Energeia
Sehr aktives Mitglied
Hallo,
ich möchte hier das Thema ansprechen, in welcher Weise spirituelle Praxis auf eine umfassende Integration zielt. (Ich habe den Beitrag gekürzt - in meinem Blog finden sich noch einige philosophische Anmerkungen, die hier nicht nötig sind. Dieser Beitrag lehnt sich an den integralen Ansatz Wilbers an.
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Die Dualismen Persona/Schatten, Psyche/Körper, Leib/Umwelt können als Hauptdualismen aufgefasst werden, welche die relative Wirklichkeit als duale Welt formieren. Die Dualismen sind nicht als Stufen zu verstehen, auch wenn sich dennoch eine gewisse Genese erkennen lassen. Gerade die Integration der ersten beiden Dualismen kann z.B. in hinduistischen, aber auch in vielen buddhistischen Systemen oder mittlerweile auch in der Psychotherapie - relativ parallel verlaufen; auch ist es möglich, aufgrund individueller Fähigkeiten/Gaben/Erfahrungen z.B. Telepathie, Nahtoderlebnisse, Archetypen recht unterschiedliche Erfahrungen mit den verschiedenen Dualismen zu erfahren. (Siehe 3. Dualismus)
All diese Ausführungen sind lediglich als "Landkarte" zu verstehen, den spirituellen Weg in praktischer Hinsicht zu orientieren.
1. Persona-Schatten
In der Kindheit verdrängt ein Mensch je nach Sozialisationsbedingungen und Eigenkonstitution aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen bestimmte Aspekte seiner Persönlichkeit (oder spaltet sie gar ab), die sodann auf die Umwelt projiziert werden, um sie dort als etwas Äußerliches wahrzunehmen; auf diese Weise formiert sich der Schatten und das Ego. Hierdurch formt sich zugleich ein Selbstbild des Menschen, das nur noch die Züge enthält, welche das Ego als seine eigenen anerkennt und wünscht: die Persona.
Eine mögliche Projektionsform ist beispielsweise die Projektion von eigenen Eigenschaften, die wir als gut bewerten, die wir jedoch nicht selbst leben, sondern auf andere projizieren und dort verehren und bewundern, so dass wir uns nur über diesen zerbrechlichen Umweg über den Anderen ganz und wertvoll fühlen.
Paradigmatisch ist hier die ödipale Situation: das Kind wendet sich ab ca. dem 2-3 Lebensjahr mehr oder weniger enttäuscht von der Mutter ab und dem Vater zu, welchen es nun bewundert und begehrt. Je mehr Liebe und Geborgenheit es von der Mutter zuvor erfahren hat und je mehr Anerkennung/Liebe es nun von dem Vater erfährt, desto weniger wird es dazu veranlasst, Rollen zu spielen und Persönlichkeitsanteile zu unterdrücken. Andernfalls entwickelt sich ein fragiles Selbstwertgefühl und zugleich Abhängigkeit von positiver Spiegelung, bis diese Schatten integriert werden.
Diese Persona-Schatten-Perspektive berücksichtigt lediglich einen menschlichen Aspekt: das Psychische. Buddhismus und Hinduismus - und andere spirituelle Richtungen - beschreiben darüber hinaus spirituelle Praktiken, die sich nicht nur auf diesen ersten Dualismus beziehen.
2. Psyche-Körper
Indem wir uns mit diesem zweiten Dualismus identifizieren, unterdrücken wir entweder unseren animalischen Organismus sowie die entsprechenden Bedürfnisse und leben wir vor allem in einer Phantasie- oder einer intellektuellen Welt, in der wir den Körper eher als Konstrukt oder Schmuckkasten verbuchen, oder wir versuchen vor allem, die Bedürfnisse und Wünsche unseres Organismus zu realisieren und instrumentalisieren für diese Zwecke den Verstand oder, drittens, wir leben in einem Wechsel zwischen diesen Haltungen.
Letztlich leben wir auf diese Weise mit einem eher verarmten Körperbewusstsein, so dass wir starke Reize benötigen, um uns zu spüren, oder wir unterdrücken unsere Bedürfnisse gänzlich, indem wir uns mit Ersatzbedürfnissen ablenken. Wir verstehen, fühlen und leben auf diese Weise nicht als gelassene, natürliche, gleichmütige psychosomatische Ganzheit, sondern eher als eine Art neurotisches Zwitter-Wesen, das Spannungen unterdrückt und immer wieder mehr oder weniger abrupt entlädt.
Indem wir Meditation oder Leibpraktiken wie Yoga, Tai-Chi, aber beispielsweise auch bestimmte Tanzformen praktizieren, erweitern wir unser Bewusstsein für unseren unmittelbaren, spontanen Leib mit seinen natürlichen Bedürfnissen. Wir lösen hierbei die Identifikationen mit unserem Verstand und unserem Körper (z.B. als Schmuck-Objekt) auf und (er)leben unmittelbar als Leib. So wird es möglich, unseren Leiborganismus als Fluss von feinsten Vibrationen wahrzunehmen, die unser Denken, Fühlen und Handeln begleiten. Wir erleben dann Angst, Wut nicht im Kopf oder ganz abgespalten, sondern fühlen unmittelbar und spontan den energetischen Fluss des Leibes, die wir ebenso unmittelbar regulieren können, stets unseren Bauch, unser Herz, unsere Chakren wahrnehmend. So wird erfahrbar, dass Glaubensmuster(Beliefs) nicht nur dem Verstand zugehören, sondern gerade die intensivsten Glaubensmuster, die uns in Krisen unmittelbar als wahr erscheinen, in unserem Leib mit Emotionen, Bedürfnissen, Handlungsimpulsen, Erinnerungen verankert sind.
In meditativen Bangha-Erfahrungen, in welchen sich das Ich auflöst, wird Anatta nun nicht nur erkannt - (1. Dualismus) -, sondern tatsächlich am eigenen Leib auf der Ebene der Erfahrungen (bhavana-maya-panna) erfahren.
3. Organismus-Umwelt (Trans-Personalität)
Indem wir den Dualismus von Persona und Schatten sowie den Dualismus von Psyche und Körper integrieren, überschreiten wir noch nicht die Grenze/Differenz unseres Leibes. Wenn man hier stehen bleibt und diesen dritten Dualismus nicht als solchen erkennt, kommt man oft zu Weltbildern, die von einem Subjekt auf den Kosmos/das Ganze schließen: das Subjekt sei zugleich der Kosmos, sei absolutes Subjekt. Diese Konstruktion ähnelt der Philosophie Fichtes: ein absolutes Ich setzt ein Ich und diesem ein Nicht-Ich entgegen am Subjekt wird hier festgehalten.
Menschen, welche beispielsweise über telepathische Fähigkeiten verfügen, Reiki praktizieren, Archetypen mystisch erfahren oder Nahtoderfahrungen erlebten, ist intuitiv evident, dass die Grenze des Organismus ebenso eine duale Konstruktion darstellt wie die Grenze von Persona/Schatten, Psyche/Körper. Raum wie Zeit sind relativ wie die duale Wirklichkeit selbst, fungieren lediglich als transzendentale Bedingung des Bewusstseins für die Erfahrung dieser dualen Welt.
Durch intensive Meditation, Achtsamkeitspraxis oder individuelle Veranlagungen können wir zunächst Eins-Erfahrungen mit der Natur erfahren, in welchen wir ebenfalls die allmähliche Auflösung des dritten Dualismus intuitiv wahrnehmen das gilt auch für die Herzensliebe. Aber auch beispielsweise beim Kartenlegen, in der Astrologie, mit Archetypen usw. beziehen wir uns auf transpersonale, kosmische Sphären.
So lange, wie dieser dritte Dualismus besteht, so lange wird Welt anhand der Differenz von Beobachter und Beobachtetem konstituiert: der Beobachter erfährt sich stets als mehr oder weniger getrennt von der Welt, die als Wirklichkeit immer noch gegenständlich/räumlich, zeitlich und ereignishaft-beobachterbezogen erscheint.
GEIST/Brahman/Leerheit/Absolutes
GEIST/Brahman/Leerheit/Absolutes nonduale, absolute Wirklichkeit.
Nicht verborgen, nicht außergewöhnlich, nicht besonders. WEDER-NOCH.
So sagen diese Zeilen in ihrem Sinn NICHTS, Leere.
Wenn die spirituelle Praxis die drei Dualismen mehr und mehr integriert, dann ist Weder-Noch, absolute Wirklichkeit in jeglicher dualen Wirklichkeit des Alltags - sowohl-als-auch: das Göttliche ist überall und jederzeit, in jedem Menschen, jedem Ort, Wesen und Ding.
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Von welchen Erfahrungen oder Gedanken möchtet ihr hierzu berichten?
Liebe Grüße,
Energeia
ich möchte hier das Thema ansprechen, in welcher Weise spirituelle Praxis auf eine umfassende Integration zielt. (Ich habe den Beitrag gekürzt - in meinem Blog finden sich noch einige philosophische Anmerkungen, die hier nicht nötig sind. Dieser Beitrag lehnt sich an den integralen Ansatz Wilbers an.
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Die Dualismen Persona/Schatten, Psyche/Körper, Leib/Umwelt können als Hauptdualismen aufgefasst werden, welche die relative Wirklichkeit als duale Welt formieren. Die Dualismen sind nicht als Stufen zu verstehen, auch wenn sich dennoch eine gewisse Genese erkennen lassen. Gerade die Integration der ersten beiden Dualismen kann z.B. in hinduistischen, aber auch in vielen buddhistischen Systemen oder mittlerweile auch in der Psychotherapie - relativ parallel verlaufen; auch ist es möglich, aufgrund individueller Fähigkeiten/Gaben/Erfahrungen z.B. Telepathie, Nahtoderlebnisse, Archetypen recht unterschiedliche Erfahrungen mit den verschiedenen Dualismen zu erfahren. (Siehe 3. Dualismus)
All diese Ausführungen sind lediglich als "Landkarte" zu verstehen, den spirituellen Weg in praktischer Hinsicht zu orientieren.
1. Persona-Schatten
In der Kindheit verdrängt ein Mensch je nach Sozialisationsbedingungen und Eigenkonstitution aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen bestimmte Aspekte seiner Persönlichkeit (oder spaltet sie gar ab), die sodann auf die Umwelt projiziert werden, um sie dort als etwas Äußerliches wahrzunehmen; auf diese Weise formiert sich der Schatten und das Ego. Hierdurch formt sich zugleich ein Selbstbild des Menschen, das nur noch die Züge enthält, welche das Ego als seine eigenen anerkennt und wünscht: die Persona.
Eine mögliche Projektionsform ist beispielsweise die Projektion von eigenen Eigenschaften, die wir als gut bewerten, die wir jedoch nicht selbst leben, sondern auf andere projizieren und dort verehren und bewundern, so dass wir uns nur über diesen zerbrechlichen Umweg über den Anderen ganz und wertvoll fühlen.
Paradigmatisch ist hier die ödipale Situation: das Kind wendet sich ab ca. dem 2-3 Lebensjahr mehr oder weniger enttäuscht von der Mutter ab und dem Vater zu, welchen es nun bewundert und begehrt. Je mehr Liebe und Geborgenheit es von der Mutter zuvor erfahren hat und je mehr Anerkennung/Liebe es nun von dem Vater erfährt, desto weniger wird es dazu veranlasst, Rollen zu spielen und Persönlichkeitsanteile zu unterdrücken. Andernfalls entwickelt sich ein fragiles Selbstwertgefühl und zugleich Abhängigkeit von positiver Spiegelung, bis diese Schatten integriert werden.
Diese Persona-Schatten-Perspektive berücksichtigt lediglich einen menschlichen Aspekt: das Psychische. Buddhismus und Hinduismus - und andere spirituelle Richtungen - beschreiben darüber hinaus spirituelle Praktiken, die sich nicht nur auf diesen ersten Dualismus beziehen.
2. Psyche-Körper
Indem wir uns mit diesem zweiten Dualismus identifizieren, unterdrücken wir entweder unseren animalischen Organismus sowie die entsprechenden Bedürfnisse und leben wir vor allem in einer Phantasie- oder einer intellektuellen Welt, in der wir den Körper eher als Konstrukt oder Schmuckkasten verbuchen, oder wir versuchen vor allem, die Bedürfnisse und Wünsche unseres Organismus zu realisieren und instrumentalisieren für diese Zwecke den Verstand oder, drittens, wir leben in einem Wechsel zwischen diesen Haltungen.
Letztlich leben wir auf diese Weise mit einem eher verarmten Körperbewusstsein, so dass wir starke Reize benötigen, um uns zu spüren, oder wir unterdrücken unsere Bedürfnisse gänzlich, indem wir uns mit Ersatzbedürfnissen ablenken. Wir verstehen, fühlen und leben auf diese Weise nicht als gelassene, natürliche, gleichmütige psychosomatische Ganzheit, sondern eher als eine Art neurotisches Zwitter-Wesen, das Spannungen unterdrückt und immer wieder mehr oder weniger abrupt entlädt.
Indem wir Meditation oder Leibpraktiken wie Yoga, Tai-Chi, aber beispielsweise auch bestimmte Tanzformen praktizieren, erweitern wir unser Bewusstsein für unseren unmittelbaren, spontanen Leib mit seinen natürlichen Bedürfnissen. Wir lösen hierbei die Identifikationen mit unserem Verstand und unserem Körper (z.B. als Schmuck-Objekt) auf und (er)leben unmittelbar als Leib. So wird es möglich, unseren Leiborganismus als Fluss von feinsten Vibrationen wahrzunehmen, die unser Denken, Fühlen und Handeln begleiten. Wir erleben dann Angst, Wut nicht im Kopf oder ganz abgespalten, sondern fühlen unmittelbar und spontan den energetischen Fluss des Leibes, die wir ebenso unmittelbar regulieren können, stets unseren Bauch, unser Herz, unsere Chakren wahrnehmend. So wird erfahrbar, dass Glaubensmuster(Beliefs) nicht nur dem Verstand zugehören, sondern gerade die intensivsten Glaubensmuster, die uns in Krisen unmittelbar als wahr erscheinen, in unserem Leib mit Emotionen, Bedürfnissen, Handlungsimpulsen, Erinnerungen verankert sind.
In meditativen Bangha-Erfahrungen, in welchen sich das Ich auflöst, wird Anatta nun nicht nur erkannt - (1. Dualismus) -, sondern tatsächlich am eigenen Leib auf der Ebene der Erfahrungen (bhavana-maya-panna) erfahren.
3. Organismus-Umwelt (Trans-Personalität)
Indem wir den Dualismus von Persona und Schatten sowie den Dualismus von Psyche und Körper integrieren, überschreiten wir noch nicht die Grenze/Differenz unseres Leibes. Wenn man hier stehen bleibt und diesen dritten Dualismus nicht als solchen erkennt, kommt man oft zu Weltbildern, die von einem Subjekt auf den Kosmos/das Ganze schließen: das Subjekt sei zugleich der Kosmos, sei absolutes Subjekt. Diese Konstruktion ähnelt der Philosophie Fichtes: ein absolutes Ich setzt ein Ich und diesem ein Nicht-Ich entgegen am Subjekt wird hier festgehalten.
Menschen, welche beispielsweise über telepathische Fähigkeiten verfügen, Reiki praktizieren, Archetypen mystisch erfahren oder Nahtoderfahrungen erlebten, ist intuitiv evident, dass die Grenze des Organismus ebenso eine duale Konstruktion darstellt wie die Grenze von Persona/Schatten, Psyche/Körper. Raum wie Zeit sind relativ wie die duale Wirklichkeit selbst, fungieren lediglich als transzendentale Bedingung des Bewusstseins für die Erfahrung dieser dualen Welt.
Durch intensive Meditation, Achtsamkeitspraxis oder individuelle Veranlagungen können wir zunächst Eins-Erfahrungen mit der Natur erfahren, in welchen wir ebenfalls die allmähliche Auflösung des dritten Dualismus intuitiv wahrnehmen das gilt auch für die Herzensliebe. Aber auch beispielsweise beim Kartenlegen, in der Astrologie, mit Archetypen usw. beziehen wir uns auf transpersonale, kosmische Sphären.
So lange, wie dieser dritte Dualismus besteht, so lange wird Welt anhand der Differenz von Beobachter und Beobachtetem konstituiert: der Beobachter erfährt sich stets als mehr oder weniger getrennt von der Welt, die als Wirklichkeit immer noch gegenständlich/räumlich, zeitlich und ereignishaft-beobachterbezogen erscheint.
GEIST/Brahman/Leerheit/Absolutes
GEIST/Brahman/Leerheit/Absolutes nonduale, absolute Wirklichkeit.
Nicht verborgen, nicht außergewöhnlich, nicht besonders. WEDER-NOCH.
So sagen diese Zeilen in ihrem Sinn NICHTS, Leere.
Wenn die spirituelle Praxis die drei Dualismen mehr und mehr integriert, dann ist Weder-Noch, absolute Wirklichkeit in jeglicher dualen Wirklichkeit des Alltags - sowohl-als-auch: das Göttliche ist überall und jederzeit, in jedem Menschen, jedem Ort, Wesen und Ding.
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Von welchen Erfahrungen oder Gedanken möchtet ihr hierzu berichten?
Liebe Grüße,
Energeia