt. Mit der Wellenfunktion kann die Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, dass man das beobachtete System bei der Messung in einem der möglichen Zustände vorfindet.
Soweit (bis auf die Mathematik) wird es auch im Buch erklärt. Aber dann kommt der heimliche Kunstgriff: Aus dieser Deutung wird dann "Bewusstsein erschafft Realität" gemacht. Schlimmer noch: Es wird behauptet, man könne die Realität durch das Bewusstsein steuern (und man könne das klar an der QM sehen). Und das ist jetzt schlicht falsch.
Denn, auch, wenn es das Bewusstsein sein sollte, was die Wellenfunktion zum Kollabieren bringt, so ist das Endergebnis nach der QM schlicht und ergreifend zufällig und vollkommen unabhängig vom Zustand bzw. vom Glauben des beobachtenden Bewusstseins. Wenn das Bewusstsein eine Rolle spielen würde, müsste es die Wahrscheinlichkeiten der Ergebniszustande verschieben können... das kann es aber nicht; zumindest nicht nach dem Formalismus der QM, den man nötigenfalls erweitern müsste.
Desweiteren kommt in der QM eine Naturkonstante vor: das Plancksche Wirkunsquantum. Das ist eine irrsinnig kleine Zahl im Vergleich zu Wirkungen (als physikalische Größe), die wir im Alltag erleben. Je näher wir uns dem Makrokosmos nähern, desto mehr werden Wahrscheinlichkeiten zu Sicherheiten. So mag zwar ein Elektron eine Potentialbarriere von wenigen Nanometern Breite mit hoher Wahrscheinlichkeit durchtunneln, wenn wir aber ein Ball gegen die Wand werfen, wird er mit so hoher Wahrscheinlichkeit zurückprallen, dass ich es wage von Sicherheit zu reden. Man kann die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, dass er durchfliegt- wenn man Lust hat - das Ergebnis wäre extremst gering.
Und so kommen dann Sätz zustande wie: "Der Mond ist nicht da, wenn niemand hinschaut."
Und auch das ist sogar nicht nur QM fälschlich in den Makrokosmos übertragen, sondern auch im Sinne der QM falsch. Ich schrieb ja, dass in der QM die Wahrscheinlichkeiten
aller möglichen Zustände ausgerechnet werden. Dummerweise gibt es auch in der QM unmögliche Zustände. Und der Zustand "Mond ist nicht da" ist so ein unmöglicher Zustand. Wenn also niemand hinschaut, wird der Mond weiter seine Bahnen ziehen, und (der Kopenhagener Deutung folgend) seine Wellenfunktion wird Nanometer für Nanometer (bzw. noch weniger) an seiner Unschärfe weiter zunehmen (was in Anbetracht der Größe des Mondes ein Witz; im Vergleich zur Größe eines Eletrons eine durchaus signifikante Abweichung ist), bis dann wieder einer hinschaut.
Im Buch wird dann begründet, dass die Welt so ist, weil wir uns so auf sie verlassen und unser Bewusstsein sie formt. Begründet wird das z.B. mit dem Beispiel, dass der Fußboden ja auch da ist, weil wir uns auf ihn verlassen. Nun gut: Für den Fußboden gilt das gleiche wie für den Mond und den Ball.
Auf diese Weise wird die QM auf nicht zulässige Weise in der Erlebniswelt angewendet und damit diverse Sachen fälschlich begründet.
Das macht übrigens nicht nur bleep so; diese Begründungen findet man in allen möglichen Werken, und sie sind überall falsch. Darum bin ich immer schnell sehr misstrausch und hellhörig, wenn ich für irgendetwas die Begründung "Quantenmechanik" höre.
Eine kurze Anmerkung zur Kopenhagener Deutung: Sie hat zwar die renormiertesten Begründer, aber sie ist durchaus in der Fachwelt auch umstritten. So ist unbefriedigend beschrieben, welche Rolle denn nun das Bewusstsein zum Kollabieren der Wellenfunktion besitzt. Muss es ein Bewusster Beobachter sein, oder reicht schlicht eine einfache Wechselwirkung... die Meinungen gehen da auseinander. Und es gibt durchaus noch viele andere Deutungen. Ich für mein Teil bin Anhänger der Enselble-Deutung: Sie ist keine Deutung in dem Sinne, sonder sagt sinngemäß: Wir wissen, was wir damit ausrechnen können... mehr nicht. Das hat zwar ein wenig was von "Halt's Maul und rechne!" aber nach den richtigen Deutungen kann man ja dennoch weiter suchen.
Viele Grüße
Joey