Und was wollt ihr damit sagen, Ruhepol und Pyare?
Und hast du, Ruhepol , gelesen, daß die Kirche das sehr wohl untersucht und auch die Priester aus ihrem Amt entläßt?
Was du da verallgemeinernd bringst, Pyare, ist ein netter Versuch, mehr nicht.
Es ist doch so.
Seit geraumer Zeit beschäftigen wir uns mit dem Thema
Anklage.
Seit geraumer Zeit zeigen wir mit dem Finger auf
andere.
Was macht das für einen Sinn?
Wir essen Fleisch und mißbrauchen Tiere jeden Tag! Wir lassen sie abschlachten unter den unwürdigsten Verhältnissen leben und gehen jeden Tag in den Supermarkt, um das zu unterstützen.
Wir mißbrauchen andere emotional - was ich auch nicht besser finde. Und das täglich - mehr oder weniger bewußt.
Wir gehen fremd, um unseren Partner zu verletzen.
Wir gehen vögeln, um unser Selbstwertgefühl aufzupolieren.
Wir schauen uns im Fernsehen oder per Video irgendwelche Pornos an, und vergessen dabei das ganze Drumherum, weil wir an unsere eigene Lust denken.
Wir schlafen mit unserem Ehepartner, weil wir einen Streit schlichten wollen, indem wir ihn unter den Teppich kehren.
Wir benutzen Sex als Waffe, um unseren PartnerIn zu erpressen.
Es gibt soviel in dieser Welt anzuklagen, wir kämen gar nicht mehr aus der Anklagehaltung heraus.
Die Frage ist: was ist es, das uns hier bei der Stange hält?
Doch nicht die *Anderen*!
Es ist doch die eigene Berührung mit dem Thema Mißbrauch ganz im Allgemeinen. Jeder Mensch kennt Mißbrauch. Wir wurden alle mehr oder weniger mißbraucht von unseren Eltern, als wir noch nicht in der Lage waren, es zu durchschauen. Weil wir völlig unkritisch und frei an die Liebe unserer Eltern glaubten. Da haben sie uns mißbraucht für ihre eigenen Zwecke, und haben es nicht mal gemerkt. Sie meinten es doch nur gut.
Können wir sicher sein, daß nicht auch wir unsere Kinder hier und da mißbrauchen, und sei es nur, daß wir ihnen einen Wunsch in den Mund legen, den sie gar nicht haben? Weil WIR ihn haben?
Wie schnell ist das passiert?
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit ist das, was hier alles zum Hochkochen bringt. Dieses Gefühl, vielleicht selbst einmal in solch eine Falle zu tappen. Das ist doch, was uns hier so betroffen macht, oder?
Diese Angst, einen Menschen falsch einzuschätzen, um dann mit einer grausigen Realität konfrontiert zu werden.
Wie oft ist uns das schon passiert? Mit mehr oder weniger grausigen Realitäten? Da haben wir uns in Freunden getäuscht, im Partner getäuscht, sind verletzt und gedemütigt worden, obwohl wir *ver*traut haben.
Im Grund ist die ganze Betoffenheit die, das man eventuell an die Göttlichkeit eines Menschen glaubt, ihn liebt und dann eine bittere Enttäuschung hinnehmen müßte. Oder Fan ist von einem Sänger, der einem in der eigenen Phantasie alles gibt, um sich dann als etwas zu entpuppen, was wir aber in unserer Vorstellung nicht mehr weiterträumen können. Ein Luftschloß kracht ein.
Tatsache ist, daß es weitere Morde und weiteren Mißbrauch geben wird, egal, ob die Täter hinter Gitter kommen oder nicht.
Hat man Hannibal im Knast, kommt Buffolo Bill. Hat man den im Knast, kommt ein anderer.
Ich glaube nicht, daß man Mißbrauch, in welcher Form auch immer, aus der Welt schaffen kann. Man kann ihn nur aus seiner eigenen Welt schaffen. Und das geht, wenn man sehr achtsam und bewußt sich selbst beobachtet, mit einer gnadenlosen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber in den Tag geht, seine eigenen *Fehler* zur Kenntnis nimmt und schaut, ob man was ändern kann. Je mehr Fehler man bei sich selbst wahrnimmt, umso mitfühlender wird man gegenüber den Verfehlungen anderer.
Wir SIND all dies. Wir ALLE. Es sind nur Spiegel, die uns auf uns selbst zurückwerfen. Und wenn das zurückgeworfene Bild an uns abprallt, bleiben wir in der Anklage stecken.
Das ist meine Meinung - und das ist der Grund für mein Posting.
LG
Pyare
Was nutzt es, sich aufzuregen über die Mißstände dieser Welt, während wir gleichzeitig die eigenen völlig aus den Augen verlieren?
Bei UNS fängt die Veränderung der Welt an.